Donnerstag, 26. April 2012

Endlich wieder auf den Laufbeinen

Nach meinem letzten Bericht vom Radausflug nach Lassee sind schon wieder einige Wochen ins Land gezogen und es ist Zeit zu berichten, wie die Vorbereitung für Irdning 2012 so läuft und ob es überhaupt wieder läuft. Nun ja, mit Infiltrationen, Massagen und Ultrasports Ackerschachtelhalmkonzentrat habe ich die Achillessehnenprobleme weitgehend unter Kontrolle gebracht und konnte seit Ende März vorsichtig aber doch wieder den einen oder anderen Laufkilometer absolvieren. Intensivere Einheiten fanden aber weiterhin am Ergometer statt. Am 8.4. stand dann mit einem 30km-Lauf erstmals wieder ein langer Lauf am Programm, der gleichzeitig auch Test war, ob ein Finishen des Vienna City Marathon (VCM) eine Woche später realistisch und vernünftig ist. Der Test war erfolgreich und so stand ich am 15.4. am Start des VCM. Vorgabe war ein gemütlicher langer Lauf ohne an die Reserven zu gehen. Denn der VCM war wiederum nur der Test, welches Tempo beim 100km-Lauf in Seregno am 22.4. möglich wäre. So war der VCM dann ein wirklicher Genusslauf, immer dosiert im Tempo und darauf achtend, ob sich irgendwelche Anzeichen der Achillessehnenprobleme zeigen würden. Aber nichts. Der Körper spielte mit und bei Kilometer 40 waren immer noch deutliche Reserven da. Ich war überglücklich, so locker so weit gekommen zu sein und konnte die restlichen zwei Kilometer den Ring entlang dann wirklich nochmals genießen, das Publikum anfeuern und noch ein paar Läufer überholen. Nach 3:32:54 beendete ich somit den Test für Seregno erfolgreich.

Am Freitag, 20.4., ging es dann früh ab nach Seregno zum 100km-Lauf, welcher sich durch die Nominierung von Carola für das Weltmeisterschaftsdamenteam ergeben hatte. Aufgrund einer im Vorfeld erfolgten Absage im Masters-Team (Starter ab dem Alter von 35) hatte ich dann sogar die Ehre, Teil des österreichischen Masters-Teams zu sein. Somit doppelt schade, dass die Vorbereitung die letzten Wochen nicht nach Wunsch verlief. Aber die beiden "langen" Läufe zeigten, dass zumindest die Ausdauerfähigkeit einigermaßen vorhanden sein sollte und damit eine Chance auf Finishen bestand. Ob allerdings die Beine wirklich über die volle Distanz mitspielen würden war die große Unbekannte.

Nach langer Fahrt kamen wir am späten Nachmittag in Ballabio in unserer Unterkunft an. Jetzt mal kurz was Geographisches - wo spielt die Handlung eigentlich? Also: Seregno liegt ca. 35km nördlich von Mailand, Ballabio wiederum ca. 40km nördlich von Seregno, in den Bergen oberhalb des Lago di Como. Dank der tollen Improvisationskünste unserer Teamorganisatoren musste das österreichische Team nicht wie ursprünglich vorgesehen in Massenquartieren auf 1200m Höhe nächtigen, sondern war am Fuße des Valsassina deutlich weiter unten in zwei kurzfristig selbst organisierten sehr netten Hotels untergebracht. Passend zur Ultradistanz von 100km war es somit auch eine Veranstaltung der (v.a. für unsere Teamorganisatoren) weiten Wege.

Am Samstag fand in Seregno am Nachmittag die Flaggenparade statt. Umrahmt von jeweils einer Blasmusikkapelle vorne und hinten zogen die Athletenabordnungen der 36 teilnehmenden Nationen durch die Altstadt von Seregno, um auch nochmals auf das große Event am Sonntag aufmerksam zu machen. Dies war wirklich sehr nett - die Veranstalter hatten offenbar ihre ganze Zeit, Energie und Kreativität in die Flaggenparade gesteckt. Hier ein Video:


Sonntags um 4h30 war dann Tagwache, da der Shuttlebus von Ballabio zum Start nach Seregno um 5h30 losfuhr. Allerdings nur ca. einen Kilometer, dann trafen wir auf drei weitere Busse ... und warteten, dass sich diese füllten, was knapp nach 6h15 auch tatsächlich der Fall war. Und dann ging es die restlichen 39 Kilometer zum Start, welcher um 8h erfolgen sollte. Was allerdings nicht der Fall war, da es zu weiteren Verzögerungen kam. Letztlich fiel der Startschuss um 8h30 und es ging auf die 100km-Reise, welche sich auf fünf gleichen Runden zu je 20 Kilometer abspielte.

Die Strecke selbst sah auf der Videovorschau mal nicht so spannend aus, allerdings sollte dies hoffentlich am Renntag mit dem begeisterten italienischen Publikum doch anders sein. Soweit die Hoffnung. Leider standen an der Strecke nicht wirklich viele Zuseher. Diese feuerten zwar fleißig an, so richtig Stimmung kam aber für mein Empfinden nicht auf. Nur bei Start & Ziel war etwas mehr los. Ansonsten ging es teils sehr einsam an der Autobahn entlang oder durch unbevölkerte Parkanlagen. Andererseits war dies auch ganz gut, um innere Ruhe und seinen Rhythmus zu finden. So spulte ich in 3:30:48 locker die ersten beiden Runden und somit 40km ab, alle 5 Kilometer optimal versorgt an den österreichischen Betreuerständen. Ich lag gut auf meinem Zielkurs von 9 Stunden. Das Wetter war auch genau nach meinem Geschmack. Angenehm kühl und wolkenverhangen. Doch nach und nach zeigte sich leider auch die Sonne. Und nach 55 Kilometern (4:54:10) fühlten sich auch die Beine nicht mehr so locker an, wie sie das eigentlich zu dieser Zeit noch tun sollten. Der Rest ist schnell erzählt, auch wenn es ziemlich lange dauerte. Nach 66 Kilometer (6:16:12) war der Ofen aus, die Oberschenkel fühlten sich an wie Beton und leider meldete sich auch die Achillessehne wieder ein wenig. Letzteres war dann das endgültige Signal, das Laufen für heute sein zu lassen, um keine neuerlich langwierige Verletzung zu riskieren. So wanderte ich dann noch die restlichen 14 Kilometer ins Ziel, bedankte mich bei den tollen österreichischen Betreuern, feuerte noch die mich überrundenden hervorragenden österreichischen WM-Starter (und auch jene der anderen Nationen) an und trudelte nach 8:46:39 und zurückgelegten 80km im "Ziel" ein und gab auf.

Die Enttäuschung war natürlich groß als einer von wenigen Österreichern nicht gefinished zu haben. Andererseits habe ich innerhalb von zwei Wochen meine Maximallänge an Läufen von 30km auf 66km immerhin mehr als verdoppelt, bin also hoffentlich auf einem guten Weg, in Irdning viele Kilometer für den guten Zweck sammeln zu können - an alle Spendenwilligen: erhöht bitte Euren Betrag pro Kilometer schon ein wenig, um meine nicht ganz optimale Vorbereitung zu kompensieren :D. Gemeinsam schaffen wir das dann schon!

Allerdings habe ich in Seregno trotzdem wieder viel gelernt. Einerseits viele liebe Ultralauflaufkollegen endlich mal persönlich kennengelernt und nicht nur von Ergebnislisten. Dann das Flair einer Weltmeisterschaft und letztlich konnte ich auch die Verpflegung mit Ultrasports Buffer und Ultrasports Gels ausgiebig testen und das hat wirklich hervorragend geklappt. Damit sollte hoffentlich das Ernährungsproblem, welches mich ja letztes Jahr in Irdning viele Kilometer gekostet hat, gelöst sein.

Der nächste Ernährungs- und Distanztest findet dann hoffentlich im Rahmen des 12-Stundenlaufs in Vogau statt, wo der Körper wieder einen Schritt weiter sein sollte. Ich bin gespannt, was ich dann von dieser Veranstaltung berichten und mitnehmen kann.

Und abschließend noch ein paar Impressionen aus Seregno ...

Flaggenparade - leider ist hier die Blasmusik nicht zu hören

Zusammenfassung vom Veranstalter?

Privatvideo von "Paolo" - zwischen den Fotos gibt's auch immer wieder Video

Highlight-Video auf der Veranstaltungs-Homepage

Martzilla läuft auch durchs Bild ... wer findet ihn?

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