Samstag, 25. Februar 2012

Irdning 2011 - Top in der Sponsorenwertung!

Nachdem ich gemeinsam mit meinen Unterstützern bereits 2010 den zweiten Platz in der Sponsorenwertung erreichen konnte, wurde diese Leistung 2011 nochmals getoppt und wir konnten gemeinsam mit eindrucksvollem Abstand die Sponsorwertung der Einzelläufer für uns entscheiden. Das Ergebnis: http://www.24stundenlauf.at/uploads/media/Sponsoren-Ranking_2011.pdf

PLATZ 1 - DANKE AN MEINE UNTERSTÜTZER, IHR SEID EINFACH SUPER! HERZLICHE GRATULATION und nochmals vielen Dank für Euer tolles Engagement!

Nun heißt es natürlich, heuer den Titel zu verteidigen. Dafür werde ich wieder versuchen, möglichst viele Kilometer zu sammeln und hoffe - trotz schwieriger Zeiten und Sparpaketen -, dass es Euch wieder möglich sein wird, meine Laufkilometer in Bares für den guten Zweck zu verwandeln.

Im Vergleich zum Vorjahr steige ich erst jetzt ins 24-Stundentraining ein, dafür gibt's aber auch keine Unterbrechungen durch "Sprint"-Distanzen (wie z.B. einen schnellen Marathon), sondern der Formaufbau geht klar in Richtung Topform am 7.7.2012, wenn um 14h wieder der Startschuss in Irdning erfolgen wird.

Eine erste Bestandsaufnahme, was mein Körper derzeit schon kann, gibt's in zwei Wochen beim 6-Stunden Benefizlauf in Lassee (http://www.6h-lassee.com) zugunsten des Kinderhospiz Sterntalerhof. Ich würde mich freuen, wenn ihr vorbeischauen würdet. Der Veranstalter (ein begnadeter Ultraläufer) stellt einiges auf die Beine - unter anderem zwei Live-Bands entlang der 1.9 Kilometer-Runde. Und wer selber mitlaufen möchte, kann dies entweder beim Volkslauf über 5.7km machen oder eventuell findet sich über die Staffelbörse (http://www.6h-lassee.com/staffelbörse) ja noch ein Platz.

Und es wär noch wegen des Promifaktors ;) - auch die Mitglieder des Ultralauf Nationalteams AUSTRIA werden in Lassee zu bewundern sein und einige in Lassee als Vorbereitung auf die 100km WM Ende April in Seregno mitlaufen.

Wie schon letztes Jahr werde ich in den nächsten Monaten laufend hier berichten, wie es mir in der Vorbereitung ergeht. Wer übrigens schon jetzt seine Spendenzusage für Irdning 2012 abgeben möchte: Spenden werden auf http://martin24h.awardspace.biz bereits gerne entgegen genommen!

Dienstag, 19. Juli 2011

… whatever you do, keep moving …

Nach meiner doch einigermaßen schlecht vorbereiteten 24-Stundenlauf-Premiere 2010, dem entsprechenden Resultat mit „nur“ 127,91655km und dennoch ziemlicher Nachwehen infolge einer Beinhautreizung standen für 2011 einige Dinge bereits seit Juli 2010 fest, denn mich hatte das 24-Stundenlauf-Fieber erwischt, das aber nicht schädlich ist (denke ich zumindestens ;)):
• ich mache 2011 wieder den 24-Stundenlauf in Irdning (Fieberwahn)
• ich werde besser vorbereitet sein und praktisch die ganze Frühjahrssaison 2011 darauf ausrichten (die hellen Momente)
• ich werde erst aufgeben, wenn ich mich nicht mehr bewegen kann (hier möge jeder selbst urteilen)
Mit diesen Vorsätzen brachte ich noch die Herbstsaison 2010 hinter mich mit einem – trotz kaum erfolgtem Training erfreulichen Ausklang beim Frankfurt Marathon Ende Oktober. Knapp zwei Wochen danach ging es am 13.11.2010 mit der Vorbereitung für Irdning 2011 los. Wer nichts über meine Trainingsvorbereitungen erfahren möchte, sondern gleich direkt zum Bericht des 24-Stundenlaufs 2011 möchte, der überspringe bitte den nächsten Block.

--- Das Training ---

Nachdem es in diesem Bereich des Ultralaufs keine gesicherten trainingswissenschaftlichen Erkenntnisse gibt, ist persönliches Probieren angesagt. Immerhin scheinen sich zwei Trainingsphilosophien etabliert zu haben. Die einen schwören auf langsame, lange (und lang heißt wirklich lang mit 60-80km aufwärts) Läufe, andere auf „Doppeldecker“ („back-to-back“)-Einheiten, d.h. zwei längere Einheiten an zwei aufeinander folgenden Tagen. Ich beschloss, für mich die „Doppeldecker“-Variante auszuprobieren, da mir diese vom Zeitbudget, logistisch (Wasserversorgung im Winter!) und auch von der körperlichen Belastung (Stützapparat, Sehnen) her leichter umsetzbar erschien. Als Periodisierung wählte ich klassisch je drei Belastungswochen gefolgt von einer Regenerationswoche. Der Wochenkilometerumfang sollte dabei kontinuierlich von 110 bis 130km im ersten Block auf 140 bis 170km gesteigert werden, wobei der Urlaub (hm, naja, ich nenne es so ;)) auf Fuerte Ventura anfang Februar Spitzenbelastungen von 170 bis 190 Wochenkilometer bringen sollte. Die „Doppeldecker“-Einheiten begannen mit 30/25km und wurden dann über 35/25, 40/30, usw. bis auf 55/45km ausgebaut. Um ein wenig Abwechslung zu erhalten, versuchte ich auch, je einen Tempolauf und eine Intervalleinheit pro Woche ins Training einzubauen. Bei schlechtem Körpergefühl oder Müdigkeit hatte jedoch die Erfüllung des Kilometerumfangs für mich stets Vorrang vor der Tempovorgabe. Diese Planung funktionierte natürlich nur dank des Verständnisses der besten Ehefrau von Welt, welche akzeptierte, dass das gemeinsame „Mittag“-Essen an den Wochenenden bereits Wochen im voraus geplant erst um 14h oder 15h stattfinden würde, weil der Ehemann solange mit seinen langen Läufen durch die verschneite Landschaft hirschen würde.
Leider war dieser Winter auch in Wien doch ziemlich schneereich und kalt, sodass Schnee und Eis meine ständigen Begleiter waren. Wie schon im Blog berichtet machte ich dabei einige interessante Erfahrungen, möchte aber ein paar Highlights auch hier im Bericht nochmals erwähnen:
• bei -8°C friert der Trinkrucksack ein, was auf einer langen Runde dann ohne Wasser gar nicht so lustig ist
• ebenso friert das Flüssiggel ein und man schießt sich beim Versuch, dennoch an die Flüssigkeit im Packerl zu kommen mit dem gefrorenen Propfen des Schraubverschlusses k.o. – wird allerdings durch die nachfolgende Dusche mit „warmer“ Flüssigkeit wiederbelebt. Dabei werden übrigens die Handschuhe nass, welche in weiterer Folge ebenfalls einfrieren, sodass man zu einer sehr unnatürlichen Handhaltung gezwungen wird, da die Fingerteile des Handschuhs nicht mehr beweglich sind
• Eis auf Holzbrettern ist gar nicht gut, dies kann zum Verlust des Gleichgewichts und entsprechend unsanftem Kontakt von Kopf und eben diesen Holzbrettern führen. Für Nachahmungstäter: der Holzsteg bei der alten Donau unter der Wagramer Straße ist ein ideales Trainingsgelände.
Im Wesentlichen konnte ich aber trotz dieser Rahmenbedingungen meine geplanten Trainingskilometer erfüllen, auch wenn sich hin und wieder die Sinnfrage stellte, warum ich denn dies alles auf mich nehme, die Wochenenden zum Großteil mit Training verbringe und unter der Woche abends die Prater Hauptallee unsicher mache. Aber dann war da immer der Gedanke: 127,91km können nicht alles gewesen sein, mehr Spaß macht ein 24-Stundenlauf gut vorbereitet und letztlich wird damit auch für den eigentlichen Sinn des 24-Stundenlaufs – dem Spendensammeln für den guten Zweck – mehr Geld zusammen kommen. Und so schnürte ich fast täglich meine Laufschuhe und die Tage und Wochen vergingen.
Mitte April dann ein herber Rückschlag. Der Linzmarathon, in welchem ich eine gute Zeit „im Vorbeigehen“ mitnehmen wollte, kam und enttäuschte mich ziemlich. Nur sieben Marathontrainingswochen mit höherem Tempo waren zu wenig, um eine wirklich gute Zeit zu erreichen. Wie schon berichtet zog ich mir dabei leider auch eine Überlastung der linken Schienbein- und Wadenmuskulatur zu und damit war an Lauftraining für einige Wochen mal nicht zu denken. Sehr ärgerlich, denn eigentlich sollte in diesen Wochen nochmals massiv an der Form für Irdning gefeilt werden. Aber bloß keine Panik aufkommen lassen, das Wichtigste war, die Schmerzen wieder wegzubekommen, weil ich wollte ja fit am 9.7. am Start stehen. Rein kilometermäßig hatte ich ohnehin soviel trainiert wie noch nie, die paar Wochen sollten also auch kompensierbar sein. Außerdem war Alternativtraining auf Rad und Ergometer möglich, der Körper konnte also in Bewegung gehalten werden. Mitte Mai konnte ich das Lauftraining dann wieder aufnehmen, allerdings stets mit einem wachsamen Auge auf den Körper und in dieser Phase ließ ich dann auch mal die eine oder andere Trainingseinheit aus oder verkürzte sie, um den Körper nur ja nicht zu überfordern, denn: „if you undertrain you might not finish, if you overtrain you might not start!“
Neben dem Training startete ich Anfang Juni auch wieder meinen Spendenaufruf, damit meine Laufkilometer während der 24 Stunden anschließend in Bares für den guten Zweck umgewandelt werden würden. Und nicht nur meine Kilometerleistung im Vorfeld des 24-Stundenlaufs war deutlich höher als letztes Jahr, auch die Anzahl der Spender erhöhte sich von 23 im Jahr 2010 auf 32 im Jahr 2011 – vielen Dank schon an dieser Stelle für die tolle Unterstützung, Motivation und Spendenbereitschaft!

--- Die letzten Tage ---

Der 9.7. rückte unaufhaltsam näher und die letzten Vorbereitungen standen am Programm. Eine genaue Marschtabelle wurde festgelegt, damit ich keinesfalls zu schnell starte. Zusatznahrung wurde bestellt (siehe http://martin24h.blogspot.com/2011/07/kulinarrisches.html) und die letzten Trainingsläufe im Rahmen von Wettkämpfen (6h-Lauf Grieskirchen, Ötscher Mountain-Marathon, Veitsch Grenzstaffellauf) bestritten.
Neben einer guten Vorbereitung ist während des 24-Stundenlaufs auch die Betreuung ganz entscheidend für Erfolg oder Misserfolg. Wie schon im letztjährigen Bericht erwähnt, schätze ich den Einfluss der Betreuung auf zumindest 50%. Für meine Psyche enorm beruhigend war, dass ich heuer in Irdning über gleich zwei Betreuer mit Ultralauferfahrung verfügen würde, denn neben Carola startete auch Wi(e)nfried in der Megastaffel des LC Erdpress – das erfolgreiche Gespann vom Rennsteiglauf (Winfried begleitete Carola zu ihrem Einzelsieg über die 72,7km und steht selbst im Nationalkader für die 100km-WM in Winschoten im September) steht voll hinter mir, da kann ja nix mehr schief gehen. Im Gegensatz zu Carolas vorjähriger Damenmegastaffel mit nur 14 Teilnehmerinnen konnte der LC Erdpress mit 23 LäuferInnen fast das Maximalkontingent von 24 Staffelmitgliedern an den Start bringen – es sollte also für Carola und Winfried nicht zu stressig werden, mich neben ihrem Staffeleinsatz auch noch zu betreuen.
Den gesamten Donnerstagnachmittag verbrachte ich mit sortieren, auswählen, wieder verwerfen meiner Laufsachen, die ich nach Irdning mitnehmen würde. Der Freitagvormittag stand dann im Zeichen, all die vorbereiteten Sachen in unser Wohnmobil einzuladen – für unsere sechsmonatige Wohnmobilreise hatte ich, glaube ich, nicht wesentlich mehr mit als für den 24-Stundenlauf in Irdning ;). Aber irgendwann war dann doch das Wohnmobil voll und die Wohnung leer und es ging auf nach Irdning.

--- In Irdning ---

In Irdning war dann leider mal nichts so, wie es sein sollte. Unmittelbar nach unserer Ankunft ging ein herrliches Gewitter mit starkem Regen nieder, gleichzeitig kühlte es auch empfindlich ab und wir wurden ordentlich nass. Entgegen dem offiziellen Streckenplan war die Strecke nun doch nicht 2.245 Meter lang sondern „nur“ 2.236 – klingt nach wenig Abweichung, macht aber bei 90 Runden doch immerhin 810 Meter aus. Und alle vorbereiteten ausgedruckten Marschtabellen waren somit falsch. Allerdings ist die Auswirkung in Zeit ausgedrückt über 24 Stunden gerade mal 5 Minuten, also eigentlich nicht so schlimm. Aber das soll mal jemand einem hochnervösen, durchnässten und etwas frierenden 24-Stunden-Starter klar machen. Ich war also leicht von der Rolle und sehr glücklich, schon hier eine Betreuerin mitzuhaben, welche für mich die wichtigsten Dinge checkte – Startnummer, Pasta-Party-Gutschein, Erinnerungs-T-Shirt, VIP-Karte. Ja, die VIP-Karte: von dieser würde ich selbst nichts haben, denn die war für die Ehrung jener Läufer, welche 2010 die meisten Sponsorgelder auftreiben konnten. In dieser Kategorie wurde ich dank der zahlreichen Unterstützer (http://martin24h.blogspot.com/2011/04/groartiger-erfolg-meiner-sponsoren.html) zweiter bei den Einzelläufern. Bei der Ehrung selbst würde mich allerdings Carola vertreten, da ich ja hoffentlich um 20h30 noch fleißig meine Runden drehen würde.
So ging es dann – (hatte ich schon erwähnt?) durchnässt zur Pastaparty: diese fand heuer in einem kleineren Zelt als letztes Jahr statt, dadurch entstand auch ein etwas eingeengtes Gefühl und auch aufgrund des schlechten Wetters war allgemein die Stimmung eher gedämpft.
Während die Nudeln am Teller weniger wurden, hörte auch der Regen langsam auf und es wurde wieder etwas freundlicher und wärmer, was meiner Stimmung gut tat. Daher schauten wir nach der Pastaparty zu unserem Basislager bzw. dem Lagerplatz des LC Erdpress, welcher mir großzügigerweise auch Einzelläuferasyl gewähren würde. Aus Erdpress war schon eine kleine Abordnung angereist, die bereits das Zelt sowie noch viel wichtiger für die Motivation der Staffel – den Kühlschrank mit Fleisch, Wurst, Käse und Bier aufgestellt hatte. Carola und ich halfen noch beim Ausladen und Aufstellen des restlichen Materials mit. Der Lagerplatz selbst war derselbe, welchen Carolas Damenstaffel letztes Jahr hatte, und damit ideal für mich, um mir meinen Rundenrhythmus (Laufen, Gehpausen an welchen Stellen der Strecke) überlegen zu können.
Aufgrund der schlechten Erfahrung letztes Jahr mit der Partylautstärke auf der Showbühne übernachteten wir heuer nicht am großen Parkplatz in der Nähe des Festgeländes, sondern ziemlich am anderen Ende der Strecke und damit in weitest möglicher Entfernung zum Partyvolk. Und hier war es wirklich deutlich ruhiger, auch wenn die Party aufgrund des Wetters heuer ohnehin weniger ausgelassen war als letztes Jahr. Die letzte Nacht verlief daher ohne besondere Vorkommnisse sehr entspannt.

--- Die letzten Stunden ---

Um 8 Uhr war Tagwache, länger hätte es ein gewisser nervöser Einzelläufer ohnehin nicht mehr im Bett ausgehalten, denn es musste ja noch die Infrastruktur (Gewand, Campingliegen, Computer, Musik – naja, bei letzterer konnten sich meine 5W-Boxen nicht ganz gegen die Umgebungslautstärke durchsetzen, aber sie haben so wie ich brav gekämpft ;)) aufgebaut werden. Von unserem Parkplatz zum Basislager war es Luftlinie ungefähr 1 Kilometer und auf den Straßen nicht wesentlich mehr. Leider kamen wir aber etwa 5 Minuten zu spät zum Checkpoint der Streckenabsperrung und wurden vom gerade eintreffenden Streckenposten daran gehindert, auf dem kürzestmöglichen Weg zu unserem Stellplatz zu fahren, sondern durften eine schöne Landschaftsrunde rund um das Gemeindegebiet von Irdning drehen. Nach 20 (anstelle von 3) Minuten trafen wir dann aber doch beim LC Erdpress ein und schlugen unser Lager auf.
Mittlerweile strahlte bereits die Sonne vom Himmel und sorgte für schon nicht mehr so angenehme Temperaturen. Aber wie sagte ich oft im Vorfeld: lieber heiß und sonnig, als kalt und Regen. Also jetzt nicht beschweren ;). So verbrachte ich meine Zeit, meine Gewandkisten (3 an der Zahl ;)) ebenso zu positionieren wie einen Kübel mit Schwämmen und Geschirrtüchern zur Kühlung und eine zum Verpflegungstisch umfunktionierte Plastiktonne. Danach stand der – ebenso wie im Vorjahr und daher durchaus bereits als traditionell zu bezeichnende – Weg zum Spar an, um mein zweites Frühstück/Mittagessen zu holen. Winfried war ebenfalls gerade eingetroffen und so machten wir uns beide auf zum Einkaufen. In meiner Nervosität und leichten Fahrigkeit nahm ich dabei intensiv Kontakt mit einem eisenharten Läuferstandbild auf. Der blaue Fleck eine Woche später lässt mich diese Erfahrung immer noch nicht vergessen ;) … Na bravo, da mache ich bzw. Gerald (bester Masseur von Welt) die letzten Wochen alles, um fit nach Irdning zu kommen und dann dieser (Rück-)Schlag drei Stunden vorm Start. Naja, so schlimm war es auch nicht, es würde mich schon nicht beeinträchtigen. Der nächste Tiefschlag folgte allerdings beim Erreichen des Spars – den Spar gab es nicht mehr. Kein Logo war zu sehen, die Türen waren geschlossen und hinter den Glasfenstern klebten Zettel mit „DANKE“ drauf. Hm, nun gut, so mussten wir ein Stück weiter zum Billa. Wenigstens der war da, hatte offen und ich bekam auch mein erprobtes Prä-Wettkampfessen – Topfenkornweckerl mit Traungold und Gurkerl. Gestärkt kehrte ich mit Winfried zum Basislager zurück, diesmal über einen anderen Weg möglichst weit vom eisenharten Läufer entfernt, man ist ja lernfähig :D. Es war mittlerweile richtig heiß und ich war richtig durstig, also ordentlich Wasser trinken. Beim Einklappen des Küchentischs im Wohnmobil das nächste Hoppala – ein Finger verharrte an einer Stelle, wo er besser nicht verharren sollte und AUUUUUUU, Finger eingezwickt. Na toll, wenn das so weiter geht, wird das wirklich nix mit einem Start. Aber gut, Finger ist nicht so schlimm, ich zum Laufen brauche ich ja vor allem meine Füße und die hatten noch nix abbekommen. Aber es wurde wirklich Zeit, dass es losgeht, weil auf der Strecke würden keine hinterhältigen Hindernisse stehen, da fühlte ich mich sicherer ;).
Nach der Läuferbesprechnung ohne wesentliche Neuigkeiten, zog ich mich langsam um, legte mich noch für 5 Minuten hin. Wie mir auffiel seit 10 Uhr das erste Mal, dass ich nicht auf den Beinen war, aber irgendwie hatte mir die letzten Stunden die Ruhe gefehlt, mich hinzusetzen. Und dann ging es auch schon auf zum Start. Kurz beim Rundenzähler vorstellen, dann wieder in einem Zelt in Startnähe im Schatten Schutz gesucht, denn ich würde noch genug Zeit am Nachmittag in der Sonne verbringen. Pünktlich um 14h ging es dann endlich los, nach 238 Trainingstagen und 3.516,5 Trainingskilometern endlich die 24 Stunden der Wahrheit, was die Vorbereitung gebracht hatte.

--- Der Lauf ---

Ich reihte mich ziemlich weit hinten ein um ja nicht durch die Tempobolzerei der Megastaffeln, Viererstaffeln oder übermotivierten Einzelläufer mitgerissen zu werden – denn ich musste so rasch als möglich meinen langsamen Rhythmus finden und vor allem nicht zuviel Kraft am Anfang vergeuden. Denn die 24-Stundensieger werden in der Nacht gemacht, sagt man. Die schwächeren 24-Stundenresultate allerdings auch, wie man noch sehen wird.
Nun ist es auch Zeit, meine Ziele offen zu legen. Ich hatte mir für 2011 drei Ziele vorgenommen. Mindestziel 150km, Optimalziel 180km, Traumziel 200km. Nachdem man seine Träume leben soll, war die Marschtabelle auf 200km ausgelegt. 100km sollten nach 12 Stunden erreicht sein, mit dem Hintergedanken, dass bei einer schwächeren zweiten Hälfte immer noch 170 bis 180km resultieren könnten. Um die Muskulatur und Sehnen zeitweise zu entlasten und auch der Eintönigkeit des immer gleichen Rhythmus entgegen zu wirken, hatte ich mir einen Plan von 5 Runden mehrheitlich Laufen (mit ein wenig Gehpause) gefolgt von einer kompletten Gehrunde zurechtgelegt. In diesen Plan fand ich – wenn auch immer noch ein wenig zu schnell – recht rasch hinein und so verflogen die ersten Stunden. Nach zwei Runden waren auch die Selbstzweifel („wird das heuer etwas“, „warum?“) weg, ich war in meinem Element, es machte einfach riesig Spaß an den begeisterten Läufercamps vorbeizuziehen, ständig angefeuert zu werden und Runde für Runde abzuspulen. Ja, genau dafür hatte ich trainiert, dafür die vielen Kilometer im Schnee auf mich genommen. Ich entdeckte viele Bekannte vom letzten Jahr – „Fit in Leo“ war wieder dabei, heuer mit einer Infrastruktur, die dem offiziellen Showtruck mehr als Konkurrenz machte: Musik, Lichtorgel, Moderation, alles mit dabei und dazu mit Helge und Thomas zwei Freunde, die mich Runde für Runde anfeuerten, mich offenbar auch den anderen „Fit in Leos“ vorstellten und damit war auch in den Schlafpausen von Tom und Helge für Stimmung gesorgt, wenn ich bei „Fit in Leo“ vorbeikam. Auf der Hauptstraße saßen auf ca. halber Höhe der Gerade auch wieder die konditionsstarken „grauen Panther“, die mich von 14h bis tief in die Nacht und ab Sonntag frühmorgens Runde für Runde beklatschten. Unglaublich diese Begeisterung! Ich bin immer noch tief beeindruckt, wie man sich für „wildfremde“ Menschen so ins Zeug legen kann, weil probiert mal stundenlang anzufeuern und zu klatschen – das geht echt rein, die Hände tun weh, die Stimme wird rauh, und diese Gruppe hielt durch ohne Verschleißerscheinungen – RESPEKT!
Weiter die Strecke entlang kam das Lager von der dertriathlon.com sowie Fürstenfeld – auch hier 24 Stunden lang Musik vom Feinsten, tanzende Groupies (ebenfalls nahezu 24 Stunden lang), Stimmung pur! Hinten auf der Gegengerade war’s heuer etwas ruhiger, aber vis-a-vis der Kläranlage hatte Familie Nickel ihr Basislager – mit ebenfalls Weltmusik 24-Stunden durch und jedes Mal einer Anfeuerung, wenn ich vorbei kam. Dann kurz wieder ein bisschen ein ruhigerer Streckenabschnitt und dann ging’s auch schon zum schönen neuen Kreisverkehr und am Rundenzähler-Container vorbei. Letzterer zwar mit häufig wechselnder Besetzung, aber dafür umso lauterer Stimmung. Am Radweg dann bei Start- und Ziel vorbei und zur Labestation. Hier war dann immer eine Gehpause angesagt um – solange es ging, aber dazu später mehr – in Ruhe zu essen. Dann wieder zurück bei den Läuferlagern Laufschritt aufnehmen (man(n) will ja sportlich wirken) und vorbei am Lager der „Freunde des Laufsports“ (Uschi: vielen Dank für Deine Begleitung auf den letzten Runden und der ganzen Truppe fürs ebenfalls unermüdliche Anfeuern Runde für Runde), vorbei beim Lager von Helmut, der leider aufgrund eines Sonnenstichs sein Einzelabenteuer frühzeitig beenden musste und dann zum Basislager der Orange Power vom LC Erdpress, wo Trommel, Tuba, Trompete und vieles mehr für Stimmung sorgte und ich frenetisch angefeuert wurde. Und wo meine Rundenzeiten am Computer protokolliert wurden – ein harter Job, welcher stundenlang von Birgit für sowohl mich als auch die Megastaffel gemacht wurde – vielen Dank! Unglaublich auch diese Leistung fast über die gesamten 24 Stunden die Zeitnehmung zu machen. Ich muss ja sagen, ich war von der Anfeuerung teilweise überfordert, weil überall orange links, rechts, vorne, hinten, wo man hinsah, nur orange und alle schrien, klatschten, prosteten mir zu, waren einfach nur begeistert, da konnte man gar nicht stehen bleiben, sondern musste einfach nur weiter, weiter, weiter, nächste Runde einsammeln. Und natürlich standen hier auch Carola und Winfried, fragten mich, ob ich etwas bräuchte, sorgten für Nachschub bei den Powerbarriegeln und Energy Gels, holten Nudeln und Suppe für mich, hielten mein Kühlwasser im Kübel immer frisch, versorgten mich mit frischem Gewand und – aber auch dazu später mehr – mit aktuellen Renninformationen. Ich hatte also alles, was ich brauchte, musste nur noch laufen.
So vergingen die ersten Stunden, nach 5h35 hatte ich die ersten 50 Kilometer abgespult, lag also 25 Minuten vor meiner Marschtabelle, aber es fühlte sich gut an, und vieles vom Vorsprung auf den Plan kam aus den Gehrunden, die ich um 2 bis 4 Minuten schneller absolvierte als geplant. Die Laufrunden waren annähernd im geplanten Tempo. Dieses Tempo hielt ich weiter bis 75 Kilometer oder knapp 9 Stunden. Es war jetzt bereits 23 Uhr und die Nacht brach an, es wurde kühler, wenn auch nicht wirklich kühl, dafür hatte die intensive Sonneneinstrahlung tagsüber gesorgt, alles war aufgeheizt. Eigentlich sollte jetzt meine Zeit kommen, denn laufen im Dunkeln mag ich, kühlere Temperaturen ebenso. Und schließlich hatte ich diesen Nachtlauf ja auch im Urlaub von 2 Uhr morgens bis zum Frühstück in der Hotelanlage geübt, denn die Sieger eines 24-Stundenlaufs werden in der Nacht gemacht – naja, dann werde ich wohl kein Sieger sein, denn es kündigte sich leider auch ein erstes Schwächegefühl in Form von deutlich spürbarem Hunger an. Die Versorgung mit meiner Lieblingsmahlzeit vom letzten Jahr – in Suppe eingelegte Salzkartoffel – klappte heuer nämlich gar nicht nach Wunsch. Die Kartoffeln waren leider, wie auch viele Mitläufer bestätigten, von selten grauslicher Qualität, schmeckten wie Gummi und zogen sich wie Käsebällchen. Daher konnte ich nur sehr wenige dieser Delikatessen zu mir nehmen. Es blieben mir Banane, Müsliriegel (die „normalen“ von Kornland), Isodrinks von Peeroton und meine Eigenverpflegung mit Powerbarriegeln, Energy Gels und Isostar. Alles ganz gut, aber leider alles auch sehr süß. Und nach vielen Stunden Genuss spielte leider weder mein Appetit noch mein Magen mehr mit bei der Nahrungsaufnahme – es ekelte mir mittlerweile vor allem, was nur irgendwie nach süß schmeckte. So konnte ich nach knapp 11 Stunden die rettende Gehrunde in Runde 42 kaum mehr erwarten und freute mich auf ein bisschen Erholung. Die Laufrunden 43 und 44 waren dann schon eine Qual, weil der Körper sich nur mehr leer und energielos anfühlte, und nachdem ich ohnehin einen Vorsprung auf meine Marschtabelle hatte, beschloss ich, Runde 45 und damit die 100 Kilometer gehend zu feiern, in der Hoffnung, dass es danach wieder laufen würde. In den nachfolgenden Gehrunden versuchte ich doch wieder, Essbares zu mir zu nehmen um den nun deutlich vorhandenen Hungerast zu bekämpfen. Einziges Resultat war jedoch, dass der Magen kaum etwas bei sich behalten wollte und die Erfahrung, dass ein Besuch in einer unbeleuchteten Mobiltoilette zur Herausforderung wird, wenn man doch schon etwas angeschlagen ist. Somit beschloss ich, die Nahrungs- und auch Getränkeaufnahme (denn auch die resultierte in den eben erwähnten Problemen) weitgehend einzustellen und mal eine Nachtwanderung einzulegen. Aufgrund des schwachen Zustands war auch an Laufen leider nicht mehr zu denken, denn der Laufschritt war so unrund, dass ich infolge der Fehlbelastungen um meine Sehnen fürchtete. Und wenn ich mit den Sehnen Probleme bekommen sollte, dann wäre dies mehr oder weniger das Ende des „Laufs“ so wie im Vorjahr.
So schossen mir die Gedanken ans Vorjahr durch den Kopf – „Nein, nicht schon wieder nach 100 Kilometer eingehen“. Aber wenigstens hatte ich heuer einen großen Vorteil gegenüber 2010. Ich hatte die 100 Kilometer absolviert und ich hatte noch keine wirklichen Schmerzen, das heißt ich konnte immer noch flott um die Strecke herum wandern. Und wie hatte ich mir schon voriges Jahr ausgerechnet, wenn man 24 Stunden in einem Tempo von 10 Minuten pro Kilometer geht, so kommt man auch auf 144 Kilometer. Wenn ich daher bis zum Ende wandernd durchhalten würde, sind jedenfalls die 150 Kilometer Mindestziel drinnen und damit schon eine schöne Verbesserung meiner Vorjahresleistung.
So wanderte ich durchs mittlerweile doch etwas stillere Irdning. Die meisten Staffelläufer legten jetzt zwischen 2h und 5h nachts ihre Schlafpausen ein, entsprechend leiser wurden auch die Musikanlagen gedreht um diesen Läufern doch etwas Schlaf zu ermöglichen. Ich zog also meine Kreise, beobachtete, wie ich nach und nach vom nach 12 Stunden erkämpften 6. Gesamtrang bei den Männern nach hinten zurückfiel (schlussendlich wurde es der 10. Männergesamtrang), kämpfte gegen die Müdigkeit und den Wunsch, einfach nur ins Bett im Wohnmobil zu klettern und mich auszuschlafen. Aber nach jeder Runde dachte ich mir, jawohl, wieder eine Runde geschafft und es geht ja, aufgegeben wird erst, wenn ich mich nicht mehr rühren kann, und Schmerzen hatte ich nach wie vor nicht wirklich – zumindest keine, die eine Aufgabe rechtfertigen würden.
Langsam verging die Zeit. Eine interessante Erfahrung: die Zeit vergeht beim Gehen viel langsamer, als wenn man dazwischen laufen kann ;). Aber irgendwann war es dann doch 5 Uhr morgens und es begann zu dämmern. Irdning erwachte langsam wieder, die Anfeuerungsstationen wurden besetzt, es kam Stimmung auf. Und ich hoffte, dass das Sonnenlicht die Müdigkeit und den Schlafenswunsch vertreiben würde. Dies passierte leider nicht, einziger Effekt des Sonnenlichts war, dass es wieder kräftig warm wurde. Gar nicht gut für meinen Kreislauf, da meine Flüssigkeitszufuhr nach wie vor nur auf sehr niedrigem Niveau erfolgte. Der Wunsch, mich hinzulegen wurde auch immer größer und größer. Aber einfach so hinlegen, das geht ja gar nicht. Wenn schon, dann wenigstens mit Nebeneffekt. Also beschloss ich gegen 8h45 dem Rat von Carola zu folgen und mich kurz massieren zu lassen. Ich hatte Glück, es war gerade wenig los und so wurde ich gleich von zwei Masseuren parallel versorgt und meine Beinmuskulatur mal ordentlich durchgewalkt. Ahhhhhh, das tat gut. Einerseits die Auflockerung der Muskulatur, andererseits auch das Liegen und die Erholung für den Kreislauf. Herrlich!!!!! Nach 20 Minuten war ich wieder fit und – naja, einigermaßen – munter und es ging zurück auf die Strecke. Mittlerweile erfuhr ich von Carola und Winfried, dass ich die Führung in meiner Altersklasse innehatte. Das motivierte natürlich neben der lockeren Muskulatur enorm und so legte ich gleich mal meine zweit- und drittschnellste Gehrunde in diesen 24 Stunden hin. Keine gute Idee, denn so wirklich frisch war ich doch nicht mehr und die Strafe folgte auf den Fuß, nach zwei Runden war der Erholungseffekt der Massage wieder weg und ich wieder ziemlich erledigt. Die Hitze setzte mir zu, ich wollte wieder nicht mehr wirklich weiter. So gab ich Carola und Winfried ein Rechenrätsel auf: wie lange muss ich noch gehen, damit mich der zweite in der Altersklasse nicht mehr einholen kann. Eine verwegene Rechnung 5 (sic!) Stunden vor Rennende. Entsprechend ernüchternd auch die Antwort meiner Betreuer: bis um 12h solltest du schon durchhalten und den Vorsprung halten, dann sollte es sich ausgehen. Na toll, d.h. noch drei Stunden im Kreis gehen, ich kann doch nicht mehr, ich will nicht mehr, aber Schmerzen sind noch keine da, also nach wie vor kein wirklicher Grund zum Aufgeben. Also nächste Runde in Angriff nehmen. So ging das dahin, mein Vorsprung blieb konstant, auch die hinter mir Platzierten konnten wohl mehrheitlich nur mehr gehen. Um 12 Uhr wurde mir die Hitze wieder zu viel und ich beschloss, noch einmal bei der Massage einzukehren, um meine Muskulatur lockern zu lassen und damit hoffentlich auch die Regeneration – schließlich war’s ja nach der Massage in 1,5 Stunden schon vorbei mit dem Lauf – zu verkürzen. Gedacht, getan und nach der Massage wieder raus auf die Strecke. Erleichtert wurde die Entscheidung zur Massage natürlich auch dadurch, dass ich knapp vor 12h meine 150 Kilometer feiern durfte, ich hatte also trotz aller Schwierigkeiten zumindest mein Mindestziel erreicht bzw. dieses klug gewählt :D!
Nach der Massage drehte ich meine letzten drei Runden, nun abwechselnd in Begleitung von Carola und Uschi, ausgesprochen angenehm diese Abwechslung und die Rundenzeiten wurden gleich wieder flotter.
Leider hatte ich jetzt etwas den Überblick verloren, wie viele Kilometer ich denn nun schon genau hatte, jedenfalls über 150, aber ob 156 oder 158 oder 159 wusste ich nicht. Nachdem es im letzten Jahr beim Restmetervermessen eher lange gedauert hatte, ich nicht im äußersten Eck der Strecke und damit am weitesten vom Basislager entfernt den Lauf beenden wollte, beschloss ich, mein 24-Stundenabenteuer beim Lager von „Fit in Leo“ zu beenden. So suchte ich mir 5 Minuten vor Ablauf der Zeit ein nettes Plätzchen, schaute noch den vorbeiziehenden Megastaffeln zu und wartete auf die Sirene, die das Ende des Laufs verkünden würde.
Tja, eine in der Endabrechnung ärgerliche Entscheidung, denn ich erreichte 159,36124 Kilometer – und diese 700 fehlenden Meter auf die symbolischen 160 Kilometer hätte ich in den 5 Minuten auch noch zusammengebracht.
Wie auch immer, der Lauf war nun vorbei und ich konnte mich endlich hinlegen, worauf ich mich ja schon stundenlang gefreut hatte – aber was war das? Hinlegen, Müdigkeit, nein, jetzt, wo’s vorbei war drehte der Körper wieder auf und wollte alles nur nicht hinlegen. Na gut, dann fange ich halt an, die Wartezeit auf die Altersklassensiegerehrung mit Abbauarbeiten und Einsammeln meiner Infrastruktur zu verbringen. Eh gar nicht so leicht, weil etwas desorientiert war ich aufgrund des Schlafentzugs ja schon, aber schön langsam ging es ja. Einige Konzentrationsschwächen (Was wollte ich jetzt gerade mit dem Ding in meiner Hand machen? Was mache ich jetzt als nächstes?) förderten die aktive Erholung in Form einiger unnütz zurückgelegter Meter beim Basislager. Und so verging die Zeit bis zur Altersklassensiegerehrung im Fluge und ich kam beinahe zu spät. Zumindest hörte ich aus dem Zelt schon, wie die ersten Platzierten aufgerufen wurden und legte so eine Art Laufschritt ein, um ja nicht zu spät zu kommen. Weil so wie ich letztes Jahr gar nicht aufs Altersklassen-Stockerl wollte, weil ich mit meiner Leistung unzufrieden war, so sehr wollte ich heuer schon zur Ehrung, weil ich zwar immer noch nicht so viele Kilometer gemacht hatte, wie wohl angesichts meines Trainings drinnen sein hätten sollen, aber dennoch nie aufgegeben hatte und damit schon einen gewissen Stolz für die 159,36124 Kilometer empfinde. Aber alles kein Problem, ich kam ohnehin rechtzeitig zur Siegerehrung und konnte meine Trophäe in Empfang nehmen.

--- Epilog ---

Und hatte ich noch während des Laufs und der Siegerehrung angekündigt, dass ich nächstes Jahr sicherlich nur an aber nicht auf der Strecke in Irdning dabei sein würde, so begannen die ersten Überlegungen zu Verbesserungsmaßnahmen für 2012 schon während der Heimfahrt und Montag früh war die Entscheidung getroffen, auch 2012 sicherlich wieder am Start der 24-Stunden zu stehen.
In den folgenden Tagen wurde diese Entscheidung noch durch die Rückmeldung vieler meiner Sponsoren, die meine Kilometer übrigens in einen ganz tollen Spendenbetrag von über EUR 3.100,- verwandelt haben – VIELEN DANK! , bekräftigt, welche sich auch schon nach der Spendenaktion 2012 erkundigt haben.
Erleichtert wird mir diese Entscheidung weiters durch meinen Körper, der abgesehen von leichten Muskelverspannungen keine Anzeichen nachhaltiger Probleme wie Beinhaut- oder Sehnenentzündung zeigt. Nach ein bisschen Regeneration sollte ich also bald wieder ins Training für die Herbstsaison einsteigen können, wo dann hoffentlich ein schneller Marathon am Programm steht – allerdings leider sicherlich nicht mit der tollen und familiären Atmosphäre des 24-Stundenlaufs, wo ein kleiner Haufen Verrückter ganz super zusammenhält und sich gegenseitig zu Bestleistungen treibt.
In diesem Sinne: es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut! Wir sehen uns in Irdning 2012!

--- Ende und Anfang für 2012 ---

Sonntag, 10. Juli 2011

Es ist vollbracht!

Während des Laufs hat das Bloggen leider nicht so wirklich funktioniert, daher jetzt gleich das Endresultat: ich drehte 71 Runden am Irdninger Rundkurs und legte dabei 159,36124 Kilometer zurück, wurde 12. im Gesamtklassement sowie Alterklassensieger. Ein ausführlicher Bericht folgt, allerdings erst, wenn ich wieder ausgeschlafen und bei Sinnen bin.

Samstag, 9. Juli 2011

Fit am Start?

Naja, nur wenn es halbwegs bald los geht. Die Nervosität ist entsprechend hoch, ich laufe in Streckenbegrenzungen, zwicke mir den Finger ein. Lasst mich endlich auf die Laufstrecke, dort fühle ich mich sicherer. Aber in 1h50 geht's eh endlich los - und heiß wird es auch schon. Wunderbar sonnig, schwül, es ist BADEWETTER!

Freitag, 8. Juli 2011

Weiter im Text

Bloggen per eMail ist gar nicht so einfach ;-) ... Daher nach p ohne Inhalt wieder was sinnvolles. Beurteilt werden muss ja auch noch die Pasta: die war wieder gut wobei die rote Sauce (Neapolitana) besser geschmeckt hat als die weiße (Carbonara). Danach noch kurz beim Zelt von Carolas Megastaffel (heuer ist sie Gaststar beim LC Erdpress) vorbeigeschaut. Wir stehen wieder am gleichen Platz wie letztes Jahr, da muss ich mich also in meinem Rundenrhythmus nicht umstellen. Ansonsten hat sich die Strecke leicht geändert, da Irdning eine (neue?) Straße sowie einen Kreisverkehr bekommen hat. Letzterer wurde gleich in die Strecke integriert. Mal schauen, wie sich das dann im Lauftempo anfühlt - ich bin gespannt. Ansonsten heißt es jetzt bald schlafen gehen, weil allzu viel Schlaf wird es dann die nächsten 1,5 Tage ja nicht geben. In diesem Sinne gute Nacht und bis morgen!

Erste Eindrücke ...

Spät aber doch eine erste Meldung direkt aus Irdning. Leider hat heute alles etwas länger gedauert als geplant, Stau aus Wien raus, zeitweise starker Regen auf der Fahrt, aber letztlich sind wir doch in Irdning angekommen Und wurden am Weg zur Startnummernabholung gleich mal von einem Gewitter (und natürlich Regen) begrüßt. Aufgrund des Wetters ist die Stimmung derzeit eher verhalten, aber das wird hoffentlich noch.

Donnerstag, 7. Juli 2011

noch 39 Stunden ...

Langsam wird es ernst. Die letzten Kilometer zum Beine-Ausschütteln sind absolviert, die nächsten Laufschritte bedeuten dann nach 3.516,5 Trainingskilometer seit Mitte November auch zugleich den Start. Die Beine sind locker, mussten heute sogar gebremst werden, aber genau so soll es sein. Die Vorzeichen scheinen also weiter gut zu sein.

Laufgewand für alles zwischen -5° und +35°, für Regen, Schnee, Sonne, Nebel, ... ist schon in drei Kisten verpackt, 5 Paar Laufschuhe stehen auch schon bereit, Marschtabellen für verschiedenste Kilometerleistungen sind gedruckt, es gibt also mal keine Ausrede, dass es an der mangelhaften Vorbereitung gelegen hätte - was für den Kopf ganz wichtig ist ;-) ... ebenso wie die erwähnte Unmenge an Laufgewand: letztendlich werde ich wahrscheinlich genau 3 oder 4 Sachen davon wirklich brauchen, aber das ist wie mit dem Regenschirm und dem Regen, hat man keinen mit braucht man einen, hat man einen mit bleibt es trocken.

Mehr dann morgen direkt aus Irdning!

Mittwoch, 6. Juli 2011

noch 3 Tage ...

... die spannendsten Links bis dahin ...

Einstimmung auf die Atmosphäre

Was tut sich sonst so in Irdning?

und zuletzt - werde ich nass, wird es heiß, wird es kalt?

Detailliertes bei Foreca

ORF-Wetter

Sonntag, 3. Juli 2011

Sonntag, 26. Juni 2011

Nur mehr 13 Tage ...

dann geht's endlich los beim 24-Stundenlauf in Irdning. Das intensive Trainingsprogramm ist absolviert, jetzt gibt's für den Laufkörper nur mehr Erholung, leichtes Laufen und Alternativtraining (Rad, Ergometer) bis zum großen Tag.

Was hat sich die letzten drei Wochen getan?

Die Laufkilometerumfänge habe ich nicht ganz wie geplant absolviert, da der Körper teilweise nach weniger verlangte - vor allem da einige Trainingsläufe im Rahmen von Ultraläufen letztlich doch etwas flotter waren als "echte" Trainingsläufe. Aber mit einer Startnummer bummeln ist halt schwer, besonders wenn am Schluss des Laufs noch Kraft da ist. Und so strich ich danach einige Füllkilometer (=Läufe um die zwei Stunden) zugunsten von Alternativtraining (oder auch gar kein Training :D) - weil wie lautet ein ausgesprochen weiser Spruch: "if you undertrain, you might not finish, if you overtrain, you might not start". Im Zuge der vielen Spendenzusagen (ich hoffe übrigens, es werden vielleicht noch ein paar mehr - näheres unter http://martin24h.awardspace.biz/ ;-) kommt Option 2 für mich mal gar nicht in Frage. Daher: weniger ist mehr!

Die letzten langen Läufe die letzten drei Wochen haben eigentlich alle gut geklappt. Trotz wirklich defensiven Anfangstempos klare Bestleistungen bei
- Ötscher Mountain-Marathon (50km, 1.850Hm): auf den letzten 20km von Platz 42 auf 21 vorgelaufen, dieses geniale Gefühl wird mir auch als mentale Stütze in Irdning dienen!
- 6-Stundenlauf in Grieskirchen: okay, Bestleistung war einfach, da ich bisher noch nie an einem 6-Stundenlauf teilgenommen habe, aber geplant waren 60 bis maximal 65km, schlussendlich waren es knapp unter 67km
- gestern dann noch beim Veitsch-Grenzstaffellauf (54km, 2.200Hm) die bisherige Bestleistung um 14 Minuten gedrückt - eigentlich wollte ich ja ca. 40 bis 60 Minuten DARÜBER bleiben, naja, es ging halt wirklich leicht die letzten 21km

Obwohl ich weniger Gesamtkilometer als geplant absolviert habe, dürfte die Form also hoffentlich halbwegs gut da sein, wenn auch ein 24-Stundenlauf natürlich etwas anderes ist als diese kurzen Ultraläufe, aber zumindest sind die Vorleistungen besser als letztes Jahr - der Kopf ist also optimistisch, dass viele Kilometer für den guten Zweck vom Körper erlaufen werden können und der Kopf ist gespannt, was der Körper so dazu sagen wird ;-)

Die Liste der Materialausfälle ist leider etwas länger geworden:

Bisher
*) zwei Paar Laufschuhe
*) 5 Paar Laufsocken
*) 1 Laufhose
*) 1 Laufuhr Garmin Forerunner 405

zusätzlich jetzt auch noch
*) 1 Paar Traillaufschuhe
*) 1 Sonnenbrille
*) 1 fixpoint-Befestigung (wer nicht weiß, was das ist: http://www.fixpoints.de - und nein, die unterstützen mich leider nicht, aber ich finde die Dinger, wenn auch "etwas" teuer echt praktisch ;-)
*) 1 Paar Kompressionslaufsocken

Statistik:
*) seit 13.11.2010 bis heute exakt 3.414,3 Kilometer zurückgelegt
- Wochendurchschnitt 103,5km
- Spitzenwoche 188km, 7 Tage rollierend 254km
- längster Einzellauf in Grieskirchen 66,857km

Jetzt gilt es die nächsten zwei Wochen noch alle Vorplanungen für Irdning abzuschließen, als da wären

*) genaue Marschtabelle für die ersten 6 bis 12 Stunden - diese auch an meine Betreuer übermitteln, die mich in die "Penaltybox" zu zerren haben, wenn ich zu schnell sein sollte; in Grieskirchen über sechs Stunden ging das zu hohe Tempo gerade noch gut, aber für die 24 Stunden habe ich daraus gelernt, dass das nicht zielführend sein wird

*) unglaublich viel Gewand einpacken und ordentlich sortieren, sodass ich schnell das gewünschte Shirt, die Hose, die Socken, etc. finde - weil dabei will ich sicherlich keine wertvollen Sekunden liegen lassen

*) jede Menge Verpflegung herrichten - die vom Veranstalter gestellten Salzkartoffel in Suppe (gab's eigentlich separat, aber zusammen war's einfacher zu tragen), Müsliriegel, Bananen und Iso waren letztes Jahr eigentlich eh gut, aber sicherheitshalber kommen diesmal für die Abwechslung auch noch (Achtung - unentgeltiche - Produktwerbung) Powerbar Energize Riegel in 5 Geschmacksrichtungen, Dextro Liquid Energy Gel mit Koffein (verträgt mein Magen besser als Kaffee) und Isostar Hydrate & Perform in zwei Geschmacksrichtungen. Ich werde also die Qual der Wahl haben ... hungrig bleiben sollte ich jedenfalls nicht

*) Motivationssprüche ausdrucken - jeder, der hier mitliest ist übrigens herzlich eingeladen, seine ganz persönliche Motivation in einem Kommentar zu hinterlassen; und wer in Irdning vorbeikommt, kann seinen Spruch dann auch noch signieren oder mir zurufen ;-)

Folgende Sprüche habe ich schon mal gesammelt:
- Distanz ist, was Dein Kopf daraus macht!
- Wer sich bewegt, hat schon gewonnen!
- Laufen, so lange es geht, und dann gehen, bis es wieder läuft.
- Ist es möglich? Ja, es ist möglich!
- Wenn gar nichts mehr geht, 50 Kilometer gehen immer noch.
- Fisch schwimmt, Vogel fliegt, Mensch läuft.
- Jammer nicht – Glaub an Dich.
- Gar nicht verrückt ist auch nicht normal!
- If you can't fly, then run. If you can't run, then walk. If you can't walk, then crawl. But whatever you do, keep moving.
- 90% of ultrarunning is 100% mental.
- Finish with a smile on your face.
- Pain is nothing compared to the emptiness of quitting

- Du weisst, du bist ein Langstreckenläufer ...
... wenn deine Trainings dadurch begrenzt sind, wieviel Zeit du hast, und nicht wie weit du zu laufen im Stande bist.
... dich deine Arbeitskollegen nicht fragen, wo du den nächsten Urlaub verbringst, sondern welches der nächste Marathon ist, an dem du teilnimmst.
... dich Leute dafür loben, dass du fähig seist, 10 Kilometer am Stück zu laufen, und du dich dadurch beleidigt fühlst.
... dich deine Arbeitskollegen nicht fragen, ob du am Wochenende laufen gehst, sondern wo und wie weit.
... Du in aller Frühe aus dem Bett springst, deiner verschlafenen Frau einen kurzen Kuss gibst und sagst: Du musst loslaufen, weil es im Herbst so früh dunkel wird. (na gut, für mich als Morgenmuffel und als Mann einer auch "ein bisschen" laufenden Frau ist das eigentlich nicht zutreffend, aber lustig finde ich's trotzdem)
... wenn Du Laufschuhe enttäuscht ins Regal zurückstellst, weil Dir der Verkäufer im Laufschuhladen sagt, dass die "locker 1000 bis 1500km halten" und Du denkst: "was, so schnell sind die kaputt?"
... wenn Dir am Telefon ein anderer Ultraläufer erzählt, er läuft heuer nur Halbmarathons, um Tempo zu trainieren und Du Dir denkst, warum tut er sich das Gehetze an???
... wenn dich die Kollegen im Büro beim Plaudern über die Gestaltung des vergangenen Wochenendes seltsam ansehen und meinen: "wie, du bist nur einen Marathon gelaufen...?"

- Wirklich fertig ist man erst, wenn man nicht mehr ohne fremde Hilfe auf dem Boden liegen kann ...

Donnerstag, 2. Juni 2011

Noch fünf Wochen und zwei Tage ...

... dann geht's los am 9.7. beim 24-Stunden-BENEFIZlauf 2011 in Wörschach/Irdning! Und daher bin ich auch wieder am Spenden sammeln und wer direkt diese Seite besucht: schaut doch auch bitte auf

http://martin24h.awardspace.biz/

vorbei und unterstützt mich vielleicht mit einem kleinen Geldbetrag. Vielen Dank!

Was hat sich ansonsten seit der Erfolgsmeldung der Sponsorenwertung 2010 und meinem bisherigen Trainingsbericht getan? Nun ja, knapp nach meinem Posting kam dann am 10. April der Linz-Marathon, bei dem ich eigentlich eine Zeit unter 3 Stunden angepeilt hatte. Die Form war leider nicht so da wie erhofft und nach einem ziemlichen Kampf auf der zweiten Hälfte wurden es dann letztlich 3:09:45 - eine für mich etwas enttäuschende Zeit, aber ärgerlicher war, dass ich mir dabei die Schienbeinmuskulatur links überlastete und die nächsten vier Wochen - von einigen immer wieder rasch endenden Laufversuchen abgesehen - Alternativtraining auf Ergometer und Rad einlegen musste. Glücklicherweise gibt's keine Vignettenpflicht am Donauradweg, das wäre sonst teuer geworden. Etwas Gutes hatte es auch - man weiß ja nie, wann man's braucht: ich hab jetzt das Wissen, wo der tibialis anterior, der peroneus longus und der peroneus brevis zu finden sind, wenn sie mal wer suchen sollte.

Seit Mitte Mai bin ich jedoch wieder weitgehend schmerzfrei und einigermaßen im Training für Irdning, um dann dort möglichst viele Kilometer und damit Spenden einsammeln zu können.

Aktueller Kilometer-Stand in der Vorbereitung seit 13.11.2010: 3.018,33 (Wochendurchschnitt damit auf 100,6km gesunken; sonst keine Änderung in der Statistik ;-)

Noch geplant bis Irdning: 630 Kilometer - davon einige im Rahmen ein paar netter Laufveranstaltungen, weil immer nur Wiener Laufpfade auch mal fad werden.

Weitere Updates folgen noch bis zum Startschuss am 9.7.2011 um 14h!

Donnerstag, 7. April 2011

Großartiger Erfolg meiner Sponsoren!

Neun Monate ist es nun her, dass der 24-Stundenlauf in Irdning stattfand. Dank der Großzügigkeit meiner Unterstützer konnte ein toller Erfolg erzielt werden, wie ich heute entdeckt habe.

Ich bin, d.h. MEINE UNTERSTÜTZER SIND ZWEITE in der Sponsorenwertung der Einzelläufer geworden! Recht herzliche Gratulation und nochmals vielen, vielen Dank für das überwältigende Engagement!

Dieser Erfolg gibt den Trainingseinheiten, die bereits hinter mir liegen,
Sinn und mir viel Kraft und Motivation für die drei Monate Training, die
noch vor mir liegen, bevor ich auch 2011 wieder als Einzelläufer an der
Startlinie des 24-Stundenlaufs stehen werde.

Aus diesem Anlass vielleicht auch eine kleine Zwischenbilanz was sich in meiner Vorbereitung für Irdning 2011 seit Trainingsbeginn am 13.11.2010 getan hat:

*) bis heute exakt 2.444,54 Kilometer zurückgelegt (Wochendurchschnitt
118km, Spitzenwoche 188km, 7 Tage rollierend 254km, längster Einzellauf
bisher 55.6km)

*) perfekte Streckensimulation bei "Urlaub" auf Fuerteventura in Hotelanlage
gefunden - fast gleiche Rundenlänge wie Irdning, ebenfalls ein fieser Hügel
in der Mitte drinnen; Gelegenheit gleich für Simulation der Nachtstunden
genutzt und von 2h morgens bis 7h30 (Frühstück!) mein Leben Runden drehend
verbracht

*) Erfahrung gemacht, dass bei -8°C der Trinkrucksack einfriert

*) beinahe mit Propfen aus gefrorenem Liquid-Energy-Gel k.o. geschlagen beim
Versuch, doch Flüssigkeit aus der Gelpackung zu bekommen - nicht k.o.
gegangen, weil die dem Propfen nachfolgende Dusche mit 0°C "warmem" Wasser
belebend wirkte

*) völlig neue Stadtteile und Straßen Wiens kennengelernt, weil die Prater
Hauptallee auf Dauer doch ein wenig öd wird

*) konnte Schnee schon nicht mehr sehen, weil immer mehr seitwärts und
rückwärts als vorwärts beim Laufen - von wegen romantisches Laufen im Schnee
;-)

*) froh über jede Laufveranstaltung im Prater mit bekannten Gesichtern, da
ist das Kilometermachen gleich leichter

*) "Mittag"essen mit Ehefrau am Wochenende schon drei Wochen im voraus exakt
auf Zeiten zwischen 14h30 bis 16h festgelegt, je nach Länge der langen Läufe

*) jeder Muskel hat schon mal weh getan, aber mein Masseur hat's bisher
immer wieder gut gemacht

*) (eines der) Weihnachtsgeschenke: von bester Ehefrau von Welt dünnes,
leichtes Laufleibchen mit Zipverschluss für Irdning 2011 bekommen

Nicht überstanden haben die bisherige Vorbereitung:

*) zwei Paar Laufschuhe
*) 5 Paar Laufsocken
*) 1 Laufhose
*) 1 Laufuhr Garmin Forerunner 405

So weit der aktuelle Stand, nochmals herzlichen Dank & Gratulation an meine Unterstützer!

Montag, 5. Juli 2010

Einmal und nie wieder?

Das war eine der vielen Fragen, die ich mir vor meinem Abenteuer "24-Stunden-Benefizlauf" in Irdning/Wörschach so stellte und welche nur durch den Versuch beantwortet werden konnte.

Warnhinweis: nachdem es sich um einen Ultralaufbericht handelt, ist auch die Länge entsprechend ;-)

Zunächst wollte ich den 24-Stundenlauf ja ganz locker angehen: nachdem mein Schatz Carola schon seit längerem in das Projekt „24-Stunden-Damen-Megastaffel-Weltrekord“ involviert war und ich nicht „nur“ (auch da habe ich viel gelernt! Der Betreuer macht 50% des Laufs aus) als Begleiter mitkommen wollte, meldete ich mich eben zum 24-Stundenlauf an. Dann habe ich eine Startnummer und kann herumlaufen wann immer es mich freut. Nun, da war ja noch die Sache mit dem Benefizgedanken des Laufs: jeder Läufer soll möglichst viele Sponsoren finden, welche die Laufkilometer in EUR für den guten Zweck umwandeln. Also schnell noch sechs Wochen vor dem Lauf eine kleine Homepage (http://martin24h.awardspace.biz) gebastelt und dann viele Leute um Unterstützung gebeten – und die Resonanz hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. An dieser Stelle herzlichen Dank an alle Unterstützer, letztendlich konnte ich EUR 802.31 erlaufen! Mit der Vielzahl an Unterstützern stieg natürlich auch mein Anspruch an mich, eine einigermaßen ordentliche Leistung zu bieten und so versuchte ich in sechs Wochen entsprechend Grundlagenausdauer zu trainieren, traf dabei aber bei Wochenumfängen von 130 bis 180 Kilometern auch auf ein Ultralauf-Charakteristikum (gefunden in einem Forum): „dein Training ist dadurch begrenzt, wieviel Zeit du hast, und nicht wie weit du zu laufen im Stande bist.“ Naja, teilweise war es auch durch Letzteres ;-) So lief eigentlich alles nach Plan bis zu den letzten zehn Tagen und dem Beginn der Erholungsphase bis zum Tag X. Bei einem kurzen gemütlichen Lauf in der Prater Hauptallee (liebevoll „Wohnzimmer“ genannt) plötzlich eine rechte Wade, die sich mehr und mehr verkrampft. Endlich zuhause angekommen war Gehen ziemlich schmerzvoll, also die nächsten zwei Tage nur Ergometertraining und Kühlung. Dies hat soweit geholfen, dass gehen wieder schmerzfrei möglich war. Auch ein leichter 16 Kilometer-Berglauf auf der ersten Etappe des Veitsch-Grenzstaffellaufs war dann anfangs problemlos möglich, auf den letzten drei Kilometer stellten sich jedoch wieder leichte Schmerzen ein und so wurden diese gehend (ohnehin gutes Training für die Gehpausen während der 24 Stunden) absolviert. In der letzten Woche vor Irdning dann noch schnell zwei Massagetermine beim Masseur meines Vertrauens vereinbart um die Wade locker zu bekommen – und bis zum Tag X kein Laufschritt mehr.

Mit dieser Vorgeschichte im Gepäck trafen wir dann Freitag abend in Irdning ein, wo das Volksfest sowie die Freitagabend-Bewerbe (Kinder- und Jugendlauf, Verfolgungslauf, Nachthalbmarathon) bereits im Gange waren. Manfred, der Organisator & Koordinator des „24-Stunden-Damen-Megastaffel-Weltrekord“-Projekts, hatte schon eine tolle Infrastruktur (Großraumzelte, Zugang zu fixer Dusche & WC, idealer Lageplatz direkt an der Strecke, Infos und Details zur Organisation des Laufs) errichtet, welche ich als Einzelläufer ebenfalls nutzen durfte! Vielen Dank dafür, denn nach der Erfahrung dieser 24 Stunden hätte ich es wohl ohne diese Infrastruktur nie so weit geschafft, aber schön der Reihe nach. So ging es dann zunächst zur Startnummernabholung – alles sehr entspannt und familiär, noch ein bisschen chaotisch, da fast alle Helfer hier ehrenamtlich mittun, aber ein wohltuender Gegensatz zu den Schlangen an den Schaltern so manches großen Stadtmarathons. Neben meiner Startnummer erhielt ich auch einen Zettel, welchen ich unterzeichnen sollte. Es handelte sich dabei nicht um ein Anti-Doping-Manifest, sondern um einen Test meines Geisteszustands. Diesen Test bestand ich trotz mehrmaligen Lesens leider nicht und unterschrieb daher, dass ich mir vollkommen im Klaren bin was ich hier mache, welche Strapazen auf mich zukommen werden und dass niemand anderer als ausschließlich ich selbst dafür verantwortlich bin, dass ich das tue, was ich ab Samstag, 3.7.2010, 14h machen werde, nämlich 24 Stunden so oft als möglich im Kreis zu laufen. Mit meiner Unterschrift war es dann amtlich – ich werde morgen am Start stehen! Nach diesen Formalitäten ging es dann zur Pastaparty – einfach, aber gut, Pasta mit Tomaten- Olivensauce („die rote“) sowie Carbonara („die weiße“) wurden gereicht, mit beliebig oft Nachschlag, nicht unwesentlich, denn Energie werde ich morgen wohl benötigen. Danach besichtigten Carola und ich zusammen mit Roland, einem weiteren Einzelläufer, noch die Strecke. Roland kannte auch die Strecke des bisherigen Austragungsorts in Wörschach und meinte erfreut, dass die Strecke in Irdning deutlich flacher ist. Hm, ah ja, dann bin ich nur froh, dass ich meinen ersten 24-Stundenlauf in Irdning bestreite und niemals in Wörschach am Start stand, denn so richtig flach fand ich die Strecke ja nicht. Schon aus dem offiziellen Höhenprofil war klar, in jeder Runde ist eine (absolute) Höhendifferenz von 6,6 Metern zu bewältigen, was bei beispielsweise 45 Runden (=100km) doch immerhin fast 300 Höhenmeter ausmacht. In Natura stellte sich dies in einer langen leicht steigenden Geraden, einem ziemlich knackigen „Buckel“ (hier war auch eine der beiden Rettungsstationen eingerichtet – Zufall?) sowie einer kleinen Welle dar. Beim Anblick des Buckels war für mich klar, den werde ich sicherlich nur gehend bewältigen, denn sonst ist das Abenteuer 24 Stunden bald vorbei und ich im Sani-Container. Ansonsten verläuft die Strecke zu einem Viertel auf der nördlichen Ortseinfahrtsstraße von Trautenfels nach Irdning. Hier war auch Start/Ziel und der Container mit den Rundenzählern. Von der Straße ging es in den Bereich des Sport- & Campingplatzes, wo sich auch unser Lagerplatz befand. Nach dem Campingplatz weiter zurück auf die erwähnte Straße, wo dann auch ein SPAR direkt an der Strecke liegt. Wenn also die offizielle Verpflegung nicht genügt, kann man sich auch hier versorgen – hatte übrigens am Sonntag auch von 7h bis 11h geöffnet. Dann geht’s am Ortsrand entlang rüber zur Kläranlage, wo sich auch ein „Kompostprojekt“ befindet – Quell immer wieder interessanter Geruchskombinationen am nächsten Tag, aber doch auch eine willkommene Abwechslung. Danach wieder durch Start & Ziel auf die nächste 2.245 Kilometer lange Runde. Generell waren entlang der Strecke an allen geeigneten Plätzen (=ebene Wiesenfläche) Parzellen für die Lager der Ultraläufer sowie Staffeln eingerichtet. Für Stimmung sollte also gesorgt sein – ich bin schon sehr gespannt, wie das dann morgen sein wird, denn noch herrscht eher ruhige Nervosität und Spannung allerorts.

Nach der doch etwas Respekt einflössenden Streckenbesichtigung (hoffentlich hab ich keine Albträume vom „Buckel“) ging es dann ins Bett. Vorsorglich hatten wir unser Wohnmobil am Parkplatz außerhalb des Hauptfestareals abgestellt – was uns aber nichts nutzte, Schallwellen verbreiten sich wirklich unheimlich weit. So wurden wir dann bis 2h30 mit allen möglichen und unmöglichen Musikrichtungen versorgt, und bei mir siegte erst dann Ohropax im Bunde mit Müdigkeit, stets begleitet vom Gedanken „nach dem Aufstehen morgen werde ich ca. 30 Stunden wach sein müssen“.

Tag X – endlich ist es soweit, mein Bericht nähert sich dem eigentlichen Thema.

Der Start wird um 14h erfolgen. Am Vormittag bereite ich meinen Bereich im Zelt vor, das heißt, ich platziere meine Tasche mit meiner gesamten Laufbekleidung inklusive der Winterausrüstung für bis zu minus 10°C, Pinwände mit Motivationssprüchen, einen Kübel mit Wasser, Schwämmen und Geschirrtüchern um der zu erwartenden Hitze Widerstand leisten zu können sowie einem Sack voll mit Salben gegen Gelenks- & Muskelschmerzen, Sonnenmilch, Traubenzucker usw. Dann noch ein kurzer Besuch beim schon erwähnten SPAR mit der Erkenntnis, der ist gut klimatisiert, eventuell eine Möglichkeit bei Überhitzung während des Laufs eine kurze Pause im Kühlen einzulegen – angesichts erwarteter Temperaturen von über 30°C bei strahlendem Sonnenschein eine wirklich überlegenswerte Option, genutzt habe ich sie dann jedoch nicht.

Um 12h30 erfolgte dann noch eine kurze offizielle Vorbesprechung seitens des Veranstalters zum allgemeinen Verhalten während des Laufs und einige organisatorische Details. Ich erkunde noch die Labestation, was dort so geboten wird – und bin etwas geschockt: das isotonische Getränk ist ident zu jenem, mit welchem ich beim Ötscher-Bergmarathon in der Vorbereitung ebenfalls bei großer Hitze eher negative Erfahrungen infolge Elektrolytmangels und geringen Kohlenhydratanteils gemacht habe. Von den bei der Vorgängerveranstaltung in Berichten erwähnten Gels oder Energy-Riegel gab es gar nichts, nur die üblichen Riegel für „Privathaushalte“. Naja, dann „Back-to-the-Roots“ und die Elektrolyte und Kohlenhydrate werden aus den ebenfalls angebotenen Salzkartoffeln sowie der Suppe stammen müssen – nicht gerade „High-Tech“, aber eigentlich wurden ordentliche Leistungen auch schon früher ohne Kompressionssocken, Energy-Riegel, Kohlenhydratpulver usw. erbracht. Also: wird schon klappen und außerdem habe ich in einigen Foren gelesen, ein 24-Stundenlauf hat den Nachteil, dass eine Krise immer kommen wird, aber den Vorteil, dass der Lauf lange genug dauert um sie zu überwinden. Letztlich war übrigens das isotonische Getränk auch dick genug angerührt, dass der gewünschte Versorgungseffekt gegeben war – nur picksüss hat es dann geschmeckt.

Danach die letzten Handgriffe und das Anlegen der Laufmontur. Dabei werde ich meinen ersten 24-Stundenlauf und meinen ersten Lauf überhaupt nicht mit einem Laufdress starten sondern mit einem Raddress. Warum das? Angesichts des schon erwähnten voraussichtlichen Wetters und meiner mir bekannten geringen Hitzeresistenz wage ich nicht, ein ärmelloses Shirt zu tragen, da mir die Gefahr eines Sonnenbrands im Schulterbereich verbunden mit Körperüberhitzung zu groß ist. Allerdings möchte ich weitgehende Kühlung – alle meine Shirts mit großem Ausschnitt vorne sind jedoch ärmellos. Nur mein Raddress ist mit einem Reißverschluss vorne ausgestattet, also ist dies meine erste Wahl und auch meine erste Erkenntnis des Abenteuers 24-Stundenlauf: wenn ich wieder mal so etwas machen sollte, dann kaufe ich vorher ein Laufshirt, welches man vorne öffnen kann. Aber gut, zwischen Raddress und Laufshirt liegen jetzt nicht die Welten und es wird schon klappen. Auf die Beine kommen – für mich eigentlich ungewöhnlich – Kompressionssocken: eine Vorsichtsmaßnahme um die lädierte rechte Wade, auch wenn sie schmerzfrei ist, möglichst zu unterstützen. Auch meine extra für Irdning gekaufte Legionärskappe setze ich auf. Diese Idee habe ich in der Vorbereitung in einem der zahlreichen Berichte des erfahrenen Ultraläufers Pascal Le Bail (http://pascal.priv.at/) gefunden, welcher mit diesem Nackenschutz ausgestattet Hitzeläufe gut überstanden hat. Der letzte Bericht von Pascal stammt aus dem Jahr 2004, seitdem hat er keine mehr geschrieben „weil die Leistungen zu schwach sind um darüber zu berichten, allerdings gilt das Geschriebene nach wie vor“ wie er mir beim Start erklärte – er lief in Irdning dann übrigens 180,7 Kilometer! Ja, damit sind wir schon am Start, es ist 13h50, ich stelle mich bei meiner Rundenzählerin vor, die neben der automatischen Chipmessung auch manuell jede Runde von mir registrieren wird und zusammen mit ihren KollegInnen für Stimmung und Motivation (vor allem in der Nacht) sorgen wird. Dieser Job erfordert übrigens auch einiges an Kondition, da für jeden Läufer jeweils zwei Rundenzähler im 4-Stundenschichtbetrieb während der 24 Stunden zuständig sind. 13h52: noch schnell die letzten Minuten bis zum Start im Schatten unmittelbar am Rundenzähler-Container verbringen, denn es ist schon verdammt heiß in der Sonne. Das wird spannend, wie die nächsten sechs Stunden bis ca. 20 Uhr verlaufen, dann sollte es langsam kühler werden und zumindest die direkte Sonneneinstrahlung weg sein. 13h59.50: 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1 – es ist wahr, ich starte jetzt wirklich bei einem 24-Stundenlauf. Naja, gut, so schwer ist das auch wieder nicht – schwieriger wird, was die nächsten 24 Stunden passiert. Ich habe mir vorgenommen, so langsam als möglich los zu laufen, sodass sich aber das Laufen noch rhythmisch anfühlt und die erste Stunde ohne echte Gehpause (außer am berühmten „Buckel“) zu absolvieren, um meinen Körper in Schwung zu bringen. Das langsame Laufen klappt ganz gut, wird auch von der Hitze unterstützt, ich kühle den Körper immer wieder mit eiskalten Geschirrtüchern über Nacken und Schultern – Gerda: vielen Dank für die permanente Bereitstellung von kaltem Wasser! Das funktioniert exzellent, die Temperaturen fühlen sich zwar schon warm an, aber ich merke keinen Leistungsverlust, auch mein Kopf wird nicht „durchgekocht“, ich fühle mich richtig wohl. Die Stimmung beim Lauf gesäumt von den zahlreichen Läufercamps der Megastaffeln (bis zu 24 Teilnehmer), Viererstaffeln und Einzelläuferbetreuer ist toll und da hier alle doch irgendwie Ahnung vom Laufen und der dafür nötigen Motivation haben wird auch die Begeisterung die nächsten 24 Stunden nie ganz abreißen – vielleicht etwas leiser teilweise, aber es gibt zumindest alle 2 Kilometer Lärm beim Rundenzähler-Container. Durch herzlichen Dank sowie sichtliche Freude, dass mich wer anfeuert, werde ich – zumindest habe ich das Gefühl – im Laufe der nächsten 24 Stunden auch von einigen entlang der Strecke richtiggehend adoptiert. Vielleicht liest ja zufällig jemand diesen Bericht, daher danke hier: an die „Hopp, hopp“-Gruppe so nach 800 bis 900 Meter, an die Truppe nach der Labe bei Kilometer 1.2 am linken Straßenrand. Die Musik und unaufhörliche Einpeitschung hat mich vorangetrieben. Das Megastaffel-Team „FIT in LEO“ von meinem Freund Thomas für die Unterstützung jede Runde. Die fantastischen Burschen bei Kilometer 1.7, die auch nach 20 Stunden immer noch „Vollgas“ beim Anfeuern gegeben haben und immer wussten, dass „da noch was geht“. Die Betreuerin von Läufer #71, welche mich auch in jeder Runde beklatscht hat. Der immer klatschende und motivierende Einzelläuferinnenbetreuer bei ca. Kilometer 2 mit der besten Musik von Welt und das die ganze Nacht hindurch. Uschi von den „Freundinnen des Laufsports“. Unbekannte Unterstützerinnen im Campingsessel während der gesamten 24 Stunden beim Holzbogen im Dörfel und natürlich das ganze Team der „Damenweltrekord“-Megastaffel. Auch wenn einige Stimmen meinten, die Stimmung wäre nicht so gut gewesen, also kein Vergleich mit allem was ich bisher erlebt habe – gut, New York ist auch super, allerdings ist hier in Irdning das Anfeuern noch einmal anders, da doch wie gesagt jeder ein bisschen Ahnung vom Laufen hat und weiß, was da so geleistet wird – das hat für mich mehr Wert als die begeisterten Amerikaner, die ja schon jeden toll finden, der mehr als 50 Meter laufen kann ;-)

So geht es jetzt die ersten Stunden dahin – zwar bemüht langsam aber von den Rundensplits doch etwas zu schnell. Ich versuche nach der ersten Stunde vermehrt Gehpausen einzulegen, im Unterbewusstsein bin ich aber wohl doch ein Straßenläufer – je schneller ich laufe umso schneller komme ich aus der Hitze raus. Hm, ja, das funktioniert bei einem 24-Stundenlauf nur so nicht. Aber wenigstens gilt „je schneller ich laufe, um so mehr Kilometer mache ich“ - fragt sich nur, wie lange. Aber gut mit diesen Gedanken vergeht die Zeit wie im Flug. Immer wieder mal Kohlenhydrate aufnehmen – Salzkartoffeln haben noch nirgends so gut geschmeckt wie in Irdning. Auch die Suppe ist fein und sollte ordentlich Elektrolyte liefern. Irgendwann wird es mir zu mühsam zwei Schüsseln zu nehmen, also leere ich die Suppe einfach zu den Salzkartoffeln dazu, dann hab ich nur ein Ding in der Hand und kann schneller weitergehen, weil jede Minute zählt! Ich hab ja nur 24 Stunden Zeit ;-)

Nach etwa sechs Stunden und ca. 54 Kilometern die erste Krise – die Knie fangen leicht an zu schmerzen, auch die Waden ziehen etwas. Also mal ordentlich mit kühlender Salbe einschmieren und dann eine Stunde nur Gehen gemäß „Laufe solange es geht, gehe bis es wieder läuft“. Nach einer Stunde und ca. weiteren sieben zurückgelegten Kilometern hat sich der Körper wieder einigermaßen erfangen. Ich betrete jetzt langsam Neuland: ich bin noch nie länger als 7h32 bei einer Laufveranstaltung unterwegs gewesen und ich habe auch noch nie mehr als 74 Kilometer „am Stück“ zurückgelegt. Ich beginne also wieder zu laufen – und wie sich mein Körper in der letzten Stunde erholt hat, es geht richtig gut dahin, mittlerweile ist es knapp 22 Uhr, es ist dunkel, es ist kühler, es ist mein Wetter. Ich ziehe so richtig dahin, werde richtiggehend euphorisch, drehe Runde für Runde. Das geht so bis Mitternacht und dem traditionellen Feuerwerk. Dann sagt mein Körper wieder, jetzt aber genug, geh wieder sonst streike ich, weil du hast mich ganz schön gefordert die letzten zwei Stunden. Okay, passt schon lieber Körper, wir haben ohnehin schon 83 Kilometer, gehen wir halt wieder eine Stunde. Nach einer Stunde wieder Rücksprache mit dem Körper „wollen wir wieder laufen?“ Antwort: „du vielleicht, ich nicht!“ Gut, Körper = Chef, also gehen. So geht das dahin bis Runde 45 und ich bekomme die Tafel für 100 zurückgelegte Kilometer von meiner Rundenzählerin gezeigt – eine magische Marke ist erreicht, meine liegt allerdings woanders, aber dazu später. Es ist knapp 3h30 Uhr morgens, ich bin also bereits über 13 Stunden unterwegs und in dieser Zeit niemals gesessen (ich glaube, das ist erstmalig in meinem Leben). „Hallo Körper – wieder laufen, weil nur im Kreis gehen wird mir jetzt zu blöd?“ – „Sicher nicht – entweder Pause oder ich streike“. Gut, machen wir 2 Stunden Pause, das kostet im momentanen Tempo etwa 10 Kilometer – wenn ich danach wieder Laufen kann, habe ich das bald herinnen. Also rein ins Zelt und es passiert genau das, was ich in diversen Berichten vorher gelesen habe – der Körper ist so in Fahrt, dass ich nicht einschlafe. Nach 45 Minuten bestenfalls dösen lasse ich mich von der Masseurin des Damen-Megastaffelteams ausgiebig massieren. Die Muskel sind alle schon ziemlich beansprucht und damit auch die Sehnen in Mitleidenschaft gezogen. Nachdem ich von Mitte 2007 bis Ende 2008 massiv mit einer Sehnenentzündung zu kämpfen hatte, werde ich bei dem Thema sehr vorsichtig und frage mal, wie nahe ich denn an einer nachhaltigen Schädigung auch in Hinblick auf die Herbstmarathons bin. Die Antwort ist ernüchternd: wenn ich im Herbst Marathonziele habe, dann sollte ich nicht mehr laufen sondern nur mehr gemütlich gehen. Gut, zunächst mal ein kleiner Schock, denn das Abenteuer 24-StundenLAUF ist damit vorbei. Andererseits: auch mit Gehen kommen Kilometer zusammen, ich habe keinen so langsamen Gehschritt und dann gilt auch „If you can't fly, then run. If you can't run, then walk. If you can't walk, then crawl. But whatever you do, KEEP MOVING“. Also so um 6 Uhr herum wieder raus auf die Strecke und weiter Runde für Runde machen. Es geht sich eigentlich ganz gut, die Muskulatur fühlt sich locker an, ich würde gerne laufen, aber die Vernunft siegt, ich bleibe beim flotten Gehschritt. So nach 16 Stunden höre ich von Carola, dass ich zwischen Platz 27 und Platz 28 der Gesamtwertung liege und dritter meiner Altersklasse bin, mit einigen Runden Vorsprung auf den vierten und wenig Rückstand auf den Zweiten – was, das gibt’s ja nicht, ich gehe seit sechs Stunden nur mehr, habe in den ersten 13 Stunden 100km geschafft und seit dem gerade mal 11 Kilometer. Na gut, interessant, irgendwie spornt mich das an und ich beschleunige meinen Schritt vom flotten Gehen auf „so schnell als möglich“. Der zweite ist für mich sicherlich nicht in Reichweite, denn das ist Andreas Pfandlbauer, mit einer Bestleistung aus dem Vorjahr von 226 Kilometer, der wohl entweder einen ganz schlechten Tag hat oder nur einen Trainingslauf macht. Jedenfalls LÄUFT er noch, warum er nicht mehr Kilometer hat ist mir ein Rätsel. Aber eines ist klar, wenn es um etwas gehen sollte, dann um Absicherung nach hinten, denn Laufen kann ich nicht mehr. Wenn allerdings der Kollege hinter mir noch einigermaßen fit ist und ein paar Laufrunden zusammenbringt, dann kann ich mich auch da nicht mehr wirklich wehren. Für diese Erkenntnisse brauche ich etwa eine Stunde – ja, ich bin doch etwas müde. Währenddessen meldet sich die Sehne am Schienebein links oberhalb des Knöchels bei jedem Schritt immer heftiger, ein kraftvolles Gehen ist nicht mehr möglich, ich schmiere immer wieder mit kühlender Salbe, aber langsam aber sicher wird auch ein einigermaßen erträgliches Gehen schwerer und schwerer. Ich habe mittlerweile 120 Kilometer absolviert. Mein eigentliches Mindestziel von 150 Kilometer werde ich verfehlen. Dieses basierte auf der Überlegung, dass ich etwa 10 bis 11 Minuten gehend pro Kilometer benötige, somit in 24 Stunden 140 Kilometer möglich sind. Dazu noch ein paar Laufkilometer und schon bin ich bei 150 Kilometer. Naja, 24 Stunden in der Praxis sind doch was anderes als mathematische Hochrechnungen. Ich habe noch etwa vier Stunden Zeit, das heißt bestenfalls komme ich noch auf 140 Kilometer. Die Stimmung ist mittlerweile nicht nur bei mir eher gedämpft, auch am Streckenrand zeigen sich Ermüdungstendenzen, auch die Dynamik der anderen Läufer lässt nach, nur die schnellen Vierer- und Megastaffeln ziehen Runde um Runde. Das sorgt übrigens auch für Abwechslung: mittlerweile erkenne ich doch die meisten mir bekannten LäuferInnen von Megastaffel und Viererstaffeln auch von hinten (die mit den Namen hinten drauf sind am einfachsten ;-) und schon schrei ich „XXX, go, go, go, weiter, weiter, weiter“ – was fantasievolleres fällt mir nicht mehr ein. Ich kämpfe sehr mit der Motivation – auch der dritte Platz in der Altersklasse kann mich nicht mehr wirklich aufrichten, denn ich verfehle mein Mindestziel deutlich! Und ich habe größten Respekt vor dem letztlich Dritten der Altersklasse, welcher mich um 1.7 Kilometer „besiegt“ hat, aber für mich persönlich wäre ich des dritten Platzes mit der für mich doch enttäuschenden Leistung nicht würdig gewesen. Ja, klingt vielleicht schwer nachvollziehbar, aber ich sehe das so.

Es ist jetzt also 10 Uhr, bereits für 8 Uhr waren Wetterkapriolen mit schweren Gewittern vom Platzsprecher angekündigt worden. Ein bisschen zu früh, denn es ging erst um 10 Uhr los, dafür dann aber ordentlich. Ich hatte vorsorglich aufgrund der dunklen Wolken einen Regenponcho eingepackt, der hielt den Wassermassen von oben allerdings auch nicht stand und nach zwei Runden war ich komplett durchnässt und einigermaßen unterkühlt. Also kämpfte ich mich noch ins „Basislager“ und kroch zum Aufwärmen in den Schlafsack. In den Schuhen stand das Wasser, das Wetter wurde auch nicht besser, immer wieder schüttete es gewaltig, Gehen konnte ich aufgrund der erwähnten Schmerzen auch nicht mehr wirklich vernünftig, nass werden wollte ich auch nicht, der Kopf war auch schon müde und wehrte sich nicht mehr und so beendete ich um 11h30 (2h30 vor Ablauf der 24 Stunden) das Abenteuer „24-Stundenlauf“, wärmte mich mal ordentlich auf, ging duschen und dann war, weil im Delirium doch alle „normalen“ Dinge ein bisschen länger dauern, ohnehin schon die Schlusssirene da und meine 127.91655 Kilometer wurden offiziell.

Mit der Schlusssirene ist es auch Zeit für ein Fazit und Antworten auf die Fragen vor dem Lauf. Mein unmittelbares Fazit war: „naja, brauch ich wahrscheinlich nicht mehr wieder“. Nach einer Nacht drüber schlafen und weiterhin leichter Schmerzen der beleidigten Sehnen erwacht allerdings trotzdem schon wieder der Kampfgeist. Denn die Stimmung war für mich schon etwas Einmaliges, Rundenlaufen an sich macht mir eigentlich nix aus, im Gegenteil, alle Kilometer eine Versorgungsstation zu haben ist für mich schlechten „Futterverwerter“ ideal, um die Energietanks kontinuierlich nachzufüllen, das Laufen in der Dunkelheit taugt mir sowieso (mache ja mittlerweile im normalen Marathontraining auch meine wöchentlichen Long Jogs abends an Arbeitstagen, weil mir da die Distanzen nicht so auffallen) und dann hab ich ja eine Rechnung offen – diese Kilometerleistung kann ich für mich persönlich so nicht stehen lassen. Wie sagten die Burschen von Kilometer 1.7? „Da geht noch was“ – da haben sie sicherlich recht. Und auch mein Unterbewusstsein hat da glaub ich schon vor einigen Wochen in diese Richtung gesteuert. Denn wie heißt meine Benefizhomepage? http://martin24h.awardspace.biz Und mein Blog? http://martin24h.blogspot.com Da nehme ich ja in der Domain nirgends Bezug auf Irdning und 2010. Passt – dann hab ich da ja schon eine Plattform für weitere Projekte. Ich glaube, das Ultralaufvirus hat mich erwischt. Also: einmal und nie wieder? Antwort: wenn es der Körper zulässt sicher wieder! Und: nächstes Jahr mache ich auch sicher noch eine Schlussrunde um mich bei allen an der Strecke persönlich zu bedanken - versprochen!

Sonntag, 4. Juli 2010

Und aus!

So, der Lauf wäre erledigt ... und ich mit dazu ;-) Das Bloggen hat leider nicht ganz so toll geklappt, da einerseits Carola im Megastaffeldamenweltrekordprojekt intensiv eingesetzt war (übrigens mit dem Ergebnis eines neuen Weltrekords!), andererseits auch ich zuerst lieber meine Runden drehte und nicht groß quasselte. Als ich pausierte, war ich wiederum zu fertig um zu bloggen. Jetzt wird mal über den Lauf geschlafen und dann sollte es in den nächsten Tagen einen kurzen (oder auch längeren?) Bericht geben.

Es war jedenfalls ein, hm, sagen wir mal Erlebnis und herausgekommen sind dann nach vielversprechendem Beginn letztlich 127.91655km. Alles weitere folgt ...

Morgenmeldung

Carola in Martins Namen: Nachdem der Hunderter voll war und nach einer längeren Pause für Ruhe und Massage geht es jetzt wieder weiter. Allerdings hauptsachlich im Gehtempo, Müdigkeit und gereizte Sehnen lassen nicht mehr zu.

Samstag, 3. Juli 2010

Heiss und heisser ...

... wird es hier in Irdning. In zwei Stunden geht's los, dann gibt es wenigstens Laufwind zur Kühlung ;-) Über alles weitere habe ich Carola gebeten, Euch während ihrer Megastaffelpausen auf dem Laufenden zu halten. Hin und wieder wird es also Updates geben - ich hoffe, von mir persönlich erst morgen nachmittag.

Guten Morgen

Da in Irdning nicht nur der 24-Stundenlauf sondern drum herum auch ein 72-Stundendorffest stattfindet mit bemerkenswert ausdauernden Musikern (angeblich bis 4h früh, dank Ohropax haben sie mich nur bis 2h30 genervt, dann war ich müde genug, dass der Schlaf gesiegt hat), war die Nacht nicht ganz optimal ;-) Aber jetzt sind es nur mehr 5 Stunden und ich werde langsam hektisch, hoffentlich gehen sich noch alle Vorbereitungen aus. Ich bin gespannt, ob ich mir morgen um diese Zeit auch denke "Hej, nur mehr 5 Stunden laufen, jetzt zah an". Ansonsten strahlt schon die Sonne vom wolkenlosen Himmel, die Temperatur liegt um die 20 Grad, kein Wind, es wird also knusprig. Und wie gestern endet der Eintrag mit Kulinarik - Frühstück steht am Programm.

Freitag, 2. Juli 2010

Gelandet

So, das Schwierigste wäre geschafft, nach unendlichem Stau waren wir irgendwann doch aus Wien draussen, auch die Autobahn war zäh, aber letztlich sind wir doch in Irdning gelandet. Manfred (Fredmann) hat schon eine perfekte Infrastruktur vorbereitet, meine Startnummer hab ich mir auch schon geholt. Dabei unterschrieben, dass ich mir vollkommen im Klaren bin, welcher Wahnsinn hier auf mich zukommt und das ich total selbst verantwortlich bin, was ich tue - na gut, heute kann ich das noch unterschreiben, ob ich in 42 Stunden auch noch dieser Meinung bin werden wir sehen. Soweit also mal alles klar für morgen, jetzt geht's zur Pastaparty. Stay tuned.