Dienstag, 24. September 2013

Grüezi mitenand zum 24-Stundenlauf in der Schweiz

Nun ist es also soweit. Das Wochenende des 24-Stundenlaufs in Brugg ist da. Seit einem Jahr denke ich immer wieder an das Datum 21.9.2013, da mein Startplatz aufgrund des Nichtantritts infolge einer Achillessehnenansatzentzündung von 2012 auf 2013 transferiert wurde.

Wie aus den Vorberichten im Blog (http://martin24h.blogspot.com) bekannt verlief dieses Jahr wechselhaft. Zunächst die neue Marathon-PB in Mailand, dann wieder Verletzungsschwierigkeiten in der eigentlichen Ultralaufvorbereitung und der verpatzte, "lockere" Trainingslauf (zumindest war er als solcher geplant gewesen ...) bei den 24-Stunden von Irdning (http://martin24h.blogspot.com/2013/07/das-war-der-24-stundenlauf-in-irdning.html). Danach ein kurzer Urlaub und dann der endgültige, hoffentlich problemlose Formaufbau für Brugg über 9 1/2 Wochen. Details dazu gab's im Blog nicht, es gab keine wirklichen Höhepunkte zu berichten und die ewigen Statistiken erschienen mir schon zu öde für den geneigten Leser. Jedenfalls war das Training dosierter als vor Irdning. In den Belastungswochen etwa 12-16 Wochenstunden Training. Davon verbrachte ich 75-80% der Zeit mit Laufen, den Rest am Rad/Ergo. Persönlich zuversichtlich stimmten mich die letzten beiden langen Läufe drei bzw. zwei Wochen vor Brugg mit 56km in 5:06min/km und 48km in 4:53min/km. Beides absolvierte ich als Mentaltraining auf der bekanntlich (wenn man so wie ich nach den Holzlatten läuft) 4 Kilometer langen, schnurgeraden Prater-Hauptallee. Rauf, runter, rauf, runter, rauf, runter, usw.

Neben dem Training sind aber natürlich auch der Faktor Infrastruktur vor Ort wichtig sowie für mich auch ganz, ganz entscheidend die Betreuung während des Laufs. In der Ergebnisliste aus dem Vorjahr entdeckte ich den Namen "Heike Bergmann". Heike war mir über Kommentare via Facebook bei einem Ultralauffreund bekannt, daher wandte ich mich vertrauensvoll an sie, um Details zu Brugg zu erfahren. Beleuchtung, Labestation, Streckenbeschaffenheit waren nur einige Punkte meines ausführlichen Fragenkatalogs. Ebenso so ausführlich wie meine Fragen war auch das Feedback von Heike. Ich hatte also schon eine sehr gute Vorstellung, was mich in Brugg erwarten würde! Vielen Dank für Deine Hilfe Heike!

Infrastruktur war damit abgehakt, nachdem es vor Ort wahrscheinlich keine Stromversorgung geben würde, schaffte ich noch zwei starke Batteriecampinglampen an, die sich auch bewährten. Ich kann also eine Empfehlung für liteXpress Camp 203 RC (http://www.litexpress.com/de/laternen/camp/camp-203-rc/) an dieser Stelle aussprechen. Nebenbei ist so eine Laterne selbst dann sinnvoll, wenn es Strom und Beleuchtung vor Ort gibt. Das merkte ich in Irdning, wo ich genau in einem Lichtschatten stand und in der Nacht bei meinem Tisch fast nichts erkennen konnte.

Blieb noch die Betreuung. Ein Verhältnis Betreuer zu Läufer von 1:1 ist zwar gut, aber 2:1 ist wesentlich besser, weil dann einer der beiden Betreuer zwischendurch auch schlafen kann ohne dass der Läufer auf sich allein gestellt ist. Und ab und an sind vier Betreuerhände gleichzeitig auch besser als zwei. So versuchte ich das Erfolgs-Team meiner bisherigen Bestleistung aus Irdning 2011, also Carola und Winfried, zu reaktivieren. Und zu meiner großen Freude sagte Winfried zu, mich gemeinsam mit Carola (sie hatte ja nicht wirklich die Wahl, ob sie möchte oder nicht ;-)) zu betreuen.

Jetzt wurde es also langsam wirklich ernst.

Mittwoch vor dem Lauf hatte ich bereits Urlaub genommen, um meine Essensvorräte zu komplettieren. Energie für einen 6-Tage-Lauf verpackte ich in diverse Kartons, weil der werte Herr Ultraläufer will sich ja nicht im vorhinein festlegen, wonach ihm wann in welcher Menge der Geschmack ist. Kleiner Vorgriff: bis Jahresende könnte ich mich wohl von der nach dem Lauf verbliebenen Restmenge an Schokoladen, Reis, Obstriegel, Soletti und Schnitten ernähren :-D, denn die Labe vor Ort war ausgezeichnet und deckte einen Großteil der Verpflegung ab.

Neben dem Essen wurde unser Wohnmobil noch mit Laufgewand & Co vollgerammelt. Donnerstag früh startete ich dann los Richtung Schweiz - alleine. Carola flog erst am Freitag nach Zürich und dann ging's weiter mit der Bahn nach Brugg. Brugg liegt übrigens etwa zu Zürich wie Tulln zu Wien, also eine komfortable Verbindung. Außerdem wäre im Wohnmobil ohnehin kein Platz für eine Mitfahrerin gewesen. Um sich einigermaßen im Wohnmobil bewegen zu können (bzw. zu schlafen), waren einige Verschiebespielchen mit dem Equipment von Nöten.

Lustenau/Zwerglidorf
Bis Donnerstag abends schaffte ich es nach Lustenau, wo ein kleiner Lockerungs-Trab am Programm stand und dann rasch ins Bett, weil es wurde ohnehin bald kühl, sodass der warme Schlafsack sehr einladend war. Und die dann folgenden über 9 Stunden Schlaf taten mir auch gut - einerseits war ich müde von der Fahrt, andererseits stand mir Schlafentzug Samstag/Sonntag bevor.

Freitag früh dann weiter nach Brugg, ab 12h sollte das Gelände geöffnet und die Zeltplätze beziehbar sein. Um 11h kam ich an, noch tat sich nicht wirklich etwas. Nur ein deutsches Läuferehepaar hatte schon das Auto auf einem Zeltplatz geparkt. Das Laufgelände selbst befindet sich auf einer kleinen Insel, umflossen von den Flüssen Strängli und Aare. Impressionen der Strecke finden sich hier: http://www.24stundenlauf.ch/de/laufinfo/laufstrecke.html. Auf der Insel hat auch das Schweizer Militär einige Einrichtungen und Soldaten nutzen die Insel zum Konditionstraining, wo neben den üblichen Militärspielereien (z.B. Hindernisbahn mit Stacheldraht) auch einige Trailelemente in den Waldteilen der Insel angelegt sind. Ebenso scheint die Insel Erholungsgebiet für die Einwohner von Brugg zu sein. Viel los war auf der Insel aber das ganze Wochenende nicht.

Streckenpräparierung
Die ohnehin - weil flach und ohne Ecken - schon schnelle Strecke wurde übrigens freitags nochmals extra gereinigt, um die letzten Reserven herauszukitzeln.

Während ich noch überlegte, auf welcher Position bei den Zeltplätzen ich unser Lager aufschlagen würde, kam auch schon Gerhard "Eggi" Eggenreich mit seiner dreiköpfigen Betreuer-Crew an. Gerhard zählt zu den besten Ultraläufern Österreichs (24h-PB 232,38km) und ich freute mich sehr, als ich seinen Namen auf der Startliste entdeckte, weil ein bekanntes Gesicht während des Laufs auf der Strecke tut schon auch gut. So bezogen wir dann unsere Plätze: Eggi standesgemäß auf Position 1, ich mit kleinem Respektabstand auf Position 3 - naja, näher ging nicht, weil unsere deutschen Freunde auf Position 2 standen ;-). Jedenfalls war mein Platz gerade einmal 50 Meter von der offiziellen Labestation entfernt, das sollte also auch ideal für die Betreuung sein.

Jetzt noch rasch das Zelt aufbauen, damit ich mich im Wohnmobil endlich etwas besser bewegen konnte und dann wieder Beine lockern und ein bisschen Laufen. Lust auf Ausflug hatte ich keine, daher trabte ich einfach gleich die ersten Runden auf der Laufstrecke - sehr zum Gaudium von Eggi und seinem Anhang, die meinten, ich wäre zu früh dran :-D. Die Strecke gefiel mir, etwas windanfällig schien sie aber. Allerdings war der Wind am Freitag auch eher kräftig. Und so schlimm würde es nicht werden, da die Strecke insgesamt nur 934.8 Meter lang war, sodass man maximal 350 Meter am Stück gegen den Wind laufen musste, wenn es ganz schlimm kommen sollte. Der Asphalt sehr gut, keine Löcher drinnen, also falls die Beleuchtung schlecht sein sollte, keine Verletzungsgefahr in der Nacht. Und durch die Wiese im Innenraum der Strecke war auch die gesamte Strecke jederzeit einsehbar. Gut zur Orientierung und man würde sich beim Lauf sicherlich nicht einsam fühlen, da das Läuferfeld stets im Blick war. Ich fühlte mich auf Anhieb wohl hier.

Nach meinem kurzen Lauf dann noch Dehnen, Veranstaltung meiner eigenen Tortelloni-Nudel-Party, Duschen, Startvorrat an UltraSports-Buffer-Getränk anmischen und dann war es eh schon später Nachmittag und Zeit, Carola vom Bahnhof abzuholen. So hatte ich die Gelegenheit doch ein bisschen was von Brugg zu sehen. Gut, viel war es nicht, weil der Fußweg zum Bahnhof am direkten Weg gerade einmal ein läppischer Kilometer war. Also wirklich alles klein fein beisammen. Wie nicht anders zu erwarten in der Schweiz fuhr auch die S-Bahn mit Carola auf die Sekunde pünktlich ein und so waren wir bald wieder zurück am Laufgelände.

Ich zeigte Carola, wo im Wohnmobil ich überall Essen versteckt hatte. Immer wieder erstaunlich wieviel Stauraum wir auf unseren 9m^2 Wohnraum haben.

Carola drehte dann auch spazierend eine Runde auf der Laufstrecke, wobei sie allerdings im hinteren Eck der Strecke mehrmals nachfragte (die Verständigung war nicht ganz einfach, sowohl Österreicher als auch Schweizer sprechen ja eine sehr seltsame Abart von Deutsch ;-) ), ob sie ohnehin queren könne, da gerade eine Gruppe dem Hornussen frönte. Wer sich jetzt fragt was Hornussen ist ... http://de.wikipedia.org/wiki/Hornussen_%28Sport%29

Um 21h30 ging es dann aber auch schon für uns beide ab ins Bett, wo wir erst wieder am Samstag um knapp viertel nach acht wieder rauskrochen. Fast 11 Stunden Schlaf, ich sollte also wohl wirklich ausgeruht sein. Jetzt frühstücken und dann unser Basislager fertig ausstatten.

Basislager (mit Athlet und Betreuer)
Wobei da Carola die Arbeit übernahm, während ich nur faul weiter im Wohnmobil herumlungerte. Allzu sinnvoll wäre meine Mitarbeit aber ohnehin nicht gewesen, da ich bereits seit Freitag Nachmittag eine gewisse zunehmende Nervosität verspürte, die sich in einer extremen Fahrigkeit manifestierte. Ein Opfer davon: der Henkel unseres Messbechers hielt meiner aufgestauten Energie und Urgewalt nicht mehr stand ;-). Also bloß nix mehr angreifen, nichts kaputt machen und mich selbst nicht verletzen.

Erklärung Läuferhandbuch
Um 10h30 kam dann auch Winfried via Flugzeug, Zürich und S-Bahn in Brugg an. Auch für ihn noch eine kleine erste Einschulung, den Rest erledigte dann Carola während des Laufs. Wobei so eine 24-Stundenlauf-Betreuung für mich nicht einfach ist. Denn ich weiß mittlerweile, dass ich beim Rundenlaufen nach einiger Zeit jegliches Körpergefühl verliere, was Essen und Trinken betrifft. Damit ich aber nicht zuwenig oder zuviele Kohlenhydrate und nicht zuwenig oder zuviel Flüssigkeit zu mir nehme, sollten Carola & Winfried möglichst alles auf vorgefertigten Rastern protokollieren. Anhand dessen sollten sie auch steuern, was sie mir wann zu essen und zu trinken geben und was dem werten Athleten wohl munden könnte. Verkompliziert wird die Sache noch, wenn der Athlet dann selbständig bei der Labe zugreift und in letzter Sekunde die vorgefertigte Mahlzeit adaptiert werden muss. Aber wenn ich mich nur auf mein Gefühl verlasse, esse ich wahrscheinlich viel zu viel und trinke zu wenig und lande im Straßengraben. Deshalb waren mir auch zwei Betreuer so wichtig, damit stets eine/r munter ist und mich unter Kontrolle hält. Jedenfalls war das Handbuch zur Läufersteuerung, welches Essenstabellen, Zeittabellen, usw. enthielt, etwa einen guten Zentimeter dick. Ein Flugzeug steuert sich wohl leichter als ein Martin.

Auch einige Liter an schwarzem Tee (für die Nacht anstelle von Koffein) sowie Pfefferminztee (zur geistigen Belebung und geschmacklichen Erfrischung) bereitete Carola noch vor.

Jetzt wurde es dann langsam wirklich ernst. Umziehen, eine Runde eintraben zum Aufwärmen, Chip für die Zeitnehmung montieren, Übergewand ausziehen und ab zum Start, nach übrigens - lustiger Zufall - exakt 3.000 heuer bisher gelaufenen Kilometern. Und das Herz ging Richtung Hose ... 24 Stunden, so viele Runden, werde ich das wirklich schaffen, ich bin so klein, die 24 Stunden so groß, uiuiuiui.

Am Start dann etwas Entspannung, das übliche Ultralaufprozedere. Während sich bei den Straßenläufen alles in der ersten Reihe drängt und kein Meter verschenkt werden darf, halten hier alle einen Respektabstand zur Startmatte ein, keiner will wirklich in die erste Reihe, alles schön locker. Noch ein bisschen gegenseitige Glückwünsche, dann der Countdown ... 1 Minute, 30 Sekunden, füüf, vier, drü, zwei, eis, Peng, los geht's. Auf ins Abenteuer.

Mein Lauftempoplan für die ersten Stunden war klar. Nachdem der Mensch ja vor allem durch Nachahmen lernt, würde ich also heute versuchen, richtig gute Läufer zu imitieren. Als großer Zahlen- und Statistikfan habe ich daher den Rennverlauf der Top-10 bzw. Supra-200km-Läufer aus Irdning der letzten Jahre ausgewertet und auf meine Zielleistung von 203 Kilometern re-skaliert. Es zeigt sich dabei ein klares Bild (kein Scherz!): Das Tempo v (in km/h) in Abhängigkeit der Wettbewerbsstunde h folgt der Formel v(h) = 10.40331859 - 0.27085001*h + 0.0811937*h^2 - 0.0185283*h^3 + 0.00172981*h^4 - 0.00006997*h^5 + 0.00000102*h^6 (R^2 = 0.9875).

Tempoplan pro Stunde
Allerdings ist dabei auch der um zwei Stunden spätere Start in Irdning und die höheren Temperaturen am Nachmittag zu berücksichtigen. Weiters streuen die untersuchten Läufer natürlich auch. Mein Plan daher: die ersten Stunden an den Langsam-Startern orientieren, um nicht zu viel Energie gleich am Anfang zu verschießen, dann im Mitteldrittel leicht über dem Durchschnittstempo weiterlaufen (da der Biorhythmus mit Start um 12h besser sein sollte als mit Start um 14h) und dann im letzten Drittel wie im Durchschnitt langsamer werden. Grafisch präsentiert sich das wie rechts dargestellt.

Also eh alles ganz einfach. Achja, dass mich Langsamlaufen stark anstrengt, weil mir im Training einfach der Nerv für ein Lauftempo über 5:10min/km fehlt (das macht einfach keinen Spaß) und ich daher darauf nicht konditioniert bin, ist mir mittlerweile klar. Daher wird das eine Art extensives Intervalltraining. Für die Verpflegung brauche ich sowieso Gehpausen von etwa 3 Minuten, damit alles gut gekaut werden kann. Somit ist der Rhythmus klar: etwa drei Minuten nach meinem Basislager gehen, dann drei Minuten Laufen bis ich wieder beim Basislager bin, dann wieder Gehen, Laufen, Gehen, Laufen. Die Streckenlänge von 934.8 Meter ist dafür ideal, da dies etwa 640m Laufen, 300m Gehen bedeutet. Laufen sollte dabei solange als möglich in etwa 5:00min/km erfolgen. Einzig die erste Runde wollte ich durchlaufen. Gesagt, getan.

Anfangsphase
Mit dem Ergebnis, dass ich das Läuferfeld nach der ersten Runde als Führender zu Start/Ziel zurückbringe :-D, um dann aber wenig später von fast allen in meiner darauffolgenden ersten Gehpause wieder überholt zu werden. Egal, für mich gilt: Remember to Walk Early and Remember to Run Late. Mit fortschreitender Laufzeit und geringerem Lauftempo sollten dann die Gehpausen etwas kürzer werden, die Laufphasen länger und beides aber hoffentlich mit dem nachlassenden Plantempo nicht zu anstrengend werden, d.h. die Gehpausen immer noch lange genug zur Erholung sein.

Das Tempo pendelte sich recht gut ein und war nur minimal schneller als die geplanten 6:07min/Runde (6:33min/km), fühlte sich aber anstrengender an, als erwartet. Dies lag einerseits am noch vorhandenen leichten Gegenwind auf der Start/Zielgerade, andererseits am praktisch mit dem Startschuss eintretenden Hungergefühl. Hm, also gleich etwas essen? Nicht gut, der Fettstoffwechsel sollte sich doch am Anfang einmal aktivieren. Wenn ich gleich mit Kohlenhydraten loslege, dann passiert das aber nicht. Also etwas zuwarten. Knapp bevor die erste Stunde vorbei war, dann der erste Griff zu Bananen und bald darauf die erste Nudelportion. Das Laufgefühl aber weiterhin sehr zäh, die Zweifel groß. Das soll ich 24 Stunden lang durchhalten? Die Panik: nach zwei Stunden schon alles vorbei, ist das heute einfach wieder ein Tag, an dem nix läuft? Wieder alles umsonst? Ich versuchte, mir nicht allzuviel anmerken zu lassen und Carola & Winfried nicht ebenfalls in Panik zu versetzen. Es wird hoffentlich schon noch werden.

Auch die Stimmung konnte mich nicht wirklich aufrütteln, denn die ersten Stunden verliefen recht monoton. Die Schweizer waren jetzt nicht so auf Stimmungsmachen aus und auch im Läuferfeld gab es kaum Gespräche oder das übliche Ultra-Getratsche. Das lag aber wahrscheinlich auch daran, dass der Ultra-Straßenlauf in der Schweiz nicht so sonderlich populär ist (im Vergleich zum Ultra-Trail-Lauf) und auch trotz der im Rahmen dieses Laufs ausgetragenen Schweizer Meisterschaft im 24-Stundenlauf das Starterfeld klein war. So beschnupperte man sich zunächst nur sehr vorsichtig und blieb lieber auf Distanz.

Das Futtern half mir jedoch und ab der dritten Stunde lief es langsam besser. Die vierte Stunde verging dafür aber überhaupt nicht. Das war sicherlich auch psychologisch bedingt, da bei Start/Ziel die Rennuhr als Countdown von 24:00:00 rückwärts lief. Und in der vierten Stunde ersehnte ich schon sehr den Sprung von 2x:xx:xx auf 1x:xx:xx, der aber nicht und nicht kommen wollte.

Aber nachdem es endlich 19:59:59 geschlagen hatte, kam ich in Fahrt. Jetzt nur nicht überpacen, schön brav auf Kurs bleiben, den Lauf genießen. Auch ein bisschen den Blick schweifen lassen. Lustig: Eggi und ich, die beiden Ösis, waren mit dem größten Equipment angereist. Eggi mit Zelt und ich überhaupt mit dem Overkill: Zelt & Wohnmobil. Die anderen begnügten sich bestenfalls mit einem ganz kleinen Einmannzelt.

Gehpause, rechts vorne das
Konzept der Streckenbeleuchtung
Mit meinem etwas unorthodoxen Laufrhythmus fiel ich offenbar auf. Nach 7h40 fragte mich John Pares (24h-PB 252,55km) zunächst während einer Gehpause, ob ich ohnehin okay bin, um nach meiner Erklärung, dass das mein Plan ist, weil ich beim Langsamlaufen zu ineffizient bin, zu entgegnen "yeah, you're looking strong". Das gab mir Berge!

Auch Eggi feuerte mich jedes Mal an, wenn wir uns begegneten. Ich hatte also Aufwind, es lief. Ich war locker. Auch die Ernährung spielte sich ein, immer schön abwechslungsreich wurde ich von Carola und Winfried versorgt. Nudeln, Soletti, Banane (die schnappte ich mir selbst von der Labe), etwas Iso, auch mal ein Gel, und vor allem immer wieder herrliches Brot von der Labe besorgten sie. Das war echt supergut - würzig, aber ohne den Magen zu irritieren. Und noch früher als erwartet verlor ich schon zu Beginn des Laufs wieder jegliches Körpergefühl, umso wichtiger war die aufmerksame Protokollierung von Essen & Trinken.

So kam ich dann auch mit einem Schweizer Ultraläufer namens Roman ins Gespräch, der seinen ersten 24-Stundenlauf bestritt, aber an der Spitze mitlief. Er fragte mich, was es denn mit meinem Laufrhythmus auf sich hat. Also Erklärung "Langsamlaufen bla bla bla". Er hielt den Ansatz für interessant und probierte ihn für sich aus. Um einige Runde später strahlend zu erklären, dass ihm das Laufen jetzt so viel mehr Spaß machen würde als das langsame Einheitstempo. Zum Schluss kam er übrigens bei seinem 24-Stunden-Debüt gleich auf 197.95km :-O ... was bin ich doch für ein Nockerl ;-)

Aber das ist halt auch, was für mich Ultralaufen ausmacht: die gegenseitige Unterstützung, der Zusammenhalt und der Respekt und die Freude für die Leistung des anderen.

Ich drehte auch weiter meine Runden. Mittlerweile wurde es - zumindest mir - leicht kühler und ich wechselte als erster auf ein Langarm-Shirt. Bloß keine Energie vergeuden, wenn der Körper sich unnötig warm halten muss. Außerdem war das Shirt meiner Wahl das Finisher-Shirt vom OC-Chili-Trail-Run: einer der beiden meiner Läufe, wo ich einen Gesamtsieg feiern durfte. Also eine kleine Zusatzmotivation fürs Unterbewusstsein.

Mittlerweile waren 8 Stunden des Laufs vergangen, das erste Drittel geschafft und bei Carola ging es in ihre geplante 5-stündige Schlafpause von 20h-1h. Danach würde sie Winfried ablösen, damit dieser von 1h bis 6h zu etwas Schlaf kommt.

So recht klappte das aber mit der Ruhephase für Carola nicht. Denn nach 9h ein erster längerer Klostopp von mir im Wohnmobil. Muss aber auch sein und beunruhigte mich noch nicht.

Nachtstimmung, die 100km
sind bald erreicht
Knapp vor Ablauf von 11 Stunden hatte ich 100km absolviert und damit auch eine neue 100-Kilometer-PB aufgestellt. Dafür gab's einen Jubel bei Start/Ziel und als Belohnung ein Stück weiße "Schokli". Und Winfried hängte mir meinen Spruch "mit 100km, da fängt der Lauf erst richtig an, mit 100km, da hat man Spaß daran, mit 100km, da kommt man erst in Schuss, mit 100km ... ist noch lange nicht Schluss!" auf. Befeuert vom Disco-Effekt der Camping-Laterne. Nach dem Lauf kamen wir bzw. Winfried drauf, was es mit dem Disco-Effekt (Blinklicht, aber in unregelmäßigen Abstand) auf sich hat. Ich dachte ja, dass es sich um eine billige Elektronik ohne exakten Signalgeber handelt, aber es ist viel besser: die Laterne morst S-O-S ... nur gut, dass ich das beim Lauf nicht gewusst hatte, weil 100km und SOS kommt nicht so gut :-D

Nur wenig später war leider schon wieder ein Boxenstopp bei mir fällig. Nix schlimmes, kein Durchfall, aber dass der Darm in kurzer Zeit soviel Ausschuss produziert, müsste doch bitte nicht sein. Der Darm soll die Energie verwerten und meinen Beinen zur Verfügung stellen und nicht die Nahrung einfach umverpacken und wieder auf die Reise schicken.

Aber jedenfalls war ich nach 12h immer noch gut im Plan, gerade einen Kilometer dahinter, d.h. es lief immer noch in Richtung 200km. Und so fühlte ich mich auch. Es war Mitternacht, ich fühlte mich gut. Seit dem Abend trank ich auch immer wieder schwarzen Tee. Müdigkeitsgefühl hatte ich daher entweder wegen des Tees oder des vielen Schlafs die letzten zwei Tage überhaupt keines.

Nach 12h30 der nächste Boxenstopp: nach einer Stunde schon wieder soviel produziert? Blöder Magen.

Nach 13h habe ich zunehmend Schwierigkeiten das Tempo zu halten. Ich versuche die Gehpausen zu verkürzen bzw. die Gehphasen durch kurzes Antraben zu unterbrechen um ein bisschen Zeit herauszuholen, nachdem das Laufen nicht mehr so locker geht. Die mir bekannte Leere stellt sich ein. Also essen, essen, essen. Nur was? Auf Zucker scheint der Magen sofort zu reagieren, nach 13h30 wieder Klostopp. Da kann doch nix mehr drinnen sein bzw. wenn da was drinnen ist, welche Energie hab ich dann in den Muskeln? Keine ... fühlt sich zumindest so an.

Also Notfallprogramm anwerfen. In der Vorbereitung auf Brugg habe ich ein Rezept gegen Reisediarrhoe gefunden und "Rehydrierungslösung" getauft: 1 TL Kochsalz, 8 TL Zucker, eine zerdrückte Banane (allerdings ersetzt durch Maltodextrin 19) in 1L Wasser auflösen. Das musste es jetzt sein. Runter mit einem halben Liter davon, bis auf weiteres nur gehen, damit der Körper sich mit der Energie füllen kann.

Auch immer wieder für wenige Minuten im Regiestuhl ausruhen, aber auch auf die Betreuer hören, dass ich wieder weitermachen soll. Denn ganz wichtiger Merksatz für Ultras: "If you bring a chair, bring someone to kick you out of it, too".

Irgendwann hatte ich mir auch meinen MP3-Player geschnappt, der lenkte auch ab. Bei Start/Ziel gab es jetzt auch per Beamer Zwischenstände an einer Wand. Und trotz meiner Schwäche rückte ich Platz um Platz vor. Tja, "wer sich bewegt, hat schon gewonnen" - auch so ein netter Spruch.

Aufgrund der Insellage ist die Feuchtigkeit mittlerweile sehr hoch. In der Nacht wabbern Nebelschwaden über das Gelände, eine interessante Szenerie. Der (noch fast) Vollmond verleiht eine natürliche Helligkeit, dazu stehen rings um die Strecke alle 25 Meter Leuchtstoffröhren und sorgen für gute Sicht. Müdigkeit oder Wunsch nach Schlaf ist nach wie vor nicht da.

Ich versuche auch, Denken an Zeit und Distanz soweit als möglich auszuschalten und nur links, rechts, links, rechts, Schritt für Schritt und Runde für Runde zu absolvieren. Mittlerweile ist mein Körper ein einziger Gewitterherd. Überall im Körper blitzt es, mal dort ein Stich, mal da, nie wirklich vorhersehbar, wo es als nächstes einschlägt. Die Fußsohlen brennen, da dürfte es schon einige Blasen geben. Nein, Spaß macht das derzeit wirklich keinen. Aber so ist das mit dem 24-Stundenlaufen. Vorher liebt man es, nachher (?) liebt man es, währenddessen ist es nach einiger Zeit (zumindest für mich) die Hölle.

Irgendwann zwischendurch verlange ich von Carola ad-hoc drei verschiedene Sachen (Gewand, Essen und noch irgendwas - ich weiß es nicht mehr genau), was natürlich nicht klappen kann. In der Sekunde ist meinem Hirn das aber überhaupt nicht klar und ich beginne zu meckern. Glücklicherweise ist genau in diesem Moment Eggi neben mir und entschärft die Lage mit einem trockenen "Ruhig Blut, sie kann nicht zaubern. In der Ruhe liegt die Kraft!".

Nach etwa 19 Stunden (genau weiß ich es nicht mehr, Zeit & Raum sind in der Erinnerung stark verschwommen) und etwa 145 Kilometer teile ich Winfried mit, dass ich jetzt mal nichts mehr riskiere und Laufversuche einstelle. Ich möchte nur mehr sicher bis zur 160 Kilometer-Marke und damit neuer Bestleistung (und Erreichung des Minimalziels) kommen. Und bloß keinen kompletten Einbruch durch Verbrauch der letzten Energiereserven riskieren. Auch Carola informiere ich auf der Laufstrecke. Sie absolviert nämlich gerade im Rahmen des um 6h früh gestarteten 6-Stundenlaufs ihren geplanten langen 3h-Dauerlauf. Und damit sie nicht Strecke suchen muss, halt idealerweise auch im Rahmen der Veranstaltung. Wirkt dann recht lustig, weil ihr Tempo aufgrund der 3h-Gesamttrainingszeit natürlich deutlich über den 6h-Läufern (und erst recht über dem der 24h-Läufer!) liegt und sie locker flockig am Feld vorbeispringt.

Langos-Motivation;
Foto-Montage von
Jean-Marie & Carola
Zwischenzeitig komme ich bei Kilometer 153 an. In Anlehnung an mein Langos in Irdning 2012 (beschrieben in http://martin24h.blogspot.co.at/2012/07/tagen-wie-diesen.html) sowie der erreichten 152 Kilometer in Fano, lobte meine Lauffreundin Katrin ein Langos für jeden aus, der 2013 innerhalb von 24-Stunden eine Distanz von zumindest 152 Kilometern zurücklegen würde. Die genauen Restmeter von Fano waren mir nicht mehr erinnerlich, daher rundete ich einfach sicherheitshalber auf und 153 Kilometer war meine Langos-Distanz. Diese feierte ich aber nicht mit einem Langos - da wäre mir diesmal schlecht geworden -, sondern stattdessen mit kräftigen Schlucken der Rehydrierungslösung. Tat gut. Eine Sitzpause war, glaube ich, auch wieder dabei, um für einige Minuten halbwegs schmerzfrei zu sein. Weil das Gewitter tobte immer noch. Ich weiß auch nicht, wie oft ich in den 24-Stunden stöhnte, auauauauau ausstieß und Grunzlaute von mir gab.

Dazwischen lenkten die jetzt doch aufgekommenen Gespräche zwischen den Läufern etwas ab. Roman gesellte sich immer wieder zu mir oder holte mich auch aus meinem Stuhl ab ("komm, spring ein bisschen mit mir"). Die laufende Protokollierung von Essen & Trinken führte auch zu der Vermutung, dass wir hier eine Studie durchführen würden. Nein, tun wir nicht. Wobei: interessant wäre es schon einmal, weil das 24-Stundenlaufen ist meines Erachtens eh zu wenig erforscht.

Auch die Sprüche, die Carola & Winfried am Rand der Strecke deponierten (und die immer wieder anders arrangierten Plüschtiere) sorgten für Erheiterung im Läuferfeld.

Nach 157 Runden dann ein kleiner Schock: meine Uhr zeigte mir eine Runde mehr an als die offizielle Zeitnehmung. Hm, habe ich wirklich einmal irrtümlich bei einer Pause beim Basislager eine Rundenzeit genommen? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, weil ich bin zwar gaga, aber Zeitnahme ist ein Reflex, den steuert das vegetative Nervensystem, da passiert nix Falsches.

Winfried versucht zu reklamieren, aber während des Laufs und ohne mein Rundenprotokoll ist das natürlich nur schwer möglich. Jedenfalls zeigen sich aber schon zwei klar auffällige Runden, die Kandidaten für ein fehlendes Signal sind. Das werden wir dann nach dem Lauf klären.

Nach 21 Stunden habe ich 160 Kilometer und eine neue Bestleistung erreicht. Mindestziel geschafft, jetzt kann nix mehr passieren. Also probiere ich es mit ein paar Laufschritten. Nein, da geht gar nix. Meine Muskulatur ist durch die Feuchtigkeit sehr kalt, die Knie entzündet, die Füße geschwollen, das Fußgewölbe schmerzt und sticht, die Hüfte rechts brennt. Lieber nur weitergehen, da sind die Schmerzen halbwegs erträglich.

links, rechts, links, rechts
Ich versuche zu rechnen, wie viele Kilometer ich schaffen könnte. Knapp unter 170km ergibt meine Hochrechnung. Aber einfach weiter, links, rechts, links, rechts. Ab und an geht auch Carola, die ihr Training nach 41km beendet hat, eine Runde mit mir. So kommen bei ihr in der 6-Stundenwertung auch noch ein paar Kilometer dazu und mich lenkt es ab. Auch Winfried begleitet mich so wie in der Nacht schon einige Male.

Motivation
Ein Spruch für die letzte Stunde wird von Winfried modifiziert - er glaubt an mich, also glaube auch ich an mich und versuche alles zu geben, was der Körper noch drinnen hat. Damit bloß kein Klostopp mehr eine unnötige Pause erfordert, stelle ich die Nahrungsaufnahme ein - wird jetzt eh nicht mehr rechtzeitig verstoffwechselt und bitte für eine Stunde Sport braucht man doch keine Zusatzenergie. Normalerweise sondere ich ja bei einem Training von einer Stunde den überheblichen Spruch ab "für eine Stunde zieh ich mich doch gar nicht erst um". Eine Stunde kann aber auch verdammt lang sein!

Kurz vor Schluss gesellt sich John Pares zu Carola und mir und die üblichen Ultragespräche (wer wann wo was gemacht hat/machen wird, IAU, WM, ...) gehen los. Dass John, der jetzt in der Schweiz lebt, eigentlich aus Nordwales stammt und Carola von der Ultra-Trail-WM ebendort sehr angetan war, befeuert natürlich die Unterhaltung. Bei so viel positiver Energie und guter Laune werden meine Beine plötzlich immer schneller beim Gehen und ich verabschiede mich mit einem "I try to push a little bit" nach vorne.

Und dann ist es so weit: was ich mir nach 21 Stunden nicht vorstellen konnte: ich hatte auch nach der offiziellen Rundenmessung (wo immer noch eine Runde m.E. fehlte) die 170km geknackt.

Die letzten Runden brechen an, ich bekomme mein Hölzchen, welches ich nach exakt 24 Stunden an meiner dann erreichten Position fallen lassen werde, damit die exakt zurückgelegten Restmeter ab der letzten Start/Zielüberquerung gemessen werden können. Zwei Runden könnte ich jetzt noch schaffen. Auf der letzten Runde begleitet mich das gesamte Betreuerteam - nicht nur Carola & Winfried, sondern wer sich bei den Fotos bisher über die Plüschtiere gewundert hat: die haben alle ihre speziellen Funktionen in der Betreuer-Crew und verfügen mittlerweile auch über einiges an Ultralaufbetreuungserfahrung. Drei Minuten vor Ende überquere ich ein letztes Mal die Start/Ziellinie. Jetzt noch zwei Minuten gehen und dann werde ich mich überwinden, endlich einen lange gehegten Traum zu verwirklichen. Die letzte Minute eines 24-Stundenlaufs noch zu laufen!

Fertig!
Und so war es dann auch. Mit einer Art Zielsprint schaffe ich es noch zurück bis zum Basislager - was einerseits noch 400 Zusatzmeter ab Start/Ziel gebracht hat, andererseits auch das sofortige Fallenlassen in den Sessel ermöglichte. Zufrieden und lächelnd (die Muskelkraft fehlte etwas, daher kommt das innerliche Strahlen nicht so ganz raus) war der Lauf vollbracht.

Jetzt blieb nur noch der Abgleich der fraglichen Runde aus dem offiziellen Zeitprotokoll mit meinen Aufzeichnungen. Und ja, es war eindeutig, dass der Chip einmal nicht ausgelöst hatte. Und so wurde mir die fehlende Runde auch noch gutgeschrieben und ich habe meine neue Bestleistung mit 172,396 Kilometern erreicht. Ein neues Längenmaß, das ich bei der Heimfahrt als "ein Brugg" definiert habe. Hier die grafische Darstellung des Rennverlaufs zwischen Plan und tatsächlicher Leistung ...

Plan pro Stunde und Realität
Kumulierte Kilometer nach Plan
und Realität sowie Differenz


Und für meine eigene Visualisierung, weil ich mir die Distanz vor und nach einem Lauf ja auch nie vorstellen kann, dass ich das wirklich zurückgelegt habe. Ich habe meine Bestleistung von der Distanz Wien-Enns auf Wien-Ansfelden gesteigert.
Ab hier schaffe ich es in 24 Stunden
auf zwei Beinen nach Wien!

Fazit von Brugg:
*) geniales Betreuer-Team: vielen, vielen, vielen Dank, ohne Euch wäre diese Leistung für mich niemals möglich gewesen!
*) tolle Veranstaltung, mir hat es an nichts gefehlt
*) eine Empfehlung für jeden, der einen 24-Stundenlauf machen möchte, der - im positiven Sinne - auf das sportlich Wesentliche reduziert ist, aber gerade dadurch Topleistungen ermöglicht
*) gute Lage und damit auch für alle Zugreisenden ideal zu erreichen

Bleibt die Frage nach meiner Ultra-Zukunft. Schon vor dem Lauf in Brugg hatte ich für Ende April 2014 den 24-Stundenlauf von Sarvar (Ungarn) ins Auge gefasst. Mit einem Kilometer Rundenlänge, jahreszeitmäßig und anreisetechnisch recht verheißungsvoll. Und immerhin lief die heurige Siegerin in Irdning dort ihre bisherige Bestleistung, die Strecke sollte also gut sein.

Während des Laufs in Brugg kamen mir allerdings starke Zweifel, ob ich mir diese Qual wirklich wieder antun will. Das Durchhalten und Gehen bis zum Schluss zeigt zwar vielleicht Überwindungswillen, Spaß macht es aber nicht wirklich. Für den nächsten 24-Stundenlauf möchte ich bis zum Schluss zu regelmäßigen Laufschritten in der Lage sein, damit ich Freude am Lauf habe und vielleicht wirklich einmal in meine Traumregion von 200 Kilometern vorstoßen kann. 

Dorthin führen aus meiner Sicht zwei Wege:

*) Effizienter werden beim Langsamlaufen. Derzeit ist für mich ein Schnitt von 7:00min/km wesentlich anstrengender und unrunder als 5:00min/km. Das bedeutet aber auch, dieses Tempo im Training lange zu laufen, was einerseits zeitaufwändig ist und mir auch kaum Spaß macht. Diese niedrigintensiven Einheiten habe ich alle am Rad absolviert, aber davon wird der Laufschritt nicht effizienter.

*) Wechseltempo 5:00min/km Laufen und Gehen länger durchhalten. Dafür muss ich energieeffizienter beim Laufen werden, denn offenbar brauche ich mehr Energie als der Magen sinnvoll verarbeiten kann. Nach 13-14 Stunden Dauerverdauung kann mein Magen scheinbar nicht mehr. Diese Effizienzsteigerung heißt aber wahrscheinlich lange Einheiten nüchtern zu bestreiten, wovor ich mich auch ziemlich fürchte und auch damit der Spaß im Training dahin ist, wenn's von Anfang an zäh ist.

Beides ergänzt durch eine Umstellung der Ernährung gänzlich aufs Ultralaufen, um bei weniger Gewicht die gleiche Substanz zu haben. Also meine geliebten Sünden (Naschereien & Co) weglassen.

All diese Optionen lösen ad-hoc jetzt mal keine Jubelstürme bei mir aus und für noch mehr "Entbehrungen" neben den durchtrainierten Wochenenden (bzw. der Nichttrainingszeit nur regenerativ auf der Couch, weil ich zu nichts anderem mehr in der Lage bin) reicht die Energie derzeit neben der Arbeitswoche nicht.

Andererseits ist der 24-Stundenlauf für mich die Königsdisziplin des Ultralaufs. Vergleichbar mit Halbmarathon und Marathon: wer kennt ad-hoc einen der Namen der Top-5 der ewigen Bestenliste im Halbmarathon vs. einen der Top-5 im Marathon?

Also 24-Stundenlauf werde ich sicherlich weiterhin machen. Alleine schon wegen meiner jährlichen Benefizaktion (http://martin24h.awardspace.biz), aber auch weil man immer wieder neue nette und tolle Menschen kennenlernt, der Zusammenhalt einfach einmalig ist, ich nur selten sonst diese gegenseitige Motivation eigentlich Wildfremder erlebt habe.

Die Frage ist, ob ich mich von Anfang an auf 150-170 Kilometer-Leistungen beschränke (wobei Irdning 2013 gezeigt hat, dass auch das nicht so trivial ist) oder doch noch versuche, mehr zu erreichen.

Jetzt jedenfalls gibt's mal ein paar Tage lauffrei, damit der Körper sich erholt, ich wieder schmerzfreie Nächte habe (derzeit wache ich noch bei jeder Positionsänderung auf) und dann schauen wir, welches Ziel ich mir für den Valencia-Marathon Mitte November setze. Ob der touristisch wird oder der progressive Halbmarathon in der Wachau mit den letzten vier Kilometern in nur knapp über 4:00min/km doch noch einen Nachbrenner dieser Saison erhoffen lässt, ist noch offen. Die Ausdauer für den Marathon sollte ich ja haben, brauche ich nur noch ein bisschen Speed. Aber das wird mir mein Körper schon sagen, worauf er Lust hat.

Und jetzt trällere ich ein bisschen mit ...




Sonntag, 28. Juli 2013

Das war der 24-Stundenlauf in Irdning 2013 – wieder viele neue Erfahrungen gemacht …



Zunächst energiemäßig (siehe Ende des Berichts) und dann urlaubsmäßig bedingt, erblickt nun mit einigem Abstand (zeitlich und mental) doch der Bericht zu Irdning 2013 das Licht der Welt. Nachdem sich die Länge meiner Berichte nach der Formel Kilometer * Spassfaktor * [Zufriedenheit bzw. Stolz] berechnet, wird dieser Bericht wohl keine epische Länge erreichen.

Mein viertes Antreten in Irdning (und mein fünfter 24-Stundenlauf-Versuch insgesamt) war nur als Testlauf auf dem Weg zum 24-Stundenlauf von Brugg im Herbst 2013 gedacht. Nichtsdestotrotz war eine lockere, aber einigermaßen passable Leistung - auch fürs Selbstvertrauen - mein Ziel. Das Training startete Anfang Mai, allerdings vorerst nur am Rad, da eine Sprunggelenksverletzung das Laufen behinderte. Mehr Details zu der Vorbereitung finden sich in meinem Blog http://martin24h.blogspot.com.

Die Kurzfassung: nachdem das Sprunggelenk geheilt war, entzündete sich die Sehne in der rechten Kniekehle, was dann sogar kurzzeitig Radfahren unmöglich machte. Conclusio der Vorbereitung: suboptimal, viel weniger Laufkilometer als geplant und die Mischung aus Training und Regeneration habe ich wohl auch zu stark in Richtung Training verschoben, wofür ich die Rechnung vom Körper prompt präsentiert bekam.

Nichtsdestotrotz stand am Ende der Vorbereitung eine Woche vor diesem 24-Stundenlauf ein riesiges Erfolgserlebnis. Dank der starken Leistungen meiner Vereinskollegen konnten wir in der Mannschaft die Silbermedaille bei den österreichischen Meisterschaften im Bergmarathon holen. Die Ergebnisse waren denkbar knapp: die Wertung erfolgte nicht nach Zeit, sondern es wurden die Platzierungen addiert. Platz 2 eroberten wir mit 84 "Platzierungspunkten", Platz 3 hatte 85 und Platz 4 86. D.h. wäre jeder von uns nur einen Platz weiter hinten gelandet, hätte es nur Blech gegeben. Insofern hat es sich dann auch gelohnt, dass ich mit Carola - sie zwar gerade erst wieder ins Lauftraining eingestiegen, aber je länger der Lauf andauerte, umso besser kam sie rein - die letzten 5km bergab nur so dahingebrettert bin (und im Flachen dann sofort massive Krämpfe in den Adduktoren bekommen habe). Anfangs der Woche war damit nicht einmal schmerzfreies Gehen aufgrund des Muskelkaters möglich. So arg hatte es mich eigentlich seit den ersten zwei, drei Marathons nicht mehr erwischt. Also ideale Voraussetzungen für den 24-Stundenlauf wenige Tage vor dem Start. :-/

Mit Massage lockerte sich das aber alles und die kleine Willkommenslaufrunde Freitag Mittag in Irdning fühlte sich richtig locker an. Der Körper schien also bereit zu sein. In Irdning lief alles wie gewohnt ab, fast schon rituell. Meine Betreuung übernahm heuer allerdings nicht Carola - die lief in Wales erfolgreich als beste Österreicherin bei der Ultra-Trail-Weltmeisterschaft (77km, 2500Hm) und drehte auch da wieder im letzten Drittel so richtig auf -, sondern meine Sponsorin Uschi kümmerte sich neben ihrem eigenen Laufeinsatz in der Staffel intensiv um mich. Vielen Dank an dieser Stelle für Deinen Einsatz, Uschi! So ganz easy, locker und autark wie ich mir das zunächst vorgestellt hatte, dass ich das schon alles mehrheitlich alleine schaffe, sind 24-Stunden dann doch nicht.

Freitag abend in Irdning
Von der Stimmung her gibt's nichts von den letzten Jahren Abweichendes zu berichten: es war wie immer toll mit den Läufercamps entlang der Strecke, auch alle üblichen Verdächtigen waren da (bei km 0.5 die unermüdlich anfeuernden "grauen Panther", bei km 1.1 derTriathlon.com, bei km 1.5 meine Freunde vom LC Erdpress, FitinLeo, Freunde des Laufsports, EignerExpress, und und und). Das Fest der Ultralauffamilie konnte beginnen. Zu mehr Details hinsichtlich Drumherum empfehle ich meine Berichte der letzten Jahre.

Basislager
Den Samstag Vormittag ging ich heuer extrem entspannt an. Heuer nur minimales Equipment aufstellen (Tisch, Wasserkübel) und ansonsten faul herumliegen und auf den Start warten. Ernährungstechnisch für die ersten Stunden alles herrichten, wobei ich diesmal testen wollte, wie ich mit mehr fester Nahrung und weniger isotonischen Getränken auskommen würde. Denn in Fano beim letzten 24-Stundenlauf hatte ich mich wohl mit flüssigen Kohlenhydraten auch etwas überpowered. Somit gab's heuer als Abwechslung Brot, Reis, Soletti, dunkle Schokolade, Bananen, Früchteriegel und ein genaues Protokoll hatte ich geplant, wann ich was zu mir nehme, damit ich vorbeuge, zuwenig oder zuviel Energie zu mir zu nehmen bzw nachvollziehen kann, woran ein mögliches Scheitern gelegen haben könnte.

Irgendwie kam ich dann aber knapp vorm Start drauf, dass ich doch wieder mit den Vorbereitungen von 11h an beschäftigt war. Zeug rausräumen, 12h30 Läuferbesprechung - wo übrigens mitgeteilt wurde, dass es heuer erstmals keine Rundenzähler gibt (schade, da war immer gute Stimmung und es wurden einem motivierende Schilder nach Erreichen von 50, 100, usw. Kilometern gezeigt) -, danach Laufgewand anziehen, mögliche Scheuerstellen mit Melkfett einreiben, etc. Blieb irgendwie keine Zeit mehr für Hinlegen. Alles kein Problem, ich bin ja noch fit und munter, aber hinten raus könnten die drei Stunden dann schon eine Rolle spielen.

Am Start die letzten Gespräche mit allen Bekannten, Foto mit Fredmann und Gerda, die sich den 24-Stundenlauf mit Fredmanns Tochter und Sohn als 4er-Familienstaffel geben und dann ging's auch schon los. Die ersten Runden deutlich zu flott, nämlich nur knapp hinter dem späteren Zweitplatzierten und zwei Runden auch mit dem späteren Siebentplatzierten, der auch die 200km-Marke knacken konnte. Letzterer machte übrigens wieder seinen ersten 24-Stundenlauf nach 8jähriger verletzungsbedingter Absenz. Nachdem er aber auf der 100-Kilometerdistanz gesehen hatte, dass er leistungsmäßig noch gut dabei ist, aber aufgrund des Alters nicht mehr spritzig genug für die Sprintdistanz ist, ging er heuer wieder auf die - wörtlich - "Langstrecke". Ja, hat er eh vollkommen recht, aber lustig sind diese Gespräche doch allemal, wenn 100km als kurz angesehen werden. Ein Haufen Verrückter hier, aber im Positiven und es zeigt sich, wozu Menschen fähig sind.

So ging es dahin, das Wetter für Irdninger Verhältnisse endlich einmal wirklich gut, nach Bewölkung und ca. 20°C zu Beginn kam zwar langsam die Sonne heraus, aber richtig brütend heiß wurde es heuer nicht. Es rollte einfach so dahin. Mein Essensmix klappte auch gut, einzig der Basmatireis war etwas zu trocken und pappig - das muss ich beim nächsten Mal verbessern. Die ersten Stunden lief ich etwas zu flott, aber künstlich bremsen wollte ich mich auch nicht, sondern gerade so langsam/schnell laufen, dass es sich ökonomisch anfühlt. Langsamer werde ich ohnehin noch ganz natürlich werden, je länger das Rennen dauert. Die ersten 50km waren dann in etwa 5h20 gut absolviert. 

Auf der Strecke ging es heuer leider teilweise etwas wild zu. Einige neue, erstmals in Irdning teilnehmende Megastaffeln (bis zu 24 Teilnehmer versuchen abwechselnd so viele Runden wie möglich zu erreichen) waren übermotiviert und wollten keinen Zentimeter von der Ideallinie abweichen. Das führte zu sehr gewagten Überholmanövern ohne Rücksicht auf Verluste bei den Einzelläufern. Einen Einzelläufer erwischte es leider besonders schlimm. Eine Kollision zwang ihn der Länge nach zu Boden und das Andenken offener Knie und Ellbogen hatte er das ganze Rennen über. Wenn diese übermotivierten Staffeln anfangs etwas Kraft gespart hätten, dann hätten sie vielleicht auch am Ende noch Leistung bringen können - so waren diese dann nach einigen Stunden schon ziemlich im Eck. Die Rücksichtslosigkeit hatte sich also wirklich gelohnt ... :-/

Auch sonst war die Strecke heuer leider nicht besonders gut gesichert - ein Einzelläufer wurde bei der Labestation von einem Kind mit Scooter abgeschossen, Knöchelschmerzen, nur mehr Gehen und ordentliche Wut waren die Folge. Die stänkernden Betrunkenen gehören ohnehin dazu, aber waren heuer aufgrund der schmäleren Strecke auf der Hauptstraße doch deutlich näher an den Läufern dran, was für größere Motivation an blöden Aktionen sorgte. Dass natürlich keiner dieser "Lustigen" auch nur 300 Meter beim Gehtempo - klassischer "Schmäh": das ist ein Lauf, also renn, nicht gehen! - der 24-Stundenläufer mithalten konnte, sei nur am Rande erwähnt.

Nach sieben Stunden bekam auch ich meine "Aktion" ab, allerdings eh relativ harmlos: ein netter Fan feuerte mich zunächst kräftig an - danke, das war toll! -, beim Vorbeilaufen bekam ich dann aber auch noch einen aufmunternden Klaps aufs rechte Schulterblatt. Der Fan hatte leider auch schon kräftig getankt und sich motorisch nicht mehr ganz unter Kontrolle. Der Klaps war daher leider ein ziemlicher Schlag in den angespannten Muskel hinein. Leichte Schmerzen bei jedem Armschwung waren die nächsten Stunden die Folge. Ärgerlich, aber leider dadurch bedingt, dass in Irdning die sportliche Leistung und der Einzelläufer nicht ganz so im Vordergrund steht. Andererseits braucht es halt auch viele "Passanten" und Staffeln als Publikum für die Stimmung, weil ansonsten ist es so wie letztes Jahr bei meinem 24-Stundenlauf in Fano: sportlich ideales Umfeld, aber Stimmung gleich Null. Ein bisschen mehr Vernunft wäre aber schön.

Das Schulterproblem wurde leider recht bald von stärker werdenden Schmerzen außen im linken Knöchel abgelöst. Offenbar meldete sich da ein Andenken an mein Überknöcheln auf der Veitsch aufgrund der Dauerbelastung wieder. Laufen war damit nach 9 Stunden und 79 zurückgelegten Kilometern leider nicht mehr soweit mit tolerierbaren Schmerzen möglich als dass ich mir diese Belastung die restlichen 15 Stunden zumuten wollte. Auch vor dem Hintergrund, dass Irdning doch nur einen "Trainingslauf" auf dem Weg nach Brugg darstellen sollte. Aber Gehen war problemlos möglich und wie ich aus meiner Vorbereitung wusste, konnte ich auch mit Gehen einiges erreichen. Also auf zum Wandern. Etwas mühsam, weil die Nacht brach nun auch so richtig herein, aber als mentales Training perfekt.

So ging's Runde für Runde dahin, weiter auf die Verpflegung achten, die jetzt allerdings vom Rhythmus her (alle 30 Minuten hatten sich bei mir eingependelt) schwieriger wurde, weil ich nur mehr statt alle 13-15 Minuten, alle 20 Minuten an meiner Station vorbei kam. D.h. nicht mehr jede zweite Runde was nehmen, sondern zwei Runden hintereinander, dann dafür eine Runde (=40 Minuten) auslassen. Nicht ganz ideal für den Magen, aber das sollte letztlich nicht das Problem sein.

Mittlerweile waren 12 Stunden vergangen und ich war bei 98 Kilometern angelangt. Jetzt kommt der schwerste Teil des Rennens: zwischen 2 und 5 Uhr wird es still, der Biorhythmus verlangt nur mehr nach Schlaf und das Hirn wird sowieso schön langsam gaga und nimmt nur mehr wahr, was sich direkt vor einem abspielt und man sieht. Große Alternativgedanken und Analysen sind - zumindest mir - nicht mehr möglich. Gegen den Schlaf kam mir daher nur ein Rezept in den Sinn: Koffein durch Cola. Allerdings bringt Cola den Blutzuckerspiegel zum Schwanken, also bloß nicht zuviel davon. Erst knapp vor 5 Uhr früh hatte ich dann den rettenden Gedanken, bei der Labestation nach Tee zu fragen. Gab es natürlich eh (allerdings nicht angeschrieben), war aber leider dann für mich zu spät. Die Erschöpfung war zu groß, ich konnte wie schon letztes Jahr nur mehr um die Strecke herumspazieren. Irgendwie schaffte ich es trotzdem noch, zu berechnen, dass ein normales Gehtempo 3 Runden pro Stunde (=knapp über 6km/h) bedeutet während ich derzeit nur mehr zu 2 Runden pro Stunde (~4km/h) fähig war. D.h. eine Stunde Pause und danach wieder von 6 Uhr früh bis zum Ende um 14 Uhr für 8h wieder 3 Runden/Stunde sind 24 Runden versus weiter quälen 9*2=18 Runden ergeben würden, wenn ich überhaupt solange noch durchhalten würde. Also rein mit mir ins Wohnmobil und eine Stunde hinlegen und schauen, dass ich zu Kräften komme. Retrospektiv: großer Fehler #1: ich habe vorm Hinlegen nicht ordentlich getrunken und gegessen, sondern bin einfach nur ins Bett. Der Körper hat sich damit zwar etwas erholt, aber leider nicht nachhaltig. An Schlafen war jetzt sowieso nicht zu denken, einerseits wegen des Adrenalins, andererseits erwachte Irdning jetzt auch wieder zum Leben, die Musikanlagen wurden aufgedreht und ich lauschte von links Blasmusik und von rechts Status Quo (oder so in die Richtung). Die Mischung ist akustisch gar kein Genuss! Fehler #2: schon früher als vor der völligen Erschöpfung hinlegen und auch auf die Rahmenbedingungen achten.

Nach einer Stunde ging ich wieder raus auf die Strecke. Die "Geh"-Rundenzeiten waren zwar nicht berauschend, aber immerhin wieder etwas flotter als vor der Pause. Auch wurde ich jetzt immer wieder von der Familienstaffel von Fredmann und Gerda begleitet. Das Quatschen tat gut und brachte Ablenkung von der Müdigkeit. Leider kam jetzt auch wieder die Sonne heraus und ich vergaß obendrein eine Runde lang auf meine Kappe. Somit marschierte ich leider etwa 50 Minuten in der prallen Sonne - und das war zuviel für mich. Gerda, die mich auf der (dann letzten) Runde begleitete, meinte plötzlich zu mir, ob es mir eh gut ginge. Ja klar, meinte ich und wunderte mich über die Frage. Eine halbe Minute später wusste ich was sie meinte, ich war offenbar ziemlich bleich im Gesicht und schaffte es gerade noch ins Mobi-Klo zur Erleichterung, wobei mir beim Hinsetzen und Aufstehen schon leicht schwindlig war. Ich war wieder im gleichen Erschöpfungszustand wie um 5 Uhr früh. Nach 18.5 Stunden Rennzeit (=8h30 morgens) ging es für mich also wieder ab ins Wohnmobil zur Erholung. Vielleicht könnte ich nach einer Stunde dann doch wieder auf die Strecke. Nun ja, daraus wurde nix. Trotz 25°C im Wohnmobil und zwei Decken hatte ich abwechselnd Schüttelfrost und Hitzeattacken. Die Verdunkelungsrollo aufmachen und direkte Sonneneinstrahlung löste zudem sofort Kopfweh aus. Auch eine Rehydrierungslösung (gegen Flüssigkeitsverlust infolge Durchfalls, den ich aber nicht hatte) brachte auch keine Besserung. So lag ich da also zwei Stunden im Wohnmobil bis endlich der Schüttelfrost/Hitzewechsel vorbei war ... und ich aufs Klo musste. Das war dann eine ziemliche Expedition: dazu muss gesagt werden, dass im Wohnmobil der Weg vom Bett aufs Klo genau 1.5m beträgt. Meine Beine trugen mich jedoch nicht mehr wirklich, nur mit Armstützung konnte ich die 1.5m überwinden. 

Infusion vorbei, auf die Wirkung warten
Als ich dann meine Betreuerin Uschi um Hilfe bitten wollte, da ich Duschen gehen wollte, das endgültige Aus: mich setzte es wieder zurück aufs Bett und ich hatte ein ziemliches Schwindelgefühl. Irgendwas stimmte da gar nicht. So bat ich Uschi, den Arzt zu rufen. Die Diagnose war dann kurz und bündig: starke Dehydrierung. Puls unten, Blutdruck unten. Ich bekam gleich im Wohnmobil eine Elektrolytinfusion, allerdings war schon zu erwarten, dass dieser eine Beutel nicht reichen würde, daher ging es via Sani-Quad rüber in die Sanitätshalle, wo es erstens etwas kühler und schattiger war und zweitens genug Nachschub an Infusionen bereit stand. Dort lag ich dann eine Weile, mein Körper "gluckerte" den ersten und dann noch einen zweiten Infusionsbeutel leer. Danach noch ein Liter Mineralwasser und so gegen 12h (genau weiß ich es nicht mehr) gab der Körper mittels Harndrang Entwarnung. Alles wieder einigermaßen im Lot und ich durfte die Sani-Halle verlassen.

Eigentlich fühlte sich der Körper jetzt wieder ganz gut an, nur die Müdigkeit war nach wie vor da. Trotzdem beschloss ich, keine Gehrunden mehr zu drehen, sondern freute mich, dass ich selbständig Duschen gehen konnte. Das war dann schon einmal herrlich und eine wohltuende Erfrischung. Langsam ging das Rennen nun zu Ende, Jubelstimmung beim Countdown in der letzten Stunde kam auf ... da wäre ich jetzt auch noch gerne erfolgreich dabei, aber leider war ich die Stunden zuvor zu dumm gewesen, genügend zu trinken.

So endete mein vierter Antritt in Irdning mit der bisher schlechtesten Leistung über 24 Stunden und mageren 123,93918 Kilometern, was zwar zum dritten Altersklassenplatz in der M35 gereicht hat, allerdings war mir die Siegerehrung ziemlich peinlich. Zuerst wurde die W35 aufgerufen, wo bereits die Drittplatzierte 170,47km aufwies. Die Viertplatzierte übrigens auch noch 150,17km und auch nur deshalb nicht mehr, weil sie sich 150km als Ziel gesetzt hatte und dann 2 Stunden vor Schluss aufhörte. Und dann kam die Männerehrung der M35. Erster mit 156,3km, zweiter 142,1km und dann ich mit 123,9km ...

Dachte ich mir in der ersten Enttäuschung, dass ich mir dieses Wochenende sparen hätte können, so sah ich das Montagabend bei der Auswertung meiner Sponsorenbeiträge schon anders. Meine Leistung war zwar nicht berauschend, aber in Summe wandelten meine treuen und tollen Sponsoren meine Kilometer wieder in über EUR 1.000,- für den guten Zweck um. Ich danke Euch allen dafür! Und mit der Infusion habe ich immerhin bewiesen, nicht besonders intelligent während des Laufs gewesen zu sein, aber alles gegeben zu haben.

Die auf den 24-Stundenlauf folgende Woche spürte ich übrigens die Erschöpfung immer noch einigermaßen und es dauerte fast die ganze Woche bis Wärme und direkte Sonneneinstrahlung sich nicht mehr unangenehm anfühlten.

Auch wenn mich die 24-Stunden erneut abgeworfen haben, so werde ich sicherlich weitermachen, denn aus jedem Scheitern lernt man und ich habe doch wieder Neues über meinen Körper gelernt ... und die ersten Infusionen meines Lebens bekommen - jetzt kann ich da auch mitreden. ;)

Und hoffentlich bringt die verpatzte "Generalprobe" dann Glück für den 24-Stundenlauf in Brugg im Herbst.

Für nächstes Jahr steht auch schon fest: auch da werde ich wieder einen 24-Stundenlauf für den guten Zweck machen. Ob dieser allerdings im Rahmen von Irdning stattfindet, bezweifle ich derzeit stark. Wahrscheinlicher ist, dass ich auf einen für mich angenehmeren Lauf was Jahreszeit, Temperaturen, Startzeit und Streckenbedingungen betrifft, "ausweichen" werde. Welcher Lauf und wann es sein wird, werde ich sicherlich noch rechtzeitig bekannt geben!

"Martin läuft 24 Stunden" wird es also weiterhin geben - und ich freue mich über alle Anregungen, welche karitative Einrichtung durch meine Laufkilometer unterstützt werden soll!

Sonntag, 7. Juli 2013

unglaublich

Altersklasse M-35 hatten wohl alle 5 Starter ziemliche Probleme, sodass ich offenbar Dritter bin :-O

Stehe wieder

Nach zwei elektrolytinfusionen und einem liter mineralwasser kann ich wieder selbständig stehen! Hurra! Es lebe die hydration nach der dehydration. Nicht mein lauf :(

Wohl aus, schluss

Momentan kämpfe ich damit, überhaupt wieder auf die beine zu kommen, damit ich duschen gehen kann. Nach schüttelfrost fangen jetzt die muskelschmerzen an. Ich befürchte, das wird leider nix mehr :(

Wieder pause

Sonne kommt heraus. Magen u kreislauf spinnen etwas. Brauche erholung bevor ich umkippe. Danke an gerda, uschi, fredmann für die tolle betreuung u dass ihr auf mich aufpasst!

Eine stunde pause

Bin komplett erschoepft. Vlt danach wieder besser.

100km geschafft

Ab hier motiviert mich Sponsor Franz A. ganz besonders.

Mit 100km, da fängt der Lauf/das Spenden erst richtig an,
Mit 100km, da hat man Spaß daran,
Mit 100km, da komm ich erst in Schuss,
Mit 100km ... ist noch lange nicht Schluss!

Wer dichtet weiter?

Dank beleidigter Bänder im sprunggelenk kein laufen mehr möglich. Aber gehen geht noch. Und so bewege ich mich weiter vorwärts solange es geht.

Samstag, 6. Juli 2013

15 Minuten

Auf zum Start, ich bin bereit. Und das Wetter ist optimal. Pack' ma's an!

Guten Morgen!

Naja, auf bin ich ja eigentlich schon länger, denn ich will den Körper
nicht komplett aus seinem gewohnten Rhythmus bringen. Es kommt die nächsten
28.5 Stunden ohnehin noch genug auf ihn zu. Also ging es wie üblich - es
ist ja Wochenende - um 7h30 raus aus den Federn. Und wie schon letzte Woche
auf der Veitsch wirkt so eine Schlafdauer von 8h30 in Kombination mit den
kühleren Temperaturen im Wohnmobil Wunder bei mir. Putzmunter wie schon
lange nicht. Und so kühl war es in der Nacht auch wieder nicht. Ca. 18°C
würden es auch beim Lauf sehr angenehm machen und eine Unterkühlung in der
Nacht verhindern.

Nach dem Frühstück dann die letzten Vorbereitungen, also Iso anmischen,
Vorräte für die ersten Stunden füllen. Ich freu mich schon so auf mein
Bauernbrot, das duftet herrlich! Auch das Ultralaufvolk trudelt nach und
nach ein, die Stände werden aufgebaut, es herrscht die Atmosphäre, die ich
in Irdning so liebe.

Auch das Wetter zeigt sich freundlich. Bewölkt, warm, aber endlich nicht
schon am Vormittag die Affenhitze der letzten Jahre. So könnte es bleiben,
wird es aber wohl nicht. Zum Start rechne ich mit leichtem bis starkem
Regen, aber im Laufe des Nachmittags wird es hoffentlich so wie gestern
wieder trocken. Und Regen am Start, wenn man noch frisch ist, ist eh nicht
so schlimm und wird den Spaß nicht trüben.

Jetzt aber Schluss mit Bloggen, der Körper muss wieder etwas ruhen bevor es
dann um 11h Mittagessen gibt, damit ich nicht um 14h einen Bärenhunger habe.

Freitag, 5. Juli 2013

Stellplatz #13

Ja, da stehe ich nun, auf Stellplatz Nummer 13 - gut, dass ich nicht
abergläubisch bin. Pünktlich zu meiner Ankunft begann es natürlich zu
regnen, aber bis ich meine Sachen im Wohnmobil verstaut hatte und bereit
für eine Laufrunde war, hatte Petrus auch ein Einsehen und es hörte auf -
ein gutes Omen für die nächsten Tage? So machte ich dann erstmals seit
letzten Samstag wieder Laufschritte.

Ganz geplant war diese Laufpause nicht, aber mit zwei Tagen Verzögerung
zeigte das Bergablaufen auf der Veitsch letzte Woche doch seine Spuren -
Muskelkater wie schon lange nicht mehr. Stiegen vorwärts runter ... geht,
aber Gozilla bewegt sich eleganter ;-) ... Ab Mittwoch morgen wurde es dann
schön langsam besser und mit einer Massage abends war dann am Donnerstag
das erste Mal wieder Stiegensteigen ohne Schmerzen möglich. So, Ende des
Exkurses, ich wollte es ja so und die Silbermedaille war es auch wert.
Zurück nach Irdning.

Die Strecke selbst war mittags noch nicht gesperrt, ich teilte mir die
Ideallinie also mit dem normalen Straßenverkehr. Auch die Campplätze
standen noch leer, nur vereinzelt sind schon Läufer da. Natürlich anwesend
und schön von der Laufstrecke aus sichtbar war ein wolkenverhangener
Grimming und das Schloss Trautenfels.

Nach drei Runden hatte ich genug für heute - die Oberschenkel sind locker,
nur sonst fühlt sich der Körper etwas müde an. Aber kein Wunder bei diesem
furchtbar schwülen Wetter. Und außerdem habe ich diese Woche ja außer
(fast) täglich eine halbe Stunde lockeres Ergofahren nix trainiert. Ich bin
getapert und eigentlich kraftstrotzend wie schon lange nicht. Morgen mit
dem Startschuss wird der Körper dann schon wollen.

Für den Startschuss brauche ich aber noch ein ganz wichtiges Utensil -
meine Startnummer. Und diese werde ich jetzt abholen gehen!

Sonntag, 30. Juni 2013

Woche #9 - eine Medaille zur Motivation!


Langsam wird es ernst, Irdning rückt näher und näher - nur mehr 6 Tage bis zum Start! 

Die Woche verlief sportlich anfangs wieder recht ruhig, denn mit dem Veitscher Grenzstaffellauf über offiziell 54km und knapp über 2.000 Höhenmetern stand samstags ohnehin noch ein ordentlicher "Brocken" am Programm. 

Nachdem die Vorbereitung bisher ohnehin nicht optimal verlaufen ist, ich mir in Irdning daher keine Wunderergebnisse erwarte, die Veitsch eine der tollsten Laufveranstaltungen in Österreich ist was Atmosphäre, Organisation und Landschaft betrifft und obendrein ebendort heuer die Österreichischen Meisterschaften im Bergmarathon stattfinden, ließ ich mir den Start nicht entgehen. 

Und es hat sich gelohnt. Mein Verein "LG Wien by Sport Eybl" stellte mit je drei Damen und Herren zwar nur das Minimum an Läufern für die Teilnahme an den Teambewerben. Aber die KollegInnen waren dafür unglaublich stark. So konnte das Damenteam überlegen den Meistertitel im Teambewerb erringen und im Herrenbewerb waren meine beiden Laufkollegen dermaßen stark, dass sich trotz eines dosierten Laufs meiner Wenigkeit - etwas Energie wollte ich schon noch für Irdning aufbehalten - der zweite Platz im Teambewerb der Männer ausging. Eine Sensation für uns Flachländler, mit der niemand von uns gerechnet hatte. So kam auch ich dazu, einmal bei einer Österreichischen Meisterschaft am Podium zu stehen und eine Medaille zu erhalten - unglaublich! 

Der Lauf selbst war auch wunderbar. Prachtwetter: Sonne, im Tal angenehme Lauftemperaturen, am Berg oben nicht zu kalt, Rückenwind am Hochplateau. Läuferherz, was willst Du mehr? Zwickte es Freitag abend noch hier und da im Körper, so halfen erstmals seit langem wieder mehr als 8 Stunden Schlaf bei auch angenehmen 15°C im Wohnmobil, dass der Körper Samstag in der Früh voll fit war. Und so kam ich dann auch schmerzfrei über die 54km. Eine Schrecksekunde gab es zwar, als ich mit dem linken Fuß in einem Grasloch hängen blieb und überknöchelte, aber nachdem ich danach noch 20 Kilometer problemlos weiterlaufen konnte, sollte da nix Schlimmeres passiert sein. 

Somit ein positives Fazit dieser etwas durchwachsenen Vorbereitung: 

Laufkilometermäßig habe ich verletzungsbedingt mit aktuell gerade mal 607km (= ~67km/Woche) in den letzten neun Wochen noch nie so wenig in einer 24-Stundenvorbereitung gehabt. Hoffnung geben allerdings die vielen langen Radausfahrten für die Grundlagenausdauer, die Gesamttrainingsstunden (gesamt 149h, ~16.5h/Woche) und wie ich gestern gesehen habe, dass der Wechsel zwischen Laufen und Gehen gut klappt. Solange die Beine durchhalten, ist die Ausdauer für 24-Stunden Fortbewegung wohl gegeben. 

Nachdem ich immer wieder umplanen musste, gab's auch viele unerwartete Highlights in der Vorbereitung bisher: mein Radstrecken-Portfeuille hat sich deutlich erweitert (immer nur Donauradweg wird dann doch fad), einen sehr netten Ultralauf in Oberwart absolviert und meine Walking-Premiere im Rahmen eines 6-Stunden-"Laufs". Letzteres zeigte mir wieder: ich muss in Irdning nicht nur laufen, ich schaffe auch beim Gehen einiges (in den 6h waren es immerhin 45.5km). Also Hauptsache (nach Martin Luther King Jr): 

If you can't fly then run, if you can't run then walk, if you can't walk then crawl, but whatever you do you have to keep moving forward. 

Für die letzte Woche steht noch die Grobplanung hinsichtlich Ernährung und Tempo an. Ernährungstechnisch möchte ich einmal etwas mehr Abwechslung probieren und mehr feste Nahrung zu mir nehmen. Dafür habe ich schon 2.4kg Reis vorgekocht und ultralauftauglich portioniert - schöne 200g Packerl, die jeweils Energie für eine Stunde geben sollten. 

Das große Wetterzittern beginnt natürlich auch schon. War bis vor zwei Tagen noch kühles, regnerisches Wetter angesagt, so drehen die Prognosen jetzt Richtung warmes, sommerliches Wetter, wobei ich den derzeitigen Stand mit leichter Bewölkung, 17°C nachts und 26°C tagsüber, begleitet von eventuell leichtem Regen, sofort nehmen würde. Also bitte alle Daumen halten! 

Apropos: mittlerweile fiebern 26 SpenderInnen mit, wieviele Laufkilometer ich erreiche, die dann für den guten Zweck in Bares umgewandelt werden. Wer sich ebenfalls dieser Spannung aussetzen möchte: einfach http://martin24h.awardspace.biz besuchen und eine Spendenzusage tätigen! Ich würde mich sehr darüber freuen! 

Und zur Einstimmung, Impressionen vom letzten Jahr: http://www.youtube.com/watch?v=_UcMNsinvAs

Einen kurzen Vorbericht direkt aus Irdning werde ich hoffentlich noch schaffen, während des Laufs ist's aber aus Erfahrung meist zu hektisch für aktuelle Neuigkeiten. Daher hier schon die Links, wo ihr den Lauf (laut Programmheft) mitverfolgen könnt:

http://www.24stundenlauf.at
http://www.live2video.com
http://www.idee-werbeagentur.at

Und die aktuellen Rundenzeiten (mit leichter Verzögerung) sollten sich auf http://www.pentek-timing.at finden. Viel Spaß beim Mitfiebern und Durchmachen! :D
Für alle Zahlen-Fans hier noch die Wochenstatistik:

3x Laufen: 78.5km, 7h44
3x Ergo: 3h00
2x Krafttraining

TOTAL: 10h44

Sonntag, 23. Juni 2013

Woche #8: Erholungswoche #1

Auf den Bericht der Woche #7 erhielt ich ziemlich viel Feedback mit einer klaren Tendenz: Junge, geh runter vom Gas, erhol Dich und das bisherige Training wird schon reichen für Irdning. Danke an meine Freunde fürs Aufmuntern und Aufrütteln. Weil natürlich würde auch ich genau diese Empfehlungen jedem anderen geben, aber für einen selbst gilt das natürlich nicht - wie wir alle wissen. Aber ihr passt ja eh auf mich auf!

So gab's folgende Vorsätze für diese Woche: Minimaltraining, Obst statt Naschereien (gilt auch als Mentaltraining für mich, wobei ab Mittwoch der Drang nach Zucker eh weg war) und Massagen für den Körper.

Alle Vorsätze konnte ich durchhalten und so erfolgten erst am Freitag wieder ein paar Laufschritte. Was für ein Erlebnis: seit Wochen wieder ein spritziges, lockeres und schmerzfreies Gefühl. Herrlich. Am Samstag ein Hügellauf rund um den Lainzer Tiergarten, um einerseits die neuen Brooks Cascadia ein wenig im Gelände einzulaufen und andererseits um zu testen, welches Tempo nächste Woche beim Veitsch Grenzstaffellauf mit Irdning kompatibel sein könnte. Zum Abschluss der Woche am Sonntag dann noch eine Radausfahrt.

Insgesamt wurde es über die Woche gesehen doch gar nicht so wenig Training, aber mit der Erholung zu Wochenanfang fühlte sich das alles gut an - einzig beim Hügellauf bin ich etwas in der Sonne verglüht. Jetzt sollte es daher nur noch etwas kühler werden, da ich derzeit beim Sport mehr schwitze als ich trinken kann, und dann wird das schon noch einigermaßen werden für Irdning.

Auch die nächste Woche werde ich mit dieser positiven Erfahrung daher locker gestalten.

Die Spendengemeinde war diese Woche auch wieder aktiv und ist auf mittlerweile 24 MotivatorInnen und UnterstützerInnen angewachsen! Nichtsdestotrotz ist noch viiiiiieeeeel Platz für weitere Zuwächse. Wer daher ebenfalls helfen möchte und den Link noch nicht angeklickt hat: bitte jetzt gleich http://martin24h.awardspace.biz besuchen und eine Spendenzusage tätigen! Das würde auch meinem Geist und Körper weitere Energie in den verbleibenden zwei Wochen geben!

Abschließend die Erholungsstatistik der Woche:

2x Laufen: 35.1km, 3h13
3x Ergo: 3h29
1x Radfahren: 5h08, 124.3km
2x Krafttraining (einmal davon eher zum Durchlockern)

TOTAL: 11h50

Sonntag, 16. Juni 2013

Woche #7 - nach jedem Hoch kommt ein Tief

Langsam nervt es, hier Woche für Woche hauptsächlich über die Gesundheit zu berichten - und es gibt wohl Spannenderes zu lesen. Andererseits ist Gesundheit die Voraussetzung für Sport und eine gute Vorbereitung auf den 24-Stundenlauf.

Zu Wochenbeginn sah es noch gut aus, dass ich die Sehnenentzündung in der Kniekehle überwunden hatte. So war ein vorsichtiger Wiedereinstieg ins Laufen von Montag bis Mittwoch möglich. Alles schmerzfrei, juhu! Allerdings war das 16km Traben am Mittwoch schon etwas anstrengend.

Donnerstags dann nur Ergo-Training, um es nicht zu übertreiben. Freitag überhaupt trainingsfrei und Samstag dann ein 100km-Lauf im Prater. Gleiche Strecke wie schon vor zwei Wochen beim 45km-Gehtraining, aber diesmal hoffentlich im Laufschritt.

Start um 6h, also genau das Richtige für mich Morgenmuffel. Tagwache um 4h, damit ich bis 6h einigermaßen in die Gänge kommen. Dennoch fühlte sich das Laufen anfangs sehr unrund an, aber schmerzfrei. Und nach 10km wurde es dann richtig angenehm und es rollte dahin.

Die Veranstaltung vom Team RunSport (hauptverantwortlich Klemens H.) wie schon letztes Jahr perfekt organisiert - auch hier merkt man, dass es eine Veranstaltung von Läufern für Läufer ist. Und mit wieder einer genialen Labestation, lauter feine und andere Sachen als sonst: besonders hervorzuheben: die berühmten Reisbällchen, aber auch Reisauflauf, Lebkuchen und noch ein Biskuitkuchen erfreuten mein Läuferherz und noch mehr meinen Läufermagen ;-) ... und alles auch so in der Konsistenz zubereitet, dass man keine klebrigen Finger bekommt. Wie gesagt: hier weiß ein Team, worauf es ankommt!

Aber die Freude währte bei mir leider nicht lang. Nach 30km begann sich die Sehne in der Kniekehle wieder langsam zu melden. Also runter mit dem Tempo, Gehpausen einstreuen, noch mit einer Salbe kühlen versuchen. Dann eine ganze Runde gehen, kurz Anlaufen probieren. Hilft leider alles nix, die Sehne schmerzt zwar nur leicht, aber doch spürbar. Noch eine letzte Testrunde, nein, da wird nichts mehr locker und nachdem ich mittlerweile leider genug Erfahrung mit Sehnenentzündungen habe, ist mir klar, Laufen ist heute nicht mehr drinnen ohne dass ich Irdning abschreiben muss. Und einfach bis zum Zeitlimit von 12h weiter gehen: nein, heute nicht, dazu bin ich zu frustriert und so toll wäre der Trainingseffekt auch nicht. So ist der 100km-Lauf für mich also nach 4h14 und 42.5km zu Ende :-(

Auch der Versuch den restlichen Tag mit Radtraining zu gestalten, findet bald ein Ende als sich selbst beim Radfahren die Sehne meldet. Aber wenigstens die Bestätigung, dass meine Entscheidung, den Lauf zu beenden richtig war und nicht übervorsichtig. Na toll, ein hypochondrisches Weichei zu sein wäre mir in diesem Fall aber lieber :D!

Wenigstens beruhigte sich die Sehne über Nacht weitgehend, sodass am Sonntag wenigstens Ergometer-Training möglich war.

Noch bin ich optimisch, in Irdning schmerzfrei am Start zu stehen. Letztes Jahr, vor dem 24-Stundenlauf in Fano (Italien), hatte ich ja ebenfalls Sehnenbeschwerden (damals die Achillessehne), welche heftiger waren als der Fall jetzt und ebenfalls drei Wochen vor dem Lauf auftraten. Und damals kam ich in den drei Wochen auch wieder in Schuss. Ich hoffe also auf ein deja-vu!

Dank zweier weiterer Sponsoren unterstützen mich mittlerweile 22 liebe Menschen! Umso wichtiger bei meiner labilen körperlichen Verfassung. Wer ebenfalls helfen möchte und den Link bisher nicht gefunden hat: bitte einfach http://martin24h.awardspace.biz besuchen und eine Spendenzusage tätigen!

Abschließend noch die Statistik:

3x Laufen: 76km, 6h57
2x Ergo: 4h35
1x Radfahren: 1h41, 39.7km
2x Krafttraining

TOTAL: 13h13




Sonntag, 9. Juni 2013

Trainingswoche #6 - es geht wieder aufwärts

Sonntag abend, wieder Zeit für den Wochenbericht, wobei sich bei der heutigen Radausfahrt meine Weh-Wehchen und Sorgen des Trainings wieder einmal relativiert haben. Während ich durch Kritzendorf Richtung Böheimkirchen geradelt bin, wurden dort gerade an viele, viele Helfer Schaufeln, Trockengeräte, Scheibtruhen, Säcke für den entfernten Lehm, etc. verteilt. Ja, es gibt wohl dieser Tage wirklich Wichtigeres als so eine läppische Vorbereitung auf einen 24-Stundenlauf.

Dennoch werde ich ein paar Zeilen über die Woche schreiben - denn wenn ich schon selbst heute nicht geholfen habe, so sollten wenigstens meine Kilometer in Irdning indirekt einem guten Zweck dienen und damit bekommt mein Training wenigstens etwas Sinn.

Apropos Spenden: diese Woche ging es nicht nur mit meinem Training wieder aufwärts, auch die SpenderInnen-Anzahl hat sich deutlich erhöht - mittlerweile unterstützen mich 20 tolle Menschen! Wer sich auch noch zu dieser Gruppe gesellen möchte: bitte einfach http://martin24h.awardspace.biz besuchen und eine Spendenzusage tätigen!

Für meinen Körper war Montag und Dienstag Ruhe angesagt, denn die beim 6h-Gehen erlittenen Blasen machten selbst Gehen unmöglich - sehr zum Gaudium meiner Arbeitskollegen (und ich selbst musste ja auch ziemlich drüber lachen) bewegte ich mich in einer Art Entenwatschel-Prima-Ballerina-Gang fort :D ... und  auch die entzündete Sehne in der Kniekehle erlaubte leider noch kein Ergometer-Training.

Aber am Dienstag abend dann der geniale Tipp von meinem Masseur Gerald: "Wobenzym für Arme", sprich eine Mischung aus Kurkuma, Chili, Ingwer und Pfeffer. Nachdem ich zu faul zum Mischen war, habe ich einfach eine fertige Curry-Gewürzmischung genommen, da sind exakt diese Gewürze drinnen und als Bonus gibt's auch noch Senf und Koriander. Davon täglich einmal 3-4 Teelöffel in Milch oder Wasser auflösen und runter damit. Schmeckt ... nun ja, das soll jeder mal selbst probieren. Soviel sei verraten: es ist jedenfalls belebend und wärmend :D. Das Wichtigste aber: meine Sehnenentzündung hat tatsächlich bereits innerhalb eines Tages darauf reagiert und wurde deutlich besser, sodass ich hoffentlich in den nächsten Tagen wieder den ersten vorsichtigen Laufversuch wagen kann. Zumindest Ergometer-Training und Radfahren funktioniert wieder.

Am Samstag hätte ich in meiner ursprünglichen Planung den Ötscher Mountain Marathon am Programm gehabt, daraus wurde natürlich nix. Als Alternative habe ich wenigstens versucht mit dem Rad im Wienerwald die Höhenmeter (ca. 1850) sowie Belastungsdauer (ca. 5h15) zu simulieren. Ist mir gelungen, war nur fast anstrengender als laufend der Ötscher letztes Jahr, aber für die Oberschenkel war's ein gutes Training.

Somit habe ich in dieser Trainingswoche zu bieten:

3x Ergo: 6h
2x Radfahren: 10h56, 243km (1900 Hm und 800 Hm)
3x Krafttraining

TOTAL: 16h56

Die Vorbereitung läuft also wieder etwas besser, wenn auch nicht so wie geplant. Allerdings: die optimale Vorbereitung gibt's eh nie und besser jetzt etwas angeschlagen sein mit der Hoffnung, doch noch in Irdning schmerzfrei am Start zu stehen als eine blendende Vorbereitung und dann eine Verletzung knapp vorher! Wird also schon noch werden und ich bin gespannt, was die nächste Woche bringen wird - hoffentlich wieder einige Spendenzusagen!

Sonntag, 2. Juni 2013

Trainingswoche #5 - der Geist wäre willig ...

So, Halbzeit in der Vorbereitung auf Irdning, 5 Wochen Ultratraining hinter mir und noch 5 Wochen vor mir, bevor es in Irdning los geht, naja, eher hoffentlich los läuft.

Spendenmäßig war die Woche eine sehr gute, vier weitere UnterstützerInnen sind hinzugekommen. Irdning rückt näher und näher, also wer diese Zeilen liest, bitte auch fleißig beteiligen unter http://martin24h.awardspace.biz - DANKE allen, die auch in der heutigen Zeit noch mit dem einen oder anderen Euro Mitmenschen unterstützen, die unsere Hilfe dringend benötigen!

Der Trainingslauf in Oberwart hat leider diese Woche doch Spuren hinterlassen. Nach zwei ruhigeren Tagen zu Wochenbeginn (montags nur Krafttraining und dienstags 2h lockeres Ergo-Fahren) dann mittwochs ein 16km Lauf und Krafttraining ... und danach bzw. über Nacht hat sich die Sehne, die den rechten hinteren Oberschenkelmuskel über die Kniekehle mit der Wade verbindet, entzündet. Auswirkung: ich kann den Unterschenkel nur schwer abbiegen und damit ist ein Laufen vorerst unmöglich. Ziemlich zeitgleich bekomme ich auch eine liebe eMail von Ultraläufer Georg M., passenderweise, aber leider knapp zu spät, mit dem Kommentar: "... Aufbauprogramm fürs weitere Laufen - Hut ab und - Vorsicht! Die Eisdecke ist in dem Umfangbereich dünn.". Wie recht er hat: trotz der winterlichen Temperaturen Ende Mai war offenbar bei mir die Eisdecke diese Woche nicht dick genug :(

Bleibt mir am Donnerstag nur Ergotraining, bis nach 2h auch das durch die Winkel im Knie zu schmerzhaft wird :(. Aber wenigstens Gehen funktioniert noch, also noch knapp über 10km am Laufband gewalkt, damit ich halt wenigstens noch ein bisschen was mache, aber jederzeit abbrechen kann. Das hat schmerzfrei funktioniert.

Freitag dann wieder nur Krafttraining und Samstag gar kein Sport, der Körper verlangt ja offenbar nach Erholung. Und wenn ich schon außer Gefecht bin, dann nutze ich den Samstag gleich für Einkäufe und ein paar andere Dinge, die ohnehin schon lange fällig waren, aber aufgrund des Trainings das Nachsehen hatten.

Sonntag: der 6h-Lauf des Sri Chinmoy-Teams im Prater steht am Programm, angemeldet bin ich. Nun ja, an Laufen ist nicht zu denken, die Sehne hat heute zwar schon deutlich weniger geschmerzt, aber bei einem kurzen Laufversuch ist immer noch ein Ziehen da. Aber ich wollte ja ohnehin auch einmal Gehen trainieren, weil in Irdning werde ich während der 24 Stunden auch genug Gehpausen einlegen.

Daher heutiges Motto: welche Distanz schaffe ich durch Power-Walken in 6h? 40km sollten es hoffentlich mindestens werden, ein Marathon wäre schön, aber das sind doch knapp über 7km/h - erscheint mir ziemlich flott. Aber probieren wir's halt.

Ferse rechts - bisserl größere Blase
Beim Start haben wir Läufer & Geher noch Wetterglück, es nieselt nur leicht, ist dann sogar zeitweise trocken, dann schüttet es aber eine zeitlang ziemlich heftig. Der Test meiner Regenjacke verläuft gut, ich bleibe am Oberkörper ziemlich trocken, wieder was für Irdning gelernt: bei Regen und kühler Temperatur ist die Regenjacke ideal - besser als ein Regenponcho. Einzig die Schuhe und Socken werden ordentlich durchnässt - Resultat sind Blasen, die ich gerne dokumentiere :D



Lektion für Irdning und das Gehen: auf die Ferse kommen vorsorglich Blasenpflaster drauf! Laufschuhe sind doch nicht fürs Gehen in diesem Tempo gemacht.

Ferse links - die Blase ist eh klein
Über den Lauf gibt's nicht viel Spektakuläres zu berichten, es würde ziemlich ident zum Oberwart-Bericht von letzter Woche sein, d.h. tolle Labe (und auch nachher wieder super Nudeln!), liebe Leute, darunter einige Freunde, auf und an der Strecke - Respekt für alle Zuschauer, die 6h im teilweise strömenden Regen angefeuert haben (und dabei ordentlich gefroren haben). Wer also im Prater mal in einen 6h-Lauf reinschnuppern möchte - die Veranstaltung von Sri Chinmoy kann ich empfehlen.

Achja, welche Distanz bin ich eigentlich gewalked: nun, nach 2h war mir schon relativ klar, dass sich die Marathondistanz jedenfalls ausgehen würde, also habe ich mein Ziel auf 45km revidiert  und geworden sind es letztlich 45.526km, wofür ich auch eine nette, personalisierte Urkunde erhalten habe.

Hm, vielleicht sollte ich das mit dem Laufen in Irdning nochmals überdenken und einfach nur Gehen, weil 4x45km wären immerhin mit 180km mehr als 20km über meiner derzeitigen Bestleistung ... aber mittlerweile weiß ich ja, die Hochrechnungen über 6h und 12h klingen immer so leicht, bei 24h kommen dann doch noch andere Faktoren wie Wetter, Nacht und Müdigkeit vielfach erschwerend hinzu. Aber gut zu wissen, dass ich - wenn ich vom Laufen ins Gehen zurückschalte - auch noch einiges erreichen kann.

Die nächsten zwei Tage ist jetzt jedenfalls wieder Ruhe und hoffentlich heilt die Sehnenentzündung währenddessen endlich komplett aus. Und auch die Blasen sowie die etwas angespannten Adduktoren (unglaublich, wie schnelles Gehen sich dort bei mir bemerkbar macht) sollten dann wieder zur Normalität zurückkehren.

Fehlt nur noch die Statistik der Woche:

1x Laufen: 16km, 1h16
2x Ergo: 4h
2x Walken: 7h30, 55.7km
3x Krafttraining

TOTAL: 12h46 (nur mehr die Hälfte von Trainingswoche #1, hoffentlich ändert sich das bald wieder)