Sonntag, 22. Februar 2015

Woche 16 - Regeneration & Ausblick

Diese Woche war Regeneration angesagt. Eigentlich war ich daher auch geneigt, dem Blog diese Woche Erholung zu gönnen unter dem Motto: "Schäme Dich nicht zu schweigen, wenn Du nichts zu sagen hast."

Aber nachdem Nicht-Denken nicht möglich ist, gab's natürlich schon einige 24-Stundenlauf-spezifische Gedanken diese Woche, die mir durch den Kopf gingen, und wieder einmal Kaffeesud-Lesen mit etwas Statistik.

Nachdem es nur mehr 9 Wochen bis Sárvár sind, stellt sich langsam die Frage, was denn theoretisch dort möglich sein könnte und ob es einen Zusammenhang zwischen Trainingsumfang in Kilometern (gemessen an der rollierenden Maximalleistung innerhalb von 7 Tagen in den letzten 15 Wochen vor dem 24-Stundenlauf; Intensität gemessen an Tempo lasse ich außen vor) und dem Ergebnis bei einem 24-Stundenlauf gibt. Aufgrund meiner bisherigen 24-Stundenläufe und Trainingsaufzeichnungen verfüge ich nun für mich schon über einiges an Material (sprich Daten) diesbezüglich.

Auf den ersten Blick ergibt sich hier zunächst kein Zusammenhang:



Allerdings stecken da einige verhaute Läufe drinnen. Streichen wir also den allerersten 24-Stundenlauf (ohne jegliche Erfahrung und Ahnung, was auf mich zu kommt - ich finde den Bericht dazu immer wieder erheiternd für mich :-) ), dann noch Irdning 2012 (Wetterkapriolen und Waterloo nicht nur für mich sondern für viele wirklich gute Läufer), sowie Irdning 2013 (wo ich bei den Sanis zur Infusion gelandet bin). Dann sieht die Sache schon deutlich besser aus - rein statistisch betrachtet. In orange gehalten, die Prognose aufgrund des 7-Tage-Peaks der bisherigen Vorbereitung auf Sárvár.


Natürlich ist mir klar, dass fünf Datenpunkte, welche weder die Intensität des Trainings noch die jeweiligen Verhältnisse (Hitze, Strecke, etc.) beim Lauf selbst berücksichtigen und auch nur den (einmaligen) Laufkilometer-Peak 15 Wochen vor Tag X heranziehen (früher hatte ich doch auch viele Rad/Ergo-Kilometer dabei), nicht wirklich repräsentativ sind. Andererseits scheint es wohl schon so zu sein, dass man über Rad/Ergo-Einheiten ein Grund-Level erreicht (liegt bei 98.5km für mich) und dann alles darüber hinaus vom Laufkilometerumfang abhängig ist. Aber auch wenn mir der orange Punkt da oben etwas gar optimistisch erscheint, so glaube ich doch an die positive Tendenz, die in dieser Auswertung steckt. Ich sollte jedenfalls für Sárvár so gut vorbereitet sein wie noch nie für einen 24-Stundenlauf.

Jetzt gilt es, die letzten 9 Wochen noch gut zu nutzen, vor allem gesund & fit zu bleiben und keine Verletzung zu riskieren. Daher gibt's sicherlich weiterhin im Zweifel keine Intensität (sprich Tempo), sondern lieber Umfang und langsames Tempo.

So sieht der Plan der nächsten Wochen idealtypischerweise aus, wenn der Körper mitspielt.



Also noch fünf richtig lange Läufe und einige Kilometer in Summe. Langsam wird's dann auch bei den langen Läufen vom Laufband wieder raus ins Freie gehen, um das langsame Tempo auch auf Asphalt zu üben. Ebenfalls werden einige der Fülleinheiten unter der Woche aus diesem Grund mit langsamen Kilometern absolviert werden.

Nachdem ich Prognosemodelle mag - falls das noch nicht aufgefallen ist -, habe ich natürlich auch ein Prognosemodell entwickelt, wie hoch die absolute Anzahl an Spendern (basierend auf den aktuell 19 Zusagen seit Start meines Spendenaufrufs für Sárvár im Vergleich zur historischen Entwicklung der letzten Jahre) bis Ende April noch werden könnte. Dieses Modell möchte ich allerdings geheim halten ;-) ... ich würde mich aber jedenfalls sehr freuen (und es würde auch die Motivation fürs Training die nächsten 9 Wochen nochmals erhöhen), wenn ihr meine Modellschätzung deutlich übertrefft und sich noch möglichst viele an der Benefizaktion zugunsten der "Stiftung Kindertraum" beteiligen!

Also: gebt Euch einen Ruck und schaut auf martin24h.awardspace.biz vorbei!

Ich, Twinky, aber vor allem dann ein Kind, dem abhängig von der Gesamtspendensumme ein toller Herzenswunsch erfüllt werden kann, werden sich wahnsinnig freuen!

Zum Abschluss wie immer die Bilder der Woche.

Woche 16
 

 Animation seit Trainingsbeginn

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Montag, 16. Februar 2015

Woche 15 - Grenzerfahrung

Nein, ich habe diese Woche keine Grenzerfahrung gemacht, aber ich durfte - wie schon im Bericht von Woche 13 angekündigt - dabei sein, wie Rainer Predl sieben Tage lang seine Grenzen am Laufband auslotete und schaute, wie weit sein Körper ihn tragen würde. Wer nichts über Sport lesen möchte, sondern nur, was ich von Rainer gelernt habe, der möge gleich nach unten scrollen ... ob dann aber der gesamte Kontext verständlich ist, bin ich mir nicht sicher ;-)

Bei diesem Unternehmen war mir schon im Dezember klar, dass ich - wenn schon aus beruflichen und damit zeitlichen Gründen nicht im Betreuer-Team - Rainer zumindest laufend unterstützen möchte. Und so fand ich mich Mittwoch Mittag im Megafit-Studio Gänserndorf zum Begleitlaufbandlauf von 14h bis 2h früh ein. Im folgenden Bericht versteht meine dabei auftretenden Schwierigkeiten bitte nicht als Überhöhung meiner selbst, sondern einfach als eine Faktenbeschreibung - Ultra-Training ist nun einmal nicht immer lustig & heppi-peppi-locker und man befindet sich nicht immer in der Komfort-Zone. Auch das und den Umgang damit möchte ich darstellen, vielleicht hilft es ja dem einen oder der anderen selbst auch weiter. Genauso wie ich von Rainer während des Begleitlaufs und überhaupt während der ganzen Woche sehr viel für mich lernen konnte.

Ausgang nimmt mein Bericht Dienstag Abend mit einem lockeren Lauf auf meiner üblichen Hausrunde zum Lusthaus im Wiener Prater und wieder retour. Am Ende des Laufs fängt der Muskel oberhalb des rechten Knöchels (höchstwahrscheinlich der Peroneus) plötzlich massiv an zu ziehen und zu krampfen. Gehen ist danach nur mit Schmerzen möglich. Geh bitte, muss das sein - lief doch gerade so fein und morgen steht der lange Lauf beim Rainer an. Und außerdem - woher denn überhaupt die Schmerzen? Es war ja gar nix beim Lauf. Dunkel fällt mir dann ein, dass ich am Anfang des Laufs leicht verknöchelt bin, aber dabei hatte ich eigentlich nichts gespürt, war nur ein kleiner Stolperer. Naja, offenbar kam der Schmerz erst später. Also ordentlich kühlen und hoffen, dass es mittwochs wieder gut ist. War es auch. Ein leichtes Ziehen bei Seitwärtsbelastung war zu spüren, aber gehen war schmerzfrei möglich. Ein paar Testlaufschritte ebenso. Alles klar, um mit Sack und Pack (alles für eine Übernachtung war dabei) nach Gänserndorf zu reisen. Dort wurde ich vom Team herzlich begrüßt und gleich freundschaftlich aufgenommen - natürlich ob des Volumens meines Gepäcks mit dem Hinweis, ob ich hier gleich dauerhaft einziehen möchte :-D. Ja, der Schmäh lief gut im Team, jeder bekam sein Fett ab, was bei 7 Tagen Dauerstress und -belastung wohl mehr als wichtig war.

Um 14h also rauf aufs Laufband und los ging's. Rainer hatte bereits 479 Laufbandkilometer in den Beinen, ich noch 0. Geplant hatte ich in den 12 Stunden 100km zu absolvieren. Bei meinem üblichen Lauftempo bei den langen Einheiten von 6:00min/km also 10 Stunden reine Laufzeit und 2 Stunden Zeit für Pausen oder noch ein paar Extrakilometer über die 100 hinaus. Rainer hatte einen Rhythmus von meist 5km laufen und dann kurze Gehphase am Laufband und wieder 5km oder überhaupt kurze Pause zwischen den 5km-Stints. Ich versuchte, meine Pausen so zu legen, dass ich wenn möglich gleichzeitig mit Rainer pausierte und zumindest immer auch dann lief, wenn er lief. Ich hoffte, das würde ihn motivieren, wenn er jemanden laufend neben sich hat. Ein wenig versuchte ich natürlich auch, mich mit Rainer zu unterhalten, aber mir kam vor, er wollte eigentlich viel mehr für sich in Ruhe und ohne Ablenkung laufen. Ab und an mal die neuesten Einträge auf Facebook wollte er sehen, dann aber einfach wieder nur auf der Leinwand vor ihm ein wunderschönes Landschaftsbild einer Bergwelt mit endlos langer Straße sehen - ich muss sagen, mit der Zeit begann dieses (Stand-)Bild auch für mich eine gewisse Dynamik in meiner Gedankenwelt zu entwickeln. Dazu Musik in seinen Ohren vom iPod und so ging es dahin. Immer wieder kleine Wünsche an die Betreuer, aber alles extrem ruhig, unaufgeregt und gelassen. Und das bei der Anstrengung, die er bereits den vierten Tag lang erlebte. Der Ausspruch (in anderem Kontext zitiert in meinem Bericht vom 24h-Lauf in Brugg 2013) von Gerhard Eggenreich "In der Ruhe liegt die Kraft!" kam mir dabei wieder in den Sinn. Wie wahr, Rainer schien wirklich aus der Ruhe extrem viel Kraft zu schöpfen. Einfach eins mit sich und dem Laufschritt. Gehen am normalen Untergrund konnte er fast nicht mehr bzw. war es extrem unrund. Aber am Laufband war alles wieder wie weggeblasen und der Laufschritt rund als würde er gerade erst anfangen. Wahnsinn! Und das Stunde um Stunde immer wieder aufs Neue. Faszinierend.

Bei mir selbst wurde es nach gerade einmal 3 Stunden Laufzeit und 30km weniger lustig. Der Peroneus (nennen wir das Problem mal so) rechts begann zu krampfen und Stiche fuhren entlang der Wade vom Sprungelenk bis zum Knie hinauf. Hm, was tun? Ich kann ja nicht nach 3 Stunden schon wieder aufhören - zu sehr hatte ich mich auch auf diesen Lauf mit Rainer gefreut. Und auch wenn noch andere Begleitläufer da waren - an diesem Nachmittag und Abend waren großteils 4 Laufbänder (Rainer und bis zu drei Begleitläufer) im Einsatz -, so hatte ich ihm doch versprochen, dass ich mit ihm bis 2h nachts laufen würde. Und außerdem hatte ich auch EUR 0.50 je gemeinsam gelaufenem Kilometer für Rainers Benefizaktion zugunsten des Kinderhospiz Sterntalerhof ausgelobt. Daher also kurze Pause, kühlendes Gel auftragen, bisschen Selbstmassage um den Muskel locker zu bekommen und dann wieder vorsichtig weiter. Auch etwas mit der Fußstellung und dem Fußaufsatz experimentieren um zu schauen, in welcher Position schmerzfreies Laufen möglich war. So fand ich dann mit minimaler Veränderung meines Laufschritts auch eine schmerzfreie Position und so ging's dann die restliche Zeit mit einem nur leichten Ziehen voran. Also auch das wieder eine gute Vorbereitung für meinen 24-Stundenlauf: nicht gleich jedem Schmerz des Körpers nachgeben, sondern ein bisschen probieren und versuchen den Schmerz auch wegzudenken oder drüberzulaufen bis der Körper sich damit abfindet. Weil mir kam zumindest vor, dass auch Rainer dies tat - dem Körper einfach keine Chance geben bis er von selbst aufhört sich zu wehren. Natürlich immer auch mit dem Wissen um das eigene Körpergefühl, wann es gefährlich werden könnte bzw. welche Schmerzen tolerierbar sind. Weil mir war vom Gefühl her klar, dass es nur eine muskuläre Sache und eine Art Krampfzustand bei mir war, aber nichts eigentlich Ernsthaftes.

So liefen wir dahin und bei mir lief auch das Wasser oben rein und schwitzte sich durch alle Poren gleich wieder raus. Für mich frischluftliebenden Polarbären, der normalerweise am Laufband bei maximal 17°C und weit geöffnetem Fenster trainiert, waren die Verhältnisse im Fitness-Studio ziemlich grenzwertig. Gefühlt hatte es ca. 23°C sowie eine extrem stickige, sauerstoffarme und trockene Luft. Ich trank in den 12 Stunden neben Unmengen von Wasser auch einen halben Liter von hochangereichertem Salzwasser, um den Salzverlust durchs Schwitzen auszugleichen. Wie Rainer das sieben Tage lang aushielt? Für mich einfach unglaublich! Ein wahrer Wüstenfuchs - was er bei seinem Sieg in der Sahara bereits unter Beweis gestellt hatte ;-). Durch das Abwischen des Schweißes und die salzige Haut sah ich am nächsten Tag im Gesicht wie nach einem Sonnenbrand aus - und häutete mich noch bis Samstag Abend, trotz seit Donnerstag früh fast stündlicher Pflege mit Feuchtigkeitscreme.

Abendessen
Um 0h30 war ich dann bei 90km angelangt. Also noch 1h30 Zeit für die restlichen 10 Kilometer. Ein wenig müde wurde ich doch schon, mit Laufen wäre ich in einer Stunde fertig und Rainer war jetzt eigentlich mehrheitlich am Gehen, weil er schon die nächtliche Regeneration einleitete. Auch ich wollte mich nicht mehr vollends verausgaben - es war ja schließlich nur ein Trainingslauf, ich habe noch zwei weitere Belastungsblöcke am Programm bis Sárvár - und den Peroneus überreizen musste auch nicht sein. Und so beschloss ich, mit Rainer so lange mitzuwandern bis er vielleicht doch wieder lief. Bei 6km/h Gehtempo wären das auch 9 Kilometer in 1h30, d.h. ganz kurz noch Laufen und die geplanten 100km sind voll. So kam es dann auch in etwa, nur dass Rainer mit dem Team verhandelte, doch etwas früher Schluss zu machen um mehr Zeit für die Nachbehandlung (Blasen aufstechen, etc.) zu haben. Um nicht allzuviel nach Rainer fertig zu werden, fing ich auch wieder an zu laufen und hatte meine 100km schließlich nach 10h20 reiner Laufzeit bzw. 11h50 inklusive Pausen erledigt. Danach gab's noch Abendessen.

Nach Essen und Duschen ging ich dann so gegen 3h schlafen. Nun ja, das Schlafen hat dann gar nicht funktioniert. Der Körper war doch aufgeputscht, die mitgebrachte Gymnastikmatte konnte nicht mit dem Komfort eines Bettes mithalten und der Outdoorschlafsack war für die gut beheizte Garderobe auch ein wenig zu viel des Guten. Resultat: ich döste 2 Stunden vor mich hin (um 5h war wieder Tagwache des Betreuer-Teams, da wollte ich natürlich dabei sein), las und kommentierte im Internet und vertrieb mir die Zeit :-). Nachdem ich mir irgendwie schon dachte, dass der Schlafentzug sich wohl im Laufe des Donnerstags bemerkbar machen würde, nutzte ich die Gelegenheit, Rainer gleich in der Früh bei seinem Start nochmals 5km am Laufband zu begleiten. Das ersparte mir dann die geplante Einheit am Abend. Und das war gut so, denn zu der wäre ich vor Müdigkeit nicht mehr in der Lage gewesen. Wie Rainer es bewerkstelligte, nach seinen deutlich längeren Läufen tagsüber, schlafen zu können und am nächsten Tag gut regeneriert von Neuem loszulegen - ich wiederhole mich: unglaublich!

Freitags hatte ich dann auch lauffrei und nur Massage am Programm - das war wohltuend. Samstag (17km) und Sonntag (knapp 30km) waren die Beine dann wieder locker und die 9 Tage regeneratives Training bzw. die 9 Entlastungstage konnten gut beginnen, bevor dann wieder der nächste dreiwöchige Belastungsblock startet.

Dies war jetzt die dritte Trainingswoche in Folge mit über 180 Wochenkilometern und ich habe es eigentlich gut verkraftet. Mit dem vorgezogenen langen Lauf am Mittwoch in Kombination mit dem vorhergehenden langen Lauf am Samstag und ein paar Zwischeneinheiten lag die Kilometerleistung über 7 Tage rollierend diese Woche nunmehr bei 264km, was das meiste ist, was ich jemals innerhalb von 7 Tagen gelaufen bin (bisheriger Rekord waren 254,4km, allerdings auf Trainingslager und neben Laufen nichts zu tun). Übrigens zum Vergleich: Rainer lief in seinen 7 Tagen am Laufband 852,46km!

>>>> Nun zu meinen "Lessons learnt" ...

Was nehme ich neben dem unglaublichen und wohl einzigartigen Erlebnis, bei dieser Extremleistung von Rainer dabei gewesen zu sein, für mich selbst mit?

Relationen haben sich für mich verschoben. Kam mir bisher ein 24-Stundenlauf lang vor, so denke ich jetzt, eigentlich ist das ja fast ein Sprint im Vergleich zu sieben Tagen am Laufband. Nur ist dieses Vergleichen der falsche Ansatz. Denn jeder bringt seine eigenen Voraussetzungen und damit verbunden seine eigenen Herausforderungen und Ziele mit. Egal, ob das im Laufen, in einer anderen Sportart, im beruflichen Leben, oder wo auch immer ist. Letztlich geht es darum, selbst weiter zu kommen, sich selbst weiter zu entwickeln und seine eigenen Grenzen auszuloten und zu erweitern. Sehr gut gefällt mir dazu nebenstehender Spruch, der auch in die gleiche Richtung geht wie Rainers Ausstattermarke UVU, was für You-versus-You steht, also das "Bezwingen" und Kämpfen mit sich selbst.

Positives Denken und Gelassenheit: Rainer hat in dem dreiviertel Tag, den ich ihn live erlebte, nicht ein kritisches Wort gesagt, er war nie hektisch oder ungehalten, er hat nie über sein "Schicksal" gejammert. Immer ruhig, ab und an ein sehr trockener Humor (herrlich dazu auch am Schlusstag: als plötzlich das Publikum zu klatschen beginnt, nimmt Rainer seine Ohrstöpsel raus und fragt, was denn los sei, nur damit er es auch wisse, ob's was besonders gäbe - ja, er hatte noch 2km bis zur Marke von 850 Kilometern ;-). Diese positive Einstellung möchte ich auch bei meinem 24-Stundenlauf umsetzen. So sehe ich auch das Nichtschlafen-Können als positiv: ich weiß jetzt wenigstens, dass - selbst wenn es nur ein Trainingslauf ist - mein Körper nicht unmittelbar nach der Anstrengung schlafen kann. D.h. wenn mir in Sárvár der Gedanke kommt, ich möchte nur mehr schlafen, weiß ich, es ist ein sinnloser Gedanke, es funktioniert nicht. Also werde ich mir den Wunsch gleich aus dem Kopf schlagen und einfach weiter tun. Hilft nix, da muss ich durch, das habe ich mir selbst so gewunschen, dass ich diesen Lauf mache. Und es gilt auch wieder "Go (Run) 24 hours without complaining (not even once). Then watch how your life starts changing."


Betreuung: auch das hat sich wieder gezeigt: ohne Betreuung wäre die Leistung von Rainer nicht möglich gewesen. Ein großes Team hatte er um sich versammelt, auch nötig, wenn er 7 Tage praktisch rund um die Uhr gehegt und gepflegt werden sollte. Und das Team hatte sich auch einiges ausgedacht - Kostümpartys wurden gefeiert, von den Personen-Typen auch gut durchmischt (der Harte, der Einfühlsame, der Lustige, ...). Aus meiner eigenen Erfahrung sage ich, dass 50% der Leistung dem Team zuzuschreiben sind. Klar, laufen musste Rainer schon selbst, aber ohne Rückhalt vom Team hätte er das nie so lange durchgehalten.

Und so freue auch ich mich schon irrsinnig auf mein geniales Betreuer-Team in Sárvár, wo mich Diana, Winfried und Carola (und natürlich auch einige ganz wichtige Plüschtiere, heuer verstärkt noch durch Twinky) wieder 24 Stunden lang (bildhaft gesprochen, weil erlaubt ist es ja nicht ;-) durchtragen werden. Herzlichen Dank schon an dieser Stelle, dass ihr Euch diesen Aufwand und die Anstrengung wieder an tut! Ich verspreche Euch, ich werde mein Bestes geben, dass ich Euch mit Stolz erfülle und ein möglichst pflegeleichter Athlet sein werde. Jammern wird's nicht geben, schwierige Phasen und wohl auch Schmerzen werden auf mich zu kommen, aber das weiß ich, das habe ich mir so ausgesucht, das gehört dazu und damit werde ich umgehen können.

Und zuletzt noch das Herunterbrechen eines großen Ziels auf viele kleine. Ich hatte den Eindruck, Rainer hat einfach nur von 5km-Block zu 5km-Block gedacht und höchstens von Tag zu Tag, aber nie ans große Ganze, das ergibt sich dann eh von selbst. Für mich als Erkenntnis: ich werde ebenfalls wieder nur Runde für Runde denken, niemals hochrechnen, wie weit ich jetzt kommen könnte oder auch nicht, sondern einfach nur Runde für Runde das Maximum des jeweils Möglichen herausholen. Eine gute Leistung wird dann das Resultat sein und viele Euro bei meiner Benefizaktion "Martin läuft 24 Stunden" für die Stiftung Kindertraum einbringen. Tiefs wird es geben, aber die werden auch wieder vergehen und auch die Tiefs werde ich genießen, weil wenn's einfach wäre, dann könnte es ja jeder. :-)

Und von Rainers Motivationswand gefallen mir zwei Sprüche besonders gut: "Kannst Du Deine Grenzen brechen? - Ich geb' Euch mein Versprechen!" sowie "Jeder Stillstand ist ein Rückstand - Wille & ein Weg!"

In diesem Sinne: Lieber Rainer, herzlichen Dank, dass ich Dich und Dein Team bei diesem Projekt erleben durfte und vieles für meine eigenen Ziele mitnehmen konnte! Gratulation zum neuen Weltrekord, aber noch viel mehr zum Sieg über Dich selbst und das Verschieben Deiner eigenen Grenzen!

Zum Abschluss die üblichen Grafiken "On the road to Sárvár".

Woche 15

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Sonntag, 8. Februar 2015

Woche 14 - Woche der Wissenschaft

Dies scheint die Woche der wissenschaftlichen Studien gewesen zu sein. Einerseits geistert ein Artikel der FAZ über das erhöhte Sterblichkeitsrisiko durch „exzessives Joggen“ durch die medialen Weiten, andererseits habe ich selbst aus aktuellem Anlass ein paar Berechnungen (allerdings nicht zur Sterblichkeit) angestellt. Aber eines nach dem anderen.

Also zunächst zum FAZ-Artikel (der ganze Artikel findet sich hier). Abgesehen davon, dass ich mich nicht betroffen fühle, da ich laufe und nicht jogge (zum Unterschied zwischen Jogger und Läufer siehe beispielsweise dieser Artikel) ist’s natürlich interessant zu lesen, was da wieder verzapft wird. Weil erfahrungsgemäß dauert es nicht lange, bis ich darauf angesprochen werde. Was von der Studie zu halten ist, wird in dieser Analyse der Studie trefflichst argumentiert. Also: nicht alles was sich wissenschaftliche Studie nennt ist auch wirklich wissenschaftlich. Aber fürs Uni-Ranking (je mehr Papers umso besser) und das eigene akademische Standing hilft es. Liest ja eh keiner im Detail ... naja, jedenfalls bestätigt es wieder einmal: traue keiner Statistik, die Du nicht selbst interpretiert hast. Und mein Training erhöht mein vorzeitiges Ablebensrisiko also nicht – und falls doch, dann war ich bis dahin wenigstens glücklich! Ich schicke übrigens noch einen weiteren Artikel, der die Vorzüge regelmäßigen Trainings und auch von Ultralauf beschreibt (eher auf der qualitativen Ebene) ins Rennen: "Ultraläufe: Jenseits des Marathons"

ein corpus delicti ...
Jetzt aber zu meiner eigenen „Studie“. Naja, es ist eigentlich keine Studie, sondern ein Hypothesentest. Zum wiederholten Male kam nämlich diese Woche beim Mittagessen in der Arbeit wieder eine Bemerkung der Art „Was, Du isst noch ein zweites Falafel-Sandwich?“ (dass ich dieses sogar noch mit zusätzlichem Schafkäse angereichert hatte, ist dabei gar nicht aufgefallen ;-)) oder „Das ist aber eine ordentliche Portion – das könnte ich nie essen, wie schaffst Du das?“. Nun ja, selbstreflektierend wie ich bin, nehme ich mir solche Anmerkungen natürlich zu Herzen und gehe in mich.

Bin ich wirklich so extrem verfressen? Habe ich eine hormonelle Körperfehlfunktion? Warum erzeuge ich dieses ungläubige Staunen (ich fasse es mal positiv auf)? Fakt ist jedenfalls, dass ich offenbar deutlich mehr futtere als die meisten anderen, dennoch nehme ich derzeit tendenziell aber eher ab als zu. Körperliche Fehlfunktionen sind mir aus allen bisherigen ärztlichen Untersuchungen glücklicherweise nicht bekannt, mein Körper funktioniert also wohl normal. Bleibt als Erklärung eigentlich nur, dass ich die aufgenommene Energie auch entsprechend „verbrenne“. Um diese These zu stützen, ist es daher interessant, zu berechnen, wieviel Energie ich eigentlich aufgrund meines Lauftrainings zusätzlich zum Grundumsatz verbrauche. Das Krafttraining und die meist täglich 1,8 Kilometer zu Fuß in die Arbeit und auf selber Strecke wieder retour, lasse ich mal außen vor, das ist nicht so viel.

Zum Energieverbrauch beim Laufen gibt es diverseste Untersuchungen und Formeln. Letztlich ergeben alle mehr oder weniger dieselben Richtwerte. Ich habe mich für die Formel von Léger 1984 entschieden, da sie einen guten Kompromiss zwischen Parametervielfalt aber auch einfachem Aufbau darstellt. Diese Formel basiert auf einer Regression über die Ergebnisse vieler Studien zum Energieverbrauch bei Bewegung. Das Original-Paper findet sich hier für alle Interessierten.

Jedenfalls lautet die Formel: VO2 = (2,209 + 3,1633 * V) und gibt die nötige Sauerstoffaufnahmemenge VO2 in Milliliter an, welche pro Kilogramm Masse nötig ist, um diese mit der Geschwindigkeit V (in km/h) eine Minute lang zu bewegen. Ein Liter VO2 entspricht übrigens 4,85 kCal. Ist man soweit, ist es daher ein Leichtes zu errechnen, wieviel Energie E (in kCal) nötig ist, um einen Körper mit Masse M (in kg) in der Geschwindigkeit V (in km/h) über eine Zeit T (in Minuten) zu bewegen, nämlich:

E = (2,209 + 3,1633 * V) / 1000 * 4,85 * M * T

D.h. für einen 12km-Lauf in einer Stunde (=Schnitt 5:00min/km bzw. V = 12km/h und T = 60 Minuten) benötigt man bei einem Gewicht von M=67,5kg etwa E=790kCal. Prüft man diesen Wert mit diversen im Internet kursierenden Kalorienrechnern, den Aufzeichnungen der Pulsuhren und diversen Faustformeln, so kommen alle mehr oder weniger auf diese Größenordnung. Zu Informationszwecken: eine Trainingseinheit von 80km in einer Geschwindigkeit von 10km/h (=8 Stunden Dauer) ergibt dann übrigens knapp über 5.300kCal an Energiebedarf.

Jetzt ist nur noch diese Formel mit meinen Trainingsaufzeichnungen zu verknüpfen und es ergibt sich, dass ich in den 14 Wochen seit Trainingsbeginn im November durch Laufen 130.494 kCal verbraucht habe, also im Schnitt ca. 9.300 kCal pro Woche oder ca. 1.330 kCal pro Wochentag. Nun, das ist somit in etwa eine weitere Hauptmahlzeit zum "normalen" Grundumsatz täglich.

Nachdem meine unregelmäßige quantitative sowie regelmäßige optische Gewichtskontrolle wie gesagt keine Zunahme meiner Körpermasse anzeigt, sehe ich die oben angeführte Formel als auch empirisch bestätigt – ich scheine offenbar die aufgenommene Energie beim Training entsprechend in Vortrieb umzusetzen. Exakt könnte ich die Formel noch durch ein Kalorienprotokoll je Mahlzeit verifizieren, das ist mir dann aber doch zuviel Aufwand :-)

Auf einen einfachen Nenner gebracht: viel Laufen = auch viel Essen!

Kilometer & Energie 7 Tage rollierend
Trainingstechnisch verlief die Woche gut, Tempoeinheit gab es aus Vorsichtsgründen keine und da der lange Lauf bereits am Samstag erfolgte, kam ich rollierend über 7 Kalendertage auch auf den bisherigen Höchstwert von 239,9km - mit entsprechend korrespondierendem Energiebedarf :-) ... nach diesem Peak kommen nun drei ruhigere Trainingstage bevor dann wie schon letzte Woche im Blog erwähnt der Begleitlaufbandlauf beim 7-Tage-Weltrekord-Versuch von Rainer Predl am Programm steht. Danach gibt's dann wieder eine Entlastungswoche.

Abschließend die gewohnte Grafik "The Road to Sárvár" und wer mich am Weg begleiten möchte, besucht doch bitte auch die Seite meiner Benefizaktion martin24h.awardspace.biz

Woche 14




Animation seit Trainingsbeginn

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Sonntag, 1. Februar 2015

Woche 13 - ein schmaler Grat

Bevor's zum Sportlichen geht: vielen Dank an das zahlreiche positive Feedback zur angelaufenen Benefizaktion für die Stiftung Kindertraum. Einige fixe Spendenzusagen sind schon eingegangen: ersichtlich auf meiner Spendenseite http://martin24h.awardspace.biz anhand vieler hocherfreuter Twinkies. Und viele von euch haben schon ihre Absicht bekundet, sich ebenfalls noch zu beteiligen. Vielen Dank! Das gibt mir auch viel Motivation im Training.

Und als neues Feature für alle, die brandaktuell informiert sein möchten, wenn es einen neuen Blog-Eintrag von mir gibt: einfach rechts oben bei "Follow by Email" Eure eMail-Adresse eintragen, auf "Submit" drücken und den weiteren Anweisungen folgen (Spam-Schutz ausfüllen sowie Aktivierungs-Link, den ihr dann per eMail erhaltet, anklicken). Damit seid ihr dann jederzeit Up-To-Date was meine Vorbereitung betrifft.

Jetzt zum Sportlichen, das dem Post diese Woche seinen Titel gibt, denn diese Woche hat mir in Erinnerung gerufen, dass mein Training wohl ein schmaler Grat zwischen Make or Break ist. Die letzte Erholungswoche war für den Körper offenbar doch nicht so erholsam wie erhofft. Die wöchentliche Massage fiel wegen Erkrankung meines Masseurs aus. Dazu noch zwei Tage lang aus Zeitmangel das Dehnen der Waden vernachlässigt, aber am Dienstag dann wieder - weil's ja letzte Woche so nett war - 8x1km "Pseudo-Intervalle" in 4:14min/km mit 2:15 Minuten Trabpause gemacht. Am Mittwoch früh gab's die Rechnung dafür und die Achillessehne rechts hat zu zwicken begonnen. Dennoch abends natürlich wieder Laufen gewesen, weil so ein bisschen Zwicken halte ich schon aus, ist ja ein gutes Training wieder zu lernen, wenn während der 24 Stunden Schmerzen einsetzen wie damit umzugehen ist. Achtung Warnhinweis: dies empfehle ich ausdrücklich niemandem zur Nachahmung! Und: bei anderen weiß man es immer besser, was sinnvoll ist :-). Jedenfalls hat die Nachbehandlung nach dem Lauf dann mit Dehnen, Black-Role-rollen (wobei meine grün ist), The-Stick-Behandlung und Salbenwickel länger gedauert als das Training selbst. Donnerstag früh war's dann wieder besser, sodass das Donnerstag-Abend-Training mit viel Vorsicht auch machbar war. Danach wieder Nachbehandlung wie oben beschrieben. Freitag früh ebenfalls nochmals dehnen und rollen, dann war's abends beim Laufen sogar wieder schmerzfrei. Allerdings hab' ich dafür die Oberschenkel ordentlich gespürt. Der Donnerstag-Abend-Lauf war wohl null aus den Waden sondern nur aus den Hüftbeugern getrieben. Danach dann noch eine ausführliche Massage (Masseur wieder gesund - juhu!) und Samstag war wieder alles wie immer und bereit für den sonntäglichen Long-Jog. Also wieder Glück gehabt, aber die "Pseudo-Intervalle" werde ich mir nächste Woche wohl sparen.

Der sonntägliche Long-Jog am Laufband war laut Plan auf 70 Kilometer ausgelegt, eventuell 80 wenn es sich gut anfühlt. Nun, die ersten 20 Kilometer waren echt zäh, danach kam der Körper langsam ins Rollen und nach 60 Kilometer und 6 Stunden beschloss ich, dass die restlichen 20 km (=2 Stunden) auch noch drinnen sein müssen. Nach 75 Kilometer - wie ich nach dem Training erfuhr - dachte sich meine liebe Frau Carola dann ob meines Gegrunzes (es wurde doch langsam mühsam) schon, mich vielleicht besser vom Laufband zu holen, tat es aber aufgrund des Wissens um die Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens doch nicht. Und ich drückte den Rest durch. Weil auch Twinky von der ersten Laufbandeinheit, wo Twinky live dabei war (siehe rechts) gar so begeistert war, gab's dann noch 1.18 Kilometer als Bonus auf die 80 Kilometer drauf - ist ja auch eine hübsch symmetrische Kilometerleistung. Damit wurde das die bisher längste Einheit on the road to Sárvár. Die Pulsanzeige von 48 bpm am Bild ist übrigens zu ignorieren - da hat der Handpulssensor vom Laufband aufgrund der Schweißgetränktheit gesponnen.

Nächste Woche werden es aber aber als Long-Jog wirklich nur 70 Kilometer und ob ich die geplanten 180+ über die Woche verteilt durchziehe, muss ich noch schauen. Denn schließlich steht schon in 1.5 Wochen von Mittwoch mittag bis Donnerstag 2h früh dann als wirklich laaaanges Training ein Begleitlaufbandlauf über ca. 100-110km beim 7-Tage-Laufband-Weltrekord-Versuch von Rainer Predl (startet am Samstag 7.2., näheres zu diesem unglaublichen Projekt zu Gunsten des Kinderhospiz Sterntalerhof auf Rainers Facebook-Event-Seite oder unter www.rainerpredl.at | Monster-Project) am Programm. Und da will ich natürlich fit sein, um gemeinsam mit Rainer möglichst viele Kilometer abzuspulen. Er macht dann so etwas wie meinen Trainingslauf 7 Tage hintereinander und das mit geplanten 153km pro Tag auch länger mit nur 3 Stunden Schlaf pro Tag :-O - unvorstellbar! Rainer freut sich übrigens auch über Anfeuerung, also schaut vorbei im Megafit-Fitnessstudio in Gänserndorf - ganz großes Kino wird das!

Als Abschluss noch die Bilder der Woche 13


und animiert seit Beginn
und als Druckversion: Training bis Woche 13

Montag, 26. Januar 2015

Benefizaktion 2015 steht fest & Bericht Woche #12

Nur mehr drei Monate, dann geht es am 25./26. April beim 24-Stundenlauf in Sárvár (Ungarn) los. Dieser Lauf wird bekanntlich heuer auch Ort meines jährlichen Benefizlaufs sein, d.h. meine in Sárvár erreichten Kilometer sind die Basis für die Benefizaktion.

Heuer laufe ich in Sárvár für die Stiftung Kindertraum, deren Ziel es ist, mit der Erfüllung von Herzenswünschen die Lebensqualität schwer kranker und behinderter Kinder und ihrer Familien in Österreich entscheidend und nachhaltig zu verbessern. Ich hatte im Vorfeld auch bereits ein direktes Gespräch mit Gabriela Gebhart, Geschäftsführerin der Stiftung Kindertraum, um mich ergänzend zum Spendengütesiegel und den Informationen im Internet auch persönlich von der Qualität der geleisteten Arbeit zu überzeugen.

Nachdem der 24-Stundenlauf per se viel mit Bewegung zu tun hat und aus meiner Sicht Selbständigkeit, Unabhängigkeit und so weit als möglich eigenständige Mobilität die Voraussetzungen für Lebensfreude und Selbstbewusstsein sind, werde ich gemeinsam mit Euch einen Herzenswunsch unterstützen, welcher diese Aspekte nachhaltig fördert oder ermöglicht. Welches Projekt dies genau sein wird, kann derzeit noch nicht festgelegt werden, da dies von Eurer Spendenunterstützung (und meinen erzielten Kilometern) abhängt. Einige Beispiele, welche Wünsche dieser Art in der Vergangenheit bereits erfüllt wurden: diverse Therapien wie tiergestützte Intervention/Pädagogik oder Adeli, Hilfsmittel wie z.B. verschiedenste Spezialräder.

Verdoppelung: Zusätzlich unterstützt mein Arbeitgeber Macquarie die Fundraising-Aktivitäten seiner Mitarbeiter durch die Stiftung Macquarie Group Foundation welche von Mitarbeitern gesammelte/initiierte Spenden verdoppelt. Dies bedeutet also, dass jeder Euro, der im Rahmen meiner Benefizaktion von Euch an die Stiftung Kindertraum gespendet wird, einen weiteren Euro durch die Macquarie Group Foundation auslösen wird! Oder für meine Motivation: jeder gelaufene Kilometer zählt quasi doppelt.

Das Maskottchen der Stiftung Kindertraum namens Twinky (zu finden auf meiner Spendenseite, also schaut gleich vorbei) begleitet ab sofort mein Training und sorgt für anhaltend hohe Motivation!

Meine Spendenseite http://martin24h.awardspace.biz ist also wieder aktiv und wartet auf Euren Besuch.

Ich hoffe, meine Kilometer in Sárvár und Eure Spenden werden dann bei der Erfüllung eines Kinder-Herzenswunsches ganz viel Freude bringen!

Damit es sehr, sehr viele Kilometer in Sárvár werden, muss natürlich auch trainiert werden. Diese Woche allerdings etwas weniger, da es eine Entlastungswoche war. Um die aufgrund der letzten drei Wochen müden Beine wieder spritzig zu machen, durfte es bei einer Trainingseinheit zur Abwechslung auch wieder bisschen ein flotteres Tempo sein: "Pseudo-Intervalle" 8x1km in 4:14, 4:14, 4:10, 4:10, 4:07, 4:07, 4:03, 4:00min/km mit je 2:15 Minuten Traben dazwischen - hat Spaß gemacht. Der Rest waren nur lockere Einheiten um die 5:00min/km herum.

Aber nun stehen wieder drei Wochen mit vielen Laufkilometern am Programm. Entsprechend habe ich auch zwei neue Paar meiner Lieblingsschuhe "Brooks Launch" bestellt. Nach mittlerweile über 1.600 Trainingskilometern in 12 Wochen ist ein Paar bereits nahe dem Ende seiner Lebensdauer von ungefähr 1.000 Kilometern und das andere Paar, das nur am Laufband zum Einsatz kommt, hat auch schon über 500 Kilometer in den Sohlen :-O. Wenn das Training aber weiter nach Plan verläuft, dann sollte ich wohl nochmals 1.5 Paare in den nächsten 13 Wochen "verbrauchen", aber Nachschub kommt ja hoffentlich bald.

Grafisch sieht das abschließend so aus: Trainingswoche #12 (13 noch vor mir)


Und wie immer die Animation seit Trainingsbeginn:


Und in Print-Qualität: Training bis Woche #12

Sonntag, 18. Januar 2015

Das Anstrengendste von Trainingswoche #11 ...

... war eindeutig, einen Titel für dieses Posting zu finden :-) 

Viel erlebt habe ich auch in Trainingswoche #11 nicht - ich bin leider nicht so ein Medium wie andere Blogger, denen laufend unglaubliche Dinge widerfahren. Ich drehe nur abends einfach ruhig meine Runde. Highlight dabei war noch am ehesten, dass ich festgestellt habe, die meisten anderen "Bewohner" der Prater Hauptallee auch im Halbdunkel auf 200 Meter Entfernung am Laufstil zu erkennen, bevor noch ein Gesicht erkennbar ist.

Um dem Kopf Abwechslung zu bieten, bin ich diese Woche aber sogar der Hauptallee untreu geworden und habe mich einmal Richtung Auhof hinaus bewegt (immer schön der U4 entlang) und einmal via Donaukanal zum Kahlenberger Dorf. Auhof hatte aber auch logistische Gründe, da dienstags die Achillessehne rechts leicht gezwickt hatte und ich daher mittwochs jederzeit die Option zum Ausstieg (bzw. U-Bahn-Einstieg) haben wollte. Das war dann aber glücklicherweise nicht nötig, die Achillessehne hatte sich wieder beruhigt. Der Körper hat mir jedenfalls gezeigt, dass er nach den zähen 70 Kilometer zum Abschluss der letzten Woche wohl etwas ruhigere Tage brauchte. Daher gab's die Woche bis heute nur kurze, gemütliche Läufchen, dafür aber jeden Tag ein bisschen was und so sammelten sich auch die nötigen Kilometer für eine dritte Belastungswoche in Folge an.

Heute dann der wöchentliche Long Jog, wie geplant 80 Kilometer am Laufband - insofern kann ich auch da von keinen besonderen Erlebnissen berichten ... ich habe niemanden der Laufbekannten während meiner Einheit getroffen :-D ... dafür habe ich bald die Aufzeichnungen der NFL durch und nähere mich dem Ende der Regular Season (also bitte nichts von den Play Offs verraten). Aber ich schweife ab. Der Long-Jog heute war jedenfalls im Vergleich zu den 70 Kilometern letzte Woche extrem locker - naja, bei jeder Menge Vollkornkeksen, dunkler Schokolade und Salzwasser muss es mir ja gut gehen.

Nächste Woche steht nun aber wirklich eine Entlastungswoche an, das Training muss ja auch wirken können. Dafür sollten sich nächste Woche auch die letzten Details zur Benefizaktion klären und ich hoffe, in Bälde dann Konkretes dazu veröffentlichen zu können.

Bleibt mir nur mehr das Bild von Trainingswoche #11 (14 Wochen noch vor mir)


Und die Animation seit Trainingsbeginn


Und wer es vielleicht sogar ausdrucken möchte: Training bis Woche #11

Sonntag, 11. Januar 2015

Trainingswoche #10 geschafft

Zehn Trainingswochen seit Anfang November liegen am Weg nach Sárvár bereits hinter mir, 1.315 Kilometer habe ich dabei absolviert. Nachdem es immer wieder Fragen zu meinem Training gibt und dieses vielleicht auch anderen als Motivation dient, liefere ich heute ein wenig Zahlenmaterial dazu. Weil aber Bilder mehr sagen als 1.000 Worte und Zahlen, gibt's das alles als Grafiken.

Nachdem die heutige letzte Einheit der Woche mit 70 Kilometer am Ende doch deutlich mühsamer war als erwartet, werde ich mir nun ein paar lockerere Tage gönnen. Ob die kommende Woche daher eine Ent- oder doch wie geplant eine Belastungswoche (mit einem 80km-Long-Jog) wird, wird sich noch weisen. Mal schauen, worauf der Körper Lust hat. Dem Kopf ist beides recht :-)

Jetzt aber viel Spaß mit meinen Bildern "The Road to Sárvár (to be continued ...)".

Entweder als Animation für alle, die nicht selbst klicken wollen ...



Für die Hard-Core-Fraktion, die es sich auch ausdrucken will *gg*, als PDF-Version hier: Training bis Woche #10

Und hier als Einzelbilder, wem die Animation zu schnell ist ...











Mittwoch, 31. Dezember 2014

Sportlicher Rückblick 2014, Ausblick 2015 & Benefizaktion 2015 schon im April 2015!!!

Im Blog hat sich schon lange nichts mehr getan ... Grund genug, mich auch in die Reihe der Jahresrückblicke einzureihen. Wobei - wenn man Wikipedia glaubt (http://de.wikipedia.org/wiki/Silvester) - im Vergleich zum Alter des Universums wohl die Jahreswende erst kürzlich definiert wurde. Wie auch immer, Konvention ist Konvention und einiges zahlenanalytisches mit schönen runden Werten folgt von mir gleich auch noch, also sollte ich mich hier nicht gar so unkonventionell geben.

Aber genug der Schwafelei, ich komme zu meinem sportlichen Rückblick auf das Jahr 2014. Eigentlich sehr verspätet, denn das Laufjahr 2014 endete bereits Anfang Oktober mit dem 6-Stundenlauf in Schwechat. Ein schöner Abschluss, zwar nicht mit ganz so vielen Kilometern wie erhofft, aber immerhin knapp aber doch noch mit einer neuen Bestleistung. Das Highlight bleibt natürlich der 24-Stundenlauf in Irdning, wo ich nach dem 24h-Lauf in Sarvar Ende April nochmals meine Bestleistung verbessern konnte, womit ich mit 185,795km gemäß der Statistik-Seite der DUV (http://statistik.d-u-v.org/) in der Jahresbestenliste 2014 mit Platz 395 knapp aber doch noch zu den Top 400 (100er-Sprünge sind interessante psychologische Marken aufgrund des weit verbreiteten Dezimalsystems *gg*) weltweit gehöre. Achja, erstmals konnte ich mit 5.197 Jahres-Trainingskilometern auch die 5.000er-Marke knacken (gut, dass ich nicht in Meilen protokolliere, da wäre die Zahl niedriger *gg*).

Genug nun von der Statistik, allerdings sind diese Ego-Zahlen doch auch für die Gesellschaft sinnstiftend, da ich gemeinsam mit Euch Lesern dieses Blogs dank Eurer zahlenreichen Unterstützung die durch meine Kilometer ermöglichten Spenden auf über EUR 8.300 (sagte ich etwas von runden Werten?) erhöhen konnte.

Es ist also genug Motivation für 2015 da. Nachdem mein Immunsystem nach dem 6h-Lauf in Schwechat im Oktober etwas w.o. gab und mit einem Ausbruch von Herpes zoster trigeminus rebellierte, läuft das Training seit November wieder nach Plan. Im Oktober war ohnehin eine Pause geplant, mein Körper hätte sich also gar nicht so beschweren müssen ... naja, immerhin besser in der Off-Season krank sein als beim Saisonhöhepunkt.

Apropos Saisonhöhepunkt ... das wird 2015 diesmal Ende April der 24-Stundenlauf in Sarvar sein, dessen Kilometer ich somit auch als Basis für meine Benefizaktion nehmen werde. Für die Benefizaktion plane ich 2015 auch etwas besonderes, nähere Details gibt's dann im Laufe des Jänners. Ich hoffe, alle meine Unterstützer sind auch 2015 dann wieder dabei! Bitte aber notieren, dass die Benefizaktion 2015 bereits im April stattfindet und nicht erst im Juli!

Nachdem's jetzt nur mehr knapp 4 Monate bis Sarvar sind, werden sich auch die Einträge hier im Blog hoffentlich wieder häufen und ich ein wenig über mein Training berichten sowie auch Details zur Benefizaktion - seid gespannt!

Damit allen Lesern ein gutes neues Jahr, viel Glück und vor allem Gesundheit!

Donnerstag, 10. Juli 2014

Kollektive Energie

Wie üblich gibt's vor dem eigentlichen Laufbericht eine Zusammenfassung der letzten Wochen davor, denn auch diese haben entscheidenden Einfluss auf den Lauf selbst.

Die Vorbereitung war - wie schon im Blog ausführlich geschrieben - kurz, aber knackig mit dem 6h-Lauf in Wien Anfang Juni und dem 100km-Lauf ebenfalls in Wien drei Wochen vor Irdning. Dazu noch viele langsame Laufkilometer im 24h-Anfangstempo (danke für die Hinweise dazu an Georg M., das Training war dann gar nicht sooooo fad wie befürchtet ;) ), um die Muskulatur an diese Art der Belastung zu gewöhnen. Die Form baute sich langsam wieder auf, es lief eigentlich ganz gut.

Aufgrund einiger Verzögerungen sind wir dann erst 2.5 Wochen vor dem Irdning-Wochenende in unsere neue Wohnung übersiedelt. Und geschickt wie ich bin, habe ich dabei gleich zu Beginn der Übersiedlungsaktion einen Sessel als Leiter-Ersatz verwendet. Rauf auf den Sessel kam ich ja noch problemlos, nur runter brachte ich dann den Sessel zum Kippen und ein Körper der sich gemäß der Schwerkraft verhält und ein Sessel, der genau das Gegenteil macht, sind keine gute Kombination. Resultat: das Vierkantholz der Rückenlehne bohrte sich in die Rippen. Mir blieb ziemlich die Luft weg. Jedenfalls war's wieder eine Rippenprellung, diesmal wenigstens links und nicht wieder rechts wie letzten November. Und auch gefühlsmäßig etwas weniger schlimm. Schlafen war bis Irdning aber auf der linken Seite nicht möglich, Husten oder Niesen auch nur mit Schmerzen. Mit einem ordentlichen Rippen-Tape versehen, probierte ich dennoch hin und wieder zu laufen. Naja, mit flachstem Schlapfschritt und langsam, möglichst ohne Erschütterungen, ging es mit halbwegs erträglichen Schmerzen. Tief atmen oder länger laufen war aber natürlich nicht drinnen. Teilweise brauchte ich in der Nacht leider auch Voltaren um halbwegs schmerzfrei schlafen zu können.

Ein letzter geplanter langer langsamer Lauf mit ~35-40 Kilometern fiel aus. Und obwohl wir bei der Übersiedlung sehr viel Unterstützung hatten, war es trotzdem anstrengend. Viel Zeit ging fürs Suchen, in welchem Karton jetzt was ist, drauf. Die Nächte waren noch kürzer als normal. Auch die Form fühlte sich nicht mehr ganz so toll an wie noch vor dem 100km-Lauf. Der Peak war wohl beim 100er oder eine Woche danach.

Alles in allem also nicht die optimalsten Voraussetzungen für einen 24-Stundenlauf. Aber unabhängig von der Vorgeschichte hatte ich mir schon zuvor als Zielsetzung gesetzt, keine wirkliche Zielsetzung zu haben. Ich wollte nur "locker" dahinlaufen, dann ergeben sich die Kilometer ohnehin von selbst. Weil wie ich für mich in den bisher sieben 24h-Läufen gelernt habe: erzwingen kann man's eh nicht oder wenn ich es doch versuche, dann kommt noch viel weniger raus, als eigentlich möglich wäre. Und auch auf Hochrechnungen, wie weit ich kommen könnte, wenn ich die nächsten 10 Stunden das aktuelle Tempo halte oder nur mehr gehe oder ähnliche Zahlenspielereien, wollte ich verzichten. Klar, das Betreuer-Team musste schon wissen, in welchem Tempo ich unterwegs bin um mich zu bremsen, aber ich selbst wollte niemals daran denken, ob noch 170, 180, 190 oder was auch immer für Kilometer möglich wären. Einfach immer so gut als möglich laufen wie es der Körper gerade zulässt.

So ging es dann nach Irdning. Die meisten benötigten Sachen hatte ich auch gefunden, das Wohnmobil war jedenfalls voll. Weil eigentlich braucht man ja nicht viel für einen 24-Stundenlauf ;) - nur ich fühle mich nur wohl, wenn ich vom Antarktis bis zum Sahara-Rennen über beliebige Distanzen mit meiner mitgebrachten Ausrüstung alles bestreiten könnte.

Der Veranstalter des Laufs war "neu" bzw. übernahm heuer der ansässige Sportverein "ATV Irdning" zur Gänze die Organisation. Im Vorfeld wurden einige Verbesserungen angekündigt. Ich war also gespannt, wie es heuer so ablaufen würde. Klar war jedenfalls, dass die Strecke kürzer als letztes Jahr sein würde. Statt über 2.200 Meter war die Runde nur mehr 1.217,75 Meter lang und auch ohne dem Mugel, der sich in den letzten Jahren im Laufe der Zeit zum Berg auswuchs. Für die Betreuung natürlich auch viel besser, weil man selbst gehend in relativ kurzer Zeit wieder bei seiner Station ist. Auch für die Stimmung sollte es besser sein, wenn sich die Läufercamps nicht auf 2.2km verteilen sondern alles komprimierter ist.

Der Freitag verlief dann eher mühsam. Letzte Dinge packen, die Fahrt, alles dauerte etwas länger als geplant. Und als ich dann gegen 14h ziemlich hungrig in Irdning ankam, war auch noch mein reservierter Stellplatz durch ein Fahrzeug blockiert. Also vorab nix mit hinstellen, essen, Beine hochlagern. Kurz versuchte ich, den Besitzer des Wagens zu finden, leider erfolglos. Nachdem ich schon recht hungrig war und ich meinen Magen mit ungewöhnlichen Essenszeiten nicht schon am Freitag verwirren wollte, kochte ich also zunächst Tortelloni und hatte mein Mittagessen. Mit einem anschließend geplanten Mittagsschlaf war aber nix, weil ich das Wohnmobil ja noch nicht "stellplatzfertig" machen konnte und mit dem ganzen Zeugs für den 24-Stundenlauf ist kaum Platz drinnen.

Glücklicherweise trieb aber Manfred A. (alias Fredmann), der traditionell für sich eine 4er-Familien-Staffel organisiert hatte und schon einige Tage in Irdning urlaubte, dann doch den Besitzer des Wagens auf. So war dieses Problem erledigt, ich konnte das Wohnmobil stellplatzfertig machen und versuchte, schon das Zelt aufzubauen. Als ich fast fertig war, kam allerdings ziemlicher Wind auf und das Zelt war nur schwer zu bändigen. Also alles wieder abbauen, bevor es beim 24-Stundenlauf morgen kein Zelt gibt. Mit dem Zelt im Wohnmobil war es dann zwar wieder eng, aber jetzt wollte ich mich doch mal ausruhen - da war es aber leider schon spät am Nachmittag.

Carola beim 10er - Meisterfotograf
werde ich keiner mehr, die Belichtung,
mein Feind :D
Carola kam dann abends mit Markus W., dem Organisator der 12er-Staffel des LAC Harlekin, bei der auch Carola einige Runden drehen würde, nach. Nachdem Freitag abend um 19h in Irdning ein offiziell AIMS-vermessener 10km-Lauf stattfand und es vermessene 10km-Straßenläufe in Österreich nicht wirklich so viele passende gibt, hatte sich Carola auch dafür angemeldet. Zeitlich wurde es aufgrund des Verkehrs dann etwas knapp, sodass ich Carola schon vorab die Startnummer abholte, sie dann in Irdning ankam und sich gleich ans Aufwärmen machte. Das Wetter war extrem schwül, selbst ich hatte Kopfweh (und normalerweise habe ich das nie). Entsprechend anstrengend war dann auch der Lauf für Carola und das Ergebnis nicht wirklich wie erwünscht. Hatte sich die Hetzerei leider nicht gelohnt.

Nach dem Lauf gab es dann eine "Runner's Party" - die war aber leider nicht wie in den letzten Jahren für alle Läufer (also auch die Starter im 24h-Lauf am Samstag), sondern nur für die Teilnehmer der Freitag-Bewerbe. Schade, denn so schauten die meisten Samstag-Starter nur kurz zur Startnummernabholung vorbei, aber man traf sich nicht beim gemeinsamen Nudel-Essen.

Nun ja, das war also der Freitag, der meine Stimmung und Zuversicht nicht wirklich verbesserte. Auch beim Abgehen der Strecke kam ich mir ein wenig wie in einem Escherbild vor: zwei relativ (eh nur ca. 2 Höhenmeter!) deutliche Gefällestrecken und der Rest dann langgezogen leicht bergauf zum Ausgleich. Ich hab's umgekehrt lieber. Kurz und knackig bergauf, wo man geht und dann leicht bergab rollen lassen. Und die Strecke praktisch ohne jeglichen Schatten. Und wie ich aus den Vorjahren weiß: in Irdning wird's immer heiß am Sonntag.

Um es vorwegzunehmen: Schatten gab es wirklich fast keinen, aber besser gelaunt war die Strecke dann schon viel besser als in den letzten Jahren und auch extrem flüssig zu laufen. Weder bergab noch bergauf waren in irgendeiner Form Rhythmusbrecher oder unangenehm. Also für die gegebenen Voraussetzungen in Irdning das Optimum!

Der Samstag Vormittag verlief dann sehr entspannt, Zelt aufbauen (heute ohne Wind), noch ein paar Sachen herrichten und ansonsten bis zum Start eigentlich nur herumliegen. Einzige Unterbrechung: um 11h ein Teller Tortelloni. Mit der Bewölkung war es auch nicht so heiß, wenn nur kein Gewitter käme.

Diana, Ruhe vor dem Start
Foto: Diana Wagner
Am späten Vormittag traf dann auch Diana in Irdning ein. Diana kenne ich ursprünglich aus einem Laufforum und sie meldete sich als ich wegen Unterstützung bei der Betreuung in Sarvar anfragte. Für Sarvar hatte Diana zwar keine Zeit, aber sie bot dafür an, mich in Irdning liebend gerne zu betreuen. Super, weil für Irdning war Carola als Betreuerin bis dahin ohnehin noch solo. Und das wäre gar nicht gut gewesen. Weil 24-Stunden MICH (bei anderen geht das, aber ich bin da komplizierter ;) ) alleine betreuen, das schafft Carola nicht bzw. ist dann nachher fertiger als ich als Läufer. Und 2.5 Monate nach dem letzten Lauf in Sarvar war's auch Winfried, der mich mit Carola zuletzt immer betreut hatte, nicht zuzumuten, schon wieder so viel Aufwand zu betreiben.

Diana bekam dann gleich eine Express-Einschulung, wobei Express nicht in der Knappheit der Informationen lag, sondern an meinem Vortragstempo :D. Als ersten Schocker gab's auch sofort die klassischen Martin-Zeit-Weg-Runden-Tabellen in verschiedenster Parametrisierung. Eine Zahlenwüste in 8-Punkt-Schrift (bevor es beim Ausdruck auf 5 Punkt reduziert wird) über 8 A4-Seiten - einzige wesentliche Information, die fehlte (weil mir war's ja eh klar): welche Rundenzeit soll ich denn am Anfang laufen? Achja, stimmt. Auch nicht unwichtig fürs Betreuer-Team. Glücklicherweise machte sich Diana nicht umgehend wieder auf zurück nach Wien, sondern überstand auch die restliche "Einschulung".

Für den Stellplatz hatte ich mir schon im Vorfeld mit Georg M. ausgemacht, diesen gemeinsam zu nutzen. Mit seiner Betreuerin Petra, Carola und Diana wären dass dann im Notfall drei Betreuerinnen für zwei Läufer, das sollte in allen Situationen gut funktionieren. Und im Sog von Georg, einem Anwärter auf eine Meisterschaftsmedaille, hoffte ich auch auf eine gute Leistung meinerseits.

Um 13h15 dann rein ins Laufgewand und ich drehte eine Testrunde sowohl um die Strecke laufend kennenzulernen, als auch um zu sehen, welche Bekannten wo stehen (es gab praktisch keine 50 Meter wo ich nicht jemanden aus der Ultrafamilie kannte) und wie sich das Wetter bekleidungstechnisch anfühlte. Es war mittlerweile doch deutlich wärmer geworden also fiel die Wahl auf meine dünnsten Laufsachen. Wie schon geschrieben fühlte sich die Strecke gut an und auch die Ultrastimmung stellte sich langsam ein.

Auch die Labe versprach deutlich besser zu sein als in den letzten Jahren: geboten wurden Nudeln, Reis, Kaiserschmarrn, Suppe, Kartoffeln, dunkle Schokolade, diverse Nüsse, Iso-Getränke, Cola, Brot, Banane, usw. Achja: und Leberkäs-Semmeln hatten sie auch :O ... an die habe ich dann während des Laufs allerdings nicht mehr gedacht ;)

So ging es dann locker zum Start. Ich war diesmal entspannt wie eigentlich noch nie in Irdning, fast fühlte es sich an wie vor einem Trainingslauf. Naja, vielleicht nicht das Schlechteste, weil im Training bin ich schon hin und wieder besser gelaufen als dann im eigentlichen "Hauptwettkampf".

Start
Foto: Diana Wagner
Erste Runde, noch locker
Foto: Diana Wagner

Pünktlich um 14h machte sich das Läuferfeld auf die Reise. Viele bekannte Gesichter am Start, schließlich war der 24h-Lauf auch gleichzeitig die österreichische Meisterschaft im Ultralauf. Entsprechend stark war auch das Läuferfeld. Ich reihte mich recht weit hinten im Feld ein, nur nicht zu schnell starten. Das Tempo musste ich rein aus den Trainingserkenntnissen wählen, denn Brustgurt zur Pulsüberwachung konnte ich aufgrund der Rippenprellung keinen tragen. Im Zweifelsfall hatte ich mir vorgenommen, noch einen Tick langsamer zu laufen als es sich bereits gut anfühlen würde. Zeitkorridor war 7:18min (=6:00min/km) bis 7:58min/Runde (=6:33min/km). Und das traf ich diesmal extrem gut. Selbst die erste Runde war mit 7:38min wunderbar im Korridor.



Streckenplan
Quelle: 24h-lauf.at
So trabte ich dahin und begrüßte nach und nach die Mitläufer. Mit der neuen Strecke gab es nunmehr auch einen Abschnitt, wo sich die Läufer quasi im "Gegenverkehr" begegneten und nicht nur auf der Runde selbst. So konnte man auch Läufer anfeuern, die 600 Meter vor oder hinter einem lagen.

Nahrungsprotokoll der
ersten 6 Stunden
Nach einer Stunde begann dann schon das Essen. Schließlich war es 15h, meine Tortelloni waren schon 4 Stunden her, also ran an die Labe und eine halbe Banane schnappen. Dazu noch etwas UltraSports Buffer und auch einige Vollkornkekse fanden in der zweiten Stunde den Weg in meinen Magen. Vollkornkekse waren ja DIE Entdeckung für mich in Brugg gewesen - geben ordentlich Kohlenhydrate (immerhin 5g pro Stück), sind praktisch im Handling und brauchen nicht soviel Kauenergie wie Soletti. Und schmecken tun sie mir auch gut ;). In der vierten Stunde gab's dann erstmals eine große Mahlzeit wie mir das von Carola & Diana liebevoll geführte Energieprotokoll nun im Nachhinein verrät: einen vollen Teller mit einer Nudel/Kartoffel/Sugo-Mischung. Hmmmm, schmeckte das gut. Und Energie gab es auch. Alles natürlich gehend auf der Runde verdrückt. Es lief fein dahin, alles spielte sich perfekt ein.

Erste Aufregung dann aber nach etwa 5h30 Laufzeit und 52 absolvierten Kilometern: aufgrund der Rippenprellung war vor Irdning keine wirklich entspannende Rückenmassage mehr möglich. Und mein Rücken (so wie auch die sonstige Muskulatur) ist ohnehin meist recht hart. Dazu noch die unbewusste Schonhaltung durch die Rippenprellung. Ergebnis: die Schulterpartie verkrampfte sich massiv, danach der Brustkorb vorne, der Rücken hinten, was dann bis ins Bein ausstrahlte, und dann begann auch das Hämatom der Rippenprellung sich zu melden und ich hatte bei jedem Laufschritt das Gefühl, als würde mir ein Messer in die Rippen gebohrt werden. Gehen entspannte wenigstens die Muskulatur etwas, aber nur einige Laufschritte und die Verspannung war wieder da. Was jetzt tun? Nach 5h30 aufhören und der ganze Aufwand umsonst? Noch dazu hatte ich wieder viele Freunde und Bekannte als Sponsoren gefunden, die meine Kilometer in Bares für den guten Zweck verwandeln würden. Und schließlich gibt es viele Bedürftige in der Region, die nach Schicksalsschlägen Unterstützung benötigen. Das war übrigens heuer auch sehr nett, dass während der Veranstaltung darauf hingewiesen wurde und auch einiges erzählt wurde, was mit den Hilfsgeldern des 24-Stundenlaufs ganz konkret geleistet werden kann.

Also: ich hatte Schmerzen, konnte nicht mehr laufen - die Beine waren allerdings noch locker wie am Anfang, also es wäre wirklich schade, nur wegen der blöden Rippenprellung aufzugeben. Eine Möglichkeit gegen die Schmerzen: Voltaren. Dieses ist auch erlaubt, also mit Doping im Rahmen der Meisterschaften gibt's kein Problem. Allerdings sehe ich für mich den Einsatz von Medikamenten, welche über kühlende/wärmende Salben hinausgehen, während eines Wettbewerbs sehr kritisch und hatte auch noch nie ähnliches wie Voltaren eingesetzt.

Als Kompromiss beschloss ich nach kurzer Beratung mit Carola, einmalig 50 mg Voltaren zu nehmen. Entweder diese geringe Dosis genügt um die Schmerzen der Rippenprellung in den Griff zu bekommen, und wenn nicht, dann muss ich wirklich aufhören. Zusätzlich schmierte mir Carola Schultern und Brustkorb mit wärmender Salbe ein, um die Verspannungen hoffentlich etwas zu lösen.

Beides begann bald zu wirken, die Rippenprellung war nur mehr ein dumpfer Schmerz und die verspannte Muskulatur wurde überlagert vom Brennen der Wärmesalbe. Carola hatte zwar ohnehin sehr vorsichtig dosiert, aber zusammen mit dem Schweiß brannte die Haut doch ordentlich. Also wieder ein bisschen Abwischen und dann war es gut.

Es läuft ...
Foto: 24h-lauf.at
So konnte ich dann doch wieder das normale Rundentempo aufnehmen. Es lief wieder gut dahin. Laufen, Essen, Laufen, Essen, natürlich auch viel trinken. Penibel achteten Diana & Carola auch darauf, dass ich mindestens auf meinen Liter Flüssigkeit pro Stunde komme. Irgendwann ging auch ein kurzer Regenschauer nieder, aber der dauerte nur zwei Runden, dann war's wieder vorbei. Ab und an auch für zwei bis drei Minuten hinsetzen um die Beine etwas zu entlasten. Aber dann wieder weiter. Runde für Runde.

Nach 7h30 und etwa 69 Kilometern fing der Kreislauf dann etwas an zu schwanken. Hm, liegt's jetzt am Wetter oder ist es vielleicht so wie in Sarvar ein nötiger WC-Besuch? Naja, ist eh Zeit für den Wechsel der Kleidung in Richtung Nachtschicht, also schauen wir, was ein wenig Erholung am Topf bringt. Ja, das tat schon gut. Details erspare ich der werten Leserschaft.

Bei der Gelegenheit schnappte ich mir auch meinen MP3-Player, der mich dann bis zum Ende des Laufs motivieren sollte - und es auch tat, auf eine ganz eigene Art. Aber dazu später.

Nach 9 Stunden waren 80 Kilometer geschafft und es erfolgte auch der Start des 12-Stundenlaufs. Juhu, da liefen auch einige Bekannte mit, allen voran Nici S., der ich versprochen hatte, solange sie läuft, laufe ich auch. Langsam wurde es bei mir doch etwas zäh, im Kopf steckte neben der Rippenprellung auch noch das Schmerzgedächtnis von Sarvar. Ich wusste nur noch zu gut, wie qualvoll dort die letzten Stunden waren und auch die Schmerzen die Tage nach dem Lauf. Irgendwie wollte ich das nicht schon wieder erleben und schaltete entsprechend einen Gang zurück. In dieser Phase kam dann auch Nici weit vorne im Damenfeld des 12ers herangelaufen und ich erinnerte mich an mein Versprechen. Also Tempo aufnehmen, mitlaufen. Und so mit Tratschen ging es gut, der Körper kam wieder ins Laufen, der Kopf akzeptierte, dass es eh locker geht und keine wirklichen Schmerzen da sind.

So ging es eigentlich die ganze Nacht hindurch weiter. In einer Schwächephase traf ich immer wieder auf liebe Bekannte, die mich motivierten, wieder in den Laufschritt zu verfallen und mich so immer wieder ins Laufen brachten. Jedes Mal fragte ich mich, wie denn das ginge, dass ich mich eben noch energielos und leer gefühlt hatte und plötzlich wieder munter dahin hopste. Ich bin normalerweise alles andere als esoterisch veranlagt, aber mir schoss nur eine Erklärung in den Kopf: "kollektive Energie". Und davon war an diesem Wochenende einfach enorm viel da in Irdning - jeder für jeden und alle zusammen für möglichst viele Kilometer in 24 Stunden. Das war unser Motto. Und auch nur so sind glaube ich die Leistungen bei so einem Lauf möglich. Jeder für sich allein könnte das niemals schaffen. Also vielen Dank an alle, dass ihr mich immer wieder aufs Neue motiviert und mit Energie versorgt habt!

Und auch ich versuche, den anderen zu helfen, feuere so oft es geht Staffel- und Einzelläufer an, hoffe, dass es ihnen hilft, aber interessanterweise gibt es auch mir neue Kraft. Auch einige sehr persönliche und nachdenklich machende Gespräche gibt es in diesen 24 Stunden, die ich aber hier verständlicherweise nicht ausbreiten möchte. Jedenfalls absolvierte ich einige Kilometer auch in Gedanken an alle, denen es heute - aus den verschiedensten Gründen - nicht so lief wie erwünscht. Ich hoffe, auch für Euch kommt nach dem Tief bald wieder ein Hoch, und das nicht nur beim Sport!

Dann traf ich auch Sandra W. von Fredmanns Familienstaffel auf einer Runde. Da fragte sie mich, ab wann man den "Ultraläufer" sei. Naja, grundsätzlich ab jeder Distanz länger als Marathon, aber die kürzeste klassische Ultradistanz als Straßenlauf sind 50 Kilometer. Das nahm sie mit den Worten "wenn ich also heute 43 Kilometer laufe, dann bin ich Ultra" zur Kenntnis. Und sie lief dann nicht nur 43 Kilometer, sondern 51.15 Kilometer. Also Sandra, auch hier: herzlichen Glückwunsch, Du bist Ultra!

Irgendwann in der Nacht - ich bin wieder mal etwas schwach - läuft eine Staffelläuferin an mir vorbei, das Tempo wirkt nicht schlecht, also frage ich sie, ob ich mich kurz anhängen darf, um wieder ins Laufen zu kommen. Klar darf ich, Plaudern inklusive. Es ist zwar etwas anstrengend, aber das Tempo geht gerade noch und wird Meter für Meter angenehmer. Dann ist leider ihre Runde vorbei, aber macht nichts, ich laufe alleine weiter. Schließlich habe ich gemerkt, dass es ja wieder leicht geht.

15 Stunden sind vorbei, 124 Kilometer sind geschafft, es wird hell. Das Härteste ist vorbei ... meint man. Aber ich weiß: in Irdning kommt jetzt das Ärgste erst. Denn es wird wohl strahlend sonnig und damit heute noch unsäglich heiß werden. Angst. Körner aufheben dafür. So geht es vorsichtig und dosiert weiter. Ich habe übrigens keine Ahnung, wie weit ich schon gekommen bin (die Kilometerangaben hier im Bericht entnehme ich nun nachträglich dem Pentek-Runden-Protokoll), und somit habe ich auch keine Chance zu rechnen, wie weit ich noch kommen könnte. Es interessiert mich auch nicht. Einfach Runde für Runde, dann passt es schon. Ganz schlecht wird es wohl nicht sein, respektabel sollte das Ergebnis schon sein. Das weiß ich von meiner durchschnittlichen Rundenzeit, die nicht so viel über dem Anfangsrundenzeitenkorridor liegt und der war immerhin auf eine hochgerechnete Leistung von 220-240 Kilometer ausgelegt. Aber ob ich jetzt in Richtung 170, 180, 190, 200 Kilometer unterwegs bin, keine Ahnung, aber mir eben auch wirklich egal.

Morgenstimmung Grimming
Foto: Diana Wagner
So laufe ich in den Vormittag hinein. Und wie erwartet: es wird wärmer und wärmer. Die Sonne brennt ... und als kleiner Vorgriff: sie hinterlässt bei mir auch einen ordentlichen Sonnenbrand. Zwar fragt mich Markus W. ohnehin, ob ich mich eingeschmiert habe, was ich auch bejahe. Ich hab' nämlich extra am Samstag vorm Start eine "Day-Long"-Creme verwendet ... nur dass offenbar für den Marketing-Fritzi, der sich diesen Namen ausgedacht hatte, ein Tag keine 24 Stunden hatte :D. Naja, egal, ich werde es überstehen. Aber jedenfalls nutze ich jede Möglichkeit zur Kühlung, was aber immer nur kurz hilft. Eine komplett durchnässte Laufhose ist innerhalb von 300 Metern wieder staubtrocken. Auch mein Flüssigkeitshaushalt ist etwas durcheinander, ich pinkle nur mehr vor mich hin, schwitze aber kaum mehr. Das macht die Kühlung der Haut natürlich nicht einfacher. In der Situation frage ich auch die erfahrenen Ultraläufer Reini & Regina S., die mich schon seit Stunden auf jeder Runde anfeuern, um Rat. Danke für Eure Unterstützung, es hat mir Sicherheit gegeben, das Richtige zu tun.

5 Stunden vor Schluss wird es langsam richtig zäh. Der Kopf denkt leider kurzzeitig daran, dass er es noch 5 Stunden in der Hitze aushalten muss. Nicht gut, raus aus dem Kopf mit diesen Gedanken. Auch an Energie fehlt es mir etwas, also rein mit Buffer, Gel, Cola und meiner eigenkomponierten Rehydrierungslösung (Zucker, Maltodextrinmischung, Salz und Wasser). Und ja, das wirkt. Nach knapp 20 Stunden drehe ich meine bis dahin schnellste Runde, was zwar von meinen Betreuerinnen zufrieden zur Kenntnis genommen wird, mir aber auch einen Rüffel einbringt, es nicht zu übertreiben. Ja, ihr habt eh recht.

Auch mein MP3-Player findet mehr und mehr Gefallen am Lauf und lässt sich nun ein paar Schmankerln einfallen. So wählt er, kaum dass ich ins Gehen verfalle, "Jump" von Van Halen für mich aus. Na gut, wenn er meint. Springen sagen ja die Schweizer zum Laufen, ich glaube, das meint der MP3-Player jetzt. Also probieren wir's. Irgendwann fluche ich wieder mal über die Sonne und bekomme prompt "Always the Sun" eingespielt. Ich glaube, das Ding hat eine Seele ;) ... und schwarzen Humor :D.

Irgendwann sagt mir Carola auch, dass ich die 190 Kilometer noch schaffen könnte, wenn ich jede Runde unter 9 Minuten absolvieren würde. Hm, meine Liebe, das ist leider unrealistisch, ich bin froh, wenn ich's unter 10 Minuten über die Runde schaffe. Und außerdem: ich laufe ohnehin was geht, also treib' mich nicht so an. Irgendwie bin ich etwas böse auf sie. Aber interessanterweise reagiert der Kopf so darauf: ha, ich zeig' Euch, was ich noch kann. Und so geht's - laut grunzend vor Anstrengung - wieder flotter dahin. Zwar nicht die 9 Minuten, aber immerhin besser als zuvor. Nach 140 Runden will ich es dann doch wissen: wieviele Runden brauche bis zur neuen Bestleistung, wieviele Runden bis 180 Kilometer. Die Antwort: 147 Runden ist Bestleistung, 148 Runden sind 180 Kilometer. Jawohl, noch 8 Runden sind nötig bis zu einer neuen runden Schallmauer und ich habe noch 2h15 Zeit dafür. Meine langsamsten Rundenzeiten (ohne WC-Stopp oder Gewandwechsel) liegen bei knapp unter 15 Minuten. D.h. selbst im Worst-Case schaffe ich 8 Runden in 2 Stunden (wenn mein heißgekochtes Hirn da nicht komplett daneben ist). Juhu, heute sind mir die 180 Kilometer wirklich sicher. Mit diesem Ziel nun vor Augen werde ich doch auch etwas flotter, die knapp 15 Minuten möchte ich nicht ausschöpfen, es ist auch nicht nötig.

Outfit fürs Finish
Foto: Diana Wagner
Für die letzten zwei Stunden will ich es auch luftiger haben, also wechsle ich in mein rotes ärmelloses Shirt, welches nicht nur angenehm zu tragen ist, sondern mir auch positive Energie verleiht. Schließlich habe ich es von Alexandra F. als Dank für ein wenig Unterstützung beim Beginn ihres Läuferlebens geschenkt bekommen. Mittlerweile hat sie auch schon erfolgreich ihren ersten Marathon absolviert. Mit diesem Shirt sollte also gar nix mehr passieren können. Die Farbkombination rotes Shirt mit neongrünen Stutzen verzeiht sie mir hoffentlich :D.

Dass ich mich nun auch immer wieder bei Läufern im Spitzenfeld zurückrunde, gibt mir auch Kraft. Was ist denn heute los, ich bin noch recht locker drauf, die anderen leiden doch recht kräftig. Naja, sie haben auch bereits einige Runden mehr in den Beinen als ich, da kann ich noch leicht locker sein.

Runde 144: noch drei Runden bis zu einem neuen Rekord für mich, noch vier bis 180 Kilometer. Allen treuen Anfeuerern an der Strecke rufe ich das nun mit einem breiten Grinsen zu. Runde 145: zwei bzw. drei Runden noch. Runde 146: eine bzw. zwei Runden noch. Runde 147: neue Bestleistung. 178.9 Kilometer, soweit bin ich noch nie gekommen. Und jetzt hole ich mir in Runde 148 die 180 Kilometer. Jubelnd und fast weinend überquere ich nach 23h21 wieder die Start/Zielmatte. Ich habe tatsächlich 180 Kilometer überschritten. Das hätte ich mir für heute nie ausgerechnet bei der Vorgeschichte zu Irdning und den Schmerzen nach 5h30. Und es sind noch fast 40 Minuten Zeit, d.h. das wird klar über 180 Kilometer. Jetzt gibt es kein Halten mehr. Ich laufe, was ich kann. Nur die Hitze bremst. Jedes Mal laufen führt zu einem Hitzestau und erfordert wieder etwas Gehen zur Erholung. Aber es geht, das Laufen ist locker. Oft höre ich vom Streckenrand, gar nicht direkt an mich gerichtet, in den letzten Stunden auch, "der läuft noch locker", "das sieht noch locker aus". Das gibt mir natürlich auch Berge. Und auch immer wieder Anerkennung und Gespräche mit den Spitzenläufern. Carola fragte mich auf der Heimfahrt übrigens sehr erstaunt, woher ich denn all die G'schichterln hätte, wann ich das alles mit den Leuten geredet habe. Naja, 24 Stunden sind lang ... aber noch nicht vorbei.

180km sind geschafft, aber weiterhin
volle Konzentration beim Betreuer-Team
Foto: Diana Wagner
Runde 149: jetzt kann ich allen erzählen, dass ich die 180 Kilometer gepackt habe. Und das tue ich auch, egal ob es jemanden interessiert oder nicht ;). Frenetischer Jubel - wie schon viele viele Runden zuvor jedes Mal - beim Haus der Fredmann-Familien-Staffel. Jaaaaa, ich hab's heute drauf. Plötzlich geht alles auch wieder recht leicht. Jetzt nur nicht auf die Energie vergessen, also weiter Cola & UltraSports Gel futtern. Dazu einige Schlucke Rehydrierungslösung. Schmeckt plötzlich auch alles wieder besser als noch vor einiger Zeit. Jaja, der Kopf, das seltsame Ding eines Ultraläufers.

Runde 150: ich treffe die erwähnte Staffelläuferin, die mich in der Nacht wieder ins Laufen gebracht hat. Sie ist auf ihrer letzten Runde. Und diesmal bin ICH in der Lage, SIE zu ziehen. Auf der Runde will sie wissen, wie weit ich denn schon gekommen bin. Auf die Antwort "180 Kilometer" kommt die Frage, wie schlimm die Schmerzen sind. Hm, momentan spüre ich gar keine. Bin einfach voll auf der Euphoriewelle. Ich bedanke mich jedenfalls auch bei ihr, dass sie mir in der Nacht geholfen hat, dann setzt sie zu ihrem Zielsprint an.

Runde 150 ist geschafft, noch 19 Minuten Zeit, die letzte Runde war in 10:37, die Runde davor in 9:26. Also wenn ich jetzt Gas gebe, dann gehen sich noch 2 Runden aus. Und dann ist da ja noch was: in der Schlussrunde wird in Irdning gefeiert, da geht die Post ab. Das will ich mit Carola & Diana genießen können. Also die nächsten zwei Runden noch ein Extraschäuferl nachlegen.

Ich feiere, Carola hetzt
durchs Bierzelt
Foto: Diana Wagner
Runde 151: jetzt feuert mich auch die ganze Staffel der Staffelläuferin von Runde 150 an - Waaaaahnsinn! Na, da zeig' ich Euch gleich, was ich noch kann. 8:39 brauche ich für die Runde, noch 10:20 Zeit bis zum Ende. Das geht sich aus für noch eine Runde und dann Feiern. Carola und Diana machen sich schon bereit fürs Begleiten auf der letzten Runde, doch ich weiß - sage es nur nicht ;) -, das ist noch nicht die letzte Runde. Also Vollgas. Carola ist etwas verblüfft was jetzt los ist, sieht mich nicht beim Zelt, dafür aber Diana noch beim Basislager stehen. Kurze Beratung, dann wird ihr klar, ich bin wohl schon durch und weiter. Also hetzt sie mir hinterher und erreicht mich auch irgendwann auf der Runde. Ich laufe, nein gefühlt fliege ich über die Strecke. Ich muss ja schließlich schnell wieder zurück sein beim Basislager, damit sich wirklich noch ein Abfeiern ausgeht. Mit diesem Gedanken laufe ich meine schnellste Runde in diesen 24 Stunden und bin pünktlich 4 Minuten vor Schluss und nach knapp 185 Kilometer zurück bei Diana & Carola. Und jetzt ist es geschafft, jetzt nur mehr Traben, Gehen und die Stimmung mit Carola & Diana genießen. Und es geht richtig ab. Alle klatschen, feiern, Glückwünsche hier und da, Danksagungen an alle, die 24 Stunden durchgehalten haben an und auf der Strecke. Ja, da ist sie wieder, die kollektive Energie, die die Leistungen dieses Wochenendes möglich gemacht hat. Eine Minute vor Schluss sind wir dann hinten beim Holzlager, hier ist es doch etwas ruhiger. Und plötzlich kenne ich wieder kein Halten mehr. Ich frage Carola & Diana, ob es sie stört, wenn ich doch noch einmal beschleunigen würde, nein, klar darf ich. Und so sprinte ich nochmals mit allem was ich habe los und überhole dabei auch noch knapp um 7 Meter die zweitplatzierte Dame - was mir aber erst nach dem Lauf bewusst wird, da ich keinen Überblick über das Feld hatte. Macht man zwar nicht, aber ist mir leider passiert.

Altersklassensiegerehrung,
fertig samma
Foto: Manfred A. Fredmann
Und so endet dieser Lauf nach 185,795 Kilometern, Platz 9 von 93 Startern und Dritter in der Altersklasse. Platz 7 in der Österreichischen Ultralaufmeisterschaft. Ich bin zufrieden.

Bleibt mir nur mehr, mich bei allen für dieses tolle Wochenende zu bedanken. Allen voran bei Carola, die nicht nur den 24-Stundenlauf als Betreuerin durchstehen musste, sondern auch meine ganze Vorbereitung dafür.
Danke Diana für die tolle Betreuung. Du hast das routiniert und souverän gemeistert, als ob das schon Dein 100. Betreuungseinsatz gewesen wäre.
Danke Georg M. und Petra für die Gesellschaft am Stellplatz, die Unterstützung auf der Strecke und vor allem die Hilfe in der Vorbereitung auf Irdning. Die Tipps haben diese Steigerung im Vergleich zu Sarvar erst ermöglicht.
Danke an Fredmann und seine Familienstaffel für die Mitbenutzung der Infrastruktur und fürs ausdauernde Anfeuern - bei Euch konnte ich ja fast nicht vorbeigehen, sondern ihr habt mich immer zum Laufen gebracht.
Danke an Hans N., der nicht nur tolle Lauffotos macht, sondern mich auch viele Runden motiviert hat.
Danke den Staffeln Kaawum und LAC Harlekin fürs Anfeuern.
Danke Roland K. und Helmut S.: ein tolles Läufer-/Betreuerteam, dass auch immer nette Worte für mich hatte.
Danke Reini & Regina S.: Euer Lächeln, Klatschen und Anfeuern hat mich auch immer wieder aufgerichtet.
Danke Dominik P. & Andreas G.: wie ihr das gemeinsam angegangen seid, dieses Zusammenhalten, das fand ich toll und gab auch mir Kraft.
Danke Ernst B.: Dein unermüdliches Weiterkämpfen trotz Problemen motivierte mich, mich nicht hängen zu lassen, da ich ja keine wirklichen Probleme hatte.
Danke auch den Teams der Lebenshilfe Ennstal, die mich jedes Mal daran erinnerten, worum es bei dem Lauf geht: nämlich all jenen zu helfen, die Hilfe dringend benötigen. Und jede Runde von mir half.
Danke Nici S. für die netten Gespräche und Gratulation zu Deinem erfolgreichen 12-Stundenlauf-Debüt! Danke Rudi fürs Anfeuern!
Danke Franz L., Du wackerer unfreiwilliger Zweier-Staffelläufer - auch Du hast mich immer wieder ins Laufen gebracht und ich hoffe, bei Dir geht's auch bald wieder schmerzfrei dahin.
Danke an alle Fans beim Kreisverkehr, die mich die letzten Stunden antrieben.
Danke an Martin W. und Regina K. - auch Euch zu sehen gab immer wieder Energie.
Danke an die Staffel sponsored by Murauer ... auch wenn ihr kein P&B für mich hattet :D
Danke an Didi K. und Karin H. fürs Anfeuern und Anlächeln - da konnte man gar nicht anders als selbst lachen.
Danke an Heinz-Jürgen R. und Marlene fürs Anfeuern und die immer wieder aufbauenden Worte auf der Strecke, die mir auch immer den Glauben an mich selbst zurückgaben.
Danke Peter W. für die immer wieder persönliche Moderation! Das tat auch sehr gut.
Danke Toni W. für die Organisation - es war endlich wieder ein Fest von Läufern für Läufer mit dem Fokus auf den Sport und den Benefizgedanken.
Und danke einfach allen, die an diesem Wochenende bekannter- oder unbekannterweise in Irdning waren oder virtuell mitgezittert haben - jeder von Euch hat mit der kollektiven Energie einen Teil zu all den tollen Leistungen dieses Wochenendes beigetragen.

Und last but not least DANKE all meinen SPONSOREN, durch deren Hilfe ich nun seit 2010 über EUR 8.300,- für den guten Zweck erlaufen konnte! Ihr seid Spitze und "Martin läuft 24 Stunden" für den guten Zweck wird es weiterhin geben - das hier ist nur das Ende des Berichts.

Ach nein, als Liebhaber von Zahlentabellen - wer das noch nicht mitbekommen hat ;) - hier noch ein paar Statistiken zu meinem Lauf ...