Spät aber doch jetzt der - dafür längere - Bericht zu Trainingswoche #4. Vorab die nackten Zahlen der Woche:
5x Laufen: 14h06, 161.2km
4x Ergo: 2h06
1x Krafttraining
TOTAL: 16h12
Also ähnlich wie Woche #3, aber dafür mit 87% Laufanteil. Und der hatte es in sich, ging etwas an die Substanz und daher gibt es auch erst jetzt am Donnerstag endlich Zeit für den Bericht dazu.
Wie schon in der Statistik von letzter Woche ersichtlich, hat die Woche einmal mit einem lockeren, leicht hügeligen 40km-Lauf am Pfingstmontag begonnen.
Dienstag dann Regeneration mit kurzem Ergo-Training sowie Kräftigungsübungen.
Mittwoch stand ein Tempolauf am Programm: es war wieder Zeit für die 17. Laufmeisterschaften der Wiener / Niederösterreichischen Geldinstitute, wo ich natürlich auch eine Startverpflichtung für meine Firma hatte. Ohne jegliches Tempotraining seit dem Mailand-Marathon Anfang April war es eine Hatz über 9.25km, die für mich mit einem Schnitt von 4:03min/km nicht gerade berauschend endete. Aber gut, vom Kilometerfressen ist noch niemand schneller geworden und das Pfingstwochenende war kilometermäßig auch noch nicht ganz verdaut.
Donnerstag dann nur leichtes Auslaufen, Freitag überhaupt trainingsfrei mit dem Genuss einer Massage.
Samstag war dann Vorbelastung für Sonntag angesagt, also ein 32km-Lauf und anschließend noch eine Stunde aufs Ergo.
Über Sonntag gibt's jetzt wirklich mehr zu berichten, denn ich startete beim 5-Stundenlauf in Oberwart. Eine kleine, aber äußerst feine Veranstaltung unter Freunden, zu der ich kurzfristig und durch Zufall gekommen bin. Denn ursprünglich wollte ich dieses Wochenende eigentlich beim legendären Rennsteiglauf in Thüringen über 72.7km starten. Meine Probleme mit dem Sprunggelenk und dadurch fehlendes Lauf- und auch Höhenmetertraining machten diesen Plan aber zunichte. Denn das Erlebnis "Rennsteiglauf" mit fehlender Kraft auf den letzten 20 Kilometern ist mir aus 2010 noch gut in Erinnerung - das brauche ich nicht noch einmal. Aber ein langer Lauf mit Abbruchmöglichkeit, falls die Kraft nicht mehr reicht oder das Sprunggelenk doch wieder aufmuckt, sollte es dieses Wochenende schon sein. Also irgendwo Runden laufen, aber wo? Alleine in Wien? Naja, wenn es sein muss, aber mit Startnummer wäre es schon leichter.
Glücklicherweise kennt die beste Ultraehefrau von Welt den ÖLV-Veranstaltungskalender (und noch ein paar andere laufrelevante Übersichten) in- und auswendig und hatte gleich die Lösung parat: da war doch an dem Wochenende auch ein Ultralauf in Oberwart. Die Informationen dazu waren zwar etwas versteckt, aber sonst war es ein sehr professionell aufgezogener und ganz besonderer, weil einmaliger Lauf. Der Veranstalter Peter Linsbauer feierte sich mit dem Lauf nämlich selbst: 50. Geburtstag und gleichzeitig sein 100. reiner Marathonlauf (Ultramarathons hat er noch einige zusätzlich, aber die Marathonzählung betreibt er puristisch). Zweiteres hatte er seit Jahren zu Ersterem hingetimed. Und nachdem eine Geburtstagsfeier ohne Gäste eher fad ist, durften 50 Läufer mit Peter laufend seinen Geburtstag feiern. Entweder über die klassische Marathondistanz oder eben im Rahmen eines 5-Stundenlaufs. Peter und sein Team Vitesse haben schon jahrelange Erfahrung im Veranstalten von Ultraläufen, wie ich im Vorfeld herausfand. Und das merkte man - unglaublich, was Peter und seine Helfer alles auf die Beine stellten für diese Veranstaltung. Das fing gleich bei der Begrüßung an: zusammen mit der Startnummer erhielt man ein prall gefülltes Startersackerl und zwar nicht - wenn überhaupt heute noch was im Startersackerl drinnen ist - mit Waschmittel und viel Papier, sondern mit Nudeln, Wein, Obst, einem Isogetränk, um nur einiges zu nennen.
Der Lauf selbst fand auf einem 1.423km langen Rundkurs statt, man kam also einige Male bei Start und Ziel vorbei. Und dort wartete die nächste Herausforderung: eine Labestelle, die keine Wünsche offen ließ. Von Bananen, Orangen, Apfelspalten über diverse saftige Kuchen, Nussstangerln bis hin zu Minisalzstangerln, Salzbrezeln, pikantem Plundergebäck und Wurstsemmeln wurde alles geboten. Dass natürlich auch die Getränkeauswahl mit Wasser, Mineral, Cola und Bier perfekt war, fällt da schon fast nicht mehr auf. So gab's dann jede Runde den Kampf mit mir selbst - Zeit für das Büffet lassen oder Kilometer sammeln. Nicht leicht, aber ich bin doch eher beim Kilometersammeln geblieben.
Die absolvierten Runden wurden von einer Truppe Rundenzähler notiert, die unglaublich waren: 5 Stunden lang feuerten sie jeden Läufer jede Runde enthusiastisch an und müssen am Montag dann auch ordentlich heiser gewesen sein.
Also perfekte Bedingungen und beeindruckend, was Peter und sein Team hier für ein kleines Starterfeld alles auf die Beine gestellt haben. Und natürlich alles sehr familiär: die meisten kannten sich, so traf auch ich einige Freunde & Bekannte und lernte auch endlich die Gesichter zu einigen Namen, die mir aus Ergebnislisten sowie aus diversen virtuellen (Ultra-)Running-Communities im Internet vertraut waren, kennen. Auch ganz im Sinne von Peter: denn auch ihm war es ein Anliegen, die Läufer miteinander vertraut zu machen. So gab es vor dem Start eine namentliche Vorstellung aller Teilnehmer. Wir waren also nicht mehr anonyme Startnummern - wobei auch hier jede Nummer mit Namen personalisiert war! - sondern kannten uns nun persönlich per Namen. Eine tolle Idee!
Um 11h ging es dann also los mit dem Lauf. Als Ziel hatte ich mir 55km gesetzt und startete entsprechend langsam, befand mich aber trotzdem nach wenigen Metern mit drei weiteren Läufern an der Spitze des Feldes. Noch wollte aber keiner so richtig vorne weg laufen und die erste Runde beendeten wir schön in Formation und 4er-Reihe. Dann setzte ich mich gemeinsam mit Klaus, einem Läufer der Freunde des Laufsports, doch langsam ab, bevor sich Klaus auch von mir absetzte. Sein Tempo von knapp unter 5:00min/km war mir doch etwas zu heftig und für meine geplanten 55km auch nicht nötig. So drehte ich also Runde für Runde und suchte meinen Rhythmus. Ein gutes Training, denn ich bin jetzt doch schon einige Monate keinen Rundenlauf mehr gelaufen und hatte mir auch im Vorfeld, nachdem es ja nur ein Trainingslauf sein würde, keine große Gedanken gemacht, wann ich mich wie verpflegen würde. So waren die ersten zwei Stunden geprägt von einmal zu viel trinken, dann wieder zu wenig, der schwierigen Entscheidung, wann wo beim Büffet zugreifen - Kuchen oder salzig? Und auch die Beine waren schwer, die bisher in der Woche schon gelaufenen 105km waren noch nicht verdaut. Kurz kam dann sogar der Gedanke auf, dass ich mich lieber hinlegen möchte, einfach nur schlafen. Aber was soll denn das? Ist doch eh nur ein 5-Stundenlauf. Ein etwas längerer Stopp bei der Labe sorgte dann für den nötigen Energieschub und danach fiel das Laufen wieder leichter. Runde für Runde tolle Anfeuerung bei Start & Ziel, Klaus bereits vorne weg bzw. eigentlich schon wieder hinten dran und dabei mich zu überrunden. Der Drittplatzierte Kurt, ebenfalls von den Freunden des Laufsports und ein Ultraurgestein (wenn ich das so sagen darf), immer knapp hinter mir.
Nach 30 Runden und 3h43 hatte ich die Marathondistanz passiert - natürlich wie immer heftig beklatscht von den Rundenzählern und namentlich angefeuert vom unermüdlichen Moderator, der Runde für Runde für das Publikum erwähnte, wer gerade durchläuft, die eine oder andere Geschichte zum Läufer usw. Mein Ziel von 55km war also nur mehr 13km entfernt, das sollte sich wohl ganz gut ausgehen.
Zu Beginn der letzten Stunde begann dann die Muskulatur sich leicht verkrampft anzufühlen - Salzmangel. So wurde Runde #33 meine mit Abstand langsamste mit ein paar längeren Geheinlagen und einem Stopp beim Auto um einige Salztabletten zu schlucken. Diese schwache Runde genügte, sodass Kurt aufschloss und eine Runde später an mir vorbeizog - sehr locker sah er noch aus und der erfahrene Hase hatte sich das Rennen mit einem konstanten Tempo wohl perfekt eingeteilt. Klaus hatte mich mittlerweile zum zweiten Mal überrundet, doch langsam ließen auch seine Kräfte nach. Nach 4h27 dann der Höhepunkt des Tages. Peter näherte sich dem Finish seines 100. Marathons und wurde von einer Gruppe Trommlern mit Lorbeerkranz in Empfang genommen und die letzten 300 Meter ins Ziel begleitet. So einen Zieleinmarsch möchte ich glaube ich auch einmal haben :D. Peter genoss ihn sichtlich und als er dann über der Ziellinie war, startete auch das Feuerwerk. Nun ja, das war optisch jetzt nicht so überwältigend, aber ein Feuerwerk bei Tageslicht erlebt man auch nicht jeden Tag.
Meine Muskulatur reagierte mittlerweile auf Salz (und Cola) und die Rundenzeiten wurden wieder besser. Die 55km sollten sich also locker ausgehen und vielleicht könnte ich noch einen Kilometer drauflegen. Kurt ging es mittlerweile nicht mehr so gut und so konnte ich ihn wieder überholen. Auch gegenüber Klaus konnte ich noch eine der beiden Überrundungen rückgängig machen.
Vier Minuten vor Laufende war mein Ziel der 39 Runden (55.5km) geschafft und als Belohnung nahm ich mir endlich ein Bier mit auf die letzten Meter. Das Laufen mit einem vollen Bierbecher muss ich noch üben, denn bis ich nach den vier Minuten und 742 weiteren Metern mit den Zielschüssen zum Stehen kam war da nicht mehr so wirklich viel Bier drinnen. Aber für den Geschmack hat's noch gereicht.
So wurden es also in Summe 56.239km in den 5 Stunden, knapp 1.2km hinter Platz eins und 1km vor Platz drei. Dieses Tempo auf 6h hochgerechnet wären etwa 67.5km - also keine Wunderleistung. Wirklich gute Leistungen fangen auf 6h gerechnet ab 70km an (zumindest kommt man erst ab 70km in die ewigen österreichischen Bestenlisten). Für den geplanten Trainingslauf und die Vorbelastung bin ich aber dennoch zufrieden und den Zweck des "Wiederreinkommens" ins Rundenlaufen hat der Lauf auch mehr als erfüllt.
Im Ziel gab's dann herrlich schmeckende Nudeln mit Tomatensauce und dann ging es noch zur Siegesfeier. Bei dieser wurde jeder Teilnehmer geehrt und nachdem Peter die meisten seit Ewigkeiten kennt, gab's auch viele lustige Geschichten ergänzend zur Würdigung der jeweiligen Leistung.
Ein perfekter Abschluss eines schönen Trainingstags unter Freunden!
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