Sonntag, 24. Juni 2012

Tagesausflug ins Salzburger Land

Nachdem in der Vorwoche das letzte Belastungswochenende mit dem 50km-Lauf im Prater gefolgt von einer Radtour Wien-Krems-Wien am Programm stand, geht es nun langsam in Richtung Tapering-Phase. Allerdings hat sich da noch die Premiere des Mozart100 eingeschlichen - für mich aber nicht in der Vollversion der 100km-Laufs, sondern eine Stufe weniger als 54km-Variante.

Voll motiviert am Trainingslager im Februar erschien mir die Idee auch sehr reizvoll, den Mozart100 quasi als Schlafentzugstraining zu machen. So entstand der Plan, mit dem Nachtzug um Mitternacht von Wien wegzufahren, um 3h30 in Salzburg anzukommen und dann halt noch irgendwie die Zeit bis zum Start um 8h zu überbrücken. Soweit die Theorie vier Monate vor dem Lauf.

Kommen wir zum Jetzt. So verfolgte ich also noch das EM-Match Deutschland-Griechenland, bei dem es glücklicherweise keine Verlängerung gab, und dann ging es mehr als rechtzeitig los. Mit meiner Riesentasche - eigentlich wollte ich ja mit Rucksack reisen, aber das ging sich irgendwie alles nicht aus darin (immer dasselbe ;-) - kam ich so knapp nach 23h15 am Bahnhof Wien-Meidling an und hatte entspannt Zeit auf die Abfahrt des Zugs um 23h56 zu warten.

Warum so früh? Naja, Bahnhöfe und Züge sind für mich ein großes Mysterium und bedeuten eine latente Gefahrensituation. Ich habe oft den Eindruck, Bahnfahren ist nur gemacht von Bahnbeschäftigten für Bahnbeschäftigte: ohne Insiderwissen ist man da verloren ;-) ... Bestätigt wurde mir diese Angst auch wieder bei der Online-Ticketbuchung. So wurde empfohlen, einen Sitzplatz zu reservieren, da der Zug stark gebucht wäre. Klingt logisch. Nach dem fünften Untermenü gab's auch tatsächlich die Möglichkeit eine Sitzplatzreservierung vorzunehmen, allerdings musste man dazu die gewünschte Verbindung auswählen. Und zwar durch Durchklicken aller Tagesverbindung ... chronologisch. Nach gefühlten 100 Klicks - und großem Erstaunen über wieviele Möglichkeiten man am Tag von Wien nach Salzburg fahren kann - war ich dann endlich bei meinem Zug gelandet ... und genau hier verschwand dann die Option für die Durchführung der Reservierung. Na gut, dann halt nicht. In den diversen Zeitungskolumnen wird eh meistens berichtet, dass die Sitzplatzreservierung nicht funktioniert und ich werde schon ein Platzerl finden. So hatte ich also endlich mein Ticket und konnte meine Reise in ausschließlich "vorwärtsstrebender" Richtung (O-Ton Ticket) antreten. Vorwärtsstrebend ist gut, das leitet zwingend wieder zum Laufbericht - welcher dieser ja werden soll - über. Auch den Lauf werde ich vorwärtsstrebend angehen.

Wenigstens war der Zug pünktlich, ich am richtigen Gleis und auch ein Sitzplatz war bald gefunden. Mittlerweile fand ich die Idee des Schlafentzugs nicht mehr ganz so toll, da ich ohnehin schon die ganze Woche über recht müde war. Also ein wenig Schlaf im Zug täte schon gut. Im Abteil sah's positiv dafür aus, da auch mein Mitreisender schon sein Schlaflager aufgeschlagen hatte. Leider war der Waggon schon ein etwas älteres Baujahr, verstellbare Kopfstützen oder ähnliches gab es nicht, aber wenigstens war Dösen halbwegs möglich. So ging es ruhig dahin bis wir um 2h morgens Linz erreichten. Hier stiegen dann doch ziemlich viele Mitreisende ein und somit war auch unser Abteil dann voll und mit der Beinfreiheit und Hochlagerung war's vorbei. Wenigstens wollten die anderen auch Schlafen. Was gar nicht so einfach war, da in Linz auch junges Partyvolk zugestiegen war, die sich recht laut drüber wunderten, wie denn um 2h15 jemand an schlafen denken kann. Hm, war eh nicht mehr dran zu denken :D. So nutzte ich dann den Rest der Fahrt bis nach Salzburg zum Streckenstudium (Höhenprofil, Labestellen) - kann auch nicht schaden. Um 3h26 dann pünktlich Ankunft in Salzburg und durch eine menschenleere Stadt vorbei am Schloss Mirabell, Dreifaltigkeitskirche und Mozartwohnhaus zur Salzach. Hier fand gerade Schichtwechsel statt: gut hydrierte Ultrafeierer beendeten ihr Nachtwerk um an die Ultraläufer zu übergeben. So stand ich dann also knapp nach 3h45 am Mozartplatz bei der Startnummernabholung und sorgte für etwas Verwunderung, warum ich denn für den 54km-Lauf mit Start um 8h jetzt schon da bin. Also erklärte ich halt kurz: "Anreise aus Wien mit Nachtzug, usw.". Die Organisation war da doch beeindruckt davon, dass man sich das extra für ihren Lauf antut. Fein, dass ich mit der - mittlerweile empfand ich es nämlich so - Schnapsidee jemandem eine Freude bereiten konnte.

Obwohl die Startnummernausgabe gerade erst im Aufbau begriffen war (offizielle Eröffnung erst um 4h) und ich ohnehin auch meinte, ruhig noch warten zu können - hab ja nix Anderes vor in der nächsten Zeit :D - , bekam ich trotzdem  gleich meine Startnummer. Danach suchte ich mir eine nette Bank und sah - wie schreiben das die Reiseführer immer - dem fröhlichen Treiben beim Aufbau des Start-/Zielgeländes zu. Auch den aufkommenden Hunger bekämpfte ich erfolgreich.

Nach und nach kamen die Läufer für den bereits um 5h startenden 100km-Lauf. Darunter auch - wie ich dann an der Ergebnisliste sah - einige mir Bekannte. Aber außer Ernst entdeckte ich niemanden und vice versa. Naja, um diese Zeit ist halt jeder mit anderem beschäftigt und dunkel war's auch. Pünktlich zum Start um 5h begann dann auch leichter Nieselregen und es wurde etwas kühler. So beklatschte ich noch die 100km-Starter und verzog mich dann ins Wettkampfbüro.

Sehr fürsorglich wurde ich gefragt, ob ich mich denn nicht ein wenig hinlegen möchte, es würde niemanden stören. Nein, nein, geht schon so. Wenige Minuten später (schon etwas eindringlicher): Du kannst Dich wirklich hinlegen, macht nix. Na gut, dann tu ich halt ;-) ... so gab's dann einen 30-minütigen Powernap und knapp vor 6h wechselte ich in den normalen Tagesrhythmus - ich hatte ja schon fast zwei Stunden nichts gegessen, also gut das es schon Zeit fürs Frühstück war :D. Dann langsam umziehen und Wetter testen. Es war ordentlich bewölkt, die Wolken teilweise auch dunkel, es sah eigentlich nach einem sehr verregneten Vormittag aus und kühl wirkte es auch. Beim Einlaufen mit Laufjacke und Kappe gar kein gutes Gefühl: sehr schwül, leichtes Kopfweh (hm, netto ca. 2h Schlaf ist halt nicht ganz optimal), Beine wie Blei, ich glühte vor Hitze. Das kann ja heiter werden, aber wenigstens gegen die Hitze gab es Abhilfe. Weg mit der Jacke und der Kappe. Ahhhh, schon besser. Noch ein wenig Dehnen ... und posieren für ein Foto von mir beim Dehnen (ich hoffe, das wird nie veröffentlicht :D).

Und dann hatte das Warten ein Ende, um 8h ging's los. Aufgrund der bleiernen Beine beim Einlaufen schön gemächlich die Salzach entlang, mit den Mitläufern ein wenig plaudern und locker in den Lauf reinkommen. Strategie war ohnehin klar: ein letzter längerer Trainingslauf, nie an die Grenzen gehen, unverletzt und locker ins Ziel kommen. Vielleicht am Ende etwas flotter, aber auch hier nie aus dem Wohlfühlbereich raus.

Die ersten 5km ging es zunächst flach am Radweg die Salzach entlang zur Glasenbach-Klamm. Die Beine wurden langsam munter. Die Magie der Startmatte hatte wieder einmal belebend gewirkt. Bei der Glasenbach-Klamm begann dann der Anstieg, welcher uns über die nächsten 6km und 350Hm bevorstand. Auch danach ging es im Wesentlichen recht hügelig bis fast km25 dahin. Ich beschloss, Kräfte zu sparen und setzte mich vom Feld nach hinten ab. Leider war der Weg teilweise von den Unwettern der letzten Tage stark ausgeschwemmt, sodass man doch schauen musste, wo man hintrat. Also nicht ganz ideal für Landschaft genießen. Und für mich als heuer ausschließlich Flachland-Asphalt-Ultralaufschlapfer sowieso eine weitere Herausforderung. Aber immer schön langsam weiter, jeder Meter bringt mich dem Ziel näher. Die Strecke war vom Untergrund sehr abwechslungsreich, permanent wechselten sich Straße, Schotterweg, Waldsteig und teilweise tiefe, versumpfte Wiesen ab.

Und auch Konzentration war angesagt: die Strecke war nämlich ausreichend aber nicht übermäßig markiert. Hinzu kam, dass sich das Feld recht bald zersplitterte. Ich war so die meisten der 54km recht einsam unterwegs - niemand vor mir zu sehen, ab und zu kam mal eine schnelle Staffel von hinten. Alle Straßenquerungen waren aber hervorragend entweder durch Streckenposten oder Polizei abgesichert, sodass die Läufer bestens geschützt waren.

Eine Freude waren auch die Laben: hier gab's alles was mein Ultralaufherz glücklich machte: Iso, Riegeln, Bananen, Kuchen, Wasser, Cola, Tomaten, Orangen, Äpfel, ... und ich hatte ohnehin schon wieder Hunger. Also im Sinne des Wohlfühlfaktors: tun wir was dagegen ;-). Einziger Wermutstropfen: die Laben waren mit teilweise 6-8km doch etwas weiter auseinander, aber das war im Vorfeld bekannt, also ordentlich bunkern an der Labe.

So ging es dahin, die Strecke war zwar nett, aber irgendwie fehlten mir die spektulären Ausblicke. Dafür lief man meist im Schatten. Nach 24 Kilometern war der Fuschlsee erreicht. Die 100km-Läufer zweigten hier auf ihrer ersten Runde Richtung Norden ab, die 54km-Läufer liefen gleich die zweite Runde des 100ers und durften somit gleich den Fuschlsee umrunden. Am Ufer entlang ein ständiges leichtes Bergauf, bergab. Ich trabte so vor mich hin, als plötzlich von hinten mit gewaltigem Tempo ein Läufer kam. Ich dachte mir, ah, schnelle Staffel, erkannte aber an der Startnummer, das war ein Einzelläufer. Am Gesicht dann: Markus Kröll, einer der Favoriten. Hm, was macht denn der *hinter* mir? Viel Zeit für Fragen hatte ich aber nicht, außerdem wollte *er* wissen, wieviele denn noch vor mir wären. Keine wirkliche Ahnung, ich hab ja schon kilometerlang niemanden mehr gesehen. Aber nachdem ich niemanden überholt hatte, auch mich niemand, müsste es etwa die gleiche Anzahl wie knapp nach dem Start sein - also so um die 10? Das erfreute Markus jetzt scheinbar wenig und er glühte weiter. Im Ziel lag er dann schließlich nur 8 Minuten vor mir. Irgendwas muss da grob schief gelaufen sein bei ihm, dass er bei der Streckenhälfte hinter mir ist und dann auf der zweiten Hälfte auch nur 8 Minuten rausholt. Ich vermute, er ist ein Opfer der Streckenmarkierung geworden, die bei High-Speed doch teilweise leicht zu übersehen war.

Bald danach erreichte ich die Labe am Fuschlsee, die Hälfte war geschafft, jetzt geht's heim. Am Rückweg den Fuschlsee entlang hörte ich von Zuschauern (derer es eher wenige gab), dass ein mich gerade überholender Staffelläufer und ich Nummer 12 und 13 wären. Hm, ja, das passt mit meiner Einschätzung ganz gut zusammen. Knapp vorm Salzburgring näherte ich mich einem Staffelläufer, den ich schon längere Zeit bei den Blicken von den Hügelkuppen vor mir aufblitzen gesehen hatte. Sein Glück, denn er verpasste eine Abzweigung und war schon einige Höhenmeter tiefer als ich ihm von hinten rufe, wo die Abzweigung sei.

Der Lauf näherte sich nun dem Ende, Zeit zu schauen, ob ich noch ein klein wenig an Tempo zulegen kann. Ja, geht noch. Nix übertreiben, aber flotteres Laufgefühl genießen. Nach etwa 48km überhole ich einen weiteren Einzelläufer, der schon ziemlich gezeichnet wirkt, höre aber bei der Labe nur wenig später sehr hochfrequente, schnelle Schritte hinter mir. Ist er wieder zu Kräften gekommen? Nein, es ist mit Karin Russ - der Siegerin des heurigen Rennsteiglaufs - eine Staffelläuferin. Ich feuere sie kurz an, gratuliere ihr zum Sieg am Rennsteig und schaue, wo sie so vor mir läuft. Das erspart mir bei der nun zu durchlaufenden Wiese einige (Höhen-)Meter, denn durch die leichte Kuppe sieht man erst zu spät, dass man nicht den Waldrand entlang muss, sondern einige Höhenmeter sparend quer über die Wiese laufen soll. Danach setzt sich Karin aber rasch ab. Es geht auch wieder durch den Wald, wo die Steige wieder sehr rutschig sind und ich daher extrem vorsichtig bin. Nur nicht jetzt - so knapp vorm Ziel und bisher locker und unverletzt - noch was riskieren. Schließlich sind es nur mehr zwei Wochen bis zum Saisonhöhepunkt. Dann raus aus dem Wald, Salzburg schimmert schon zwischen den Bäumen hervor. Die Ausläufer der Stadt sind erreicht. Jetzt wird es mit der Orientierung endgültig schwerer, da ich von Salzburg ja so gar keine Ahnung habe (die Marathonstrecke verläuft ganz woanders). Es geht links, rechts dahin. Teilweise sind die Streckenpfeile von Autos verdeckt, auch die Bänder und Fähnchen die sonst die Strecke markiert haben sind entweder spärlich verwendet oder abmontiert worden. Jedenfalls gibt's immer wieder für beunruhigend längere Zeit keine Markierung. Aber immer knapp bevor ich beschließe umzudrehen um die Strecke zu suchen, taucht dann doch eine Markierung auf. Auch die Straßenquerungen sind nicht mehr so leicht. Schließlich sind wir in der Stadt drinnen, Absperrungen gibt es nicht, man läuft einfach so am Gehsteig dahin.

Plötzlich bin ich in der Innenstadt bei der Fußgängerzone. Aha, wo jetzt weiter? Ich sehe gerade noch einen Pfeil der mich nach links schickt. Gut, also mal ab durch die Fußgängerzone. Eisschleckende Touristen fragen mich, wieviele Kilometer ich denn schon gelaufen bin. Ansonsten gibt's in der Fußgängerzone keine Absperrungen, keine Ordner, nichts. Ich laufe also Slalom durch japanische Touristen, Radfahrer und Samstagseinkäufer und komme mir gatschig, verschwitzt und mit meiner Startnummer irgendwie sehr deplatziert vor. Die ganze Situation hat was Skuriles. Markierungen sehe ich keine. Auch das Slalomlaufen kommt mir nicht ganz im Sinne des Veranstalters vor. Hoffentlich habe ich keine Abzweigung übersehen. Andererseits zeigt mir das GPS, dass ohnehin schon fast 54km zurückgelegt sind, d.h. große Schnörkel kann es eigentlich nicht mehr geben, sondern es sollte Diretissima ins Ziel gehen. Dann die Befreiung: ich sehe auf einem Ständer einen großen Pfeil, der mich wieder zum Linksabbiegen auffordert. Na geh, das kann jetzt aber nicht sein: noch einmal bergauf über Kopfsteinpflaster. Dafür steht dort aber auch ein Streckenposten, bei dem ich mich gleich mal über die Höhenmeter beschwere ;-) ... aber es geht als Belohnung eh gleich wieder über Stufen und einen kleinen Durchgang hinunter zum Kai und zur Salzach. Polizisten sperren extra den Kai für mich, ich kann auf der Ideallinie (ganz wichtig beim Ultra! ;-) queren und sehe auch schon den Mozartsteg vor mir. Jetzt kenn ich mich wieder aus - also nur mehr über den Steg drüber und ab ins Ziel.

Nach 5:23:19 überquere ich ohne großen Jubel die Ziellinie, freue mich aber sehr, dass der Schritt nach 54km und 1000 Höhenmetern immer noch locker ist, der Lauf hinsichtlich Irdning keine gröberen Spuren hinterlassen haben sollte und esse endlich ein Stück Kuchen. Das habe ich nämlich an all den Laben vorher sicherheitshalber ausgelassen. Während ich so schaue, wer denn als nächster nach mir ins Ziel kommt, läuft plötzlich Karin ein. Wie geht denn das? Ich hab sie nicht überholt, sie war doch schon einiges vor mir gewesen? Auf meinen sehr fragenden und erstaunten Blick bekomm ich gleich die Info: sie hat in der Altstadt noch ein paar Extrarunden gedreht bis sie wieder auf die Strecke zurückgefunden hat. Offenbar nicht das einzige Markierungsopfer.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich auch gut in der Zeit liege, den nächstmöglichen Zug nach Wien zu erreichen. Ein zweiter Blick ins Internet verrät mir aber auch, dass ich überraschenderweise Gesamt-Fünfter und Altersklassen-Dritter geworden bin. Hm, die Siegerehrung ist aber erst um 19h. Da komme ich dann heute nicht mehr nach Wien zurück. Also schildere ich mein Dilemma der Organisation und frage, ob ich vielleicht Pokal oder was es halt gibt, ausnahmsweise doch jetzt schon haben könnte. Ja klar. Sie haben vollstes Verständnis, bedanken sich auch noch einmal, dass ich mit der Nachtzuganreise extra nur für ihren Lauf gekommen bin und mir das angetan habe. Mir tut's natürlich leid, nicht das Podium am Abend komplettieren zu können, aber es geht halt leider wirklich nicht.

So mache ich mich also mit meiner Medaille in der Hand auf zurück zum Bahnhof und Richtung Wien.

Fazit 1: die Strecke ist schön, aber nicht so ganz meins. Die Anstiege sind zu flach, um beim Gehen nicht viel Zeit zu verlieren, aber steil genug, dass man ordentlich Kraft lässt. Bergab ist's dafür meist etwas zu steil, um es locker rollen zu lassen. Und richtig speedige Flachstücke für mich Straßentier heuer gibt's überhaupt wenige - eigentlich nur am Anfang und am Ende. Landschaftlich fand ich es jetzt nicht so beeindruckend bzw. verbinde ich mit Panoramalauf halt eher richtige Bergwelt und alpine Gegend. Aber dafür ist die Strecke nicht so sehr der Hitze ausgesetzt und meist schattig. Einen 100er auf der Strecke kann ich persönlich mir aber nur schwer vorstellen, weil die Runde jetzt nicht so spannend ist. Außerdem finde ich ja: wenn schon 100km, dann flach und auf Rundenbasis oder halt als richtiger Lauf ohne Streckenwiederholung wie z.B. Biel, UTMB, o.ä. Aber die 54km-Variante passt schon und ist für alle, die statt 2x die Runde um den Lainzer Tiergarten etwas Vergleichbares auf einer Runde machen wollen schon eine Reise wert. Und mit dem Zug funktioniert der Ausflug ja auch sehr effizient, man erspart sich sogar die Übernachtungskosten ;). Ob sich der Lauf aber wirklich etablieren wird, bin ich mir nicht ganz sicher. Die Organisation ist zwar sehr gut, es ist alles da, was man bei einem Ultralauf braucht (Duschsituation weiß ich nicht, weil ich wollte Platz im Zug bei der Rückfahrt haben ;-), aber irgendwie fehlt für mich das gewisse "Etwas" - sei es ein Streckenelement wie z.B. die Ötschergräben, die Öffnung von irgendwas, wo man sonst nicht reinkommt oder nicht laufen darf, prickelnde Stimmungspunkte oder (neben der sowieso tollen Strecke) die Begeisterung der mithelfenden Bevölkerung beim Veitsch-Grenzstaffellauf. Der Lauf wirkt - trotz der sehr liebevollen Behandlung des "Bahnreisenden" - noch etwas steril auf mich.

Fazit 2: auch für alle Wienbesucher ist hiermit bewiesen: es ist möglich von Wien aus innerhalb von 20 Stunden Schloss Mirabell, Dreifaltigskirche, Mozartwohnhaus, Mozartplatz, Glasenbachklamm, Schloss Fuschl, Fuschl am See, Salzburgring und das Zentrum-im-Berg (fürs Shopping) zu besuchen. Mit der Nachtanreise hat man auch den Vorteil Schloss Mirabell ungestört für sich allein zu haben.

Damit wäre jetzt das Training für Irdning beendet. Die nächsten zwei Wochen heißt es Erholen für Irdning, die härteste Einheit, die am Programm steht, lautet "Verzichte die nächsten zwei Wochen auf Süßes". Hm, werden wohl doch zwei ausgesprochen harte Wochen für mich :D.

Ansonsten freue ich mich sehr, dass die Spendenaktion für Irdning gut angelaufen ist. Herzlichen Dank an dieser Stelle allen Spendenwilligen! Ich finde Euren Einsatz ganz toll!

Wer noch nicht weiß, worum es bei der Spendenaktion geht: hier gibt's alle Infos: http://martin24h.awardspace.biz

Über die eine oder andere weitere Unterstützung für den guten Zweck würde ich mich sehr freuen und das würde mir noch weitere Motivation für viele, viele Kilometer in Irdning geben!

Samstag, 9. Juni 2012

Fast 12 Stunden durchs Münchner Hügelland

Knapp vier Wochen sind nun seit dem 12-Stundenlauf von Vogau vergangen und auch bis zu meinem Saisonhöhepunkt des 24-Stundenlaufs in Irdning sind es nur mehr vier Wochen. Zeit also, ein letztes Mal noch bei einem richtig langen Lauf Verpflegung, Tempowahl und mentale Ausdauer zu testen. Nachdem der 12-Stundenlauf von Grieskirchen heuer leider nicht stattfindet, fiel meine Wahl auf den 12-Stundenlauf von München, welcher letztes Jahr Premiere gefeiert hatte und sowohl örtlich als auch terminlich ganz gut passte. Der 12-Stundenlauf in München ist dabei "Anhängsel" des eigentlichen 24-Stunden-Hauptlaufs, welcher wiederum das 24-Stunden-Festival von Mittwoch abend bis Sonntag mittag einläutet. Wirklich bekannt ist München nämlich für sein am Samstag startendes 24-Stunden-Mountainbike-Rennen, welches heuer bereits zum 10. Mal im Münchner Olympiapark stattfindet.

Also dachte ich mir, München klingt gut und der Veranstalter sollte auch eine Ahnung von so einer Ultraveranstaltung haben. Die Informationen im Vorfeld waren leider eher spärlich bzw. teilweise widersprüchlich. So war auf der Homepage die Streckenlänge zwischen 2.8km und ca. 3km angegeben, wobei 15 Höhenmeter zu bewältigen seien - also eine eher lange Runde und auch leicht hügelig. Wenige Tage vor dem Lauf kam dann die endgültige Info mit einer Streckenlänge von 3.084 Metern und einer kleinen Runde bei Start/Ziel für die Restmeter gegen Rennende, wenn keine vollständige ganze große Runde mehr möglich ist. Auch war im Reglement von nächtlicher Lichtpflicht die Rede, später gab's dann nur mehr die Empfehlung mit Licht zu laufen. Bereits im Vorfeld hatte ich auch per eMail zweimal wegen der Einfahrtsmöglichkeit in den Olympiapark angefragt, da ich eigentlich erst später am Abend anreisen wollte. Leider bekam ich darauf keine Antwort, die offizielle Info stellte dann aber klar, dass die Einfahrt Mittwoch nur bis 19h möglich ist. Auch die Wechselzone für die Staffeln war am Streckenplan in der BMW-Welt markiert, überall sonst war von Start/Ziel die Rede. Alles Kleinigkeiten, aber ich war nicht mehr so ganz von der guten Organisation des Laufs überzeugt.

So machte ich mich dann also bereits Mittwoch vormittag allein auf den Weg nach München, um rechtzeitig anzukommen und auch einen netten Platz an der Strecke zu bekommen. Carola konnte mich diesmal leider nicht begleiten, da sich die doch etwas weitere An- und vor allem Rückreise bei ihr nicht mit der Arbeit regeln ließ. In München empfing mich Schnürlregen und eher kühlere Temperaturen, aber wenigstens die Einfahrt zum Olympiapark fand ich auf Anhieb. Im Olympiapark selber kurvte ich dann kurz herum, da ich mich doch erst beim dritten Anlauf traute, den Rad/Gehweg zum Start/Ziel-Bereich am Coubertinplatz zu nehmen ;-). Im Gegensatz zu Vogau gab's keine Stellplatzreservierung vorab, sondern man parkte einfach entlang der Strecke. Gleich nach Start/Ziel ging's mal einen Hügel hinauf und dort fand ich am höchsten Punkt noch eine nette ebene Parklücke, welche bis Freitag früh mein Basislager sein würde.

Jetzt aber noch rasch rüber in die BMW-Welt um die Startunterlagen abzuholen. Das klappte so weit ganz gut, nur meine brennende Frage nach der Sache mit der Restmetervermessung am Ende wurde mir nicht beantwortet, sondern es wurde auf die vor dem Lauf stattfindende Läuferbesprechung verwiesen. Gut, okay, warte ich halt und höre mir sicherheitshalber um 19h schon mal die Läuferbesprechung für den 24-Stundenlauf an - vielleicht erfahre ich ja hier schon interessantes für die Beruhigung des nervösen Läuferhirns. Davor konnte ich mir aber am Weg von der BMW-Welt zurück schon einen Teil der Strecke ansehen und die ersten Höhenmeter zurücklegen. Sehr nett durch einen Park, aber immer leicht bergauf. Erst knapp vor Start/Ziel ging es wieder moderat bergab. Hm, also der Teil der Strecke ist definitiv nicht leicht, hoffentlich dafür der Rest. Aber die restliche Streckenbesichtigung musste noch warten, denn bis zur Läuferbesprechung um 19h wollte ich noch das Wichtigste für morgen vorbereiten - nämlich meine Verpflegung. Ich mixte also fleißig sieben Liter UltraSports Buffer an ;-)

kurz vor dem Start des 24-Stundenlaufs
Um 19h dann die Läuferbesprechung für den um 20h startenden 24-Stundenlauf. Sehr viel Information gab's da leider nicht - die sonst sehr unterhaltsamen Moderatoren machten während der Läuferbesprechung auch genau das. Sie unterhielten uns mit der Vorstellung einzelner Läufer aus dem Vorjahr, Geschichten von und mit Barfussläufer Dietmar Mücke (der "Pumuckl" bei Ultraläufen) und so weiter. Alles schon nett und lustig, aber nach 15 Minuten war die Besprechung dann ohne neue Erkenntnisse vorbei - wer noch etwas wissen wollte, durfte jetzt Fragen stellen ... also irgendwie war mir das hier doch ein bißchen zu chaotisch für meinen Geschmack. Die Labe war auch gerade erst langsam im Aufbau begriffen, der Labechef war sich auch noch nicht sicher, ob er eigentlich neben Fruchtsäften auch normales Wasser bekommen würde. Auch einer der beiden Moderatoren hatte auf meine Frage, ob es denn hier irgendwo einen Wasserbrunnen gäbe, nur ein "Wasser, keine Ahnung. Aber wir haben soviele gute Getränke, wer will denn da schon Wasser haben?" auf Lager. Danke, ver..... kann ich mich selber. Bin ich froh, dass ich erst morgen früh bei den 12 Stunden starte, da werden sie dann hoffentlich schon etwas Erfahrung gesammelt und die Abläufe sich eingespielt haben.

dann am See entlang
von der Brücke steil bergab
Jetzt wollte ich aber noch den Rest der Strecke kennenlernen - und die hatte es doch in sich. Zuerst nach Start/Ziel leicht hügelig bergauf, dann leicht bergab, über eine Brücke drüber und dann von der Brücke steil bergab. Und zwar so steil, dass ich für mich beschloss, diese Passage morgen nur gehend zu bewältigen, weil sonst die Oberschenkel wahrscheinlich nach zwei Stunden zum Wegwerfen sein würden.

immer noch am See
scharfe Kurve rein in die BMW-Welt
Dann recht nett am Seeufer entlang Richtung BMW-Welt. Soweit unspektakulär, aber doch ganz leicht ansteigend. Vor der BMW-Welt dann über die Stadtautobahn drüber, d.h. steile Brücke und somit Soll-Gehstelle. Auf der anderen Seite dann - wenigstens etwas flacher - wieder runter zur BMW-Welt. Wie die Passage in der BMW-Welt aussehen würde, blieb die Überraschung für morgen, denn jetzt war geschlossen für die letzten Laufvorbereitungen. In Summe kam mir die Strecke wie ein Escherbild vor: eine Runde, eigentlich immer nur bergauf :D ... also nicht gerade einfach. Und auch stimmungstechnisch hatte ich schwere Bedenken, denn die Läuferlager waren alle bei Start/Ziel konzentriert, den Rest ging es durch den Olympiapark - also würden da gerade ein paar Spaziergänger sein, die sich über die komischen Läufer wundern würden. Gut, dass ich schon meinen MP3-Player für Irdning mit habe. Hier noch ein Streckenvideo meiner ersten Runde.

Zusammenfassend war ich mental echt gut drauf: Organisation eher italienisch als preussisch, Strecke schwer und fad, warum tu ich mir das an??? Aber gut, jetzt bin ich da, jetzt muss ich da durch. Also noch die letzten Vorbereitungen für morgen früh erledigen und ab ins Bett.

Energie pur
Basislager an der Strecke
Donnerstag, 6h. Tagwache. Bewölkter Himmel, angenehme, fast kühle Temperaturen. Kurz: ideales Laufwetter! Erste Freude! Frühstücken und dann "Versorgungsstand" aufbauen und um 7h30 zur Läuferbesprechung für den 12-Stundenlauf. Die war inhaltlich schon etwas ausgiebiger als noch am Vorabend und auch Restmeter sollte es geben. D.h. sobald keine vollständige ganze große Runde mehr möglich ist, dreht man seine Runden auf einer kleine Schleife bei Start/Ziel. Plattentektonisch dürfte es über Nacht übrigens größere Bewegungen gegeben haben, denn die Strecke hatte nun nicht mehr 15 Höhenmeter sondern 30 - was der Wahrheit auch deutlich näher kommt, als die im Vorfeld angekündigten 15. Meine Messungen nach dem Lauf ergaben im Minimum 30, im Mittel 40 Höhenmeter. Bei angepeilten 36 Runden sind das also neben 111 Laufkilometern auch noch 1.080 Höhenmeter - das wird knackig.

Die Labe war mittlerweile vollständig bestückt, auch Leitungswasser gab es nun. Allerdings frisch zum selber Zapfen für die Läufer? Hm, nicht ganz optimal aber immerhin besser als kein Wasser. Ansonsten entdeckte ich auch noch Bananen, Kuchen und Apfelspalten. Nun, bei weitem nicht der Luxus von Vogau, aber Banane genügt mir ohnehin, Salzbrezel hatte ich ja selber mit, und die Haupternährung sind sowieso UltraSports Buffer und Gels. Was es allerdings gar nicht gab: Cola. Für mich doch etwas überraschend, weil als Notfallmittel für den Kreislauf gibt's eigentlich normal überall Cola oder was ähnliches. Aber gut, auch das hatte ich glücklicherweise mit - wobei ich's eigentlich eher für die Autofahrt gedacht hatte ;-)

So ging es dann um 8h los für die 12-Stundenläufer. Ein recht kleines Grüppchen von 12 Sololäufern und 4 Sololäuferinnen, dazu noch ein paar 4er und 8er 12-Stundenstaffeln. Irgendwie war's fast wie in der Schule - keiner wollte in die erste Reihe, alle hielten einen gehörigen Respektabstand zur Startmatte. So befand ich mich dann plötzlich in der Poleposition, bekam von den Gesichtern der anderen Läufer nix mit und führte das Feld den ersten Hügel hinauf, wurde aber bald überholt. Aufgrund des geringen Starterfelds hatte ich mir im Vorfeld Gedanken gemacht, ob mir dies vielleicht einen Podiumsplatz ermöglichen würde. Mit diesen Gedanken im Kopf verwarf ich dann auch die Tempoplanung für die ersten Runden und versuchte, mich unter den ersten drei zu halten. Resultat: statt des angepeilten 24-Stundentempos (ca. 110 Kilometer auf 12h) bewegte ich mich auf Kurs 120+ ... und das bei einem "Berglauf". Auch die nach jeder dritten Runde geplante "Entlastungsrunde" mit höherem Gehanteil brachte kaum eine Temporeduktion. Dafür war die Strecke aber doch unterhaltsamer als gestern abend noch befürchtet. Große Anfeuerung gab's zwar nicht, aber die unterschiedlichen Parkbesucher sorgten doch für mentale Abwechslung. Weiters schallte auch von Start/Ziel ein wenig Musik über den See und auch knapp vor Hälfte der Runde war eine kleine Musikanlage aufgebaut. Und dann war da auch noch die BMW-Welt, welche auf jeder Runde durchlaufen wurde. Ich nahm mir vor, sobald es im Kopf wirklich fad werden würde, die dort ausgestellte Anzahl an Autos und Motorrädern zu zählen.

So ging es also Runde für Runde - zu schnell - dahin, ich pendelte zwischen Platz 1 und 3, was ich mir aus den Moderatorendurchsagen sowie den Überholungen zusammenreimte. Drei Stunden nach dem Start des 12-Stundenlaufs gesellten sich auch die 6-Stundenläufer dazu, unter anderem auch Walter - ein Starter im Österreich-Team von Seregno. Knapp nach Kilometer 40 überrundete mich Walter wieder einmal, ging auch etwas vom Gas um mit mir zu plaudern. Unmerklich erhöhte ich allerdings auch das Tempo, was mir zu meiner zweitschnellsten Runde während des Laufs verholf und noch schöner ... nach 4h30 hörte ich das erste Mal, dass ein "Martin Tschiedel im 12-Stundenlauf führt" - klingt gut, weiter so. Einer aus unserem Trio, dass immer wieder die Plätze gewechselt hatte, musste mittlerweile dem Tempo und den kräftig anziehenden Temperaturen Tribut zollen. So waren wir aus meiner Sicht nur mehr zwei.

Nach 7h und knapp 68km ließen auch bei mir die Kräfte nach und ich musste doch das Tempo reduzieren. Mittlerweile machten sich auch die Hüftbeuger von dem "ewigen" Bergauflaufen bemerkbar. Dennoch überrundete ich den aus meiner Sicht hinter mir liegenden Läufer doch in kurzer Zeit zweimal. Sonst sah ich aber keine 12-Stundenläufer auf der Strecke - wo haben sich die alle versteckt? Ein Teil des Rätsels löste sich dann im Ziel: nicht alle 12-Stundenläufer hatten weiße Startnummern ab 121, sondern es gab auch gelbe (die hatte auch die Mehrheit der 24-Stundenläufer), grüne, rote Nummern. Das wurde mir aber erst im Ziel bewusst - hätte ich doch beim Start besser schauen und nicht als Streber in der ersten Reihe stehen sollen :D

Die Temperaturen stiegen und stiegen und nicht in jeder Runde schaffte ich die nötige Kühlung, da beim Wassernachschub - mittlerweile nicht mehr zum Selberzapfen, sondern vom Labepersonel bereitgestellt - immer wieder Engpass an Bechern herrschte. Und wertvolle Sekunden wollte ich ja nicht verschenken. Ich verlor ohnehin - für mein Empfinden - schon so viel Zeit beim Selbstversorgen: immer wieder nachdenken, was ich denn jetzt nehmen will (immer wieder auch auf was vergessen :D), Becher einschenken, Brezel nachfüllen, Salztabletten nehmen, usw. - zwei helfende und mitdenkende Betreuerinnenhände sind da schon was anderes, wie ich im Vergleich zu Vogau merkte.

Nach etwas über 8h und 80 zurückgelegten Kilometern überholte mich auch Walter wieder einmal ... mit den wie er selber sagte wenig tröstlichen Worten, dass er froh ist, dass es für ihn jetzt bald vorbei ist, weil die Hitze und die Strecke ... Wie recht er doch hatte. Aber gut, ich lag immer noch in Führung, die sollte gefühlsmäßig auch gut abgesichert sein und so lief ich nur mehr das Tempo, dass mir ohne gröbere Schäden und verlängerter Regenerationszeit für Irdning erträglich schien. Jede Runde war jetzt allerdings schon über 20 Minuten - jenem Tempo, dass ich in Irdning die ersten 12 Stunden locker laufen können sollte. Dann aber auch ohne Harakiri-Start die ersten vier Stunden ;-)

Ein Highlight entdeckte ich dann auch irgendwann nach 8 oder 9 Stunden - es gab auch "Wassertröge" mit Schwämmen. Bis jetzt hatte ich meinen Kopf und meine Kappe ja immer mit Wasser von der Labe gekühlt. Nicht sehr ergiebig bei den 0.2lt Bechern. Allerdings hatten die "Wassertröge" einen kleinen Nachteil: es waren nur kleine Kübel wie man sie vom Sandkasten kennt und sie standen am Boden hinter den Staffelläufern. Kühlung hieß also durch die Staffelläufer durchquetschen und dann einmal tiiiiiieeeeef bücken und Kappe eintauchen. Aber gut, Beweglichkeit soweit noch vorhanden um das Wasser zu erreichen ;-) ... aber Komfort ist was anderes.

So vergingen dann auch die weiteren Stunden und irgendwann kam mir dann auch der Gedanke, dass die Runde doch wesentlich abwechslungsreicher ist als ich mir gestern abend gedacht hatte. So blieb mein vorbereiter MP3-Player die ganze Zeit in der Kiste und auch in der BMW-Welt hatte ich noch keine Ausstellungsfahrzeuge gezählt. Die BMW-Welt war überhaupt recht lustig mit der Mischung aus Touristen und Motorsportfans, den elegant gewandeten BMW-Mitarbeitern, die uns stets die Strecke frei hielten und den mittlerweile doch gezeichneten Läufern. Aber die BMW-Welt war eindeutig mein Lieblingsteil der Strecke, denn auf dem glatten Boden lief es sich einfach perfekt locker - viel angenehmer als am Asphalt. Und auch die WC-Anlage erwies mir nach so 10h30 einen guten Dienst. Einzig die Stufen hinunter hatte ich zunächst als Gefahr eingeschätzt, allerdings gab mir die erfolgreiche Bewältigung dann auch wieder einiges an Kraft, dass es meinem Körper wohl doch noch recht gut ginge. Wie ich auf einem Foto entdeckte, hatte der Komfort der BMW-Welt aber offenbar auch seine motivationstechnischen Tücken :D
Tücken der BMW-Welt ( (c) www.sportograf.com)

Nach 11 Stunden wieder einmal bei Start/Ziel vorbeikommend, bekam ich dann mit, dass die Restmetergeschichte jetzt doch anders ablaufen würde als noch in der Früh angekündigt. Für alle - außer den 24-Stundenläufern - zählte einfach nur die Anzahl der vollständig absolvierten Runden und bei Rundengleichstand ging es dann darum, wer die Rundenanzahl früher geschafft hatte. Schade, denn das bedeutete, dass ich die angestrebten 110 Kilometer heute nicht erreichen werde. Ich hatte noch eine Stunde Zeit, meine Rundenzeit lag aber um die 20min30 bis 21min. Also nur mehr zwei vollständige Runden möglich, damit in Summe nur 35 Runden oder 107.94km und nicht wie geplant 36 Runden und damit 111.02km. Und einen Endspurt wollte ich auch nicht mehr einlegen, sondern den Lauf in Hinblick auf die folgende Regeneration gemütlich zu Ende bringen. So ging es also auf die letzten beiden Runden - und jetzt wollte ich es doch wissen. Also: in der BMW-Welt lief ich 35x an 27 ausgestellten PKW sowie 12 ausgestellten Motorrädern vorbei. D.h. ich betrachtete in den 12 Stunden 1.365 Fahrzeuge :D

Nach dieser Erkenntnis, 11h42 in Bewegung und eben 107.94 zurückgelegten Kilometern (und mindestens 1.050 Höhenmetern) beendete ich meinen "12-Stundenlauf", nahm mir ein Erdinger und schaute zu den Ergebnissen. Und ja, da sah ich es jetzt ganz offiziell. Ich hatte es tatsächlich geschafft: mein erster Tagessieg in einem Ultralauf! Ein Tagessieg passierte mir ja schon einmal bei einem kurzen Traillauf in Kalifornien - allerdings gab's dann dort nicht einmal eine Siegerehrung ;-) ... dafür war die Landschaft wesentlich schöner als in München. Also wer mal zur richtigen Zeit in Kalifornien ist: OC Chili Winter Trail Run kann ich nur empfehlen.

Aber ich schweife ab. Die Helden des Laufs waren die Teilnehmer des 24-Stundenlaufs - weil sich 24-Stunden über den hügeligen Kurs bewegen und das auch noch bei zunehmender Hitze verdient gehörigen Respekt. Und beim 12-Stundenlauf profitierte ich natürlich auch vom kleinen Starterfeld, wodurch auch meine Kilometer zum Sieg reichten. Nicht ohne Grund beginnt nämlich die ewige Bestenliste in Österreich erst ab einer 12-Stundenleistung von 120 Kilometern. Aber wie auch immer - es hätte ja auch einer der anderen Starter schneller sein können ;-) ... ich bin also schon sehr zufrieden und glücklich mit meinem Pokal.

Siegeressen
Leider hatten dann am Abend im Olympiapark schon alle Stände geschlossen, sodass mein "Siegeressen" die für den Notfall mitgenommenen Linsen mit Speck wurden - haben aber auch gut geschmeckt. Dazu noch ein paar Dragee Keksi (Kokos) und die Energiebilanz des Tages war wieder ausgeglichen :D

Fazit: die Reise nach München hat sich doch gelohnt. Von meinen drei Zielen (Verpflegung, mentale Ausdauer, Tempowahl) habe ich immerhin die ersten zwei erreicht. Und das Dritte habe ich halt eingetauscht. Denn auf Platz 1 werde ich so schnell wohl nicht mehr stehen.
immer mit Börserl laufen

Die hügelige Strecke ist zwar schwer, hat aber wenigstens den Vorteil, dass einem nicht fad wird. Für einen 12-Stundenlauf ist die Organisation und offizielle Betreuung auch ausreichend, 24-Stunden würde ich in München nicht machen wollen, denn dafür ist aus meiner Sicht die Strecke zu schwer und auch die gebotene Infrastruktur macht's nicht leichter. Und da es sich um keine Benefizveranstaltung handelt, sondern um reinen Kommerz, ist natürlich auch jede Leistung extra zu bezahlen und es fehlt irgendwie doch auch das gewisse Flair, dass ich aus Vogau, Grieskirchen oder Irdning kenne.

Siegerehrung 12-Stundenlauf ( (c) www.sportograf.com)
Damit ist der letzte längere Vorbereitungslauf nun Geschichte und es geht langsam in die Zielgerade. Jetzt ein wenig Regeneration, dann die letzten Umfangswochen und Tapering stehen am Programm ... und weil ich den Benefizgedanken erwähnt hatte:

ich brauche natürlich auch wieder Unterstützung für Irdning, damit meine Kilometer in Bares für den guten Zweck verwandelt werden. Also besucht bitte http://martin24h.awardspace.biz und gebt meinen Laufkilometern eine kleine Spende mit auf den Weg in die Steiermark! Ich würde mich sehr darüber freuen!

Samstag, 19. Mai 2012

Vogau aus Betreuerinnen-Sicht


Backstage-Bericht von Carola mit bisher unveröffentlichtem Bonusmaterial.

Ganz ohne Betreuung funktioniert Ultralauf nicht gut, daher kommt jetzt auch mal die Betreuerin zu Wort.

Nach ziemlich stressigen Tagen davor ging es am Freitag Nachmittag nach Vogau. Für meinen Spaß noch davor nach Graz zum Stiletto Run. Solche Läufe hatten mich, seit ich von deren Existenz weiß, gereizt. Dass es gerade an dem Tag, wo es nach Vogau ging, in Graz einen solchen Lauf gab und ich auch noch einen Startplatz gewann, war mein Glück. Martin konnte ich auch zu diesem Abstecher überreden und so wurde es Wirklichkeit. Der erste Sprint fand schon mal zum Start statt (da zum Glück noch mit Sneakers), da ein extramühsamer Stau (bei ca. 30°C) uns knapp eine Stunde gekostet hatte. Mit ein bisschen Bitten, ein bisschen Diskutieren und ein bisschen Streiten konnte ich die Verantwortlichen überzeugen, mir beinahe eineinhalb Stunden nach Ende der Startnummernausgabe doch noch Chip und Startnummer zu geben. Nach 88 Meter Sprint in High Heels (eh nur 8 cm) wusste ich: Ich bin keine Sprinterin, zumindest nicht halb verletzt, und schon gar nicht in Stilettos. Die Konkurrentinnen, gegen die ich in meinen Lauf zurückblieb, gereichten mir nicht gerade zur Ehre. Mein Glück war nur, dass bei der Express-Anmeldung offensichtlich etwas schief gelaufen war, so dass bei meinem Ergebnis nicht mein Name sondern nur „TN unbk.“ aufschien. ;) Nach diesem Exkurs, den ich halbwegs unbeschadet (es war danach nicht viel schlimmer als davor) überstanden hatte, ging es nun weiter zu unserem wirklichen Ziel, Vogau.

Das Wettkampfgelände und unser Stellplatz waren schnell gefunden, letzterer war nur etwas kleiner als erwartet. Wir schafften es dann doch, uns einzuparken und dann ging’s auch schon zur Startnummernabholung. Schon im Vorfeld war mein Eindruck der einer sehr nett gemachten Veranstaltung – zum Glück, denn schließlich hatte ja ich Martin auf die Idee gebracht, nach Vogau zu fahren – so waren meine Erwartungen auch eher hoch. Nicht nur für Martin, auch für mich selbst. Nicht laufen zu können und dann womöglich bei einem unguten Lauf Zeit zu vernichten wäre recht frustrierend gewesen. Der erste Eindruck bestätigte meine Erwartung jedoch. Freundlich, kompetente, hilfsbereite Menschen überall. Freundliche Begrüßung, Startnummer übergeben, richtige Größe des Starter-T-Shirts herausgefunden und dann ging’s zu Pasta Party, von der wir im Vorfeld nichts gewusst hatte, die uns jedoch durchaus freute. Plätze gab’s drinnen im Gemeindeamt und draußen an der Strecke genug, angesichts der Hitze und stickigen Luft war es Freitag Abend draußen deutlich angenehmer.

Nach der Pasta Party war die Streckenbesichtigung dran. Eine flache Strecke bei der keine Steigungen störten, aber die zu erwartende Hitze könnte unangenehm werden, da es einige der Sonne ausgesetzte Abschnitte gab. Überall entlang der Strecke waren Stellplätze für die Teilnehmer markiert, teilweise auch in den Gärten der Anrainer :). Die Einwohner sind hier offensichtlich voll dabei.

Schließlich hieß es noch den Zeltpavillon aufzubauen, der am nächsten Tag die Verpflegung und mich vor Sonne und Regen schützen sollte. Eine Premiere, Martin hatte ihn erst wenige Tage vor dem Lauf geliefert bekommen. Diese Herausforderung klappte gut, dabei lernten wir auch schon die benachbarte Viererstaffel kennen. Sie borgten sich Werkzeug von uns aus und halfen uns im Gegenzug beim Aufbau. Es war noch nicht wirklich spät, ich aber dennoch schon ziemlich kaputt. Zum Glück schien Martin fitter zu sein als ich, bei ihm würde es ja wirklich darauf ankommen. Es dauerte noch etwas, bis wirklich alles vorbereitet war, aber dann ging es endlich ins Bett, ich konnte schon nicht mehr aufrecht sitzen und der nächste Tag würde ja lang und wohl auch anstrengend werden.

Am Samstag hieß es um 06:15 Tagwache (Start war um 08:00 – im Gegensatz zu anderen Ultraläufen auch pünktlich ;-)). Ich richtete Martin Frühstück her und kroch selbst wieder ins Bett. An Schlafen war allerdings doch nicht mehr zu denken, und so stand ich nach einer Stunde doch wieder auf und ging zum Start um die Labestation zu inspizieren (damit ich, sollte Martin irgendwann verwirrt sein, was er denn möglicherweise brauchen könnte, Bescheid wüsste – so informierte ich ihn gleich, das das Bier mit Alkohol wäre, es aber auf Nachfrage auch alkoholfreies gäbe), unterhielt mich mit einigen Bekannten (immer wieder der gleiche traurige Dialog: „Nein, ich starte hier gar nichts, nein, auch nicht sechs Stunden oder Staffel, bin immer noch verletzt, jogge vielleicht so für mich ein paar Kilometer“), bereitete dann schon die Basis in unserem Zelt vor und beobachtete die – auch sehr nette – Vorbesprechung / Ansprache und den Start.

Jetzt war mal einige Zeit Pause für mich, Martin plante erst nach 1:20 mit dem Iso-Trinken und mit Gels zu beginnen. Es war bereits recht warm, also blieb mal alles im Kühlschrank, ich legte mich auf mein Campingbett hin und beobachtete den Lauf. Ab ca. 10 absolvierten Kilometern begann ich auf einer Pinnwand den aktuellen Kilometerstand anzuzeigen. Davor beginnen Ultras ja gar nicht erst zu zählen. :-) Dann hieß es auch bald, die Trinkflaschen herzurichten. Jede zweite Runde ein Viertelliter Ultrabuffer, jede Stunde ein Gel. Schön griffbereit positioniert. Zusätzlich wollte Martin Kühlung, es war schon ziemlich heiß, also gab es auch noch ein Geschirrtuch zum Eintauchen in die Wassertröge.

Nach dem zweiten Gel, das Martin geschnappt hatte wollte auch ich zu meinem kurzen Lauf aufbrechen. Mal sehen wie es geht, was das Bein sagt. Wird es schon besser? Vier Runden zu 1,82962 km hätte ich geplant gehabt. Das Bein fühlte sich ja gar nicht mal so schlecht an, aber ich war so müde, so fertig. Riesendurst! Leeregefühl! Schwindlig! Pffff, wirklich komplett außer Form! Zwei Trinkstopps legte ich ein, nach drei Runden ließ ich es gut sein. Das war wohl nicht das Wahre. Immerhin: das Bein schmerzte nicht arg, aber der Rest war völlig hinüber. Lag es am Wetter? Nach meinem Ausflug brachte ich die Basis wieder auf Vordermann: Absolvierte Kilometer auf der Liste markieren und auf der Pinnwand anzeigen, Weggeworfene leere Flaschen wieder befüllen, Gels positionieren, für zwischendurch „für’s Gemüt“ auch von der Labestation Mohnkuchen holen :-) und den Zwischenstand checken. Martin war ganz anständig unterwegs, Platz 24 – und hielt sich auch so halbwegs an seinen Plan, war auf Kurs 117 km.

Bald kam auch Heinz, unser Nachbar auf der anderen Seite, an. Er war von zwei Staffelteams etwas beengt, da er aber nur ein kleines Zelt hatte und sechs Stunden vorhatte, reichte der Platz. Auch er baute auf, checkte die Lage, holte die Startnummer und bereitete sich vor. Inzwischen kühlte es leicht ab und mir fiel auf, dass Martin, obwohl er sich offensichtlich bei seiner Verpflegungsaufnahme immer mehr Zeit ließ und auch kurz zum Plaudern stehen blieb, immer schnellere Rundenzeiten lieferte. Der Temperaturrückgang wirkte sich deutlich aus. Während Heinz und ich noch plauderten bemerkte Heinz, dass es auf einmal wolkig zuzog, und während ich noch schaute und ihm zustimmen wollte, kam auch schon der Regen. Zuerst leicht und sehr schnell auch stark und dann war auch gleich das Gewitter da. Der Zeltpavillon, der zur Hälfte auf Asphalt stand, war nur mit zwei Beinen im Boden verankert, die anderen beiden flogen in der Luft herum. Unsere Nachbarn arbeiteten daran ihr Zelt zu sichern, auch ich versuchte gleichzeitig, herumfliegende Teile festzuhalten und die Verpflegung und alles andere, was herumstand zu sichern. Alles, was nicht unbedingt draußen stehen musste – zwei Campingbetten, die Kilometertafel-Pinnwand, eine kleine Haushaltsleiter, mein Rucksack, einiges von der Verpflegung, Martins Kappe – stellte ich ins Wohnmobil hinein, leider bereits komplett nass. Zum Glück dauerte das Gewitter nicht allzu lang und bald konnte man den Normalbetrieb wieder aufnehmen. Wieder hieß es: Überblick über den aktuellen Stand gewinnen, Kilometerstand markieren und anzeigen, Verpflegung nachfüllen, durchnässte Salztabletten, Kuchen und Salzgebäck entsorgen und frisch auflegen.

Es kehrte wieder Ruhe ein, und der Rhythmus wie gehabt: jede zweite Runde trinken, jede Stunde ein Gel. Martin lief weiterhin ruhig weiter, aber an den Zwischenständen sah ich, dass er schon einige Plätze gutgemacht hatte. Jede Stunde ein paar Positionen nach vor. Es war zwar nur ein Trainingslauf, aber es freute trotzdem. Die gewitterbedingte Abkühlung schien ihn so richtig in Schwung gebracht zu haben, denn plötzlich kam er mit der Frage an „Welche Rundenzeit brauche ich für 120 Kilometer?“ Hmm. Der Plan war doch eigentlich gewesen, acht Stunden mal gemütlich zu laufen und dann, eventuell, Gas zu geben. Nicht bereits nach sechseinhalb Stunden!! Egal, mal nachgeschaut, es stand ja alles übersichtlich auf der Tempotabelle. Nicht nur der benötigte Rundenschnitt sondern auch der aktuelle Rückstand auf die 120 Kilometer. Bei Martins nächstem Durchgang wusste ich schon bestens Bescheid. Voll Vertrauen ;-) bestand er dennoch darauf selbst in der Liste nachzuschauen, dann glaubte er mir aber doch. Und dann flog er dahin! Der Rückstand von acht Minuten war nach einer Runde schon auf sieben reduziert, nach einer weiteren Runde auf sechs. Langsamer! Laaaangsamer! Du darfst ja schnell laufen, aber BITTE nicht den ganzen Rückstand in fünf Runden aufholen wollen!!! Ich hoffte, ich könnte ihn so halbwegs überzeugen.

Das Zelt trocknete nach und nach, zum Glück! Das nasse Zeug im Wohnmobil zu haben wäre nicht so toll gewesen. Die Ruhe war leider nicht von langer Dauer. Bald kam starker Wind auf. Wieder hob das halbe Zelt ab, Trinkflaschen und Becher flogen herum. Nicht schon wieder! Den inzwischen zum Glück getrockneten Seitenteil montierte ich so schnell als möglich ab, Sonne war ohnehin nicht mehr zu erwarten und gegen einen möglichen Regen würde ja das Dach ausreichen. Die Viererstaffel versuchte hingegen, ihr Zelt besser zu sichern und auch Heinz, der seinen Lauf unterbrechen musste, band sein Zelt an einer Laterne an. Wenigstens blieb es trocken und man musste „nur“ immer wieder davonfliegenden Flaschen, Bechern, Tellern und Zetteln nachlaufen. Auch das war irgendwann vorbei und ich dachte daran, zu meinem zweiten Lauf aufzubrechen.

Nochmals alles checken: Steht alles bereit, was Martin brauchen würde? Sind Kappe, Legionärskappe griffbereit? Genug Gels mit und ohne Koffein da? Salzgebäck, Iso-Getränk und Wasser? Passt alles, jetzt kann ich auch laufen gehen. Ich meldete mich von Martin ab und überholte ihn kurz danach auch. Nachdem das Unwetter durchgezogen war ging es auch mir auf einmal deutlich besser. Das Bein spielte wieder halbwegs mit und laufen machte auf einmal Spaß. Anstrengend war es trotzdem, insbesondere, da ich auch ohne Startnummer anscheinend einen „Startnummerneffekt“ verspürte und gar nicht mal so langsam im 4:28er-Schnitt unterwegs war. Ich wurde auch, genauso wie die Teilnehmer, angefeuert. Und ich gebe zu: Ich freute mich darüber, denn für mich war es vermutlich ein ebenso großes Erfolgserlebnis ein klein wenig zu Joggen, wie es für die echten Teilnehmer war, ihr Bestes zu geben. Ich nahm die gute Stimmung mit, freute mich über die Band an der Strecke, über die Musik aus der Konserve – natürlich echte Ultra-Klassiker „Sweet Caroline“, „Ein Steeeeeern, der deeeeeeiiiiiiiinen Namen trääääääägt“ und auch neue Lieblingslieder wie den „Lagerhaus Reggea“ :-) Ein Teilnehmer klatschte mich sogar ab. Als ich beim vierten Mal bei ihm vorbeikam entschuldigte ich mich, dass ich doch nur eine Betreuerin auf Pause war – machte nix, das war ihm auch egal. Es war sehr nett zu sehen, wie die Team teilweise in den Gärten der Anwohner campierten – eine sehr angenehme Atmosphäre.

Das Bein schmerzte leicht, aber es war doch ein recht lockeres Laufgefühl. Fünf Runden war das Maximum, das ich mir als vernünftiges Limit gesetzt hatte. Fünf Runden war es auch, was sich zeitlich ausging, danach musste ich ja wieder zurück an meinen Posten. Ich sah schon, dass Martin die letzte Flasche genommen hatte, jetzt war es an der Zeit für mich, zwei Runden von ihm noch, dann müsste der Nachschub da sein. Auf meiner fünften Runde sah ich Martin schon wieder vor mir. Ich würde ihn noch überholen bevor er an unserem Standort vorbeikommen würde, also könnte ich ihm gleich sagen, dass ich eh bald wieder an meiner Stelle wäre. Kurz vor Start / Ziel erreichte ich ihn und meldete mich zum Dienst zurück. Da meinte er jedoch, dass es ihm nicht so gut ginge, ich solle ihm Salzgebäck herrichten. Das wurde nun ein bisschen stressig. Falls er es gleich brauchen würde, müsste es schnell gehen, also schnappte ich gleich im Vorbeilaufen bei der Labestation eine Handvoll Soletti und legte sie im Teller bei unserer Station auf. Getränk füllte ich auch nach und fragte Martin dann, als er vorbeikam, was los sei: Der Kreislauf war’s, der wollte auf einmal nicht mehr so recht. Jetzt würde er mal gehen. Nachdem ich mal das Notwendige hergerichtet hatte, holte ich noch einen Becher Red Bull von der Labestation. Mag Martin zwar normalerweise nicht, aber es schadet nicht, ihn bei der Hand zu haben. Gespannt wartete ich, was auf der nächsten Runde sein würde. Aber da ging es auch schon wieder besser, die Kreislaufprobleme waren vorbei. Aber – nun meldete sich das Knie: Knieschmerzen. Martin schmierte sich das Knie ein und wollte mal sehen, was geschehen würde. Er wirkte aber recht pessimistisch – zum Glück zugleich auch vernünftig. Er meinte, wenn es nicht besser würde, würde er aufhören oder nur mehr gehen. Schade zwar, aber besser so! Das große Ziel der 24 Stunden sollte nicht gefährdet werden. Der Aufwärtstrend war klar zu sehen, in Seregno waren es nur 66 gelaufene und 14 gegangene Kilometer gewesen, diesmal waren „wir“ ;-) schon weit darüber. Aber, die Überraschung kam: Eine Runde später lief Martin schon wieder, anscheinend schmerzfrei. Sehr gut!

So ging alles wieder geordnet weiter und ich hatte auch Zeit ausführlich zu dehnen – eine Wohltat, zuletzt hatte ich nie die Zeit dafür gefunden. Ich begann auch das Zelt komplett abzubauen. Martin, der sein Knie noch ein weiteres Mal bearbeitete und auch einen „Boxenstopp“ im Wohnmobil einlegte wollte mir dabei mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ich bemühte mich ihn loszuwerden: Er sollte doch lieber laufen und nicht mit nützlichen Tipps, wie sie sich ein Ultraläuferhirn nach zehn Stunden Laufen ausdenkt, – ähem – „helfen“. Ich war erfolgreich und schaffte es, ihn ohne gröbere Handgreiflichkeiten wieder auf die Strecke zu schubsen. Aber – was entdeckte ich da beim Versuch zusammenzuräumen? Die Startnummer?!?! Hat er doch wirklich die Startnummer im Wohnmobil liegen gelassen Na ja, würde hoffentlich kein großes Problem sein, bekommt er sie eben nächste Runde wieder. Die Zwischenzeiten von 17:00 und 18:00 zeigten Martin weiterhin langsam auf dem Vormarsch. Platz 12 und dann schon 9 mittlerweile und 3. Klassenrang. Fein! Es sah so aus, als würde er den Lauf auch wirklich laufend zu Ende bringen. Der übermotivierte Zwischenspurt hatte zwar einige Körner gekostet, aber so in Richtung 116 km sollte es sich ausgehen. So feuerte ich ihn auch an, nicht lockerzulassen und weiterzulaufen. Ich hatte hingegen noch ein weiteres Mal Stress. Um ca. 18:45 begann es WIEDER zu regnen. Und diesmal sah es so aus, als würde es sich so richtig einregnen. Also noch einmal die verbleibende Ausrüstung verstauen, bzw. besser gesagt, irgendwie ins Auto reinschmeißen, dort lag schon alles durcheinander. Ich hatte den Eindruck, dass David Lilek, den ich während der ersten Stunden des Laufs versucht hatte möglichst oft anzufeuern, nun umgekehrt mich tröstete, wie ich verzweifelt und frustriert mit dem ganzen Krempel kämpfte. Ich zählte auch schon die Minuten bis zur Zielsirene. Eine dreiviertel Stunde brauchte ich ungefähr, bis Futter und Zelt weg, Bank zurückgebracht und nasse Sachen drinnen halbwegs aufgelegt waren. Wieder hatte ich den Überblick verloren, was der Kilometerstand war bzw. in der Endabrechnung ergeben würde, aber auf jeden Fall über 110 km, also Grund zufrieden zu sein.

Die letzte Viertelstunde verbrachte ich mit Heinz’ Frau Elisabeth unter deren Zeltdach. Martin kam noch einmal vorbei und bat mich, ihm Jacke und Kappe für die Wartezeit bei der Restmetervermessung zu bringen. Ich hielt es für eine gute Idee, ihm zusätzlich – jetzt endlich! – ein Bier (mich an seinen ersten 24-Stunden-Lauf erinnernd, wo er so davon geträumt hatte, bei der Zielsirene ein Bier trinken zu können) und einen Teller Nudeln zu bringen. Mit Elisabeths Schirm ausgerüstet und Martins Übergewand unter meine Jacke gestopft, so dass es trocken bleiben würde, marschierte ich noch einmal zur Labestation und holte Bier, Nudeln und noch das letzte Stück Mohnkuchen (und musste einigermaßen kämpfen, nichts fallen zu lassen). Jetzt fehlte mir eigentlich nur mehr Martin. Nach der Berechnung zu Beginn seiner letzten Runde müsste es sich eigentlich ausgehen, dass er noch genau eine weitere schaffen würde, bevor es stehenzubleiben galt. Aber: Ich starrte mir die Augen aus dem Kopf und sah ihn nicht und nicht. Ich ging ein Stück gegen die Laufrichtung und sah ihn nicht. Ich drehte um, sah ihn nicht. Ich ging wieder ein Stück gegen die Laufrichtung und sah ihn nicht. Ich kehrte zu unserem Stützpunkt zurück und fragte Elisabeth, ob sie ihn vorbeikommen hatte gesehen: Nein. Irgendwo musste er ja stecken! Also ging ich noch ein weiteres Stück in Laufrichtung. Da sah ich ihn endlich! Gleichzeitig mit den Restmetervermessern erreichte ich ihn. Wenigstens hatte er einen guten Platz, regengeschützt unter einem Vordach, erwischt.

Bis zur Vermessung hatte es Martin offensichtlich gut ausgehalten, aber danach begann er ärgstens zu zittern. Der Weg ins Wohnmobil zurück war nicht weit, aber was erwartete uns dort? Ein Durcheinander, sodass wir uns kaum rühren konnten und nur Platz hatten, auf Zehenspitzen zu stehen. Das meiste war aber bereits einigermaßen trocken (nur wir waren komplett nass) und so schafften wir es irgendwie doch nach und nach alles dorthin zu räumen, wo es hingehörte. Mit einer heißen Dusche und den heißen Nudeln ging es Martin besser und mir wurde leichter, als die Sachen langsam so verstaut waren, dass an ein ordentliches Fahren zu denken war.

Davor ging es noch zur Siegerehrung, die für 21:30 angesetzt war. Ich ging davon aus, dass Martin seinen 3. Klassenrang nicht mehr verloren hatte, also sollte es dort etwa für ihn zu holen geben. Die Siegerehrung fand zwischen Strecke und Gemeindeamt statt – dort, wo 25 Stunden davor wir am lauen Freitagabend die Pastaparty genossen hatten. Diesmal froren und zitterten die erledigten Ultras (und deren Betreuer) vor sich hin. Der Moderator hatte ein Einsehen und kündigte eine Express-Siegerehrung an: Nur jeweils die ersten drei aller Bewerbe würden geehrt werden. Ein letzter Blick auf die Ergebnislisten, diesmal die endgültige, bestätigte: Martin hatte den 3. Klassenrang geschafft. Und, auf den letzten Runden auch den 6. Gesamtrang erkämpft. 115.49706 km. Super! Also nicht nur ein guter Trainingslauf wo er mit seiner erbrachten Leistung zufrieden sein konnte, sondern auch durchaus ein herzeigbares Ergebnis. Die Altersklassen-Plazierten durften sich nach der eigentlichen Siegerehrung ihre Trophäen vom Veranstalterteam holen. Danach wurden noch einige Hänge geschüttelt und wir kehrten – schon wieder einigermaßen nass – zum Wohnmobil zurück. Noch ein wenig war wegzuräumen, aber dann konnte es losgehen. Losgehen? Ja, am Sonntag stand der nächste Einsatz an: Da sollten wir in Wien im Donaupark beim Intersport Eybl Frauenlauf mithelfen. Dienstantritt 07:00. Also ging es noch in der Nacht zurück in die Heimat. Diesmal ohne Stau, aber – immer noch – im Regen. Martin am Steuer, das ließ er sich nicht nehmen, und ich versuchte mich, obwohl todmüde, im Dauerquasseln. Um 01:45 kamen wir in Wien an. Zu Hause absteigen hätte sich nicht ausgezahlt, so verbrachten wir die Nacht gleich, ganz idyllisch, am Donaupark, der Donauturm wachte über uns. Kurz war die Nacht, keine fünf Stunden, aber so etwas gehört wohl zum Ultraleben dazu.

Den Lauf über 6 km am nächsten Tag „nahm ich mit“. Somit kam ich an diesem Wochenende auf vier Läufe. Eigentlich beeindruckender als Martin – er war ja nur einmal gelaufen. ;-)

Donnerstag, 17. Mai 2012

Mein erster 12-Stundenlauf - eine neue Liebe?

Nachdem der "100km"/80km-Lauf von Seregno nach den Achillessehnenproblemen noch etwas zu früh kam, lief das Training dann in den drei Wochen zwischen Seregno und dem 12-Stundenlauf in Vogau als nächstem Test ohne Probleme ab. Langsam erhöhte mein Trainer etwas das Laufkilometerpensum, allerdings immer noch in Kombination mit Radfahren/Ergo als Vorbelastung. Dies schien meinem Körper weiterhin gut zu gefallen. So war das letzte Trainingswochenende mit samstags zunächst 80km Mountainbiken und dann 16km Laufen gefolgt von sonntags einem 43km-Lauf mit eingebauter Umrundung des Lainzer Tiergartens sehr vielversprechend, da ich dieses Programm ohne Schwierigkeiten und stets mit einem lockeren Laufgefühl gut absolvieren konnte.

Neben dem Training beschäftigte ich mich auch mit der Infrastruktur für Stundenläufe. Da ich dem Ultralauf und hier den 6h-(?? dazu später ;), 12h-, 24h-Läufen sicherlich treu bleiben werde und mich in Vogau Carola zwölf Stunden lang betreuen würde, musste ein Pavillonzelt zum Schutz vor Regen und Sonne her. Ebenso natürlich ein Campingtisch und ein - einer genügt, weil ich soll ja eh laufen - Campingsessel. Letztere zwei haben es leider wegen Lieferschwierigkeiten nicht nach Vogau geschafft, aber wenigstens das Pavillonzelt kam rechtzeitig an. Statt Campingtisch und Sessel wurde dann halt ein wenig improvisiert.

So ausgerüstet ging es Freitag nachmittag ab in die Südsteiermark und gegen 19h landeten wir in Vogau. Meinen Zeltplatz hatte ich bereits vorab auf der Veranstalterseite www.12stundenlauf.at reservieren können - ein ganz tolles Service des Veranstalters. Überhaupt war die gesamte Veranstaltung perfekt und mit viel Liebe organisiert. Alles klappte, alle Helfer waren kompetent und gaben gerne Auskunft, einfach eine perfekte Ultraveranstaltung. So bezogen wir mit unserem Wohnmobil gleich Stellplatz #62 und machten uns auf zur Startnummernabholung. Hier erfuhren wir, dass es sogar auch noch eine Pasta-Party gab, welche im Programm gar nicht extra angeführt war - solche Überraschungen mag ich :D. Also noch ein bisschen Kohlenhydrate tanken, aber nicht zuviel, schließlich wollte ich die 12 Stunden morgen auf der Strecke und nicht am Topf verbringen.

Danach umrundeten Carola und ich einmal die Strecke entlang welcher die einzelnen Läufer und Teams schon teilweise ihre Zelte aufgebaut hatten. Die Strecke selbst ging nach Start & Ziel zunächst 500m ziemlich flach dahin, war dann für 150m ganz leicht ansteigend, dann kamen ca. 500m Strecke zwischen zwei Feldern hindurch, eine leichte Bergabpassage bevor es leicht kurvig zurück zu Start & Ziel ging. Insgesamt sah die Strecke sehr einladend aus, allerdings mit wenig Schattenpotenzial.

Nach der Streckenbesichtigung die Premiere - wir bauten unseren Pavillon auf. Eigentlich ein Faltpavillon, welcher somit einfach von zwei Leuten aufzubauen sein sollte. Dies ist auch tatsächlich der Fall, allerdings geht's zu viert noch leichter und dank der Hilfe unserer Zeltplatznachbarn war der Pavillon innerhalb weniger Minuten aufgestellt. Was unsere Nachbarn bewunderten und sich gleich erkundigten, wo wir den Faltpavillon her hatten, denn sie hatten ca. eine Stunde mit dem Aufbau ihres "Stangenpavillons" gebraucht. Das klappte also schon besser als geplant - würde es morgen beim Laufen auch so sein? Jetzt noch den Pavillon so gut als möglich verankern, denn für den Lauf waren Wetterkapriolen (Hitze, Gewitter, Sturm und Regen) angesagt. Damit waren die Vorarbeiten für heute abgeschlossen. Meine Ernährung für die ersten acht Stunden des Laufs - Buffer sowie Gels von UltraSports - hatte ich bereits angerührt und vorbereitet.

"Kommandostand"
Nach einer angenehmen Nacht war samstags um 6h15 Tagwache, damit der Kreislauf bis zum Start um 8h ordentlich in Schwung kommt. Und es war ein herrlicher Morgen. Bereits um 6h herrschten angenehme Temperaturen, die Sonne strahlte und Vogau erwachte ebenso wie zahllose Läufer. Es wurlte fast ein bisschen. Allerdings bedeuteten angenehme Temperaturen um diese Zeit natürlich auch Hitzegarantie am Vormittag. Obwohl ich Hitze ja nicht wirklich mag, ist mir bei einem Ultralauf Dauerhitze aber immer noch lieber als Dauerregen, weil es fürs Drumherum des Laufs einfach viel besser ist. Mehr Zuschauer, Ausrüstung muss nicht dauernd vor Regen geschützt werden und Gewandwechsel entfällt.

Bis zum Start noch die letzten Vorbereitungen: Aufbau des improvisierten "Kommandostands" für Carola und letzte Instruktionen für Carola, wann ich welche Verpflegung brauche.

noch ein wenig Sitzen während der Läuferbesprechung
Um 7h45 dann die Läuferbesprechung mit auch bewegenden Worten - denn schließlich geht es bei dem 12-Stundenlauf in Vogau nicht nur um den Spass der Ultraläufer, sondern es handelt sich in erster Linie um eine Benefizveranstaltung zu Gunsten der Kinderkrebshilfe. Passend dazu auch der Aufdruck auf einem Läufer-Shirt: "Laufe nicht um Dein Leben, laufe für ein Leben!".

Nach der Läuferbesprechung sammelten sich dann die Starter des 12-Stundenlaufs sowie der Staffelbewerbe hinter der Startlinie. Ich schaute mir noch die Labestation bei Start & Ziel an. Diese war prall gefüllt mit allerlei Köstlichkeiten: Brot, Semmeln, Nudeln, Kartoffeln, Reis, Suppe, Müsliriegel, Kuchen, Schokolade, Salzgebäck, Nüsse, Gummibärchen & Saurer Sportgummi, Bananen, Äpfel, Orangen sowie Wasser, Mineralwasser, Cola, helles Bier, dunkles Bier, isotonische Getränke, Red Bull. Bier von Murauer ... hmmmmmmmmm herrlich. Schade, dass ich in Vogau ernährungstechnisch Selbstversorger war und wohl außer Soletti, Bananen, Wasser und im Notfall Cola nichts von der Labe nutzen würde. Andererseits habe ich letztes Jahr in Irdning gelernt, dass ein klarer Ernährungsplan neben der anfänglichen Tempoplanung für mich hoffentlich der Erfolgsschlüssel für den Ultralauf ist.

Start
So reihte ich mich dann im Starterfeld ein und schon fiel auch der Startschuss und das Feld rannte los als würde der Lauf in der ersten Runde entschieden ;). Auch ich begann etwas zu schnell, lief die ersten Runden mit Gerhard Eigner vom Eigner Express (bei jedem Ultralauf anzutreffen, auch die spätere Damensiegerin gehört dazu), musste ihn dann allerdings bald ziehen lassen, da sein Tempo höher als mein Plansoll war. Ich wollte die ersten acht Stunden im geplanten Tempo für den 24-Stundenlauf in Irdning angehen, was für zwölf Stunden eine Kilometerleistung von 110km bedeutete. Trotz der für mich nicht perfekten Bedingungen (strahlender Sonnenschein, Hitze) lief es gut und locker und ich pendelte mich bei einem Tempo von 115km für zwölf Stunden ein. Etwas über meinem Plan, aber vom Gefühl her gut dosiert. Die Hitze erträglich machte auch die tolle Unterstützung des Betreuerteams von David Lilek (Anna & Davids Eltern), welche neben David auch mich und andere Läufer mit eiswassergetränkten Tüchern versorgten. Damit konnte ich sehr gut meinen Kopf herunterkühlen. DANKE! Auch das macht für mich die Faszination des Ultralaufs aus: der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung, damit jeder seine beste Leistung erreichen kann, ist einfach ganz etwas anderes als bei "normalen" Straßenläufen. Ebenso die vielen Bekannten und Freunde, die sich gegenseitig anfeuern. Danke schon an dieser Stelle an David (mein Mentor des Laufs ;-), Gerhard, Poldi, Alex, Pauline, Georg, Heinz, Günter, Anna, Andrea, Josef, Ulli & ihr Team, unseren Zeltplatznachbarn von Pendl & Piswanger, dem Team von dertriathlon.com, den Sängern der Attemsallee und und und. 

Ultraläuferbuffet
So drehte ich schön im Rhythmus Runde für Runde. Nach jeweils fünf Runden gab's eine Erholungsrunde mit etwas mehr Gehanteil, um die Laufmuskulatur auch anders zu belasten. Nach 80 Minuten begann die Verpflegung. Jede zweite Runde griff ich zu meinem angemixten Buffer-Getränk und einmal in der Stunde war Festmahl angesagt mit einem Gel. Dazu noch etwas Soletti/Bananen-Mix um den Magen zu beschäftigen, damit er nicht nur Flüssigkeitstank ist. Dabei half mir Carola enorm, die immer dafür sorgte, dass ein wohltemperiertes Iso-Getränk bereit stand (nicht zu kalt, nicht zu warm), mich mit Salztabletten versorgte und auch meine Rundenzeiten und Kilometerleistung kontrollierte. Ich war also bestens versorgt, konnte mich voll aufs Laufen konzentrieren. Wie von Geisterhand war immer da, was ich gerade brauchte.

© TEAM www.12stundenlauf.at | Kevin Walter
So vergingen die ersten vier Stunden. Mittlerweile hatte mich das Team von dertriathlon.com "adoptiert" und feuerte mich Runde für Runde begeistert an. Ebenso das Team der Attemsallee, die mich immer wieder mit "Allee, Allee, eine Bäume mit vielen Straßen, ja das ist eine ..." pushten. Auch sonst wurde einem auf der Runde nicht fad, wofür drei vom Veranstalter gestellte Bühnen mit teilweise Live-Musik sorgten. Dazu noch einige Musikanlagen der einzelnen Teams. Man wurde also quasi in einer Welle um die Strecke getragen. Das Laufen wurde für mich immer lockerer, denn Wolken zogen auf, die Sonne verschwand. Gleichzeitig bedeutete dies, dass wohl jetzt das angekündigte Schlechtwetter kam. Und bald war es auch so weit. Zunächst noch leichtes Tröpfeln verwandelte sich binnen einer Minute in Starkregen begleitet von Sturm. Um nicht einzufrieren erhöhte ich automatisch das Tempo und drehte meine bis dahin schnellste (letztlich drittschnellste) Runde. Technisch herausfordernd war die Bergabpassage, über welche ein ca. 5cm tiefer Bach rann, was dazu führte, dass es mir fast die mit Wasser vollgefüllten Schuhe auszog :D.


© TEAM www.12stundenlauf.at | Kevin Walter
Währenddessen hatte Carola alle Hände voll zu tun, den Pavillon sowie unsere Ausrüstung vor dem Abflug Richtung Slowenien zu schützen. Als ich nach einer Runde wieder bei unserem Pavillon ankam, wollte ich Carola bei den Rettungsaktionen unterstützen, war dabei aber mehr ein Störelement als Hilfe, sodass Carola mich wieder Laufen schickte ;). Na gut, dafür bin ich ja eigentlich auch da. Nach 30 Minuten war der Spuk dann auch wieder vorbei und es trocknete rasch auf und begann entsprechend zu dampfen. Sehr schön anzusehen, der wabbernde leichte Bodennebel, aber auch schön schwül.

Nach sechs Stunden hatte ich 58.5km zurückgelegt, lag also weiterhin auf Kurs 117km. Und ich fühlte mich gut, eigentlich unbesiegbar für die restlichen sechs Stunden. So erkundigte ich mich bei Carola nach dem Rundenschnitt für ein Ziel von 120km ... und steigerte die nächsten Runden mein Tempo. Ich hatte etwa acht Minuten Rückstand auf die 120km und versuchte nun, diesen Rückstand innerhalb möglichst weniger Runden aufzuholen. Ich erhöhte mein Tempo um etwa 25 Sekunden pro Kilometer. Im Nachhinein: ich hätte 34 Runden Zeit gehabt, den Rückstand aufzuholen, eine Temposteigerung um 9 Sekunden pro Kilometer hätte gereicht. Carola versuchte zwar, mich entsprechend zu bremsen, aber ich war stur :D. Bald musste ich aber erkennen, dass ich wohl übermotiviert war. Das Tempo forderte seinen Tribut. Der Schritt wurde schwerer, auch der Kreislauf zeigte leichte Anzeichen von Schwäche, die Gehpassagen wurden länger, die Knie schmerzten etwas beim Gehen, der Kopf dachte erstmals "und das soll der Körper jetzt noch mehr als vier Stunden aushalten??". Kurz: ich hatte eine Krise. Also Notfallprogramm anwerfen: für den Kreislauf gab's bei der Labe Cola und gegen den süßen Geschmack ein gutes helles Murauer - jeweils nur wenige Schlucke, nicht dass da wer glaubt ich stell mir ein Mass rein (auch wenn ich's gern getan hätte, aber es wäre kontraproduktiv gewesen :D). Zusätzlich noch ein Koffein-Gel und zumindest der Kreislauf erholte sich bald wieder. Mittlerweile stellte sich auch ein leichtes Brennen auf den Fusssohlen ein - ich denke mir nicht viel dabei, ist halt so bei der Belastung und ich ignoriere es einfach. Nach dem Lauf stellte ich fest, dass es sich dabei um ziemlich große Blasen handelt, welche aufgrund der nassen Socken und Schuhe durch das Gewitter entstanden sind. Und wieder habe ich etwas gelernt: beim 24-Stundenlauf nach eventuellem Starkregen Schuhe wechseln. Weil über 12 Stunden geht das wohl gut, über 24 Stunden könnten die Blasen dann echt störend werden.

Der restliche Körper war aber nach neun Stunden wieder einigermaßen beisammen, das kurzfristige Traumziel von 120km war aber natürlich in weiter Ferne. Wobei: eigentlich wollte ich ja eh nur 110km machen und die sollte ich auf jeden Fall schaffen. Aber noch drei Stunden Bewegen war irgendwie keine so tolle Aussicht. Da überrundete mich - glücklicherweise während einer Laufphase von mir - wieder einmal David Lilek und erkundigte sich, wie's mir geht: ich beginne zu jammern ... "naja, schlecht, ich hab's nach 6h30 mit dem Tempo übertrieben und büße jetzt". Seine Antwort: "so lange Du noch laufen kannst, ist es nicht schlimm". Und ja, da hatte er so recht. Ich konnte eigentlich noch locker laufen, das Problem war im Kopf. Also rappelte ich mich wieder auf und war nun auf Kurs, den Lauf mit Anstand zu Ende zu bringen. Zwar nicht übertreiben, damit die Regenerationsphase nach dem Lauf nicht unnötig verlängert wird, aber auch nicht weniger geben.

So drehte ich weiter Runde um Runde, angefeuert von all den mittlerweile lieben Bekannten entlang der Strecke. Und auch Carola spornte mich an. Obwohl mein Tempo die letzten Stunden langsamer wurde, machte ich im Gesamtklassement Platz um Platz gut. So verging auch die neunte Stunde und da waren es plötzlich nur mehr zwei Stunden. Kurzer Klostopp, bei welchem ich allerdings meine Startnummer hängen ließ. Leichte Panik nach 500m, denn ohne Startnummer wird die Runde eigentlich nicht gezählt. Aber umdrehen wäre jetzt auch blöd. Also Runde beenden und bei Start & Ziel meiner Rundenzählerin von meinem Missgeschick berichten. Kein Problem, mittlerweile kannte sie mich ja und wusste wer ich bin. Also nix passiert und wieder was gelernt - am Klo nie die Startnummer vergessen ;).

Wie gesagt standen jetzt noch zwei Stunden am Programm, also praktisch nichts, ein normaler Trainingslauf noch. Auch die Temperaturen wurde wieder kühler, schließlich war es schon 18h abends.

Wind kam wieder auf, der langsam zum Sturm wurde. Zog da wieder Schlechtwetter auf? Carola begann unsere Infrastruktur abzubauen, denn schattig war es mittlerweile, die Sachen waren getrocknet und damit war auch nach dem Lauf weniger zu tun.

Nach 10h30 wieder eine Motivation von David, der mir zu den geschafften 100km gratulierte. Nur noch 1h30. Ich drehte weiter meine Runden. Nach elf Stunden sagte mir Carola, dass ich weiter vorgerückt bin, mittlerweile 9. Gesamt und 3. in der Alterklasse bin und nicht locker lassen soll. Also legte ich noch ein bisschen zu, soweit möglich. Mittlerweile begann es auch wie befürchtet wieder zu regnen. Zunächst leicht, aber stetig zunehmend. Die letzte halbe Stunde "waschelte" es dann so richtig. Aber was soll's, jetzt auch schon egal. Also noch einmal Gas geben, Platz absichern und noch ein paar Meter rausholen.

letzte Runde (© TEAM www.12stundenlauf.at | Kevin Walter)
Noch zwanzig Minuten, ich verabschiede mich von allen Fans an der Strecke, wer weiß ob ich noch eine ganze Runde schaffe. Knapp 11 Minuten vor Schluss überquere ich jedoch wieder die Zielmatte, da könnte sich tatsächlich noch eine ganze weitere Runde ausgehen. Kurz vereinbare ich mit Carola, dass sie mir nach Zielschluss entgegen kommt, um mich mit einer Laufjacke zu versorgen, denn mittlerweile war es doch recht kühl geworden und ich komplett durchnässt. Aber zunächst noch eine letzte Runde. Ich gebe  was der Körper noch kann, "rase" die Strecke entlang, zwänge mich zwischen den Staffeln, die sich auf der Ehrenrunde befinden durch, finde auch bei der versammelten Menschenmenge bei Start & Ziel eine Lücke und schaffe noch die letzte Runde sowie 231 Restmeter und kann mich auf der letzten Runde noch unvermutet vom 7. auf den 6. Gesamtrang verbessern. Glücklicherweise lande ich nach 12 Stunden und 115.49706km neben einem Haus mit einem netten Vordach, sodass ich mich ins Trockene stellen kann. Carola hat nämlich wie vereinbart bei Start & Ziel auf mich gewartet, mich jedoch aufgrund meines etwas unorthodoxen Wegs durch die Menschenmenge übersehen. So musste ich einige Minuten auf die rettende Jacke warten. Dafür kam diese in Begleitung von Penne Carbonara und einem Bier. Das Bier war mir leider etwas zu kalt - ich fror eh schon - aber ein paar warme Bissen Penne waren herrlich. Denn urplötzlich bekam ich Hunger, welcher sich noch wenige Minuten davor überhaupt nicht bemerkbar gemacht hatte.

Altersklasse M30 - 3. Platz
Sehr zufrieden mit dem Lauf war jetzt noch die Spannung da, ob es wirklich zum dritten Platz in meiner Altersklasse gereicht hatte. Dies sollte ich dann endgültig bei der Siegerehrung erfahren. Davor hieß es aber noch Ordnung in unserem Wohnmobil schaffen - wo es mit unserer gesammelten Infrastruktur etwas wild aussah - und duschen. Glücklicherweise ließ der Regen zwischenzeitlich wieder etwas nach, sodass das Verstauen unserer Sachen einfacher wurde. Knapp nach 21h30 begann dann die Siegerehrung, welche zwar überdacht, aber doch im Freien stattfand. Die Veranstalter entschlossen sich daher, die Siegerehrung sehr rasch durchzuführen, auch die offiziellen Reden beschränkten sich auf das Wesentlichste und so wurden würdig aber auch zügig die Ehrungen durchgeführt. Anhand der aushängenden Ergebnislisten stand dann fest: ich wurde tatsächlich noch 6. Gesamt und 3. in meiner Altersklasse und konnte mir damit einen Pokal abholen. Nach der bisher doch etwas verkorksten Vorbereitung ein wirklich sehr schönes Erlebnis, dass mir - vor allem aufgrund der Kilometerleistung - viel Zuversicht für das große Ziel in Irdning gibt.

Nach der Siegerehrung brachen Carola und ich dann noch gegen 23h im wieder strömenden Regen nach Wien auf, da am nächsten Tag am Vormittag im Donaupark der Eybl Frauenlauf über 3 bzw. 6km stattfand, welchen unser Laufverein mitorganisierte und wir daher mithelfen wollten. So landeten wir dann gegen 2h nachts beim wunderschön beleuchteten Donaupark und übernachteten gleich dort im Wohnmobil. Ein langer, aber für mich sehr erfreulicher Tag fand damit ein schönes Ende.

Fazit: Vogau ist wirklich eine geniale, sehr liebevoll organisierte Veranstaltung, bei der einfach alles passt. Ideal für eine 12-Stundenlaufpremiere. Aber auch jedem, der einmal 6 Stunden ausprobieren möchte oder an einer 12-Stunden-Staffel teilnehmen möchte, kann ich Vogau nur wärmstens empfehlen. Weiters scheinen mir 12-Stunden die "Halbmarathon"-Distanz des Stundenlaufs zu sein. Im Gegensatz zu einem 6-Stundenlauf lang genug für das volle Feeling eines Ultralaufs (inklusive der entsprechenden Krisen), aber nicht so ermüdend wie ein 24-Stundenlauf. Also werden 12-Stunden vielleicht wirklich meine neue Ultra-Lieblingsdistanz für "zwischendurch"? Das wird sich wohl noch weisen. Die Verpflegung für den 24-Stundenlauf sollte ich mit UltraSports Buffer und Gel wirklich gelöst haben: auch nach 12 Stunden hat's mir noch geschmeckt und ich hatte keinerlei Verdauungsprobleme. Energielevel war auch stets perfekt, nie ein Hungergefühl. Jetzt gut regenerieren und dann weiter an der Form feilen.

Nächster Stopp: 7. Juni München, nochmals ein 12-Stundenlauf, dieser dann aber wirklich nur über 110km.

Und hier geht noch der Statistik-Freak :D mit mir durch: nach 2h30 kontinuierlich fast nur mehr Plätze gut gemacht.

Donnerstag, 26. April 2012

Endlich wieder auf den Laufbeinen

Nach meinem letzten Bericht vom Radausflug nach Lassee sind schon wieder einige Wochen ins Land gezogen und es ist Zeit zu berichten, wie die Vorbereitung für Irdning 2012 so läuft und ob es überhaupt wieder läuft. Nun ja, mit Infiltrationen, Massagen und Ultrasports Ackerschachtelhalmkonzentrat habe ich die Achillessehnenprobleme weitgehend unter Kontrolle gebracht und konnte seit Ende März vorsichtig aber doch wieder den einen oder anderen Laufkilometer absolvieren. Intensivere Einheiten fanden aber weiterhin am Ergometer statt. Am 8.4. stand dann mit einem 30km-Lauf erstmals wieder ein langer Lauf am Programm, der gleichzeitig auch Test war, ob ein Finishen des Vienna City Marathon (VCM) eine Woche später realistisch und vernünftig ist. Der Test war erfolgreich und so stand ich am 15.4. am Start des VCM. Vorgabe war ein gemütlicher langer Lauf ohne an die Reserven zu gehen. Denn der VCM war wiederum nur der Test, welches Tempo beim 100km-Lauf in Seregno am 22.4. möglich wäre. So war der VCM dann ein wirklicher Genusslauf, immer dosiert im Tempo und darauf achtend, ob sich irgendwelche Anzeichen der Achillessehnenprobleme zeigen würden. Aber nichts. Der Körper spielte mit und bei Kilometer 40 waren immer noch deutliche Reserven da. Ich war überglücklich, so locker so weit gekommen zu sein und konnte die restlichen zwei Kilometer den Ring entlang dann wirklich nochmals genießen, das Publikum anfeuern und noch ein paar Läufer überholen. Nach 3:32:54 beendete ich somit den Test für Seregno erfolgreich.

Am Freitag, 20.4., ging es dann früh ab nach Seregno zum 100km-Lauf, welcher sich durch die Nominierung von Carola für das Weltmeisterschaftsdamenteam ergeben hatte. Aufgrund einer im Vorfeld erfolgten Absage im Masters-Team (Starter ab dem Alter von 35) hatte ich dann sogar die Ehre, Teil des österreichischen Masters-Teams zu sein. Somit doppelt schade, dass die Vorbereitung die letzten Wochen nicht nach Wunsch verlief. Aber die beiden "langen" Läufe zeigten, dass zumindest die Ausdauerfähigkeit einigermaßen vorhanden sein sollte und damit eine Chance auf Finishen bestand. Ob allerdings die Beine wirklich über die volle Distanz mitspielen würden war die große Unbekannte.

Nach langer Fahrt kamen wir am späten Nachmittag in Ballabio in unserer Unterkunft an. Jetzt mal kurz was Geographisches - wo spielt die Handlung eigentlich? Also: Seregno liegt ca. 35km nördlich von Mailand, Ballabio wiederum ca. 40km nördlich von Seregno, in den Bergen oberhalb des Lago di Como. Dank der tollen Improvisationskünste unserer Teamorganisatoren musste das österreichische Team nicht wie ursprünglich vorgesehen in Massenquartieren auf 1200m Höhe nächtigen, sondern war am Fuße des Valsassina deutlich weiter unten in zwei kurzfristig selbst organisierten sehr netten Hotels untergebracht. Passend zur Ultradistanz von 100km war es somit auch eine Veranstaltung der (v.a. für unsere Teamorganisatoren) weiten Wege.

Am Samstag fand in Seregno am Nachmittag die Flaggenparade statt. Umrahmt von jeweils einer Blasmusikkapelle vorne und hinten zogen die Athletenabordnungen der 36 teilnehmenden Nationen durch die Altstadt von Seregno, um auch nochmals auf das große Event am Sonntag aufmerksam zu machen. Dies war wirklich sehr nett - die Veranstalter hatten offenbar ihre ganze Zeit, Energie und Kreativität in die Flaggenparade gesteckt. Hier ein Video:


Sonntags um 4h30 war dann Tagwache, da der Shuttlebus von Ballabio zum Start nach Seregno um 5h30 losfuhr. Allerdings nur ca. einen Kilometer, dann trafen wir auf drei weitere Busse ... und warteten, dass sich diese füllten, was knapp nach 6h15 auch tatsächlich der Fall war. Und dann ging es die restlichen 39 Kilometer zum Start, welcher um 8h erfolgen sollte. Was allerdings nicht der Fall war, da es zu weiteren Verzögerungen kam. Letztlich fiel der Startschuss um 8h30 und es ging auf die 100km-Reise, welche sich auf fünf gleichen Runden zu je 20 Kilometer abspielte.

Die Strecke selbst sah auf der Videovorschau mal nicht so spannend aus, allerdings sollte dies hoffentlich am Renntag mit dem begeisterten italienischen Publikum doch anders sein. Soweit die Hoffnung. Leider standen an der Strecke nicht wirklich viele Zuseher. Diese feuerten zwar fleißig an, so richtig Stimmung kam aber für mein Empfinden nicht auf. Nur bei Start & Ziel war etwas mehr los. Ansonsten ging es teils sehr einsam an der Autobahn entlang oder durch unbevölkerte Parkanlagen. Andererseits war dies auch ganz gut, um innere Ruhe und seinen Rhythmus zu finden. So spulte ich in 3:30:48 locker die ersten beiden Runden und somit 40km ab, alle 5 Kilometer optimal versorgt an den österreichischen Betreuerständen. Ich lag gut auf meinem Zielkurs von 9 Stunden. Das Wetter war auch genau nach meinem Geschmack. Angenehm kühl und wolkenverhangen. Doch nach und nach zeigte sich leider auch die Sonne. Und nach 55 Kilometern (4:54:10) fühlten sich auch die Beine nicht mehr so locker an, wie sie das eigentlich zu dieser Zeit noch tun sollten. Der Rest ist schnell erzählt, auch wenn es ziemlich lange dauerte. Nach 66 Kilometer (6:16:12) war der Ofen aus, die Oberschenkel fühlten sich an wie Beton und leider meldete sich auch die Achillessehne wieder ein wenig. Letzteres war dann das endgültige Signal, das Laufen für heute sein zu lassen, um keine neuerlich langwierige Verletzung zu riskieren. So wanderte ich dann noch die restlichen 14 Kilometer ins Ziel, bedankte mich bei den tollen österreichischen Betreuern, feuerte noch die mich überrundenden hervorragenden österreichischen WM-Starter (und auch jene der anderen Nationen) an und trudelte nach 8:46:39 und zurückgelegten 80km im "Ziel" ein und gab auf.

Die Enttäuschung war natürlich groß als einer von wenigen Österreichern nicht gefinished zu haben. Andererseits habe ich innerhalb von zwei Wochen meine Maximallänge an Läufen von 30km auf 66km immerhin mehr als verdoppelt, bin also hoffentlich auf einem guten Weg, in Irdning viele Kilometer für den guten Zweck sammeln zu können - an alle Spendenwilligen: erhöht bitte Euren Betrag pro Kilometer schon ein wenig, um meine nicht ganz optimale Vorbereitung zu kompensieren :D. Gemeinsam schaffen wir das dann schon!

Allerdings habe ich in Seregno trotzdem wieder viel gelernt. Einerseits viele liebe Ultralauflaufkollegen endlich mal persönlich kennengelernt und nicht nur von Ergebnislisten. Dann das Flair einer Weltmeisterschaft und letztlich konnte ich auch die Verpflegung mit Ultrasports Buffer und Ultrasports Gels ausgiebig testen und das hat wirklich hervorragend geklappt. Damit sollte hoffentlich das Ernährungsproblem, welches mich ja letztes Jahr in Irdning viele Kilometer gekostet hat, gelöst sein.

Der nächste Ernährungs- und Distanztest findet dann hoffentlich im Rahmen des 12-Stundenlaufs in Vogau statt, wo der Körper wieder einen Schritt weiter sein sollte. Ich bin gespannt, was ich dann von dieser Veranstaltung berichten und mitnehmen kann.

Und abschließend noch ein paar Impressionen aus Seregno ...

Flaggenparade - leider ist hier die Blasmusik nicht zu hören

Zusammenfassung vom Veranstalter?

Privatvideo von "Paolo" - zwischen den Fotos gibt's auch immer wieder Video

Highlight-Video auf der Veranstaltungs-Homepage

Martzilla läuft auch durchs Bild ... wer findet ihn?

Samstag, 10. März 2012

Standortbestimmung in Lassee

Heute war es soweit, der 6-Stundenlauf in Lassee stand am Programm und sollte einer Standortbestimmung der derzeitigen Leistungsfähigkeit dienen. Nun ja, den einzigen Standort, den ich bestimmt habe, war wo Lassee denn eigentlich liegt ;). Denn eine Achillessehnenentzündung hat leider einen Start sinnlos und unmöglich gemacht. Aber eine Alternativausdauereinheit mit Lassee eingebaut ist ja auch was Nettes.

Also um 7h20 mit dem Mountainbike bei 0°C aufgebrochen. Nicht gerade die Temperaturen bei denen ich mich normalerweise aufs Rad schwinge. Entsprechend fehlt's auch an der Ausrüstung. Wenigstens lange warme Radhose und Überschuhe hab ich, oben allerdings war Erfindergeist angesagt. Geworden ist's dann: Radunterleiberl, langärmliges Laufshirt mit Stehkragen (vom Bologna-Halbmarathon September 2008 - damals hab ich mich gefragt, wie man in Italien im September so ein warmes Shirt verteilen kann. Naja, im Winter hat's schon was ;), dann noch ein langärmliges Laufshirt, darüber ein kurzärmliges Radtrikot, einen ärmellosen Fleeceeinsatz und als Abschluss eine Laufjacke. Und natürlich eine Haube. In Summe eine wahre Win-Win-Kleidung. Einerseits sieht man das Wamperl nicht (bzw. kann sich drauf ausreden, dass es das "Gewand" ist :), andererseits hält's auch bei 0°C wirklich schön warm.

So ausgerüstet ging es dann mal einige Kilometer in Wien herum (Donaukanal, Donauinsel) und dann über Schwechat und Laxenburg Richtung Süden. Ein Abstecher ins Burgenland und entlang des Leithagebirges Richtung Hainburg, über die Donau und schon war ich nach 138km in Lassee pünktlich zum Mittagessen gelandet. So hab ich auch was von der Stimmung des Laufs mitbekommen. Ja, das hätte mir schon gefallen. Ich hoffe, den Lauf gibt's nächstes Jahr wieder, dann bin ich sicherlich fix dabei (wenn der Körper mitspielt und nicht wieder streikt).

Nachdem ich auch gehend eine Runde gedreht, noch ein bißchen da und dort getratscht hatte, war es auch wieder Zeit nach Wien zurückzufahren. Eh nur mehr lockere knapp 40km standen an. Leider mit Gegenwind, aber nach den Radeinheiten auf Fuerte Ventura war das ja nur ein leises Lüftchen. Außerdem auch nochmal ein guter Trainingspartner.

In Summe dann heute 178km. Ich glaube, dass kann ich als 6-Stundenlauf-Ersatz schon gelten lassen. Gefühl war jedenfalls gut, die Ausdauer sollte also schon halbwegs passen. Jetzt nur noch die Achillessehne wieder in den Griff bekommen, dann steht dem weiteren Training sowie dem nächsten Stop am Weg zum 24-Stundenlauf in Irdning nichts im Weg. Nächster Halt ist übrigens beim 100km-Lauf Ende April in Seregno.

Der Sieger im heutigen 6-Stundenlauf lief übrigens unglaubliche 89.4 Kilometer, was einem Schnitt von 4:01 min/km entspricht! Wahnsinn!

Die Veranstaltung selbst war was ich so mitbekommen habe hervorragend. Die Organisatoren haben die Erwartungen voll erfüllt. Allerorts fröhliche Gesichter - naja, bis auf ein paar Läufer die dann schon ein wenig mit der Dauer des Bewerbs gekämpft haben. Allerdings passend dazu ein Spruch an der Strecke...

Samstag, 25. Februar 2012

Irdning 2011 - Top in der Sponsorenwertung!

Nachdem ich gemeinsam mit meinen Unterstützern bereits 2010 den zweiten Platz in der Sponsorenwertung erreichen konnte, wurde diese Leistung 2011 nochmals getoppt und wir konnten gemeinsam mit eindrucksvollem Abstand die Sponsorwertung der Einzelläufer für uns entscheiden. Das Ergebnis: http://www.24stundenlauf.at/uploads/media/Sponsoren-Ranking_2011.pdf

PLATZ 1 - DANKE AN MEINE UNTERSTÜTZER, IHR SEID EINFACH SUPER! HERZLICHE GRATULATION und nochmals vielen Dank für Euer tolles Engagement!

Nun heißt es natürlich, heuer den Titel zu verteidigen. Dafür werde ich wieder versuchen, möglichst viele Kilometer zu sammeln und hoffe - trotz schwieriger Zeiten und Sparpaketen -, dass es Euch wieder möglich sein wird, meine Laufkilometer in Bares für den guten Zweck zu verwandeln.

Im Vergleich zum Vorjahr steige ich erst jetzt ins 24-Stundentraining ein, dafür gibt's aber auch keine Unterbrechungen durch "Sprint"-Distanzen (wie z.B. einen schnellen Marathon), sondern der Formaufbau geht klar in Richtung Topform am 7.7.2012, wenn um 14h wieder der Startschuss in Irdning erfolgen wird.

Eine erste Bestandsaufnahme, was mein Körper derzeit schon kann, gibt's in zwei Wochen beim 6-Stunden Benefizlauf in Lassee (http://www.6h-lassee.com) zugunsten des Kinderhospiz Sterntalerhof. Ich würde mich freuen, wenn ihr vorbeischauen würdet. Der Veranstalter (ein begnadeter Ultraläufer) stellt einiges auf die Beine - unter anderem zwei Live-Bands entlang der 1.9 Kilometer-Runde. Und wer selber mitlaufen möchte, kann dies entweder beim Volkslauf über 5.7km machen oder eventuell findet sich über die Staffelbörse (http://www.6h-lassee.com/staffelbörse) ja noch ein Platz.

Und es wär noch wegen des Promifaktors ;) - auch die Mitglieder des Ultralauf Nationalteams AUSTRIA werden in Lassee zu bewundern sein und einige in Lassee als Vorbereitung auf die 100km WM Ende April in Seregno mitlaufen.

Wie schon letztes Jahr werde ich in den nächsten Monaten laufend hier berichten, wie es mir in der Vorbereitung ergeht. Wer übrigens schon jetzt seine Spendenzusage für Irdning 2012 abgeben möchte: Spenden werden auf http://martin24h.awardspace.biz bereits gerne entgegen genommen!