Donnerstag, 30. Mai 2013

Trainingswoche #4 - ein Trainingslauf mit Freunden

Spät aber doch jetzt der - dafür längere - Bericht zu Trainingswoche #4. Vorab die nackten Zahlen der Woche:

5x Laufen: 14h06, 161.2km
4x Ergo: 2h06
1x Krafttraining

TOTAL: 16h12

Also ähnlich wie Woche #3, aber dafür mit 87% Laufanteil. Und der hatte es in sich, ging etwas an die Substanz und daher gibt es auch erst jetzt am Donnerstag endlich Zeit für den Bericht dazu.

Wie schon in der Statistik von letzter Woche ersichtlich, hat die Woche einmal mit einem lockeren, leicht hügeligen 40km-Lauf am Pfingstmontag begonnen.

Dienstag dann Regeneration mit kurzem Ergo-Training sowie Kräftigungsübungen.

Mittwoch stand ein Tempolauf am Programm: es war wieder Zeit für die 17. Laufmeisterschaften der Wiener / Niederösterreichischen Geldinstitute, wo ich natürlich auch eine Startverpflichtung für meine Firma hatte. Ohne jegliches Tempotraining seit dem Mailand-Marathon Anfang April war es eine Hatz über 9.25km, die für mich mit einem Schnitt von 4:03min/km nicht gerade berauschend endete. Aber gut, vom Kilometerfressen ist noch niemand schneller geworden und das Pfingstwochenende war kilometermäßig auch noch nicht ganz verdaut.

Donnerstag dann nur leichtes Auslaufen, Freitag überhaupt trainingsfrei mit dem Genuss einer Massage.

Samstag war dann Vorbelastung für Sonntag angesagt, also ein 32km-Lauf und anschließend noch eine Stunde aufs Ergo.

Über Sonntag gibt's jetzt wirklich mehr zu berichten, denn ich startete beim 5-Stundenlauf in Oberwart. Eine kleine, aber äußerst feine Veranstaltung unter Freunden, zu der ich  kurzfristig und durch Zufall gekommen bin. Denn ursprünglich wollte ich dieses Wochenende eigentlich beim legendären Rennsteiglauf in Thüringen über 72.7km starten. Meine Probleme mit dem Sprunggelenk und dadurch fehlendes Lauf- und auch Höhenmetertraining machten diesen Plan aber zunichte. Denn das Erlebnis "Rennsteiglauf" mit fehlender Kraft auf den letzten 20 Kilometern ist mir aus 2010 noch gut in Erinnerung - das brauche ich nicht noch einmal. Aber ein langer Lauf mit Abbruchmöglichkeit, falls die Kraft nicht mehr reicht oder das Sprunggelenk doch wieder aufmuckt, sollte es dieses Wochenende schon sein. Also irgendwo Runden laufen, aber wo? Alleine in Wien? Naja, wenn es sein muss, aber mit Startnummer wäre es schon leichter.

Glücklicherweise kennt die beste Ultraehefrau von Welt den ÖLV-Veranstaltungskalender (und noch ein paar andere laufrelevante Übersichten) in- und auswendig und hatte gleich die Lösung parat: da war doch an dem Wochenende auch ein Ultralauf in Oberwart. Die Informationen dazu waren zwar  etwas versteckt, aber sonst war es ein sehr professionell aufgezogener und ganz besonderer, weil einmaliger Lauf. Der Veranstalter Peter Linsbauer feierte sich mit dem Lauf nämlich selbst: 50. Geburtstag und gleichzeitig sein 100. reiner Marathonlauf (Ultramarathons hat er noch einige zusätzlich, aber die Marathonzählung betreibt er puristisch). Zweiteres hatte er seit Jahren zu Ersterem hingetimed. Und nachdem eine Geburtstagsfeier ohne Gäste eher fad ist, durften 50 Läufer mit Peter laufend seinen Geburtstag feiern. Entweder über die klassische Marathondistanz oder eben im Rahmen eines 5-Stundenlaufs. Peter und sein Team Vitesse haben schon jahrelange Erfahrung im Veranstalten von Ultraläufen, wie ich im Vorfeld herausfand. Und das merkte man - unglaublich, was Peter und seine Helfer alles auf die Beine stellten für diese Veranstaltung. Das fing gleich bei der Begrüßung an: zusammen mit der Startnummer erhielt man ein prall gefülltes Startersackerl und zwar nicht - wenn überhaupt heute noch was im Startersackerl drinnen ist - mit Waschmittel und viel Papier, sondern mit Nudeln, Wein, Obst, einem Isogetränk, um nur einiges zu nennen.

Der Lauf selbst fand auf einem 1.423km langen Rundkurs statt, man kam also einige Male bei Start und Ziel vorbei. Und dort wartete die nächste Herausforderung: eine Labestelle, die keine Wünsche offen ließ. Von Bananen, Orangen, Apfelspalten über diverse saftige Kuchen, Nussstangerln bis hin zu Minisalzstangerln, Salzbrezeln, pikantem Plundergebäck und Wurstsemmeln wurde alles geboten. Dass natürlich auch die Getränkeauswahl mit Wasser, Mineral, Cola und Bier perfekt war, fällt da schon fast nicht mehr auf. So gab's dann jede Runde den Kampf mit mir selbst - Zeit für das Büffet lassen oder Kilometer sammeln. Nicht leicht, aber ich bin doch eher beim Kilometersammeln geblieben.

Die absolvierten Runden wurden von einer Truppe Rundenzähler notiert, die unglaublich waren: 5 Stunden lang feuerten sie jeden Läufer jede Runde enthusiastisch an und müssen am Montag dann auch ordentlich heiser gewesen sein.

Also perfekte Bedingungen und beeindruckend, was Peter und sein Team hier für ein kleines Starterfeld alles auf die Beine gestellt haben. Und natürlich alles sehr familiär: die meisten kannten sich, so traf auch ich einige Freunde & Bekannte und lernte auch endlich die Gesichter zu einigen Namen, die mir aus Ergebnislisten sowie aus diversen virtuellen (Ultra-)Running-Communities im Internet vertraut waren, kennen. Auch ganz im Sinne von Peter: denn auch ihm war es ein Anliegen, die Läufer miteinander vertraut zu machen. So gab es vor dem Start eine namentliche Vorstellung aller Teilnehmer. Wir waren also nicht mehr anonyme Startnummern - wobei auch hier jede Nummer mit Namen personalisiert war! - sondern kannten uns nun persönlich per Namen. Eine tolle Idee!

Um 11h ging es dann also los mit dem Lauf. Als Ziel hatte ich mir 55km gesetzt und startete entsprechend langsam, befand mich aber trotzdem nach wenigen Metern mit drei weiteren Läufern an der Spitze des Feldes. Noch wollte aber keiner so richtig vorne weg laufen und die erste Runde beendeten wir schön in Formation und 4er-Reihe. Dann setzte ich mich gemeinsam mit Klaus, einem Läufer der Freunde des Laufsports, doch langsam ab, bevor sich Klaus auch von mir absetzte. Sein Tempo von knapp unter 5:00min/km war mir doch etwas zu heftig und für meine geplanten 55km auch nicht nötig. So drehte ich also Runde für Runde und suchte meinen Rhythmus. Ein gutes Training, denn ich bin jetzt doch schon einige Monate keinen Rundenlauf mehr gelaufen und hatte mir auch im Vorfeld, nachdem es ja nur ein Trainingslauf sein würde, keine große Gedanken gemacht, wann ich mich wie verpflegen würde. So waren die ersten zwei Stunden geprägt von einmal zu viel trinken, dann wieder zu wenig, der schwierigen Entscheidung, wann wo beim Büffet zugreifen - Kuchen oder salzig? Und auch die Beine waren schwer, die bisher in der Woche schon gelaufenen 105km waren noch nicht verdaut. Kurz kam dann sogar der Gedanke auf, dass ich mich lieber hinlegen möchte, einfach nur schlafen. Aber was soll denn das? Ist doch eh nur ein 5-Stundenlauf. Ein etwas längerer Stopp bei der Labe sorgte dann für den nötigen Energieschub und danach fiel das Laufen wieder leichter. Runde für Runde tolle Anfeuerung bei Start & Ziel, Klaus bereits vorne weg bzw. eigentlich schon wieder hinten dran und dabei mich zu überrunden. Der Drittplatzierte Kurt, ebenfalls von den Freunden des Laufsports und ein Ultraurgestein (wenn ich das so sagen darf), immer knapp hinter mir.

Nach 30 Runden und 3h43 hatte ich die Marathondistanz passiert - natürlich wie immer heftig beklatscht von den Rundenzählern und namentlich angefeuert vom unermüdlichen Moderator, der Runde für Runde für das Publikum erwähnte, wer gerade durchläuft, die eine oder andere Geschichte zum Läufer usw. Mein Ziel von 55km war also nur mehr 13km entfernt, das sollte sich wohl ganz gut ausgehen.

Zu Beginn der letzten Stunde begann dann die Muskulatur sich leicht verkrampft anzufühlen - Salzmangel. So wurde Runde #33 meine mit Abstand langsamste mit ein paar längeren Geheinlagen und einem Stopp beim Auto um einige Salztabletten zu schlucken. Diese schwache Runde genügte, sodass Kurt aufschloss und eine Runde später an mir vorbeizog - sehr locker sah er noch aus und der erfahrene Hase hatte sich das Rennen mit einem konstanten Tempo wohl perfekt eingeteilt. Klaus hatte mich mittlerweile zum zweiten Mal überrundet, doch langsam ließen auch seine Kräfte nach. Nach 4h27 dann der Höhepunkt des Tages. Peter näherte sich dem Finish seines 100. Marathons und wurde von einer Gruppe Trommlern mit Lorbeerkranz in Empfang genommen und die letzten 300 Meter ins Ziel begleitet. So einen Zieleinmarsch möchte ich glaube ich auch einmal haben :D. Peter genoss ihn sichtlich und als er dann über der Ziellinie war, startete auch das Feuerwerk. Nun ja, das war optisch jetzt nicht so überwältigend, aber ein Feuerwerk bei Tageslicht erlebt man auch nicht jeden Tag.

Meine Muskulatur reagierte mittlerweile auf Salz (und Cola) und die Rundenzeiten wurden wieder besser. Die 55km sollten sich also locker ausgehen und vielleicht könnte ich noch einen Kilometer drauflegen. Kurt ging es mittlerweile nicht mehr so gut und so konnte ich ihn wieder überholen. Auch gegenüber Klaus konnte ich noch eine der beiden Überrundungen rückgängig machen.

Vier Minuten vor Laufende war mein Ziel der 39 Runden (55.5km) geschafft und als Belohnung nahm ich mir endlich ein Bier mit auf die letzten Meter. Das Laufen mit einem vollen Bierbecher muss ich noch üben, denn bis ich nach den vier Minuten und 742 weiteren Metern mit den Zielschüssen zum Stehen kam war da nicht mehr so wirklich viel Bier drinnen. Aber für den Geschmack hat's noch gereicht.

So wurden es also in Summe 56.239km in den 5 Stunden, knapp 1.2km hinter Platz eins und 1km vor Platz drei. Dieses Tempo auf 6h hochgerechnet wären etwa 67.5km - also keine Wunderleistung. Wirklich gute Leistungen fangen auf 6h gerechnet ab 70km an (zumindest kommt man erst ab 70km in die ewigen österreichischen Bestenlisten). Für den geplanten Trainingslauf und die Vorbelastung bin ich aber dennoch zufrieden und den Zweck des "Wiederreinkommens" ins Rundenlaufen hat der Lauf auch mehr als erfüllt.

Im Ziel gab's dann herrlich schmeckende Nudeln mit Tomatensauce und dann ging es noch zur Siegesfeier. Bei dieser wurde jeder Teilnehmer geehrt und nachdem Peter die meisten seit Ewigkeiten kennt, gab's auch viele lustige Geschichten ergänzend zur Würdigung der jeweiligen Leistung.

Ein perfekter Abschluss eines schönen Trainingstags unter Freunden!

Montag, 20. Mai 2013

Grundlagenwoche #3

Das MRT diese Woche brachte gute Nachrichten vom Sprunggelenk: die Schmerzen sind nur Nachwirkungen einer Bandzerrung - sonst nix kaputt (also vor allem kein Bruch, kein Knorpelschaden, kein Bänderriss). Da war das unscheinbare Verknöcheln eine Woche vor Mailand doch etwas intensiver als ich zunächst dachte. Aber gut, jetzt sind nur mehr ein paar kleine Ergüsse da, die Schmerzen sollten also hoffentlich bald komplett weg sein.

Durch die Hilfe einer ganz lieben Vereinskollegin, die gleichzeitig auch eine tolle Physiotherapeutin ist, ist mein eingesunkener rechter Fuss jetzt wieder aufgerichtet (laienhaft ausgedrückt ;-) - Danke Thea! Eine erste Übung zur Stabilisierung des Sprunggelenks habe ich auch bekommen. Ich scheine da etwas sehr - also eigentlich zu sehr - beweglich zu sein, was wohl die Kompensation für weniger Beweglichkeit in anderen Körperregionen (Arme, Schultern) ist :D

Und so konnte ich das Pfingstwochenende sehr gut zum Training nutzen. Resultat des Wochenendes:

3x Laufen: 117.7km (Tempo: sehr ultralich und daher 10h58 dafür gebraucht ;-)
3x Ergo: gesamt 3h11 (2x "richtig", einmal nur mehr ganz kurz auslockern)
1x Krafttraining

TOTAL: 14h09

Und die Statistik der Kalenderwoche (ohne Pfingstmontag):

3x Ergo: 5h26
5x Laufen: 10h54, 125.4km
2x Krafttraining

TOTAL: 16h20 (also etwas weniger als die letzten beiden Wochen, dafür aber mit 67% Laufanteil - Juhu!)

Spendenstand UNVERÄNDERT (http://martin24h.awardspace.biz): es motivieren mich 9 SpenderInnen!

Nächste Woche gibt's dann hoffentlich nicht nur Zahlen und Statistiken, sondern auch ein bisschen was mit mehr Pep zu berichten - was genau wird aber noch nicht verraten. Lasst Euch überraschen und schaut nächste Woche wieder vorbei!

Sonntag, 12. Mai 2013

Grundlagenwoche #2

Trotz Trainings am Fenstertag habe ich nicht ganz so viele Stunden wie letzte Woche geschafft, dafür war ich aber auch endlich wieder laufwandernd/laufend unterwegs. Das Sprunggelenk ist zwar immer noch stark druckempfindlich, ein MRT soll jetzt klären, was da ist. Allerdings wurde es durchs Radfahren/Nichtlaufen auch nicht wirklich besser, also hab ich's halt vorsichtig diese Woche mit stabilisierender Knöchelbandage und Laufen probiert. Das hat im Flachen schmerzfrei funktioniert, bergauf/bergab ist es aber doch spürbar bzw. fehlt mir das Vertrauen in die volle Belastung.

Heute war dann auch schon aufgrund der Vorbelastung der letzten zwei Wochen etwas die Energie aus dem Körper draußen, daher nur mehr laufend eine lockere 16km-Runde gedreht - weniger ist mehr. Nächste Woche wird jedenfalls gemütlich anfangen, damit der Körper das Training der letzten zwei Wochen verarbeiten kann und wieder bereit ist für neue Reize.

Hier noch die Statistik zu Grundlagenwoche #2:

5xErgo - gesamt 6h30
2xRadfahren - gesamt 11h50, 279km
1xLaufwandern - 4h43, 42.8km (inkl. Umrundung Lainzer Tiergarten)
1xLaufen - 1h18, 16km
1xKrafttraining (ohne Zeitmessung)

TOTAL: 24h21

Spendenstand (http://martin24h.awardspace.biz): es motivieren mich 9 SpenderInnen!

Sonntag, 5. Mai 2013

Grundlagenwoche #1 - erledigt

Für großartige literarische Ergüsse bin ich nach der Trainingswoche zu müde, daher nur die nackten Fakten:

4xErgo - gesamt 7h10
3xRadfahren - gesamt 19h30, 458km
1xKrafttraining (keine Ahnung, wie lange ich da gewerkelt habe :D)

TOTAL: 26h40

Derzeit motivieren mich 7 SpenderInnen beim Training - wer möchte noch, dass ich während des Trainings an sie/ihn denke? Na, dann ab auf http://martin24h.awardspace.biz

Und jetzt ran ans Dehnen - die Oberschenkel vorne haben es sich besonders verdient ;)

Mittwoch, 1. Mai 2013

Mit 150 Radkilometern auf ins Ultratraining

Nach drei Wochen Schongang im Anschluss an den Milano-City-Marathon - eine Verkühlung und Arbeitsstress hätten eh auch nix anderes zugelassen - beginnt jetzt schön langsam das Ultratraining für den Saisonhöhepunkt des 24-Stundenlaufs in Brugg im Herbst und einer Formüberprüfung Anfang Juli beim 24-Stundenlauf in Irdning (bei letzterem geht's ja auch um den guten Zweck also bitte auch um einen Besuch meiner Spendenseite (http://martin24h.awardspace.biz).

Leider vorläufig nur am Rad/Ergometer, da mein schon vor Mailand angeschlagenes Sprunggelenk immer noch nervt und schmerzt. Laufen ist zwar möglich, aber wenig spaßig, wenn's dauernd zwickt und zwackt. Eine Diagnose und zielführende Therapie gibt's dann hoffentlich nächste Woche. Aber Radfahren ist ja auch schön: die 150 Kilometer heute am Donauradweg hatten auch was von Kampf Mann gegen Mann :D.

Ziel für diese Woche: zumindest 24 Trainingsstunden im Grundlagenbereich verbringen. Aktueller Stand Montag bis Mittwoch: 10 Stunden, das sollte also mit zwei langen Radeinheiten am Wochenende erreichbar sein.

Und neben den tollen Spendenzusagen, die ich schon erhalten habe, hier noch für meine Motivation ein Video von Irdning 2012: https://www.youtube.com/watch?v=_UcMNsinvAs

Dienstag, 9. April 2013

Ausflug auf die Kurzstrecke

Nach langer Zeit wieder einmal ein echter Kurzstreckenbericht von mir. Die letzten drei Jahre hatte ich das Training bekanntlich hauptsächlich auf Ultraläufe ausgerichtet. Unterbrochen nur von einer kurzen, halbherzigen Marathonvorbereitung für Linz 2011 aus dem Ultratraining heraus - und dem entsprechenden Ergebnis -, sowie einer ernsthaften, aber durch Achillessehnenprobleme suboptimalen Halbmarathonvorbereitung um das New York-Limit im Jänner 2012 zu erzielen bzw. zu verfehlen. Nachdem ich nach dem letzten 24-Stundenlauf in Fano und der Vorbereitung darauf fürs Erste aber genug hatte von ständig langen Läufen und Trainingseinheiten, verplanten Wochenenden und ich zur Abwechslung mal wieder etwas Anderes, Schnelleres, Kürzeres machen wollte, stand somit im November 2012 für die Frühjahrssaison 2013 fest: endlich einmal wieder eine wirklich gezielte Marathonvorbereitung, um herauszufinden, was ich denn am Marathon leisten kann. Angesichts des schneereichen Winters heuer im Nachhinein gesehen eine gute Entscheidung.

Stand also noch die Frage im Raum, welcher Marathon es denn im Frühjahr sein sollte, der auch gut in die weitere Saisonplanung bei Carola und mir passen würde. Möglichst früh, aber nicht zu früh, sodass sich die nötigen Trainingswochen noch ausgehen. Schnelle Strecke, nicht zu weit weg, gutes, dichtes Feld im Bereich zwischen 2h45 und 3h00 und noch einfach erreichbar waren weitere Kriterien. So fiel unsere Wahl auf den schnellsten Marathon Italiens, der am 7.4.2013 in Mailand mit dem Milano City Marathon stattfindet. Mailand kannten wir ja schon vom Vorjahr, als wir nach der 100km-WM in Seregno noch zwei Besichtigungstage in Mailand angehängt hatten. Weiters ist Mailand auch per Direktflug günstig von Wien aus zu erreichen und in Italien sind die Durchschnittszeiten bei Marathons ja um einiges besser als bei den anderen großen mitteleuropäischen Laufveranstaltungen. Natürlich haben die Italiener zwar den leichten Chaoten-Stempel, aber der Mailand Marathon ist bereits etabliert, da sollten sie also schon einigermaßen wissen, was sie tun. Und ein bisschen Chaos ist bestimmt erträglich, wenn man sich vorher schon darauf einstellt. So haben wir dann im November Flug und Hotel gebucht und auf ins Training. 

Auch die Trainingslager planten wir - soweit es die Arbeit zuließ - entsprechend optimal. Also zweimal elf Tage, damit die Trainingslager gerade so lange sind, dass man ordentlich trainieren kann, aber nicht zu lange, sodass die Belastungen noch verträglich sind. So zumindest die Theorie. Und es lief gut. Besonders die Bahneinheiten - wie z.B. 20 Kilometer Wechseltempo - in den Trainingslagern klappten bei mir: aber gut, Runden laufen mag ich ja bekanntlich. Vielleicht sollte ich wirklich mal eine dieser Ultrabahnlaufveranstaltungen probieren. Aber zurück zum Thema ...

Es sah also gut aus, die Form stellte sich langsam ein. Dann aber knapp vorm Mailand-Marathon der Schock: Carola hat starke Schmerzen in der linken Fußsohle. Hofften wir zuerst noch auf den Grashalm einer starken Verspannung, gab das MRT dann leider Gewissheit: Knochenmarksödem und Ermüdungsbruch. Totale Entlastung des Fußes ist nötig. Also Gehen auf Krücken, an einen Start beim Marathon ist nicht zu denken. Da verblieb dann nur mehr ich :( ... aber wenigstens ich war fit.

Eine Woche vor Mailand, bereits in der Ruhephase, fing dann aber plötzlich auch bei mir der rechte Knöchel innen an zu schmerzen. Na gut, das scheint wohl der berühmte Phantomschmerz (http://www.lauftipps.ch/laufsport/marathon-laufen/letzte-woche-vor-marathon/) zu sein, wenn der Körper sich erholt, um zur Spitzenform aufzulaufen. Bis zum Start wird's schon wieder vergehen.

So flogen wir am Freitag los nach Mailand. Carola leider auf Krücken, dafür mit ärztlichem Attest, dass sie diese wirklich braucht, damit es beim Einchecken jedenfalls keine Probleme gibt. Einziger Vorteil für sie: sie konnte am Flughafen bei der Sicherheitskontrolle den Express-Schalter "für Behinderte und Crew-Mitglieder" - wie das dort so treffend angeschrieben war - nutzen. Nun ja, darauf hätte sie gerne verzichtet.

Der Flug nach Mailand verlief unspektakulär, unser Gepäck war auch rasch da und so ging es via Malpensa Express zum Bahnhof Cadorna. Von dort noch wenige Stationen mit der Metro zu Amendola, wo unser Hotel nur wenige hundert Meter entfernt war. Das Hotel kannten wir ebenfalls schon aus dem Vorjahr. Für Mailänder Verhältnisse günstig, zwar kleine Zimmer, die aber sauber und in Tiptop-Zustand sind. Auch wegen eines Früh-Frühstücks am Sonntag hatte ich bereits per eMail angefragt. Die normalen Frühstückszeiten sind nämlich von 7h bis 10h, was sich am Sonntag nicht ganz ausgehen würde. Hier wurde mir rasch eine Lösung zugesichert, welche wir dann einfach am Freitag direkt vor Ort besprachen. Gesagt, getan, beim Einchecken im Hotel erfuhren wir schon, dass es am Sonntag extra für uns Frühstück ab 6h30 (oder spätestens 6h35) geben wird. Perfekt. Kurz das Zimmer beziehen und dann gleich weiter zur Startnummernabholung und Marathonmesse, die noch bis 20h geöffnet hatte. Weil besser gleich heute alles erledigen, wer weiß wie lange die Schlangen möglicherweise morgen sind. Was man hat, das hat man.

Fahren mit den Öffis in Mailand ist übrigens sehr angenehm, auch was die Tageskarten betrifft. Diese gelten nämlich volle 24 Stunden ab dem Kaufzeitpunkt, d.h. mit dem Ticket von Freitag abend waren wir gleich bis Samstag abend versorgt. Super!

Bei der Startnummernausgabe ging es dann sehr ruhig zu, viele eifrige Helfer, wenige Starter da. Ruckzuck hatten wir unsere Startnummern sowie das kleine Goodie-Bag in Händen. Auf der Startnummer ist übrigens auch der Chip für die Zeitnehmung eingeclipped. Ziemlich voluminöses, schweres Ding, aber beim Laufen spürt man es dann glücklicherweise überhaupt nicht. Aber anfangs wirkt das Ding erschreckend monströs.

Jetzt noch kurz einen Blick in die "Marathonmesse" werfen. Nun ja, viel gibt es da nicht zu werfen, es sind halt entlang eines S-förmigen Gangs die üblichen Verdächtigen zugegen: EnerVit-Stand, Compressport, Mizuno, ein Hersteller von - laut Werbeplakaten und italienischem Wortschwall - offenbar ganz, ganz, ganz tollem Dosenthunfisch und noch einige andere Stände mit dies und das. Werbestände anderer Marathons (der Zieleinlauf in Valencia sieht interessant aus), ein "Werbestand" von AIMS - beruhigend, dass die hier vertreten waren ;) - und dann war's das auch schon. Schnäppchenjäger sind hier jedenfalls nicht erfolgreich. Am Ende der "Messe" dann die T-Shirt-Ausgabe. Im Startpreis inkludiert ist nämlich auch ein schönes Funktions-Laufshirt von Mizuno mit dem passenden Slogan "I wasn't born to follow" auf der Rückseite. Gefällt mir.

Finisher-Shirt


Nun noch ein bisschen an die frische Luft und so bummelten wir von der Marathonmesse ca. drei Kilometer bis zum Marathonziel beim Castello Sforzesco. Wobei bummeln leider zu schön klingt - für Carola stellte dieser Weg leider im aktuellen Zustand eine anstrengende Weitwanderung dar. :( Und auch mein Knöchel schmerzte leider beim Gehen immer noch leicht. Beim Ziel selber war vom Marathon noch nichts zu merken: keine Absperrgitter, keine Transparente, keine Parkverbote. Aber die AIMS-Markierung von Kilometer 42 entdeckte ich. Beim Turm des Castello heißt es also am Sonntag Gas geben für die letzten 200 Meter. Nach einem kurzen, für Carola nochmals kraftraubenden Irrweg zur Metro-Station Cadorna landeten wir dann wieder im Hotel.

Samstag morgen stand bei mir ein kleiner Aktivierungslauf am Programm. Die Temperaturen waren im Vergleich zu Wien mild, das Laufen in kurzer Hose war wunderbar. Und auch der Knöchel hatte sich über Nacht erholt, alles lief locker und schmerzfrei. So trabte ich vom Hotel Richtung Corso Sempione, wo am Sonntag die letzten drei Streckenkilometer sein werden. Am letzten Kilometer vor dem Ziel absolvierte ich dann gleich meine leichten Beschleunigungsphasen und visualisierte das - immer noch nicht aufgebaute - Ziel. Danach ging es - leider auf einem kleinen Umweg - wieder zurück zum Hotel. Hoffentlich war es das mit dem Verirren in Mailand, denn morgen beim Marathon reichen mir die 42195 Meter, da möchte ich dann bitte nicht noch Zusatzprogramm haben. Aber meine Verspätung hatte Carola gar nicht bemerkt, da sie bei meiner Rückkehr noch tief und fest schlief. Die Verletzung zeigte doch deutliche Spuren.

Nachdem ich nun munter war - und nach dem Lauf auch hungrig ;) -, ging es ab zum Frühstück. Heute durfte ich ja noch: Müsli, Weckerl mit Käse und Ei, Croissants mit Maronicreme, eine Orange und natürlich guter, italienischer Cappuccio warteten auf mich. Morgen wird es dann eher karg mit Weißbrot, Honig und Tee. So gestärkt brachen wir zu einem kleinen Spaziergang Richtung Startgelände auf. Der Start liegt bei der Metro-Station Rho, welche sich außerhalb des Stadtgebiets von Mailand befindet. Daher fuhren wir am Samstag mit der Metro nur bis Molino-Dorino an der Stadtgrenze und gingen dann von dort ca. zwei Kilometer nach Pero, wo wir auf Kilometer 1.5 der Marathonstrecke stießen. Nun ja, dieser Teil bestätigte, was wir vom Streckenvideo (http://www.youtube.com/watch?v=IdY5lIl6bBU) ohnehin schon wussten - der Bär steppt hier nicht gerade. Pero ist vom Ambiente in etwa mit Vösendorf bei Wien zu vergleichen - nur kleiner. Aber was für den Marathon wichtiger ist als die Gegend: die Straße ist breit, guter Asphalt, es sollte also am Anfang des Marathons problemlos zu laufen gehen.

Mit dieser Erkenntnis ging es wieder zurück ins Hotel um mal eine Runde zu schlafen. Danach wieder hungrig auf zur "Pasta-Party". Im Rahmen der Marathonmesse gab es nämlich auch das Angebot eines Menüs um EUR 5 für welche man einen Teller Farfalle mit drei verschiedenen Saucen (ich wählte magenschonend Pomodoro), eine Flasche stilles Mineralwasser, einen Apfel sowie einen großen Mandel-Schoko-Müsli-Energiekeks gab. Letzterer musste auf Sonntag Nachmittag warten, denn heute gab es keine Nahrungsexperimente mehr. Die Farfalle waren allerdings gut, wenn auch ziemlich ungewürzt. Nach der Pasta-Party trennten Carola und ich uns, denn sie brauchte noch ein wenig Auslauf, ich wollte die Beine hochlagern.

die letzten Meter werden markiert

Am Weg zurück ins Hotel schaute ich aber - wer aufmerksam mitgezählt hat, ja, richtig: zum dritten Mal - beim Ziel vorbei. Jetzt war endlich etwas zum Visualisieren da. Die letzten 250 Meter waren bereits abgesperrt, auch der Zielbogen stand schon. Die Uhr am Zielbogen wurde auch eben montiert - da möchte ich morgen dann bitte irgendwas mit 2:5x:xx sehen, wenn ich einlaufe. Ahja, da wären wir bei den Zielen für meinen morgigen Marathonversuch. Nun ja, das Traumziel sub3h habe ich gerade genannt, aufgrund des Trainings ist dieses bei einem optimalen Tag wohl drinnen. Realistisch müsste jedenfalls eine persönliche Bestzeit machbar sein. D.h. ein Finish unter 3:03:55, wobei diese Zeit aus Linz 2010 stammt, wo die Strecke bekanntlich um 200 Meter (also ca. 50 Sekunden) zu kurz war. Und Minimalziel ist eine Zeit unter 3h07.
Ziiiiiiiieeeeeeeeel!

Mit diesen Gedanken bestätigte ich im Hotel noch einmal, dass ich morgen um 6h30 zum Frühstück komme und richtete meine Sachen für den großen Tag her. Langsam wurde ich so richtig nervös. Einen Marathon so richtig als Höhepunkt hatte ich ja schon lange nicht mehr gemacht. Was ist wohl für morgen die optimale Kleidungswahl? Ich kann ja nicht nach zwei Kilometern bei meinem Versorgungsstand Gewand wechseln, sondern das muss für 42 Kilometer passen. Fragen über Fragen. Aber gut, irgendwann hatte ich die Wahl dann getroffen, die Startnummer montiert und ab ging's ins Bett, morgen läutet schließlich bereits um 6h der Wecker.

Klingel, Klingel, Tagwache. Hui, ist das früh. Aber gut, auf geht's zum Frühstück. Und wirklich: um 6h30 ist bereits alles im Frühstücksraum bereit. So genieße ich meine Weckerl mit Honig und den schwarzen Tee. Dann geht's zurück aufs Zimmer, Laufsachen anziehen und ab zur U-Bahn. Carola frühstückt noch etwas länger, sie hat ja keinen Marathon vor sich. Allerdings hätte sie das liebend gern gegen ein Frühstück wie meines und einen Start eingetauscht.

Nachdem Carola aufgrund der Krücken doch um einiges langsamer ist als normal, haben wir auch beschlossen, dass ich alleine zum Start fahre, denn groß helfen kann mir Carola in ihrer derzeitigen Verfassung ohnehin nicht. Für die Fahrt zum Start erhalten alle Starter übrigens eine Ganztagskarte für die U-Bahn. Wer also nach dem Marathon noch Sight-Seeing machen möchte: für die Fahrkarte ist bereits gesorgt. :D

Trotz Marathons fahren die U-Bahnen am Sonntag übrigens im ganz normalen Takt, was für die Metro nach Rho eine Frequenz von 15 bis 20 Minuten bedeutet. Und die Mailänder U-Bahnen halten sich auch nicht wirklich an den Fahrplan, sondern tendieren dazu, überpünktlich zu sein - Norditaliener halt. ;) So auch am Sonntag. Statt um 7h22 kam meine Metro schon um 7h18 und verließ auch hurtig wieder die Station. Glücklicherweise war auch ich überpünktlich am Bahnsteig, sodass ich gemeinsam mit vielen anderen munteren Läufern im üblichen vormarathonigen Geschnatter hinaus nach Rho transportiert wurde. Ohne Hektik raus aus der U-Bahn-Station, wo an der Rolltreppe noch ein etwas entrückter Mittzwanziger jedem Läufer einen Mantra-Zettel in die Hand drückte. Na gut, nehm' ich's halt. Bin gespannt, was das für ein Mantra ist, aber das finde ich dann erst nach dem Lauf heraus. Jetzt noch der im Programmheft angekündigte Fußmarsch von einem Ende des Messesgeländes zum anderen. Angeblich 10 Minuten. Ich ging eher flott, ohne Stau, brauchte aber 15 Minuten. Zur Orientierung für potenzielle Nachahmungstäter: vom Einsteigen bei der Station Amendola bis zum Erreichen des eigentlichen Startgeländes habe ich ziemlich genau 40 Minuten gebraucht, dies aber ohne irgendwo Gedränge zu haben. Die wirklichen Läufermassen kamen dann erst später, sodass hier sicherlich eher mit 50 Minuten zu rechnen ist.

Jedenfalls war ich um 8h beim Startgelände. Also noch ausreichend Zeit bis zum Start um 9h22. Das Wetter perfekt (zumindest für mich): bedeckt, Temperatur so um die 8°, ganz, ganz leichtes Nieseln, praktisch windstill, frische, klare Luft. Ich fühlte mich so richtig bereit und schaute mir zunächst die Infrastruktur an: Umkleidemöglichkeiten im Parkhaus, wo auch stilles Mineralwasser zur Verfügung gestellt wurde. Kleiderabgabe in LKW-Anhänger direkt vor dem Parkhaus und damit unmittelbar beim Start selbst. Zugänge zu den Startblöcken streng bewacht: nur wer die richtige Farbe auf der Startnummer hatte durfte rein. Falsche Farbe - kein Zutritt. Basta!

Also auch wieder alles perfekt organisiert. Auch eine Stunde vor dem Start noch kein Andrang bei den Mobi-Klos, welche ziemlich zahlreich vorhanden waren. Dann mal langsam Gewand abgeben und mit dem Aufwärmen beginnen, denn laut offiziellem Programmheft schließen die Startblöcke um 8h45. Wer danach kommt, startet von ganz hinten. Nachdem bisher alles streng organisiert war und wir auch noch bei der Startnummernabholung nachgefragt und dies bestätigt bekommen hatten, hielt ich es auch für möglich, dass auch diese Regelung genau exekutiert wird. Also lieber auf Nummer sicher gehen. So begann ich mit meinem Herumgehopse. Oje, die ersten Laufschritte sind gar nicht gut, der Knöchel meldet sich wieder, aber es wird dann langsam rund. Der Knöchel bleibt zwar spürbar, aber stört nicht. Jetzt der Versuch von Seitsprüngen. Auau, das geht gar nicht. Stabilisieren des Fußes quer zur Laufrichtung schmerzt gewaltig. Lassen wir diese Aufwärmübung also aus. Nur hoffentlich geht das dann auf den Streckenteilen gut, wo es über zwar sehr breite, aber doch auch unebene Pflastersteine geht.

Es ist jetzt 8h40, also knapp vor Sperrung der Startblöcke. So gehe ich also nun in meinen Startblock hinein - und bin unter den ersten 20. Also so heiß gegessen wird das mit den Startblöcken dann wohl doch nicht oder es wird ein sehr entspannter Start für die 30-40 Pünktlichen und der Rest macht Massenstart von hinten. Aber wenn ich schon drinnen bin, dann bleibe ich auch drinnen und setze mich mal hin. Dauert ja noch eine Weile bis zum Start. De facto kann man übrigens bis knapp vor dem Start noch in den Startblock. Lustig dann die Moderation: praktisch nur auf Italienisch, doch um 9h gibt es dann auch Informationen auf Englisch. Dies entspricht aber einer Vorlesung des offiziellen Programmhefts, welches in italienisch und eben auch englisch abgefasst ist. Unter anderem wird um 9h (Start 9h22!) verkündet: "Entry into the grids will be allowed up to 40 minutes before the start time. After this time, late arrivals will start at the end of the line up." - Ahja :D

Langsam füllt sich der Startblock nun aber, auch ich wärme wieder ein wenig auf, in dem ich Runden im Startblock drehe (jö, Runden!). Nochmals kurz an den Startblockrand zur Wiese um nicht unnötig Flüssiggewicht mit mir herumzutragen und dann nach vorne drängeln. Da in meinem Startblock Läufer mit Bestzeiten zwischen 3h und 3h30 untergebracht sind, schaue ich, schon eine der vordersten Reihen zu ergattern. Gelingt mir auch. Italienische Hymne, Countdown, noch drei Minuten, noch zwei Minuten, una minuta alla partenza, "eineee Minuteee bis zumeeee Starteee" (jetzt auch auf Deutsch!), tre, due, uno, Peng. Los geht's.

Start, irgendwo da hinten bin auch ich
Ruhig setzt sich das Feld in Bewegung, kein Gedränge, jeder scheint richtig zu stehen, ohne Slalom geht es in ca. 4:10 bis 4:15min/km los. Wow, also so entspannt kann ein Start bei einer Massenveranstaltung auch abgehen. Naja, die Italiener sind halt ein Läufervolk und nicht wie bei manch anderer Veranstaltung aus Österreich mit dem Motto "ich steh seit einer halben Stunde da, wärst halt früher gekommen, dann tätest Du auch weiter vorne stehen" unterwegs. :D

Die 10 Minuten warten auf den Start und Position im Feld ergattern hat nur leider meinem Knöchel nicht gut getan. Die ersten 500 Meter schmerzt er wieder, dann kommt aber wieder Beruhigung und bis zum Ende des Laufs muckt er zwar ab und an auf, wenn ich schief aufkomme, stellt aber kein wirkliches Problem dar.

Die erste Kilometermarkierung übersehe ich gleich einmal, weil die Kilometertafeln nur klein am Streckenrand gehalten sind. Aber gut, nicht so schlimm. Tempo passt schon halbwegs. Vor mir wetzt der sub3h-Pacer mit seinen Groupies dahin. Etwas zu flott mit etwa 4:10min/km. Pacer gibt es übrigens für 3h, 3h15, usw. bis 5h. Lange habe ich überlegt, ob ich lieber mit Pacer oder ohne laufen soll, bin aber zu keiner endgültigen Entscheidung gelangt. Nachdem der Pacer aber doch etwas zu schnell ist, hat sich das Thema eh erledigt. Ich werde meinen Rhythmus laufen. So geht es also durch Pero, das ich ja schon von gestern kenne, und dann raus in die Felder - wobei zwischen Pero und Feld jetzt kein soooo großer Unterschied wahrnehmbar war :P. Von diesem Streckenabschnitt ist mir nicht allzu viel in Erinnerung geblieben. Das Ablenkungspotenzial war jedenfalls eher gering. Bei Kilometer 5 die erste Labe (dann wieder bei 10, 15, usw.), also mal schauen, wie das da so aufgebaut ist. Aha, Wasser gibt es in aufgeschraubten Halbliterflaschen, Iso in Bechern. Passt. Alles klar. Das Feld um mich herum ist mittlerweile dünn, die knapp schnelleren Läufer sind 50 Meter vor mir beim Pacer, hinter mir dann schon eher eine Lücke. So ist die Verpflegung sehr entspannt, kein Gedränge. Bei Kilometer 7.5 dann die erste Erfrischungsstation mit Schwämmen (die gibt es ab dann auch jeweils alle 5 Kilometer). Entgegen der Ausschreibung gibt es Schwämme in Hülle und Fülle, man ist also nicht auf die zwei Schwämme aus dem Startersack angewiesen, sondern bekommt bis ins Ziel immer Schwämme gereicht.

So geht es dahin, bei Kilometer 9 dann das erste Mal eine deutliche Richtungsänderung und in der Zwischenzeit hat der Wind etwas aufgefrischt. Zwar nicht störend, aber doch merkbar von vorne kommt er jetzt. Mein Kilometer-Split geht erstmals von 4:12-4:13min/km auf 4:18min/km. Aber nach einem Kilometer ist der Spuk wieder vorbei, die Strecke dreht wieder, und bei Kilometer 10 wartet die nächste Labestation.

Achja, offizielles Höhenprofil der Strecke habe ich zwar nicht gefunden, aber nach meinem GPS-Track liegt der tiefste Punkt bei km26.5, d.h. vom Start (150m) bis dorthin (118m) geht es tendenziell immer leicht bergab, von dort bis km39 (128m) dann allerdings tendenziell bergauf um die letzten drei Kilometer wieder minimal mit 6 Höhenmetern bergab ins Ziel zu gehen. Jetzt aber wieder zurück ins Rennen.

Bei Kilometer 11 steht dann auch Carola für mich sichtbar erstmals an der Strecke. Zum Start ist Carola auch gekommen, da war ich aber schon tief im Startblock drinnen, also sahen wir uns nicht mehr. Kurzer Informationsaustausch: laufe in ca. 4:12min/km-Schnitt, Pacer vor mir zu schnell, alles okay.

Bei Kilometer 12 dann das erste Highlight: das imposante San Siro-Stadion ist erreicht. Kurzer Blick, kenn ich eh schon vom Vorjahr, dann wieder Konzentration auf die Straße, das Tempo, also einfach auf mich ;). Hier ist auch der erste Staffelwechsel, wo nun doch schon einige Läufer auf ihre Kollegen warten. Werden sie aber noch länger, denn die Staffeln starten erst 40 Minuten nach den Marathonläufern um ein Chaos zu vermeiden. Aber jedenfalls kommt hier erstmals - und auch so ziemlich letztmals - Stimmung auf. Fein, das beflügelt. Aber langsam werde ich hungrig. Hätte ich doch noch ein Weckerl mit Honig mehr essen sollen in der Früh? Egal, bei Kilometer 14.5 ist ohnehin das erste Gel geplant, bis dorthin ist es nicht mehr weit, allerdings noch ein kleines Stück mit Gegenwind.

Labe bei Kilometer 15
Jetzt aber: gesagt getan, Gel genossen, nicht mehr hungrig. Knapp vor Kilometer 15 geht es wieder leicht bergauf, als Belohnung dann aber die Labe und auch Carola taucht wieder an der Strecke auf. Passt weiter alles. So geht's dann gleich wieder bergab auf die Stadtautobahn Richtung Mailänder Zentrum - Idylle pur. Nächster Knotenpunkt, leicht bergauf, Gegenwind. Diesen macht aber ein netter, breiter Rücken erträglicher und danach geht's wieder leicht bergab.

Bei Kilometer 17.5 die nächste Schwammstation und unmittelbar danach eine Unterführung, die es in sich hat. Ordentlich bergab, dann zwei Meter flach und das Ganze wieder hinauf. Uff, hoffentlich kommt so was nicht noch ein paar Mal, weil ich bin ja hier bei keinem Berglauf. Ein ziemlicher Rhythmusbrecher jedenfalls. Die Zuschauer auf der Überplattung, welche diese Unterführung nötig macht, genießen das Spektakel übrigens still und stumm. Nur die keuchenden Läufer sind zu hören.

Jetzt aber noch einmal links, rechts, links und schon landen wir am Corso Sempione. Hurra, ich kenne mich wieder aus. Jetzt mal gerade, gerade, gerade. Wir laufen auf der linken Straßenhälfte, in 1h30 laufe ich hoffentlich wieder hier, dann aber auf der rechten Straßenseite, wo es Richtung Ziel geht. Bei Kilometer 40 steht eine Musiktruppe. Aha, wenn ich also dann die Musik höre, heißt es Vollgas, es geht dann auf die Zielgerade. Noch ist es aber nicht so weit, ich bin erst bei der halben Distanz angekommen, wo ich in 1:29:30 durchlaufe. Also 30 Sekunden Vorsprung auf mein Optimalziel von sub3h. Aber es ist doch eine Spur weniger locker als es sein sollte. Aber egal, einfach weitermachen, den Kilometer-Schnitt von jetzt 4:15min/km weiterhalten solange es geht.

Bei Kilometer 23 dann die erste Wendestrecke, wo man gerade rausläuft um nach einer 180°-Wende wieder zurückzulaufen. Leicht bergauf geht es hier und auch bei leichtem Gegenwind. Macht nix, dafür geht es eh bald das Ganze zurück, dann bei Rückenwind und bergab. Passt. Auf dem Weg zu Kilometer 25 dann aber der erste Hammer: am schönen Giardini Pubblici entlang geht es wirklich mächtig bergauf. Ein Kilometer-Split von 4:25min/km ist die Folge. Und Kraft kostet das auch. Aber es ist ohnehin Zeit für das nächste Gel. Ein Läufer neben mir kämpft auch schon gewaltig, trotz 10 Meter breiter Straße und ich ganz am rechten Streckenrand schafft er es, mich drei Mal zu rempeln. Die Koordination ist nicht mehr die Beste bei ihm.

Kilometer 26, nächster Wendestreckenteil. Gegenwind, Beine jetzt Matsch vom letzten Kilometer. Split explodiert auf 4:35min/km??? Nein, das kann jetzt aber nicht sein, GPS hat da was anderes angezeigt, nämlich etwa 4:20min/km. Wende: Ernüchterung: es geht bergauf und der Wind ist gefangen, kommt schon wieder von vorne. Dafür sensationeller Split bei km27: 4:03min/km. Okay, da stand der 26er wohl falsch. Km28 und 29 rollen dann wieder dahin, mein Tempo pendelt sich bei 4:19min/km ein. Streckenumfeld: kann ich wenig berichten, ich habe bereits den Tunnelblick. Weiterkämpfen, es wird zwar schon richtig zäh, aber wann komme ich jemals wieder in die Nähe der 3h00? Beißen.

Kilometer 30, wir umrunden jetzt den Mailänder Dom. Muss das sein? Überall schöne flache Steinfliesen, und wo müssen wir laufen? Auf den unebenen Pflastersteinen. Das müsste jetzt nicht sein. Es ist zwar nicht wirklich schlimm, im normalen Lauftraining wär's okay und nicht der Rede wert, aber jetzt kostet es nur unnötig Kraft. Mein Schnitt geht auf 4:25min/km hoch, dennoch überhole ich auf diesem Kilometer ziemlich viele andere Läufer, denen die Pflastersteine gerade die letzten Reserven rauben. Weiter geht es durch die Altstadt.

Knapp nach Kilometer 30 bei der Scala steht wieder Carola, auf einem kurzen Asphaltstück. Nächste Labe, jetzt auch mit Liquid-Energy-Gels von EnerVit bestückt. Gut, aber ich hab eh meine eigenen Gels von UltraSports mit. Dann geht es wieder auf Pflastersteine. Mühsam, denn ebene Ideallinie gibt es nur eine, d.h. beim Überholen ist Vorsicht geboten, um nicht zu stolpern. Außerdem macht das konzentrierte auf den Boden Schauen ziemlich schwindlig. Aber bei km31.5 ist das Pflaster endlich erledigt. Ich allerdings auch bald.

Bis Kilometer 33 geht's über die Bahn drüber, wieder nur ein leichter Mugel, aber für mich fühlt er sich langsam wie ein Berg an. Die Kräfte schwinden, also jetzt schon das Gel nehmen, das eigentlich erst für Kilometer 35 vorgesehen war. Egal, ich brauche es jetzt. Hilft nur leider nicht, meine Kilometer-Splits gehen auf 4:34 bzw. 4:36min/km hoch. Bei Kilometer 35 dann bei der Labe einige Gehschritte um in Ruhe Iso und Wasser in den Körper nachzufüllen.

Jetzt auch noch kräftiger Wind frontal von vorne. Na super. Und eine ewig lange Gerade vor mir. Weitere Gehschritte und eine wilde Schimpfkanonade auf den Wind folgen. Der Wind erträgt es geduldig und bläst einfach weiter. 4:57min/km für km36 sind das Ergebnis. Sub3h endgültig ade und wenn ich so weiter mache ist auch die PB dahin. Aber ich bin fertig. Das wird wohl mein letzter Marathon auf Zeit sein, das macht einfach keinen Spaß!

Kilometer 37 dreht dann wieder aus dem Wind, Laufen geht besser, allerdings geht es 300 Meter vom Hotel entfernt vorbei. Hm, soll ich jetzt aufhören und duschen gehen. Nein, jetzt ist's auch schon egal, die 5 Kilometer schaff' ich auch noch. Weil die Distanz bereitet mir ja keine Sorge, 42km schaff ich immer noch, aber das Vergnügen auf 5 Kilometern im Schnitt von 5:00min/km dahinzuwackeln und dabei vollkommen fertig zu sein, ist halt enden wollend - das ist immerhin 15 Sekunden über dem normalen und normalerweise entspannten Lauftempo. Wurscht, weiter.

Auf dem Weg zu Kilometer 38 steht wieder Carola. Die Strecke dreht wieder voll gegen den Wind. Ich entdecke sie mit dem Fotoapparat im Anschlag gerade als ich ein paar Gehschritte einlegen will. Nein, bitte kein gehendes Foto, also wieder anlaufen. Aber knapp nach dem Foto wieder Gehen. Der Wind ist mittlerweile fast ein Sturm. 5:02min brauche ich für km 38 :( ... 2h45 sind vergangen, d.h. mit dem Tempo schaffe ich gerade noch - wenn überhaupt - das Minimalziel von 3h07. Aber gut, einfach weiter.

Kilometer 39 ist wieder mit weniger Wind, ich stapfe dahin, Corso Sempione ist erreicht, nur mehr 3 Kilometer. Und ich werde wieder flott - hahaha: 4:47min/km zeigt meine Uhr. Und eine Gesamtzeit von knapp unter 2h50. Hm, das bedeutet jetzt also 14 Minuten für die letzten 3.2 Kilometer, dann schaff ich doch noch PB, also soweit ich noch rechnen kann bissl unter 4:30min/km. Probieren wir's, mehr als ein kompletter Steher und Zusammenbruch kann auch nicht passieren. Ein Läufer mit amputiertem Unterarm überholt mich, ich versuche mich anzuhängen, klappt so halbwegs, aber knapp vor der Labe bei Kilometer 40 - wo auch Carola wieder steht und mir zuruft - hängt er mich doch ab, eine Labestationshelferin ist zu Recht ganz beeindruckt von seiner Leistung, sodass sie ihm nachschaut und sich dabei mit dem rettenden Iso-Becher von mir wegdreht. Ich erschrecke sie aber durch lautes Rufen, wodurch sie sich der drohenden Gefahr zuwendet und ich ihr verdutzt den Becher wegschnappe. 4:34min/km zeigt die Uhr für km40 und gesamt 2:54:24. Also knapp 9min30 noch Zeit für 2.2km und PB - jetzt aber hurtig Martin, das muss flotter werden als der letzte Kilometer.

Ich höre die Musik (s.o. beim Halbmarathon), mein Signal, jetzt geht's los. Und plötzlich ist wieder Energie da, die PB ist doch so nah. 4:16min/km für km41, die Hoffnung lebt. 2:58:39, also noch 5 Minuten für 1.2 Kilometer. Das muss doch gehen. An einem Läufer nach dem anderen fliege ich jetzt vorbei - gut, soviele sind da auch nicht -, auch den unterarmamputierten Kollegen überhole ich wieder. Vorne sehe ich den Turm vom Castello, 400 Meter noch, gib Gas, es wird knapp. 250 Meter vorm Ziel ein letztes Mal über Pflastersteine drüber, ein Läufer vor mir beginnt zu stolpern, erfängt sich aber wieder. Weiter, gib alles. Sprint, 150 Meter, 100 Meter, 50 Meter, ich sehe die Zieluhr und sie tickt noch bei Bruttozeit 3:03:30 ... jaaaaaaa, das muss sich ausgehen, noch einmal einen Tick schneller. Jubelpose und ab durchs Ziel.

Geschafft, meine Uhr zeigt mir inoffiziell 3:03:29 - das muss also passen (hat es dann in offiziell 3:03:31 auch!). Ich weiß zwar nicht wie, aber die letzten 1.2 Kilometer bin ich dann doch noch in 4:02min/km gelaufen. Womit ich meine mit Carola am Vortag diskutierte Theorie bestätigt hätte, dass man am letzten Kilometer nochmals 20 Sekunden gegenüber dem Schnitt bis dahin herausholen kann. ;)

Jetzt erstmal den Zaun umarmen und durchatmen. Langsam bekomme ich wieder etwas mit, Läufer für Läufer wird vom Zielsprecher angesagt, ob ich wohl auch dabei war? Keine Ahnung, ich habe nichts mehr mitbekommen außer den Metermarken (die ab 250 Meter vor dem Ziel alle 50 Meter stehen) und der Zieluhr.

So trotte ich jetzt langsam im Zielkanal weiter, bekomme meine Wärmefolie und nehme die Finisher-Medaille in Empfang. Diesmal bin ich richtig stolz auf dieses Ding, normalerweise denk' ich mir ja "schon wieder so ein Kram, der herumliegt", aber die habe ich mir wirklich verdient! Noch ein paar offizielle Erinnerungsfotos und dann zur Ziellabe. Dort erhält man ein Sackerl mit Mineralwasser, Iso, Apfel und einem Blätterteiggebäck. Weiters gibt's an Ständen Orangenspalten, Zitronen, Bananen, Wasser sowie Tee. Naja, besser als in Wien im Ziel, aber kein Vergleich zu Frankfurt oder Linz.

Achja, Bananen sehe ich hier übrigens erstmals. An der Strecke habe ich eigentlich nur Orangen, Zitronen und Äpfel als Obst gesehen, keine Bananen. Wobei ich auch nicht gezielt danach Ausschau gehalten habe, da meine Verpflegung mit UltraSports-Gels, Wasser und Iso ohnehin ausreichend war. Einzig ab km30 Cola wäre fein gewesen, gab's aber auch nicht.
 
Jubel! Freude!
So ist das Thema Ziellabe recht bald beendet, ich hole mir noch meinen Kleidersack und dann geht's mal in trockenes Gewand. Denn im mittlerweile kräftigen Wind wird's doch recht schnell frisch. Am Ausgang des Zielbereichs dann noch ein netter Wegweiser zur "Beer Party" - ja, das klingt gut ... war es aber nicht, weil EUR 3 für ein kleines Warsteiner-Bier im Plastikbecher muss dann wirklich nicht sein.

Erschöpft, aber zufrieden ging's dann ab ins Hotel zu einer heißen Dusche.

Fazit 1: nun ja, Marathonliebhaber werde ich wohl wirklich keiner mehr. Die Distanz ist einfach nicht meines, das Quälen an der Schwelle zum Umkippen dauert mir zu lange und für locker laufen und dennoch die magische Grenze von sub3h zu unterbieten bin ich nicht gut genug. Jetzt heißt es zunächst erholen und dann mit frischer Kraft für Irdning sowie für meinen Ultralaufhöhepunkt mit dem 24-Stundenlauf von Brugg zu trainieren. Aber dies weniger mit striktem Trainingsplan, sondern mehr nach Zeit, Lust und Gefühl.

Übrigens: wer möchte auf http://martin24h.awardspace.biz die erste Spendenzusage für Irdning 2013 tätigen? Das Rennen ist hiermit eröffnet!

Fazit 2: was halte ich vom Mailand-Marathon? Die Organisation und Infrastruktur beim Start ist wirklich perfekt, Strecke prinzipiell schnell durch das leichte Gefälle bis km26.5 und einem tiefer gelegenen Ziel relativ zum Start. Allerdings ist die zweite Hälfte deutlich schwerer als die erste, man muss also bis zum Halbmarathon schon Reserven rausholen. Das zeigen übrigens auch die Splits der Spitzenläufer, die waren auf der zweiten Hälfte heuer alle deutlich langsamer. Wegen der Stimmung sollte man nicht nach Mailand fahren, die gibt es nämlich nicht. Somit könnte sich der Veranstalter auch bei der Streckenführung die "Schönheiten" der Stadt ersparen und damit die Pflastersteinpassagen durch die Altstadt. Wenn schon schnelle Strecke, dann wirklich konsequent. Weil Dom anschauen kann man eh nicht, weil man sonst auf der Pfeife landet. Oder man bleibt stehen für einen Fotostopp. Die Strecke ist m.E. windanfällig (erwähnte ich vorhin eigentlich den Wind? :D). Diesmal war er vor allem in der Stadt, bei anderer Windrichtung wäre es halt auf den ersten 18 Kilometer stärker gewesen. Im Bereich knapp unter 3h ist die Dichte recht hoch, da trudeln alle paar Sekunden Läufer ein. Im Niemandsland zwischen 3h00 und 3h05 ist man recht einsam unterwegs. Die größte Gruppe, die ich während des gesamten Rennens hatte, bestand aus vier (sic!) Läufern bei km17. Als Basis ist unser Hotel jedenfalls zu empfehlen. Auch fürs Sight-Seeing davor oder danach, da die Altstadt auch in Gehweite ist bzw. mit der Metro perfekt angebunden.

Letztlich die Fakten - zumindest relativ habe ich meine Position ab km10 laufend verbessert: :D

Sonntag, 3. März 2013

Sponsoren-Ranking 2012 ist da!

Acht Monate nach dem 24-Stundenlauf von Irdning 2012 und 4 Monate vor dem 24-Stundenlauf 2013 tut sich wieder was: die Sponsorenwertung 2012 ist entschieden. Und während meine Kilometerleistung unter den Erwartungen geblieben ist, haben dafür meine Unterstützer für den guten Zweck wieder voll zugeschlagen und sind zur Höchstform aufgelaufen: die Titelverteidigung von 2011 in der Sponsorenwertung der Einzelläufer ist gelungen! Herzliche Gratulation meinen Sponsoren dazu und vielen Dank für diese tolle Leistung!

Details sind hier zu finden: http://www.24stundenlauf.at/uploads/media/Sponsoren-Ranking_2012.pdf

Jetzt heißt es aber natürlich, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen ;-). Bei mir steht noch bis Anfang April das Marathontraining im Vordergrund, danach geht es aber wieder zurück auf die Ultrastrecken mit dem Saisonhöhepunkt Ende September beim 24-Stundenlauf in Brugg (Schweiz).

Allerdings werde ich mir auch heuer die einzigartige Atmosphäre von Irdning nicht entgehen lassen und bin  dort bereits als Einzelläufer zum 24-Stundenlauf angemeldet - es gibt also kein Zurück mehr  und es heißt auch 2013 wieder "Kilometersammeln für den guten Zweck". Mit welcher Ultralaufform und wie dieser Lauf ins Training eingebaut wird, steht noch in den Sternen. Umso mehr hoffe ich natürlich dennoch, dass - egal wie viele (oder wenige) Kilometer es heuer werden - diese möglichst zahlreich wieder in Spenden umgewandelt werden. Schaffen meine Sponsoren heuer den Titelhattrick?

In diesem Sinne ist hiermit die Spendensammelaktion für 2013 eröffnet. Getreu dem Motto "never change a running system" bleibt auch heuer alles beim Alten. So gibt es wieder einen Basisbetrag für jeden gelaufenen Kilometer und einen Motivationsbeitrag für jeden Kilometer, den ich nach der 100km-Grenze erlaufe. Spendenzusagen bitte wie immer über

http://martin24h.awardspace.biz

Ich freu mich schon. Und bis zum 6.7.2013, wenn um 14h der Startschuss fällt, werde ich schon noch das eine oder andere von der Ultravorbereitung erzählen. Also immer wieder mal vorbeischauen!

Donnerstag, 11. Oktober 2012

24-Stundenlauf-Glas zu 2/3 voll


Bevor der echte Bericht aus Fano beginnt, braucht es einige Informationen, warum und in welchem Zustand ich überhaupt am 24-Stundenlauf in Fano teilnehme.

Nach der Enttäuschung beim 24-Stundenlauf in Irdning stellte ich mir die Frage, was denn nun mit dem restlichen Laufjahr anfangen. Für einen richtig guten Marathon im Herbst wäre wohl die Trainingszeit etwas zu kurz, ein schneller 100km-Lauf vielleicht? Naja, auch dafür fehlte mir eigentlich der Grundspeed. So fiel die Entscheidung, es doch noch einmal mit einem 24-Stundenlauf zu probieren. Einerseits, weil dafür ein neuerlicher Formaufbau wohl am besten möglich wäre und auch, um herauszufinden, ob ich's wirklich mit den 24-Stunden sein lasse, weil's mir gar nicht liegt oder Irdning einfach ein rabenschwarzer Tag war.

Also auf ging's den Wettkampfkalender an 24-Stundenläufen so Ende September/Anfang Oktober in der Umgebung von Österreich zu studieren. Früher hätte es wenig Sinn, weil Irdning doch etwas Regeneration brauchte und später wird's in Mitteleuropa dann vom Wetter her eher unlustig, vor allem was die Nachttemperaturen betrifft - ich habe es zwar gerne kühl, aber zu extrem muss es dann auch wieder nicht sein. Dann sollte der Lauf noch von Wien aus in maximal 1000km Entfernung liegen, damit die Anreise mit dem Wohnmobil innerhalb von zwei Tagen machbar ist - weil per Flugzeug schaffe ich es nicht, meine ganze Ausrüstung mitzuschleppen. Ich packe ja fast immer die ganze Wohnung ein für einen 24-Stundenlauf ;). Als letztes wäre eine günstige Verbindung mit Flug/Zug für Carola noch ideal, weil sie wohl nicht vier Urlaubstage für den Ausflug haben würde. Man sieht schon, all die Kriterien schränkten die Auswahl dann doch ziemlich ein. Letztlich blieb genau ein Lauf über, der allen Kriterien entsprach. Und so wollte ich eigentlich am vorletzten Septemberwochenende beim 24-Stundenlauf in Brugg (Schweiz) starten. Eine etablierte Veranstaltung, die letztes Jahr auch die 24-Stundenlauf-WM austragen hätte sollen, welche dann aber aus finanziellen Gründen abgesagt werden musste. Der Lauf sollte also nicht so schlecht sein.

Die neuerliche Teilnahme an einem 24-Stundenlauf behielt ich für mich, da ich - im nachhinein gesehen - wohl in Irdning an meiner eigenen - durch zahlreiches Feedback im Vorfeld der Spendenaktion weiter gesteigerten - zu hohen Erwartungshaltung gescheitert bin. Brugg sollte jetzt ohne wirkliches Ziel ein Lauf einfach nach Gefühl und mit viel Spaß werden, aber nicht nach irgendwelchen Zeit/Rundenvorgaben ablaufen. So waren in meinen Plan nur ganz wenige eingeweiht.

Mit dieser Perspektive ging das Training wieder los und die Wochenenden waren gefüllt mit langen kombinierten Einheiten aus Radfahren und Laufen. Ab und an auch ein netter Ausflug wie beispielsweise zum "Kärnten läuft"-Halbmarathon, wo ich mir den Bus/Bahntransfer sparte und gleich von Klagenfurt nach Velden lief und dann im Rahmen des offiziellen Halbmarathons wieder zurück. Dabei konnte ich auch erstmals das Panorama bewundern, welches man nämlich vor allem entgegen der normalen Laufrichtung sieht. Eine Woche darauf dann samstags länger Radfahren und ein wenig Laufen, sonntags wieder ein "Marathon", diesmal mit dem "Lauf rund um den Lainzer Tiergarten" (RudLT) in der zweiten Hälfte eingebaut. Mit der Startnummer ausgerüstet waren es dann im Wettkampf statt der anvisierten 2h15 etwas über 2h06, wobei ich den Lauf aber scheinbar gut verkraftet hatte. Nochmals eine Woche später die letzte intensive Wochenend-Doppelbelastung mit sonntags einem lockeren 48 km-Lauf in knapp unter 4 Stunden. Die Form baute sich so richtig schön auf. Allerdings in der Woche darauf dann die Ernüchterung: der Achillessehnenansatz am rechten Fuß innen hatte sich entzündet. Das gleiche Problem, dass mich am linken Fuß schon im Frühjahr einige Wochen außer Gefecht gesetzt hatte. Selbst Gehen schmerzte. Na super, das zwei Wochen vor dem geplanten 24-Stundenlauf. Also alle Hebel in Bewegung gesetzt, zusätzlich zur regelmäßigen Massage auch noch Osteopathie um die Wadenmuskulatur locker zu bekommen sowie Infiltrationen gegen die Entzündung. Alles zusammen wirkte zwar, aber auch keine Wunder, die Schmerzen wurden weniger, aber waren spürbar vorhanden. Der letzte etwas längere Lauf vor Brugg im Rahmen des Wachau-Halbmarathons wurde gestrichen, ich war aufs Rad verbannt, um eine Chance zu haben, halbwegs schmerzfrei in Brugg am Start stehen zu können. Aber eigentlich war klar: so angeschlagen einen 24-Stundenlauf zu beginnen, bringt nix. Die Wahrscheinlichkeit nach 4 bis 6 Stunden mit Schmerzen und längerfristigen Schäden aussteigen zu müssen war ziemlich hoch. Und dafür den ganzen Aufwand treiben (vier Urlaubstage, weite Fahrt, für Carola zweimal eine 15stündige Zugfahrt über Nacht)? Nein, bei aller Motivation und Begeisterung, das funktioniert so nicht. Also musste eine Alternative her.

Wieder den Laufkalender studieren, Kriterien anwenden. Ein 24-Stundenlauf in Grenoble (Frankreich) war mir bei der Planung für Brugg untergekommen. Der ist allerdings noch weiter weg als Brugg und auch die Anreise für Carola ziemlich abenteuerlich. Aber dafür enthielt die Datenbank auf einmal einen weiteren Lauf am Wochenende 6./7.10.: das Lauffestival in Fano mit 6/12/24-Stundenlauf. Na, das klang ja nicht so schlecht. Zwar wie auch nach Brugg 800km Fahrt, aber dafür landet man wenigstens in der Nähe von San Marino direkt am Meer, d.h. es sollte eigentlich auch angenehm warm werden. Die Laufstrecke sah zwar nicht ganz einfach aber machbar aus und auch die Informationen auf der Homepage waren zwar etwas chaotisch aber doch in Summe recht ausführlich und klangen nach einer vertrauenserweckenden Veranstaltung. 

Also gut, statt Brugg wird's also Fano. Jetzt musste nur noch Carola irgendwie dorthin kommen. Dabei galt es auch zu beachten, dass Carola am 8.10. verlässlich in Wien sein musste, da es dann auf Dienstreise nach Prishtina ging. Zugverbindungen gab es, allerdings mit mehrfachem Umsteigen, eher kurzen Umsteigezeiten und wenn Pausen, dann mitten in der Nacht - also Zug = Tortur vor und nach der 24-Stundenbetreuung, die ja auch nicht ohne ist. Weil auch das muss hier gesagt werden: 24-Stundenbetreuung ist sehr hart und steht dem aktiven Laufen nur um wenig nach! Also schauen, was es so an Flügen gibt. Und da gab's sogar ein recht günstiges Angebot. Noch eine Nacht drüber schlafen, Urlaub für mich klären, und dann war die Entscheidung gefallen und wir wollten den Flug für Carola Freitag abend von Wien nach Bologna und dann weiter mit dem Zug nach Fano buchen. Tja, plötzlich kostete der Flug etwa das 3fache - das Angebot war leider nur bis zum Vortag gültig gewesen :(. Nicht gut. So musste das Meilenkontingent von Carola herhalten, allerdings waren hier nur mehr Plätze in der Business Class vorhanden. Auch gut, für eine 24-Stundenlaufbetreuerin kann ein wenig Luxus nicht schaden :D. So war dann die Reise organisiert.

Jetzt musste ich mich nur noch bestmöglich auf den Lauf vorbereiten, was auch den Ablauf und das Reglement des Laufs selbst betraf. Weil verständigen würde ich mich in Fano ohne italienisch wohl nur schwer können, d.h. je mehr mir klar wäre, wie der Lauf abläuft umso eher würde ich verstehen können, was mir auf italienisch versucht wird zu erklären. So durfte Google-Translate an die Fano-Homepage ran und lieferte teilweise sehr interessante Übersetzungsvarianten: eine Bejahung auf Deutsch, eine Negation auf Englisch, usw. Aber das meiste konnte man sich zusammenreimen. Und für die kniffligen und entscheidenden Passagen kontaktierte Carola Matteo, einen bei der UNO in Wien beschäftigten Italiener und ebenfalls Läufer, der meine Übersetzungsversuche kontrollierte und korrigierte - allerdings ohne wirklich zu wissen, mit welchem Kontext er es da zu tun hatte ;). Auch dem Veranstalter schickte ich noch ein paar Fragen auf englisch - und bekam innerhalb weniger Stunden zwar sehr kurze, aber prägnante Antworten zurück. Auch keine Selbstverständlichkeit und auch das stimmte mich positiv, mir hier einen netten Lauf ausgesucht zu haben.

Das Training lief praktisch nur am Ergometer und Fahrrad ab, Laufen nur in geringen Dosen (=3km) zum vorsichtigen Probieren, wieweit sich die Sehnenentzündung schon gebessert hatte. Knapp 10 Tage vor Fano waren die Schmerzen dann unter normaler Belastung weg und ich begann wieder vorsichtig, meinen Laufumfang zu erhöhen: 7 km, 12 km und dann ein 25 km-Testlauf. Alles nicht 100% locker, aber im langsamen Ultralauftempo sollte zumindest eine Chance auf Durchhalten bestehen.

So ging die Reise ins Ungewisse also am Donnerstag, 4.10., mit einem vollgepackten Wohnmobil für mich los. Ich fuhr bis Molinella in der Nähe von Bologna und stimmte mich aufs Ultralaufen ein: zum Lockern der Beine drehte ich ein paar langsame Laufrunden rund um meinen Parkplatz - also etwa eine 400 bis 500 Meter-Runde und diese 8 Mal. Die Behandlungen im Vorfeld hatten gewirkt, es war der erste richtig schmerzfreie Lauf - ein gutes Zeichen!

vvvvv --- Beginn des eigentlichen Berichts aus Fano --- vvvvv


Am Freitag in der Früh ging es die restlichen zwei Fahrstunden weiter nach Fano, wo dringend Tanken angesagt war. Das war gar nicht so leicht. Die erste Tankstellte akzeptierte meine Kreditkarte nicht, die zweite hatte gerade keinen Diesel mehr im Tank, bei der dritten Tankstelle hatte ich dann Glück. So sah ich ein wenig von Fano, hauptsächlich die Stadtmauer. Aber wirklich neugierig war ich schon auf die Laufstrecke. So landete ich also um 11h30 am Parkplatz in Fano. Die Laufstrecke selbst ist eigentlich die Radtrainingsstrecke "Circuito Ciclistico E. Marconi" mit einer Länge von 2266.5 Metern. Kaum angekommen ging ich auch schon laufend auf die Piste und drehte 3.5 Runden. 


Laufstrecke
Der Kurs zeigte sich auf den ersten 900m eher selektiv, mit einem Gefälle nach Start/Ziel, wenig später einer entsprechenden Steigung, dann wieder einem leichten Gefälle um nochmals langgezogen die Höhenmeter auf das Niveau von Start/Ziel zurück zu erreichen. Am Ende dieser langgezogenen Steigung würde morgen dann auch die Hauptlabe stehen. Die restlichen 1.3 km des Kurses waren dann flach. Aufgrund der Kurven, welche fast an eine Formel-1-Strecke erinnerten, hatte man auch andere Streckenteile gut im Blick, d.h. die Läufer würden sich morgen immer wieder begegnen und man würde auch etwas vom restlichen Läuferfeld mitbekommen. Das alles komplett abgesperrt, eingebettet in Wiesen und mit zahlreichen weiteren Sportanlagen: Leichtathletik-Stadion, Baseballanlage, Tennishalle, Bogenschützenstände (ich hoffe, die wissen was sie tun). Alles sehr einladend, nur leider direkt an der Strecke mit Fahrzeugen campieren durfte man nicht, sondern ein Zelt war das Maximum, das man aufstellen durfte. Carola würde also immer wieder zwischen Zelt und Wohnmobil wechseln müssen, um Nachschub von Gewand oder Nahrung herbeizukarren.

Für alle Läufer ohne Zelt hatte der Veranstalter eine Zeltstadt mit Militärzelten errichtet, die als Schlafplatz dienten - dieses Angebot wurde auch von den meisten Läufern genutzt. Die aufbauende Mannschaft hatte ihren Spaß: Italiener wie im Bilderbuch: wild gestikulierend, rufend, lachend ... und einer arbeitete wirklich was ;). Aber dann mussten sie sich mal für die Mittagspasta zurückziehen.

Ich machte mir währenddessen ebenfalls meine Pasta, denn es würde zwar eine offizielle "Pasta-Party" geben, aber wann die wirklich beginnen würde war unklar. Also besser mal selbst vorsorgen, in Italien isst man ja meist spätabends erst. Nachdem die Mannschaft den Aufbau wieder fortsetzte, schaute auch ich rüber ins "Festgelände" und versuchte Infos zu bekommen, wann denn die Startnummernausgabe und die Pasta Party beginnen würde. Nachdem doch einige ausländische Starter teilnehmen würden, hatte der Veranstalter extra einen Jugendlichen aufgetrieben, der des Englischen mächtig war und mir als Dolmetsch zur Verfügung stand. So erfuhr ich, dass die Startnummernausgabe um 16h beginnen würde, die Pasta Party dann so um 17h oder 18h. Ah super, passt. Also wieder ins Wohnmobil und Beine hochlagern, warten und in die Luft schauen. Mittlerweile war ich doch etwas nervös, selbst die Konzentration fürs Lesen fehlte mir. Aber gut, einfach nur da liegen und nix tun schadet auch nicht, ich werde meine Energie morgen noch brauchen.

Brav preußisch wollte ich dann um 16h meine Startnummer abholen, nein, doch erst um 17h und Pasta Party dann um 18h oder 19h. Ah ja. Aber es wunderte mich nicht, war mir doch das Chaos von Seregno noch gut im Gedächtnis. Und ich verlor ja nix, hatte eh nix zu tun.

Etwas genervter waren da ein paar Amerikaner, die in Neapel wohnen und auch an den 24-Stunden teilnehmen würden. Die kamen nämlich pünktlich um 16h zur Startnummernausgabe und hatten dann auch zu warten - und kein gemütliches Wohnmobil zum Hinlegen. Aber so hatte ich dann immerhin auch Unterhaltung und konnte mich mit jemandem verständigen.

Um knapp nach 18h war es dann wirklich so weit: die Startnummernausgabe begann. Den ganzen Nachmittag über wurde übrigens fleißig Schinken geschnitten, ich fragte mich, wofür. Das erfuhr ich dann bei der Pasta Party, die um etwa 20h startete. Das war nämlich nicht einfach Pasta Party, sondern ein volles Menü mit einem Schinkenweckerl, Pasta und einer Crostata (so Art Kuchen mit Marmelade). Dazu gab's dann noch eine Käsescheibe für das Schinkenweckerl. Trotz der den ganzen Nachmittag laufenden Vorbereitungen für die Pasta Party hatten sie nämlich vergessen, den Käse gleich ins Weckerl reinzugeben. Naja, macht nix. Irgendwie hatte das Ganze einen sehr netten, familiären Charme. Weckerl und Crostata hob ich mir allerdings für nach dem Lauf auf, da mir das um die Zeit jetzt etwas zu gefährlich für den Magen schien. Die Pasta Pomodoro war allerdings fantastisch gut.

Jetzt war es auch schon fast Zeit, Carola vom Bahnhof abzuholen. In Bologna war sie ja mittlerweile pünktlich gelandet, auch den Bus zum Hauptbahnhof hatte sie gefunden und auch der Zug Richtung Fano klappte.

Pünktlich um 22h40 (auf die Minute!) erreichte der Zug Fano und wir machten uns auf die ca. 2.5km vom Bahnhof zur Laufstrecke. Zunächst ausgesprochen idyllisch entlang der Bahntrasse, wo Carola immerhin einen Blick auf die Stadtmauer erhaschte. Ansonsten noch kurz durchs Hafenviertel, wo in einem Lokal Party inklusive Modenschau stattfand und ein bisschen Nachtleben herrschte. Aber nix für uns heute (sonst sind wir ja die vollen Partytiger :D). An der Laufstrecke angekommen, war es schon sehr ruhig. Alle Lichter dunkel, alle Läufer in den Schlafzelten, manch sonores Sägen war schon zu hören. So zeigte ich Carola noch leise die wichtigste Infrastruktur. Labe bei km1, Labe bei km1.8 (aufgrund der Kurve praktisch nebeneinander), Platz für unser Zelt, Start/Ziel. Dann ging es aber schnell ins Bett, es würde ja morgen ein langer Tag werden.

Aufwärmen
Am Samstag war dann um 7h Tagwache, damit sich in den drei Stunden bis zum Start noch alles ausging: Frühstücken, Zelt aufbauen, Laufgewand und Verpflegung herrichten. Aber um 9h30 war alles erledigt. Jetzt noch umziehen und ein paar Laufschritte herumtrippeln. Knapp vor dem Start aber nochmals Hektik - mein Chip war angeblich nicht korrekt montiert. Das verwendete System war ähnlich dem beim 12-Stundenlauf in München: ein Papierstreifen mit integriertem Transponder, welcher dann durch die Schuhbänder gezogen und zu einer Rolle zusammengeklebt wurde. 

So sieht das aus: Quelle: http://www.dreamrunners.it/images/banners/chip.gif

Aus meiner Sicht nicht ganz ideal, falls ein Schuhwechsel nötig werden würde. Also montierte ich die Rolle an einem Chipband für den Knöchel. Der Veranstalter war allerdings der Meinung, dass so die Zeitnehmung nicht ausgelöst werden würde und ich musste noch rasch den Chip doch durch die Schuhbänder fädeln. Na gut, dann halt so. Wird schon gehen. Anmerkung: die Zeitnehmungsmatten quittierten die Messung jeweils mit einem Pieps. Der Pieps erfolgte bei langsamen Tempo bereits ca. 20 bis 40cm vor der Matte - ich kann mir also nicht vorstellen, dass das mit dem Chipband nicht funktioniert hätte, aber bitte. Zum Diskutieren fehlten mir die Zeit sowie die Sprachkenntnisse.

Start ...
So machte sich das Feld dann auf zum Start: dieser erfolgte 274 Meter vor der Start/Ziellinie, damit man eine exakte 100km-Zeit nach 44 vollständig absolvierten Runden hat (für alle Mathematiker: 44*2.2665 + 0.274). Während ich noch am Ende des Feldes herumtänzelte, in zwei Minuten ist dann der wirkliche Start, ging's plötzlich bereits um 9h58 los. Mist, schon wertvolle Meter verloren, werde ich diese aufholen können :D?

... die Meute läuft ...

Jetzt begann der schwierigste Teil: ich hatte ja keinen Plan, wollte einfach nur nach Gefühl laufen. Nicht einfach für jemanden, der selbst bei regenerativen Läufen jede Kilometerzwischenzeit genau misst ;). So war ich die ersten zwei Stunden damit beschäftigt, einen Gefühlsrhythmus zu finden. Aber es pendelte sich dann gut ein. Im selektiven Anfangsteil bergauf/bergab gehen, dann bei der Labe noch etwas Gehen und im hinteren Streckenteil durchgehend bis zu meinem Zelt mit Carola laufen, dort dann wieder etwas Gehen.
... noch mittendrin ...

Die Stimmung war leider nicht besonders, es gab zwar eine Musikanlage bei Start und Ziel, aber offenbar hatten sie die CDs vergessen. So war ein Platzsprecher die einzige Unterhaltung. Der war zwar sehr nett, aber ohne Italienischkenntnisse jetzt auch nicht soooo prickelnd. Auch sonst sind kaum Zuseher an der Strecke, die meisten Läufer sind alleine gekommen und so gibt's außer Carola praktisch keine Betreuer an der Strecke.

Aber ich bin ohnehin mit mir und dem Rhythmus beschäftigt, es läuft gut voran. Aufgrund der fast vollständig in der Sonne liegenden Strecke ist es zwar etwas warm, aber mit Kühlung bei den Laben sowie bei meinem Zelt komme ich damit gut zurecht. So heiß wie in Irdning ist es bei weitem nicht, es herrschen angenehme etwa gefühlte 25 bis 27 Grad.

Es rollt dahin, Runde für Runde absolviere ich, Unterhaltung auf der Strecke gibt's wenig, ab und zu mit meinen amerikanischen Freunden sowie Toni aus Slowenien. Die anderen sind des Englischen leider nicht mächtig. Aber gut, ich spare mir meine Energie eh lieber fürs Laufen als fürs Reden. Nett war der eine Italiener, der zwar kein einziges Wort Englisch konnte, mir aber auf italienisch sehr tief bestürzt klar machte, dass das doch gar nicht sein könnte, dass ich nicht doch einige Brocken italienisch könnte - weil jeder auf der Welt kann doch etwas italienisch, ich muss nur wollen und mich fest konzentrieren :D.

Ein Vorurteil bestätigte sich auch beim Lauf: Italiener reden gerne und viel. Praktisch auf jeder Runde kam ich an einem Mitläufer vorbei, der gerade mit dem Handy am Ohr unterwegs war und in dieses heftig reinredete. So hatte ich also meine Abwechslung auf jeder Runde, bis ich wieder bei Carola vorbeikam.

Carola sorgte dafür, dass meine Labe wie durch Zauberhand immer super bestückt und alles vorhanden war, was ich brauchte. Und wenn ich noch was zusätzlich wollte, dann war das in der nächste Runde auch sofort da. Dazu gab's noch Infos von allen, die via SMS mitfieberten, aufmunternde Worte und ein wenig dies und das. Eine ganz tolle Betreuerin hatte ich da, die einen tollen Job machte, der auch alles andere als einfach ist. Denn einerseits war Carola ans Zelt gefesselt, damit sie meist da ist, wenn ich vorbeikomme, gleichzeitig ist das halt auch nur begrenzt spannend ;), da sich jetzt beim Rennen auch nicht so viel tat.

Insgesamt waren es eher wenig Teilnehmer und auch das Leistungsniveau war nicht sehr hoch. So begannen viele schon nach zwei bis drei Stunden nur mehr zu gehen. Nach dem 6-Stundenlauf dezimierte sich das Feld überhaupt recht deutlich, war doch ein Drittel aller Teilnehmer im 6-Stundenlauf gestartet. Die 6-Stundenläufer wurden dafür wie Helden gefeiert. Im Gegensatz zu den 12-Stundenläufern, die um 22h mitten in der Nacht ihr Rennen beendeten und die Siegerehrung dann am nächsten Tag um 10h hatten. Massage, frisch bestückte Labe, Gratulation oder ähnliches gab's für die Armen überhaupt nicht.  

Mittlerweile bin ich so richtig im Rhythmus drinnen, weiß zwar, dass ich von der durchschnittlichen Rundenzeit wohl deutlich vor einer Leistung von 220km auf 24h liege, aber ich könnte mein Tempo nur unnatürlich drosseln, indem ich den Gehanteil massiv erhöhe, damit aber den Laufrhythmus verliere. Und langsamer Laufen fühlte sich auch nicht gut an. Und ich soll ja nach Gefühl laufen. Interessehalber stoppe ich nach 6h30 mal wirklich einen vollen Laufkilometer mit - mein Tempo liegt bei 5:00min/km! Und fühlt sich aber sehr angenehm langsam an. Wow, die zähen Wochenend-Doppelblocks haben sich wirklich ausgezahlt, ich dürfte eine ganz gute Ausdauer erarbeitet haben.

Das hohe Tempo ist auch insofern kein Problem, als sicherlich noch einige Zeitfresser kommen werden, wie Klo-Pausen, Gewandwechsel und die eine oder andere Krise.

Und um etwa 18h (also nach 8h) und 75 zurückgelegten Kilometern war es dann auch so weit. Der Magen rebellierte, Durchfall war angesagt. High-Tech-Iso ging nicht mehr, ich musste das Low-Tech-Programm aktivieren: Soletti, dunkle Schokolade und Cola. Mit den nötigen Stopps erfolgte dann auch eine Temporeduktion, aber kein Problem, ich bin immer noch gut unterwegs, habe Spaß und der Magen beruhigte sich auch wieder.

Um 22h30 (=nach 12h30) war ich mittlerweile bei 107km angekommen und hielt es für eine gute Idee, wieder ein Iso-Getränk zu mir zu nehmen. Leider war der Magen gar nicht einverstanden und forderte vehement sein Recht auf Pause. Na gut, dann nicht. Dabei passierte mir dann mein klassischer Fehler: der Kreislauf geht bei der Pause runter, die Muskelwärme geht verloren und mittlerweile war es doch schon lange dunkel und die Temperaturen gesunken. Mir war also auf dem Rest der Runde zurück zu Carola ziemlich kalt - was heißt ziemlich? Saukalt war mir. Ich zitterte und wollte schon eine Mitläuferin um ihre Jacke anschnorren. Irgendwie kam ich dann aber doch zum Zelt zurück und packte mich warm ein - vor lauter Zittern natürlich zu warm, sodass in der nächsten Runde der nächste Gewandwechsel anstand. Carola bereitete sich langsam auch auf ihre Schlafpause vor, welche sie auf der Liege im Zelt mit ein paar Decken verbringen wollte, damit sie im Notfall gleich für mich da sein konnte. Auch alles andere als ein erholsamer Schlaf.

einsamer Läufer in der Nacht
Auch sonst wurde jetzt überall auf Nachtbetrieb umgestellt. Viele 24-Stundenläufer gingen schlafen, auch die Labe wurde direkt zu Start & Ziel transferiert, weil angeblich die Beleuchtung ausgefallen ist, aber das wäre mir nicht aufgefallen. Interessanterweise blieb die Labe dann auch bis zum Ende dort als es auch schon längst wieder hell war. Auch die zweite Labe wurde aufgegeben. Der Sprecher verschwand auch. Es wurde richtig meditativ, vielleicht 10 bis 15 Läufer sind noch auf der Strecke verteilt.

Die verschobene Labe war etwas unangenehm für den Trinkrhythmus, weil statt Labe bei km1 und dann mein Zelt bei km2, gab's jetzt Zelt bei km2 und Labe bei km2.2, also praktisch in einem und dazwischen nix. Nicht so schlimm, weil es eh nicht heiß war in der Nacht, aber einfach für die Abwechslung wär's netter gewesen mit zwei Punkten mit Menschen.

Nachtlabe
Mittlerweile ist es Mitternacht, 14h und etwas über 116km sind erledigt und ich kann immer noch laufen. Eine Premiere für mich: der erste 24-Stundenlauf, wo ich um diese Zeit noch Laufschritte schaffe. Da sollte doch nix mehr grob schief gehen können heute.

Die letzte Stunde bin ich langsamer geworden, habe irgendwie keinen richtigen Rhythmus mehr. Also muss doch der analytische Martin wieder hervorkommen und ich überlege, was ich denn so machen könnte. Ernährungstechnisch bin ich immer noch auf Soletti/Schoko/Cola unterwegs, muss also mit der Energie aufpassen. Ich überlege mir, dass extensive Intervalle doch gut sein müssten, da der Körper da genug Zeit zum Erholen hat. Also gibt's jetzt eine neue Regel für mich: 100m Gehen, 200m Laufen. Ausnahme gibt's nur auf den selektiven ersten 900m, dort gibt das Gelände Gehen und Laufen vor. Das funktioniert sehr gut, interessanterweise gibt es auch im flachen Teil leichtere und schwerere 200 Laufmeter, es dürfte also doch unmerklich ganz leicht rauf und runter gehen. Aber ich schaffe die 200m und insgesamt wird das Laufen sogar Runde für Runde wieder leichter. Auch die Konzentration auf die 100m-Markierungen hilft, die Müdigkeit zu überwinden.

Läufer erholen sich
Ich dürfte einen steady-state-Zustand zwischen Energiezufuhr und Energieverbrauch gefunden haben. Die Rundenzeiten werden jetzt auch sehr stabil und sogar etwas schneller. Ab und zu übersehe ich auch mal eine 100m-Markierung, dann wird das Laufen halt etwas länger, aber die Zeit kann ich eh brauchen, wenn ich mal wieder für die Rasenbewässerung sorge.

Meine Soletti muss ich leise beim Zelt nehmen, weil sonst wacht Carola auf und nimmt ganz pflichtbewusst meine Zwischenzeit im Halbschlaf - piiiiieeeeeeps macht es unter der Decke. Aber sie soll sich jetzt wirklich erholen und schlafen, also spiele ich Mikado mit den Soletti. Ich schaffe es so, dass Carola einige Rundenzeiten überschläft.

Irgendein Läufer hat bei km1.7 einen Plastiksessel hingestellt. Der Sessel steht so richtig einsam herum und ruft hinterhältig: "ich bin da, setz dich hin, erhole dich, mach's dir gemütlich". Also genau das Gegenteil, was ein 24-Stundenläufer braucht. Nach einigen Runden halte ich das Rufen des Sessels nicht mehr aus, er wird mir zu lästig, bekommt daher einen sanften Tritt von mir, kippt um, streckt alle vier Beine in die Höhe und ruhig ist er.

Start/Ziel bei Nacht
So rollte es bis 2h30 in der Früh, Carola ist mittlerweile auch längst wieder munter und feuert die wenigen verbliebenen Läufer - mittlerweile nur mehr etwa 10 - an und muntert auch die Leute an der Labe etwas auf. Beide sind wir stolz, dass ich nach 16h30 und 136km immer noch laufen kann und sich das für mich sogar locker anfühlt. 180 bis 190km schienen nun tatsächlich realistisch, 170km eigentlich sicher. Sollte das heute wirklich MEIN Lauf werden?

Doch dann, am Ende der 61. Runde (17h, fast 139km): das Laufen wird auf einen Schlag massiv schwerer, es ist nur mehr ein schleifendes Trippeln, kaum Schneller als Gehen, möglich. Die Muskulatur krampft nicht, ist aber einfach steif. Ich fühle mich total energielos, ohne jeglichen Speicher. Iso zu trinken traue ich mich nicht, aber damit der Körper eine Chance hat, sich zu erholen, setze ich mich auf die Liege, esse und versuche, nach 10 Minuten weiterzumachen. Aber es geht nicht. Nur Minischritte sind möglich, ich brauche statt 10 bis 11 Minuten nun 18 Minuten pro Kilometer. Es ist auch kein richtiges Gehen, sondern ein Drehen der Hüfte und damit ein Vorwärtsbringen der Beine, aber keinerlei Dynamik mehr im Kniegelenk. Und es ist anstrengend und ich bin sooooo leer.

Ich versuche es aber weiter, komme kaum mehr voran. Die leichten Anstiege werden zur Eiger-Nordwand. Ich brauche immer wieder Stehpausen nach 300m oder auch weniger. So schaffe ich doch noch vier weitere Runden bis um 5h in der Früh.

Doch nach 19h und 148km geht dann endgültig gar nix mehr. Ich habe auf der 66. Runde nur mehr ein einziges Ziel: nicht umkippen und zum Zelt zurückkommen. Endlich bin ich beim zuvor so verächtlich umgekickten Sessel. Ich entschuldige mich bei ihm, richte ihn auf und lasse mich nieder um Kräfte für die restlichen 500m bis zum Zelt zu sammeln. Unglaublich, dass 500m so unschaffbar weit sein können. Irgendwann war ich dann aber doch beim Zelt zurück und legte mich auf die Liege.

Auch wenn ich total energielos war, so hatte ich doch noch genug Energie, um zunächst Carolas Versuche, mir eine richtige Erholung - mit warmer Decke und Schuhe ausziehen - zu ermöglichen abzuwehren, denn ohne Decke würde mir doch nachher wieder kalt werden!?!? Tja, ich war wohl jetzt geistig auch etwas hinüber. Aber Carola hat dann einfach nicht mehr mit mir diskutiert, sondern mich einfach eingepackt und mir die Schuhe ausgezogen. Das hat zwar gut getan, aber der Körper hat sich leider auch nicht so erholt, wie Carola und ich mir das vorgestellt hatten. Auch nach 1h30 auf der Liege war es noch nicht wirklich besser, daher ging ich halt einmal Duschen.

Die Dusche ist leider nur lauwarm, also auch nicht der Genuss, den sich mein geschundener Körper gewünscht hätte. Carola meint zwar, dass die Damendusche wärmer wäre, aber das bekomme ich nicht mehr wirklich mit. Nach der Dusche gibt's auch noch ein weiteres Missverständnis zwischen Carola und mir, sie glaubt, dass ich noch eine Runde gehen möchte. Und ich denke, dass sie einfach nicht versteht, dass nix mehr geht. Zum Beweis quäle ich mich halt noch über eine Runde. Die ist aber das gleiche Drama wie die Runde zuvor, wieder leistet mir der Sessel bei km1.7 gute Dienste. Danach ist dann aber wirklich Schluss. 152,154km sind es schließlich geworden.

So beginnen wir dann etwas über eine Stunde vor Rennende mit dem Abbau, denn wirklich viel hält uns nicht mehr in Fano. Eine mögliche Besichtigung scheitert an meiner Bewegungsunfähigkeit - Spazierengehen ohne Gehen zu können bringt nicht so viel ;). Außerdem hat Carola noch einiges für ihre morgige Dienstreise vorzubereiten, was in einer Flughafen-Lounge komfortabler möglich ist als in einem mit dem 24-Stundenlauf-Equipment vollgestopften Wohnmobil. Und auch ich möchte eigentlich - nachdem ich Carola zum Flughafen gebracht habe - möglichst bald einen Übernachtungsplatz finden. Dass ich dann doch noch bis Klagenfurt gefahren bin und damit früher als Carola, die noch lang am Flughafen festhing, wieder zurück auf österreichischem Boden war, ist eine andere Geschichte :). Von Fano selbst haben wir somit nicht wirklich etwas gesehen, es wirkt aber ganz nett. Ob es dort wirklich das Meer gibt, kann ich aber nicht bestätigen. 

Fazit: im ersten Moment war die Enttäuschung natürlich riesengroß, dass - obwohl es solange so gut ausgesehen hatte - letztendlich doch wieder nicht die Kilometeranzahl als Ergebnis da steht, welches meinem - zumindest im Selbstbild - tatsächlichen Leistungsniveau entspricht. Frustration kam natürlich auch auf: wieder der ganze Aufwand, der Anreisestress für Carola und auch einiges an Kosten für ein unbefriedigendes Ergebnis.

Am nächsten Tag sah die Welt aber schon wieder besser aus. Denn auch wenn ich meist auf den noch auf die perfekten 100% fehlenden Teil fokussiere, so nehme ich aus Fano doch mit, dass das 24-Stundenlauf-Glas immerhin schon zu mehr als 2/3 voll ist - und nicht zu 1/3 noch leer. Immerhin habe ich die erste Krise (Durchfall) recht gut weggesteckt, eine Lösung dafür gefunden und konnte danach sogar wieder an Tempo zulegen. Ich bin laufend solange und soweit gekommen wie noch nie. Irdning war also wohl nicht Unvermögen, sondern wirklich ein rabenschwarzer Tag. Ein bisschen fehlt noch, dass ich einen 24-Stundenlauf einmal komplett durchziehen kann, doch irgendwann wird es passieren. Das war jetzt sicherlich wieder ein Schritt dorthin. Aber jetzt ist mal einige Zeit Ruhe mit solchen Ultra-Ultra-Läufen, weil davon, Wochenenden fast nur mit Training zu verbringen, habe ich momentan genug. Der Kopf braucht auch wieder mal was anderes.

Aber nächsten Herbst wartet ja ein Startplatz beim 24-Stundenlauf in Brugg auf mich - denn aufgrund meiner Verletzung konnte ich ja nicht starten, eine Rücküberweisung des Nenngelds ist nicht möglich, aber der Startplatz wird aufs nächste Jahr verschoben. Und das klingt doch verlockend: dann sollte auch der Körper sowie der Kopf wieder bereit und gierig auf das Erlebnis 24-Stundenlauf sein - auch wenn ich in Fano nach etwa 8 Stunden zu Carola sagte, dass ich da schon ein extrem dämliches Hobby habe, aber über Nacht wird man ja wieder klüger. Oder noch verrückter??? :D

In diesem Sinne: der Blog wird mit Ultraläufen und auch 24-Stundenläufen weiterleben ... denn wie sagte schon Pierre de Coubertin: "Entscheidend im Leben ist nicht so sehr zu siegen, sondern anständig zu kämpfen" - und was eignet sich da besser als 24-Stunden im Kreis zu laufen.