Samstag, 19. Mai 2012

Vogau aus Betreuerinnen-Sicht


Backstage-Bericht von Carola mit bisher unveröffentlichtem Bonusmaterial.

Ganz ohne Betreuung funktioniert Ultralauf nicht gut, daher kommt jetzt auch mal die Betreuerin zu Wort.

Nach ziemlich stressigen Tagen davor ging es am Freitag Nachmittag nach Vogau. Für meinen Spaß noch davor nach Graz zum Stiletto Run. Solche Läufe hatten mich, seit ich von deren Existenz weiß, gereizt. Dass es gerade an dem Tag, wo es nach Vogau ging, in Graz einen solchen Lauf gab und ich auch noch einen Startplatz gewann, war mein Glück. Martin konnte ich auch zu diesem Abstecher überreden und so wurde es Wirklichkeit. Der erste Sprint fand schon mal zum Start statt (da zum Glück noch mit Sneakers), da ein extramühsamer Stau (bei ca. 30°C) uns knapp eine Stunde gekostet hatte. Mit ein bisschen Bitten, ein bisschen Diskutieren und ein bisschen Streiten konnte ich die Verantwortlichen überzeugen, mir beinahe eineinhalb Stunden nach Ende der Startnummernausgabe doch noch Chip und Startnummer zu geben. Nach 88 Meter Sprint in High Heels (eh nur 8 cm) wusste ich: Ich bin keine Sprinterin, zumindest nicht halb verletzt, und schon gar nicht in Stilettos. Die Konkurrentinnen, gegen die ich in meinen Lauf zurückblieb, gereichten mir nicht gerade zur Ehre. Mein Glück war nur, dass bei der Express-Anmeldung offensichtlich etwas schief gelaufen war, so dass bei meinem Ergebnis nicht mein Name sondern nur „TN unbk.“ aufschien. ;) Nach diesem Exkurs, den ich halbwegs unbeschadet (es war danach nicht viel schlimmer als davor) überstanden hatte, ging es nun weiter zu unserem wirklichen Ziel, Vogau.

Das Wettkampfgelände und unser Stellplatz waren schnell gefunden, letzterer war nur etwas kleiner als erwartet. Wir schafften es dann doch, uns einzuparken und dann ging’s auch schon zur Startnummernabholung. Schon im Vorfeld war mein Eindruck der einer sehr nett gemachten Veranstaltung – zum Glück, denn schließlich hatte ja ich Martin auf die Idee gebracht, nach Vogau zu fahren – so waren meine Erwartungen auch eher hoch. Nicht nur für Martin, auch für mich selbst. Nicht laufen zu können und dann womöglich bei einem unguten Lauf Zeit zu vernichten wäre recht frustrierend gewesen. Der erste Eindruck bestätigte meine Erwartung jedoch. Freundlich, kompetente, hilfsbereite Menschen überall. Freundliche Begrüßung, Startnummer übergeben, richtige Größe des Starter-T-Shirts herausgefunden und dann ging’s zu Pasta Party, von der wir im Vorfeld nichts gewusst hatte, die uns jedoch durchaus freute. Plätze gab’s drinnen im Gemeindeamt und draußen an der Strecke genug, angesichts der Hitze und stickigen Luft war es Freitag Abend draußen deutlich angenehmer.

Nach der Pasta Party war die Streckenbesichtigung dran. Eine flache Strecke bei der keine Steigungen störten, aber die zu erwartende Hitze könnte unangenehm werden, da es einige der Sonne ausgesetzte Abschnitte gab. Überall entlang der Strecke waren Stellplätze für die Teilnehmer markiert, teilweise auch in den Gärten der Anrainer :). Die Einwohner sind hier offensichtlich voll dabei.

Schließlich hieß es noch den Zeltpavillon aufzubauen, der am nächsten Tag die Verpflegung und mich vor Sonne und Regen schützen sollte. Eine Premiere, Martin hatte ihn erst wenige Tage vor dem Lauf geliefert bekommen. Diese Herausforderung klappte gut, dabei lernten wir auch schon die benachbarte Viererstaffel kennen. Sie borgten sich Werkzeug von uns aus und halfen uns im Gegenzug beim Aufbau. Es war noch nicht wirklich spät, ich aber dennoch schon ziemlich kaputt. Zum Glück schien Martin fitter zu sein als ich, bei ihm würde es ja wirklich darauf ankommen. Es dauerte noch etwas, bis wirklich alles vorbereitet war, aber dann ging es endlich ins Bett, ich konnte schon nicht mehr aufrecht sitzen und der nächste Tag würde ja lang und wohl auch anstrengend werden.

Am Samstag hieß es um 06:15 Tagwache (Start war um 08:00 – im Gegensatz zu anderen Ultraläufen auch pünktlich ;-)). Ich richtete Martin Frühstück her und kroch selbst wieder ins Bett. An Schlafen war allerdings doch nicht mehr zu denken, und so stand ich nach einer Stunde doch wieder auf und ging zum Start um die Labestation zu inspizieren (damit ich, sollte Martin irgendwann verwirrt sein, was er denn möglicherweise brauchen könnte, Bescheid wüsste – so informierte ich ihn gleich, das das Bier mit Alkohol wäre, es aber auf Nachfrage auch alkoholfreies gäbe), unterhielt mich mit einigen Bekannten (immer wieder der gleiche traurige Dialog: „Nein, ich starte hier gar nichts, nein, auch nicht sechs Stunden oder Staffel, bin immer noch verletzt, jogge vielleicht so für mich ein paar Kilometer“), bereitete dann schon die Basis in unserem Zelt vor und beobachtete die – auch sehr nette – Vorbesprechung / Ansprache und den Start.

Jetzt war mal einige Zeit Pause für mich, Martin plante erst nach 1:20 mit dem Iso-Trinken und mit Gels zu beginnen. Es war bereits recht warm, also blieb mal alles im Kühlschrank, ich legte mich auf mein Campingbett hin und beobachtete den Lauf. Ab ca. 10 absolvierten Kilometern begann ich auf einer Pinnwand den aktuellen Kilometerstand anzuzeigen. Davor beginnen Ultras ja gar nicht erst zu zählen. :-) Dann hieß es auch bald, die Trinkflaschen herzurichten. Jede zweite Runde ein Viertelliter Ultrabuffer, jede Stunde ein Gel. Schön griffbereit positioniert. Zusätzlich wollte Martin Kühlung, es war schon ziemlich heiß, also gab es auch noch ein Geschirrtuch zum Eintauchen in die Wassertröge.

Nach dem zweiten Gel, das Martin geschnappt hatte wollte auch ich zu meinem kurzen Lauf aufbrechen. Mal sehen wie es geht, was das Bein sagt. Wird es schon besser? Vier Runden zu 1,82962 km hätte ich geplant gehabt. Das Bein fühlte sich ja gar nicht mal so schlecht an, aber ich war so müde, so fertig. Riesendurst! Leeregefühl! Schwindlig! Pffff, wirklich komplett außer Form! Zwei Trinkstopps legte ich ein, nach drei Runden ließ ich es gut sein. Das war wohl nicht das Wahre. Immerhin: das Bein schmerzte nicht arg, aber der Rest war völlig hinüber. Lag es am Wetter? Nach meinem Ausflug brachte ich die Basis wieder auf Vordermann: Absolvierte Kilometer auf der Liste markieren und auf der Pinnwand anzeigen, Weggeworfene leere Flaschen wieder befüllen, Gels positionieren, für zwischendurch „für’s Gemüt“ auch von der Labestation Mohnkuchen holen :-) und den Zwischenstand checken. Martin war ganz anständig unterwegs, Platz 24 – und hielt sich auch so halbwegs an seinen Plan, war auf Kurs 117 km.

Bald kam auch Heinz, unser Nachbar auf der anderen Seite, an. Er war von zwei Staffelteams etwas beengt, da er aber nur ein kleines Zelt hatte und sechs Stunden vorhatte, reichte der Platz. Auch er baute auf, checkte die Lage, holte die Startnummer und bereitete sich vor. Inzwischen kühlte es leicht ab und mir fiel auf, dass Martin, obwohl er sich offensichtlich bei seiner Verpflegungsaufnahme immer mehr Zeit ließ und auch kurz zum Plaudern stehen blieb, immer schnellere Rundenzeiten lieferte. Der Temperaturrückgang wirkte sich deutlich aus. Während Heinz und ich noch plauderten bemerkte Heinz, dass es auf einmal wolkig zuzog, und während ich noch schaute und ihm zustimmen wollte, kam auch schon der Regen. Zuerst leicht und sehr schnell auch stark und dann war auch gleich das Gewitter da. Der Zeltpavillon, der zur Hälfte auf Asphalt stand, war nur mit zwei Beinen im Boden verankert, die anderen beiden flogen in der Luft herum. Unsere Nachbarn arbeiteten daran ihr Zelt zu sichern, auch ich versuchte gleichzeitig, herumfliegende Teile festzuhalten und die Verpflegung und alles andere, was herumstand zu sichern. Alles, was nicht unbedingt draußen stehen musste – zwei Campingbetten, die Kilometertafel-Pinnwand, eine kleine Haushaltsleiter, mein Rucksack, einiges von der Verpflegung, Martins Kappe – stellte ich ins Wohnmobil hinein, leider bereits komplett nass. Zum Glück dauerte das Gewitter nicht allzu lang und bald konnte man den Normalbetrieb wieder aufnehmen. Wieder hieß es: Überblick über den aktuellen Stand gewinnen, Kilometerstand markieren und anzeigen, Verpflegung nachfüllen, durchnässte Salztabletten, Kuchen und Salzgebäck entsorgen und frisch auflegen.

Es kehrte wieder Ruhe ein, und der Rhythmus wie gehabt: jede zweite Runde trinken, jede Stunde ein Gel. Martin lief weiterhin ruhig weiter, aber an den Zwischenständen sah ich, dass er schon einige Plätze gutgemacht hatte. Jede Stunde ein paar Positionen nach vor. Es war zwar nur ein Trainingslauf, aber es freute trotzdem. Die gewitterbedingte Abkühlung schien ihn so richtig in Schwung gebracht zu haben, denn plötzlich kam er mit der Frage an „Welche Rundenzeit brauche ich für 120 Kilometer?“ Hmm. Der Plan war doch eigentlich gewesen, acht Stunden mal gemütlich zu laufen und dann, eventuell, Gas zu geben. Nicht bereits nach sechseinhalb Stunden!! Egal, mal nachgeschaut, es stand ja alles übersichtlich auf der Tempotabelle. Nicht nur der benötigte Rundenschnitt sondern auch der aktuelle Rückstand auf die 120 Kilometer. Bei Martins nächstem Durchgang wusste ich schon bestens Bescheid. Voll Vertrauen ;-) bestand er dennoch darauf selbst in der Liste nachzuschauen, dann glaubte er mir aber doch. Und dann flog er dahin! Der Rückstand von acht Minuten war nach einer Runde schon auf sieben reduziert, nach einer weiteren Runde auf sechs. Langsamer! Laaaangsamer! Du darfst ja schnell laufen, aber BITTE nicht den ganzen Rückstand in fünf Runden aufholen wollen!!! Ich hoffte, ich könnte ihn so halbwegs überzeugen.

Das Zelt trocknete nach und nach, zum Glück! Das nasse Zeug im Wohnmobil zu haben wäre nicht so toll gewesen. Die Ruhe war leider nicht von langer Dauer. Bald kam starker Wind auf. Wieder hob das halbe Zelt ab, Trinkflaschen und Becher flogen herum. Nicht schon wieder! Den inzwischen zum Glück getrockneten Seitenteil montierte ich so schnell als möglich ab, Sonne war ohnehin nicht mehr zu erwarten und gegen einen möglichen Regen würde ja das Dach ausreichen. Die Viererstaffel versuchte hingegen, ihr Zelt besser zu sichern und auch Heinz, der seinen Lauf unterbrechen musste, band sein Zelt an einer Laterne an. Wenigstens blieb es trocken und man musste „nur“ immer wieder davonfliegenden Flaschen, Bechern, Tellern und Zetteln nachlaufen. Auch das war irgendwann vorbei und ich dachte daran, zu meinem zweiten Lauf aufzubrechen.

Nochmals alles checken: Steht alles bereit, was Martin brauchen würde? Sind Kappe, Legionärskappe griffbereit? Genug Gels mit und ohne Koffein da? Salzgebäck, Iso-Getränk und Wasser? Passt alles, jetzt kann ich auch laufen gehen. Ich meldete mich von Martin ab und überholte ihn kurz danach auch. Nachdem das Unwetter durchgezogen war ging es auch mir auf einmal deutlich besser. Das Bein spielte wieder halbwegs mit und laufen machte auf einmal Spaß. Anstrengend war es trotzdem, insbesondere, da ich auch ohne Startnummer anscheinend einen „Startnummerneffekt“ verspürte und gar nicht mal so langsam im 4:28er-Schnitt unterwegs war. Ich wurde auch, genauso wie die Teilnehmer, angefeuert. Und ich gebe zu: Ich freute mich darüber, denn für mich war es vermutlich ein ebenso großes Erfolgserlebnis ein klein wenig zu Joggen, wie es für die echten Teilnehmer war, ihr Bestes zu geben. Ich nahm die gute Stimmung mit, freute mich über die Band an der Strecke, über die Musik aus der Konserve – natürlich echte Ultra-Klassiker „Sweet Caroline“, „Ein Steeeeeern, der deeeeeeiiiiiiiinen Namen trääääääägt“ und auch neue Lieblingslieder wie den „Lagerhaus Reggea“ :-) Ein Teilnehmer klatschte mich sogar ab. Als ich beim vierten Mal bei ihm vorbeikam entschuldigte ich mich, dass ich doch nur eine Betreuerin auf Pause war – machte nix, das war ihm auch egal. Es war sehr nett zu sehen, wie die Team teilweise in den Gärten der Anwohner campierten – eine sehr angenehme Atmosphäre.

Das Bein schmerzte leicht, aber es war doch ein recht lockeres Laufgefühl. Fünf Runden war das Maximum, das ich mir als vernünftiges Limit gesetzt hatte. Fünf Runden war es auch, was sich zeitlich ausging, danach musste ich ja wieder zurück an meinen Posten. Ich sah schon, dass Martin die letzte Flasche genommen hatte, jetzt war es an der Zeit für mich, zwei Runden von ihm noch, dann müsste der Nachschub da sein. Auf meiner fünften Runde sah ich Martin schon wieder vor mir. Ich würde ihn noch überholen bevor er an unserem Standort vorbeikommen würde, also könnte ich ihm gleich sagen, dass ich eh bald wieder an meiner Stelle wäre. Kurz vor Start / Ziel erreichte ich ihn und meldete mich zum Dienst zurück. Da meinte er jedoch, dass es ihm nicht so gut ginge, ich solle ihm Salzgebäck herrichten. Das wurde nun ein bisschen stressig. Falls er es gleich brauchen würde, müsste es schnell gehen, also schnappte ich gleich im Vorbeilaufen bei der Labestation eine Handvoll Soletti und legte sie im Teller bei unserer Station auf. Getränk füllte ich auch nach und fragte Martin dann, als er vorbeikam, was los sei: Der Kreislauf war’s, der wollte auf einmal nicht mehr so recht. Jetzt würde er mal gehen. Nachdem ich mal das Notwendige hergerichtet hatte, holte ich noch einen Becher Red Bull von der Labestation. Mag Martin zwar normalerweise nicht, aber es schadet nicht, ihn bei der Hand zu haben. Gespannt wartete ich, was auf der nächsten Runde sein würde. Aber da ging es auch schon wieder besser, die Kreislaufprobleme waren vorbei. Aber – nun meldete sich das Knie: Knieschmerzen. Martin schmierte sich das Knie ein und wollte mal sehen, was geschehen würde. Er wirkte aber recht pessimistisch – zum Glück zugleich auch vernünftig. Er meinte, wenn es nicht besser würde, würde er aufhören oder nur mehr gehen. Schade zwar, aber besser so! Das große Ziel der 24 Stunden sollte nicht gefährdet werden. Der Aufwärtstrend war klar zu sehen, in Seregno waren es nur 66 gelaufene und 14 gegangene Kilometer gewesen, diesmal waren „wir“ ;-) schon weit darüber. Aber, die Überraschung kam: Eine Runde später lief Martin schon wieder, anscheinend schmerzfrei. Sehr gut!

So ging alles wieder geordnet weiter und ich hatte auch Zeit ausführlich zu dehnen – eine Wohltat, zuletzt hatte ich nie die Zeit dafür gefunden. Ich begann auch das Zelt komplett abzubauen. Martin, der sein Knie noch ein weiteres Mal bearbeitete und auch einen „Boxenstopp“ im Wohnmobil einlegte wollte mir dabei mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ich bemühte mich ihn loszuwerden: Er sollte doch lieber laufen und nicht mit nützlichen Tipps, wie sie sich ein Ultraläuferhirn nach zehn Stunden Laufen ausdenkt, – ähem – „helfen“. Ich war erfolgreich und schaffte es, ihn ohne gröbere Handgreiflichkeiten wieder auf die Strecke zu schubsen. Aber – was entdeckte ich da beim Versuch zusammenzuräumen? Die Startnummer?!?! Hat er doch wirklich die Startnummer im Wohnmobil liegen gelassen Na ja, würde hoffentlich kein großes Problem sein, bekommt er sie eben nächste Runde wieder. Die Zwischenzeiten von 17:00 und 18:00 zeigten Martin weiterhin langsam auf dem Vormarsch. Platz 12 und dann schon 9 mittlerweile und 3. Klassenrang. Fein! Es sah so aus, als würde er den Lauf auch wirklich laufend zu Ende bringen. Der übermotivierte Zwischenspurt hatte zwar einige Körner gekostet, aber so in Richtung 116 km sollte es sich ausgehen. So feuerte ich ihn auch an, nicht lockerzulassen und weiterzulaufen. Ich hatte hingegen noch ein weiteres Mal Stress. Um ca. 18:45 begann es WIEDER zu regnen. Und diesmal sah es so aus, als würde es sich so richtig einregnen. Also noch einmal die verbleibende Ausrüstung verstauen, bzw. besser gesagt, irgendwie ins Auto reinschmeißen, dort lag schon alles durcheinander. Ich hatte den Eindruck, dass David Lilek, den ich während der ersten Stunden des Laufs versucht hatte möglichst oft anzufeuern, nun umgekehrt mich tröstete, wie ich verzweifelt und frustriert mit dem ganzen Krempel kämpfte. Ich zählte auch schon die Minuten bis zur Zielsirene. Eine dreiviertel Stunde brauchte ich ungefähr, bis Futter und Zelt weg, Bank zurückgebracht und nasse Sachen drinnen halbwegs aufgelegt waren. Wieder hatte ich den Überblick verloren, was der Kilometerstand war bzw. in der Endabrechnung ergeben würde, aber auf jeden Fall über 110 km, also Grund zufrieden zu sein.

Die letzte Viertelstunde verbrachte ich mit Heinz’ Frau Elisabeth unter deren Zeltdach. Martin kam noch einmal vorbei und bat mich, ihm Jacke und Kappe für die Wartezeit bei der Restmetervermessung zu bringen. Ich hielt es für eine gute Idee, ihm zusätzlich – jetzt endlich! – ein Bier (mich an seinen ersten 24-Stunden-Lauf erinnernd, wo er so davon geträumt hatte, bei der Zielsirene ein Bier trinken zu können) und einen Teller Nudeln zu bringen. Mit Elisabeths Schirm ausgerüstet und Martins Übergewand unter meine Jacke gestopft, so dass es trocken bleiben würde, marschierte ich noch einmal zur Labestation und holte Bier, Nudeln und noch das letzte Stück Mohnkuchen (und musste einigermaßen kämpfen, nichts fallen zu lassen). Jetzt fehlte mir eigentlich nur mehr Martin. Nach der Berechnung zu Beginn seiner letzten Runde müsste es sich eigentlich ausgehen, dass er noch genau eine weitere schaffen würde, bevor es stehenzubleiben galt. Aber: Ich starrte mir die Augen aus dem Kopf und sah ihn nicht und nicht. Ich ging ein Stück gegen die Laufrichtung und sah ihn nicht. Ich drehte um, sah ihn nicht. Ich ging wieder ein Stück gegen die Laufrichtung und sah ihn nicht. Ich kehrte zu unserem Stützpunkt zurück und fragte Elisabeth, ob sie ihn vorbeikommen hatte gesehen: Nein. Irgendwo musste er ja stecken! Also ging ich noch ein weiteres Stück in Laufrichtung. Da sah ich ihn endlich! Gleichzeitig mit den Restmetervermessern erreichte ich ihn. Wenigstens hatte er einen guten Platz, regengeschützt unter einem Vordach, erwischt.

Bis zur Vermessung hatte es Martin offensichtlich gut ausgehalten, aber danach begann er ärgstens zu zittern. Der Weg ins Wohnmobil zurück war nicht weit, aber was erwartete uns dort? Ein Durcheinander, sodass wir uns kaum rühren konnten und nur Platz hatten, auf Zehenspitzen zu stehen. Das meiste war aber bereits einigermaßen trocken (nur wir waren komplett nass) und so schafften wir es irgendwie doch nach und nach alles dorthin zu räumen, wo es hingehörte. Mit einer heißen Dusche und den heißen Nudeln ging es Martin besser und mir wurde leichter, als die Sachen langsam so verstaut waren, dass an ein ordentliches Fahren zu denken war.

Davor ging es noch zur Siegerehrung, die für 21:30 angesetzt war. Ich ging davon aus, dass Martin seinen 3. Klassenrang nicht mehr verloren hatte, also sollte es dort etwa für ihn zu holen geben. Die Siegerehrung fand zwischen Strecke und Gemeindeamt statt – dort, wo 25 Stunden davor wir am lauen Freitagabend die Pastaparty genossen hatten. Diesmal froren und zitterten die erledigten Ultras (und deren Betreuer) vor sich hin. Der Moderator hatte ein Einsehen und kündigte eine Express-Siegerehrung an: Nur jeweils die ersten drei aller Bewerbe würden geehrt werden. Ein letzter Blick auf die Ergebnislisten, diesmal die endgültige, bestätigte: Martin hatte den 3. Klassenrang geschafft. Und, auf den letzten Runden auch den 6. Gesamtrang erkämpft. 115.49706 km. Super! Also nicht nur ein guter Trainingslauf wo er mit seiner erbrachten Leistung zufrieden sein konnte, sondern auch durchaus ein herzeigbares Ergebnis. Die Altersklassen-Plazierten durften sich nach der eigentlichen Siegerehrung ihre Trophäen vom Veranstalterteam holen. Danach wurden noch einige Hänge geschüttelt und wir kehrten – schon wieder einigermaßen nass – zum Wohnmobil zurück. Noch ein wenig war wegzuräumen, aber dann konnte es losgehen. Losgehen? Ja, am Sonntag stand der nächste Einsatz an: Da sollten wir in Wien im Donaupark beim Intersport Eybl Frauenlauf mithelfen. Dienstantritt 07:00. Also ging es noch in der Nacht zurück in die Heimat. Diesmal ohne Stau, aber – immer noch – im Regen. Martin am Steuer, das ließ er sich nicht nehmen, und ich versuchte mich, obwohl todmüde, im Dauerquasseln. Um 01:45 kamen wir in Wien an. Zu Hause absteigen hätte sich nicht ausgezahlt, so verbrachten wir die Nacht gleich, ganz idyllisch, am Donaupark, der Donauturm wachte über uns. Kurz war die Nacht, keine fünf Stunden, aber so etwas gehört wohl zum Ultraleben dazu.

Den Lauf über 6 km am nächsten Tag „nahm ich mit“. Somit kam ich an diesem Wochenende auf vier Läufe. Eigentlich beeindruckender als Martin – er war ja nur einmal gelaufen. ;-)

Donnerstag, 17. Mai 2012

Mein erster 12-Stundenlauf - eine neue Liebe?

Nachdem der "100km"/80km-Lauf von Seregno nach den Achillessehnenproblemen noch etwas zu früh kam, lief das Training dann in den drei Wochen zwischen Seregno und dem 12-Stundenlauf in Vogau als nächstem Test ohne Probleme ab. Langsam erhöhte mein Trainer etwas das Laufkilometerpensum, allerdings immer noch in Kombination mit Radfahren/Ergo als Vorbelastung. Dies schien meinem Körper weiterhin gut zu gefallen. So war das letzte Trainingswochenende mit samstags zunächst 80km Mountainbiken und dann 16km Laufen gefolgt von sonntags einem 43km-Lauf mit eingebauter Umrundung des Lainzer Tiergartens sehr vielversprechend, da ich dieses Programm ohne Schwierigkeiten und stets mit einem lockeren Laufgefühl gut absolvieren konnte.

Neben dem Training beschäftigte ich mich auch mit der Infrastruktur für Stundenläufe. Da ich dem Ultralauf und hier den 6h-(?? dazu später ;), 12h-, 24h-Läufen sicherlich treu bleiben werde und mich in Vogau Carola zwölf Stunden lang betreuen würde, musste ein Pavillonzelt zum Schutz vor Regen und Sonne her. Ebenso natürlich ein Campingtisch und ein - einer genügt, weil ich soll ja eh laufen - Campingsessel. Letztere zwei haben es leider wegen Lieferschwierigkeiten nicht nach Vogau geschafft, aber wenigstens das Pavillonzelt kam rechtzeitig an. Statt Campingtisch und Sessel wurde dann halt ein wenig improvisiert.

So ausgerüstet ging es Freitag nachmittag ab in die Südsteiermark und gegen 19h landeten wir in Vogau. Meinen Zeltplatz hatte ich bereits vorab auf der Veranstalterseite www.12stundenlauf.at reservieren können - ein ganz tolles Service des Veranstalters. Überhaupt war die gesamte Veranstaltung perfekt und mit viel Liebe organisiert. Alles klappte, alle Helfer waren kompetent und gaben gerne Auskunft, einfach eine perfekte Ultraveranstaltung. So bezogen wir mit unserem Wohnmobil gleich Stellplatz #62 und machten uns auf zur Startnummernabholung. Hier erfuhren wir, dass es sogar auch noch eine Pasta-Party gab, welche im Programm gar nicht extra angeführt war - solche Überraschungen mag ich :D. Also noch ein bisschen Kohlenhydrate tanken, aber nicht zuviel, schließlich wollte ich die 12 Stunden morgen auf der Strecke und nicht am Topf verbringen.

Danach umrundeten Carola und ich einmal die Strecke entlang welcher die einzelnen Läufer und Teams schon teilweise ihre Zelte aufgebaut hatten. Die Strecke selbst ging nach Start & Ziel zunächst 500m ziemlich flach dahin, war dann für 150m ganz leicht ansteigend, dann kamen ca. 500m Strecke zwischen zwei Feldern hindurch, eine leichte Bergabpassage bevor es leicht kurvig zurück zu Start & Ziel ging. Insgesamt sah die Strecke sehr einladend aus, allerdings mit wenig Schattenpotenzial.

Nach der Streckenbesichtigung die Premiere - wir bauten unseren Pavillon auf. Eigentlich ein Faltpavillon, welcher somit einfach von zwei Leuten aufzubauen sein sollte. Dies ist auch tatsächlich der Fall, allerdings geht's zu viert noch leichter und dank der Hilfe unserer Zeltplatznachbarn war der Pavillon innerhalb weniger Minuten aufgestellt. Was unsere Nachbarn bewunderten und sich gleich erkundigten, wo wir den Faltpavillon her hatten, denn sie hatten ca. eine Stunde mit dem Aufbau ihres "Stangenpavillons" gebraucht. Das klappte also schon besser als geplant - würde es morgen beim Laufen auch so sein? Jetzt noch den Pavillon so gut als möglich verankern, denn für den Lauf waren Wetterkapriolen (Hitze, Gewitter, Sturm und Regen) angesagt. Damit waren die Vorarbeiten für heute abgeschlossen. Meine Ernährung für die ersten acht Stunden des Laufs - Buffer sowie Gels von UltraSports - hatte ich bereits angerührt und vorbereitet.

"Kommandostand"
Nach einer angenehmen Nacht war samstags um 6h15 Tagwache, damit der Kreislauf bis zum Start um 8h ordentlich in Schwung kommt. Und es war ein herrlicher Morgen. Bereits um 6h herrschten angenehme Temperaturen, die Sonne strahlte und Vogau erwachte ebenso wie zahllose Läufer. Es wurlte fast ein bisschen. Allerdings bedeuteten angenehme Temperaturen um diese Zeit natürlich auch Hitzegarantie am Vormittag. Obwohl ich Hitze ja nicht wirklich mag, ist mir bei einem Ultralauf Dauerhitze aber immer noch lieber als Dauerregen, weil es fürs Drumherum des Laufs einfach viel besser ist. Mehr Zuschauer, Ausrüstung muss nicht dauernd vor Regen geschützt werden und Gewandwechsel entfällt.

Bis zum Start noch die letzten Vorbereitungen: Aufbau des improvisierten "Kommandostands" für Carola und letzte Instruktionen für Carola, wann ich welche Verpflegung brauche.

noch ein wenig Sitzen während der Läuferbesprechung
Um 7h45 dann die Läuferbesprechung mit auch bewegenden Worten - denn schließlich geht es bei dem 12-Stundenlauf in Vogau nicht nur um den Spass der Ultraläufer, sondern es handelt sich in erster Linie um eine Benefizveranstaltung zu Gunsten der Kinderkrebshilfe. Passend dazu auch der Aufdruck auf einem Läufer-Shirt: "Laufe nicht um Dein Leben, laufe für ein Leben!".

Nach der Läuferbesprechung sammelten sich dann die Starter des 12-Stundenlaufs sowie der Staffelbewerbe hinter der Startlinie. Ich schaute mir noch die Labestation bei Start & Ziel an. Diese war prall gefüllt mit allerlei Köstlichkeiten: Brot, Semmeln, Nudeln, Kartoffeln, Reis, Suppe, Müsliriegel, Kuchen, Schokolade, Salzgebäck, Nüsse, Gummibärchen & Saurer Sportgummi, Bananen, Äpfel, Orangen sowie Wasser, Mineralwasser, Cola, helles Bier, dunkles Bier, isotonische Getränke, Red Bull. Bier von Murauer ... hmmmmmmmmm herrlich. Schade, dass ich in Vogau ernährungstechnisch Selbstversorger war und wohl außer Soletti, Bananen, Wasser und im Notfall Cola nichts von der Labe nutzen würde. Andererseits habe ich letztes Jahr in Irdning gelernt, dass ein klarer Ernährungsplan neben der anfänglichen Tempoplanung für mich hoffentlich der Erfolgsschlüssel für den Ultralauf ist.

Start
So reihte ich mich dann im Starterfeld ein und schon fiel auch der Startschuss und das Feld rannte los als würde der Lauf in der ersten Runde entschieden ;). Auch ich begann etwas zu schnell, lief die ersten Runden mit Gerhard Eigner vom Eigner Express (bei jedem Ultralauf anzutreffen, auch die spätere Damensiegerin gehört dazu), musste ihn dann allerdings bald ziehen lassen, da sein Tempo höher als mein Plansoll war. Ich wollte die ersten acht Stunden im geplanten Tempo für den 24-Stundenlauf in Irdning angehen, was für zwölf Stunden eine Kilometerleistung von 110km bedeutete. Trotz der für mich nicht perfekten Bedingungen (strahlender Sonnenschein, Hitze) lief es gut und locker und ich pendelte mich bei einem Tempo von 115km für zwölf Stunden ein. Etwas über meinem Plan, aber vom Gefühl her gut dosiert. Die Hitze erträglich machte auch die tolle Unterstützung des Betreuerteams von David Lilek (Anna & Davids Eltern), welche neben David auch mich und andere Läufer mit eiswassergetränkten Tüchern versorgten. Damit konnte ich sehr gut meinen Kopf herunterkühlen. DANKE! Auch das macht für mich die Faszination des Ultralaufs aus: der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung, damit jeder seine beste Leistung erreichen kann, ist einfach ganz etwas anderes als bei "normalen" Straßenläufen. Ebenso die vielen Bekannten und Freunde, die sich gegenseitig anfeuern. Danke schon an dieser Stelle an David (mein Mentor des Laufs ;-), Gerhard, Poldi, Alex, Pauline, Georg, Heinz, Günter, Anna, Andrea, Josef, Ulli & ihr Team, unseren Zeltplatznachbarn von Pendl & Piswanger, dem Team von dertriathlon.com, den Sängern der Attemsallee und und und. 

Ultraläuferbuffet
So drehte ich schön im Rhythmus Runde für Runde. Nach jeweils fünf Runden gab's eine Erholungsrunde mit etwas mehr Gehanteil, um die Laufmuskulatur auch anders zu belasten. Nach 80 Minuten begann die Verpflegung. Jede zweite Runde griff ich zu meinem angemixten Buffer-Getränk und einmal in der Stunde war Festmahl angesagt mit einem Gel. Dazu noch etwas Soletti/Bananen-Mix um den Magen zu beschäftigen, damit er nicht nur Flüssigkeitstank ist. Dabei half mir Carola enorm, die immer dafür sorgte, dass ein wohltemperiertes Iso-Getränk bereit stand (nicht zu kalt, nicht zu warm), mich mit Salztabletten versorgte und auch meine Rundenzeiten und Kilometerleistung kontrollierte. Ich war also bestens versorgt, konnte mich voll aufs Laufen konzentrieren. Wie von Geisterhand war immer da, was ich gerade brauchte.

© TEAM www.12stundenlauf.at | Kevin Walter
So vergingen die ersten vier Stunden. Mittlerweile hatte mich das Team von dertriathlon.com "adoptiert" und feuerte mich Runde für Runde begeistert an. Ebenso das Team der Attemsallee, die mich immer wieder mit "Allee, Allee, eine Bäume mit vielen Straßen, ja das ist eine ..." pushten. Auch sonst wurde einem auf der Runde nicht fad, wofür drei vom Veranstalter gestellte Bühnen mit teilweise Live-Musik sorgten. Dazu noch einige Musikanlagen der einzelnen Teams. Man wurde also quasi in einer Welle um die Strecke getragen. Das Laufen wurde für mich immer lockerer, denn Wolken zogen auf, die Sonne verschwand. Gleichzeitig bedeutete dies, dass wohl jetzt das angekündigte Schlechtwetter kam. Und bald war es auch so weit. Zunächst noch leichtes Tröpfeln verwandelte sich binnen einer Minute in Starkregen begleitet von Sturm. Um nicht einzufrieren erhöhte ich automatisch das Tempo und drehte meine bis dahin schnellste (letztlich drittschnellste) Runde. Technisch herausfordernd war die Bergabpassage, über welche ein ca. 5cm tiefer Bach rann, was dazu führte, dass es mir fast die mit Wasser vollgefüllten Schuhe auszog :D.


© TEAM www.12stundenlauf.at | Kevin Walter
Währenddessen hatte Carola alle Hände voll zu tun, den Pavillon sowie unsere Ausrüstung vor dem Abflug Richtung Slowenien zu schützen. Als ich nach einer Runde wieder bei unserem Pavillon ankam, wollte ich Carola bei den Rettungsaktionen unterstützen, war dabei aber mehr ein Störelement als Hilfe, sodass Carola mich wieder Laufen schickte ;). Na gut, dafür bin ich ja eigentlich auch da. Nach 30 Minuten war der Spuk dann auch wieder vorbei und es trocknete rasch auf und begann entsprechend zu dampfen. Sehr schön anzusehen, der wabbernde leichte Bodennebel, aber auch schön schwül.

Nach sechs Stunden hatte ich 58.5km zurückgelegt, lag also weiterhin auf Kurs 117km. Und ich fühlte mich gut, eigentlich unbesiegbar für die restlichen sechs Stunden. So erkundigte ich mich bei Carola nach dem Rundenschnitt für ein Ziel von 120km ... und steigerte die nächsten Runden mein Tempo. Ich hatte etwa acht Minuten Rückstand auf die 120km und versuchte nun, diesen Rückstand innerhalb möglichst weniger Runden aufzuholen. Ich erhöhte mein Tempo um etwa 25 Sekunden pro Kilometer. Im Nachhinein: ich hätte 34 Runden Zeit gehabt, den Rückstand aufzuholen, eine Temposteigerung um 9 Sekunden pro Kilometer hätte gereicht. Carola versuchte zwar, mich entsprechend zu bremsen, aber ich war stur :D. Bald musste ich aber erkennen, dass ich wohl übermotiviert war. Das Tempo forderte seinen Tribut. Der Schritt wurde schwerer, auch der Kreislauf zeigte leichte Anzeichen von Schwäche, die Gehpassagen wurden länger, die Knie schmerzten etwas beim Gehen, der Kopf dachte erstmals "und das soll der Körper jetzt noch mehr als vier Stunden aushalten??". Kurz: ich hatte eine Krise. Also Notfallprogramm anwerfen: für den Kreislauf gab's bei der Labe Cola und gegen den süßen Geschmack ein gutes helles Murauer - jeweils nur wenige Schlucke, nicht dass da wer glaubt ich stell mir ein Mass rein (auch wenn ich's gern getan hätte, aber es wäre kontraproduktiv gewesen :D). Zusätzlich noch ein Koffein-Gel und zumindest der Kreislauf erholte sich bald wieder. Mittlerweile stellte sich auch ein leichtes Brennen auf den Fusssohlen ein - ich denke mir nicht viel dabei, ist halt so bei der Belastung und ich ignoriere es einfach. Nach dem Lauf stellte ich fest, dass es sich dabei um ziemlich große Blasen handelt, welche aufgrund der nassen Socken und Schuhe durch das Gewitter entstanden sind. Und wieder habe ich etwas gelernt: beim 24-Stundenlauf nach eventuellem Starkregen Schuhe wechseln. Weil über 12 Stunden geht das wohl gut, über 24 Stunden könnten die Blasen dann echt störend werden.

Der restliche Körper war aber nach neun Stunden wieder einigermaßen beisammen, das kurzfristige Traumziel von 120km war aber natürlich in weiter Ferne. Wobei: eigentlich wollte ich ja eh nur 110km machen und die sollte ich auf jeden Fall schaffen. Aber noch drei Stunden Bewegen war irgendwie keine so tolle Aussicht. Da überrundete mich - glücklicherweise während einer Laufphase von mir - wieder einmal David Lilek und erkundigte sich, wie's mir geht: ich beginne zu jammern ... "naja, schlecht, ich hab's nach 6h30 mit dem Tempo übertrieben und büße jetzt". Seine Antwort: "so lange Du noch laufen kannst, ist es nicht schlimm". Und ja, da hatte er so recht. Ich konnte eigentlich noch locker laufen, das Problem war im Kopf. Also rappelte ich mich wieder auf und war nun auf Kurs, den Lauf mit Anstand zu Ende zu bringen. Zwar nicht übertreiben, damit die Regenerationsphase nach dem Lauf nicht unnötig verlängert wird, aber auch nicht weniger geben.

So drehte ich weiter Runde um Runde, angefeuert von all den mittlerweile lieben Bekannten entlang der Strecke. Und auch Carola spornte mich an. Obwohl mein Tempo die letzten Stunden langsamer wurde, machte ich im Gesamtklassement Platz um Platz gut. So verging auch die neunte Stunde und da waren es plötzlich nur mehr zwei Stunden. Kurzer Klostopp, bei welchem ich allerdings meine Startnummer hängen ließ. Leichte Panik nach 500m, denn ohne Startnummer wird die Runde eigentlich nicht gezählt. Aber umdrehen wäre jetzt auch blöd. Also Runde beenden und bei Start & Ziel meiner Rundenzählerin von meinem Missgeschick berichten. Kein Problem, mittlerweile kannte sie mich ja und wusste wer ich bin. Also nix passiert und wieder was gelernt - am Klo nie die Startnummer vergessen ;).

Wie gesagt standen jetzt noch zwei Stunden am Programm, also praktisch nichts, ein normaler Trainingslauf noch. Auch die Temperaturen wurde wieder kühler, schließlich war es schon 18h abends.

Wind kam wieder auf, der langsam zum Sturm wurde. Zog da wieder Schlechtwetter auf? Carola begann unsere Infrastruktur abzubauen, denn schattig war es mittlerweile, die Sachen waren getrocknet und damit war auch nach dem Lauf weniger zu tun.

Nach 10h30 wieder eine Motivation von David, der mir zu den geschafften 100km gratulierte. Nur noch 1h30. Ich drehte weiter meine Runden. Nach elf Stunden sagte mir Carola, dass ich weiter vorgerückt bin, mittlerweile 9. Gesamt und 3. in der Alterklasse bin und nicht locker lassen soll. Also legte ich noch ein bisschen zu, soweit möglich. Mittlerweile begann es auch wie befürchtet wieder zu regnen. Zunächst leicht, aber stetig zunehmend. Die letzte halbe Stunde "waschelte" es dann so richtig. Aber was soll's, jetzt auch schon egal. Also noch einmal Gas geben, Platz absichern und noch ein paar Meter rausholen.

letzte Runde (© TEAM www.12stundenlauf.at | Kevin Walter)
Noch zwanzig Minuten, ich verabschiede mich von allen Fans an der Strecke, wer weiß ob ich noch eine ganze Runde schaffe. Knapp 11 Minuten vor Schluss überquere ich jedoch wieder die Zielmatte, da könnte sich tatsächlich noch eine ganze weitere Runde ausgehen. Kurz vereinbare ich mit Carola, dass sie mir nach Zielschluss entgegen kommt, um mich mit einer Laufjacke zu versorgen, denn mittlerweile war es doch recht kühl geworden und ich komplett durchnässt. Aber zunächst noch eine letzte Runde. Ich gebe  was der Körper noch kann, "rase" die Strecke entlang, zwänge mich zwischen den Staffeln, die sich auf der Ehrenrunde befinden durch, finde auch bei der versammelten Menschenmenge bei Start & Ziel eine Lücke und schaffe noch die letzte Runde sowie 231 Restmeter und kann mich auf der letzten Runde noch unvermutet vom 7. auf den 6. Gesamtrang verbessern. Glücklicherweise lande ich nach 12 Stunden und 115.49706km neben einem Haus mit einem netten Vordach, sodass ich mich ins Trockene stellen kann. Carola hat nämlich wie vereinbart bei Start & Ziel auf mich gewartet, mich jedoch aufgrund meines etwas unorthodoxen Wegs durch die Menschenmenge übersehen. So musste ich einige Minuten auf die rettende Jacke warten. Dafür kam diese in Begleitung von Penne Carbonara und einem Bier. Das Bier war mir leider etwas zu kalt - ich fror eh schon - aber ein paar warme Bissen Penne waren herrlich. Denn urplötzlich bekam ich Hunger, welcher sich noch wenige Minuten davor überhaupt nicht bemerkbar gemacht hatte.

Altersklasse M30 - 3. Platz
Sehr zufrieden mit dem Lauf war jetzt noch die Spannung da, ob es wirklich zum dritten Platz in meiner Altersklasse gereicht hatte. Dies sollte ich dann endgültig bei der Siegerehrung erfahren. Davor hieß es aber noch Ordnung in unserem Wohnmobil schaffen - wo es mit unserer gesammelten Infrastruktur etwas wild aussah - und duschen. Glücklicherweise ließ der Regen zwischenzeitlich wieder etwas nach, sodass das Verstauen unserer Sachen einfacher wurde. Knapp nach 21h30 begann dann die Siegerehrung, welche zwar überdacht, aber doch im Freien stattfand. Die Veranstalter entschlossen sich daher, die Siegerehrung sehr rasch durchzuführen, auch die offiziellen Reden beschränkten sich auf das Wesentlichste und so wurden würdig aber auch zügig die Ehrungen durchgeführt. Anhand der aushängenden Ergebnislisten stand dann fest: ich wurde tatsächlich noch 6. Gesamt und 3. in meiner Altersklasse und konnte mir damit einen Pokal abholen. Nach der bisher doch etwas verkorksten Vorbereitung ein wirklich sehr schönes Erlebnis, dass mir - vor allem aufgrund der Kilometerleistung - viel Zuversicht für das große Ziel in Irdning gibt.

Nach der Siegerehrung brachen Carola und ich dann noch gegen 23h im wieder strömenden Regen nach Wien auf, da am nächsten Tag am Vormittag im Donaupark der Eybl Frauenlauf über 3 bzw. 6km stattfand, welchen unser Laufverein mitorganisierte und wir daher mithelfen wollten. So landeten wir dann gegen 2h nachts beim wunderschön beleuchteten Donaupark und übernachteten gleich dort im Wohnmobil. Ein langer, aber für mich sehr erfreulicher Tag fand damit ein schönes Ende.

Fazit: Vogau ist wirklich eine geniale, sehr liebevoll organisierte Veranstaltung, bei der einfach alles passt. Ideal für eine 12-Stundenlaufpremiere. Aber auch jedem, der einmal 6 Stunden ausprobieren möchte oder an einer 12-Stunden-Staffel teilnehmen möchte, kann ich Vogau nur wärmstens empfehlen. Weiters scheinen mir 12-Stunden die "Halbmarathon"-Distanz des Stundenlaufs zu sein. Im Gegensatz zu einem 6-Stundenlauf lang genug für das volle Feeling eines Ultralaufs (inklusive der entsprechenden Krisen), aber nicht so ermüdend wie ein 24-Stundenlauf. Also werden 12-Stunden vielleicht wirklich meine neue Ultra-Lieblingsdistanz für "zwischendurch"? Das wird sich wohl noch weisen. Die Verpflegung für den 24-Stundenlauf sollte ich mit UltraSports Buffer und Gel wirklich gelöst haben: auch nach 12 Stunden hat's mir noch geschmeckt und ich hatte keinerlei Verdauungsprobleme. Energielevel war auch stets perfekt, nie ein Hungergefühl. Jetzt gut regenerieren und dann weiter an der Form feilen.

Nächster Stopp: 7. Juni München, nochmals ein 12-Stundenlauf, dieser dann aber wirklich nur über 110km.

Und hier geht noch der Statistik-Freak :D mit mir durch: nach 2h30 kontinuierlich fast nur mehr Plätze gut gemacht.

Donnerstag, 26. April 2012

Endlich wieder auf den Laufbeinen

Nach meinem letzten Bericht vom Radausflug nach Lassee sind schon wieder einige Wochen ins Land gezogen und es ist Zeit zu berichten, wie die Vorbereitung für Irdning 2012 so läuft und ob es überhaupt wieder läuft. Nun ja, mit Infiltrationen, Massagen und Ultrasports Ackerschachtelhalmkonzentrat habe ich die Achillessehnenprobleme weitgehend unter Kontrolle gebracht und konnte seit Ende März vorsichtig aber doch wieder den einen oder anderen Laufkilometer absolvieren. Intensivere Einheiten fanden aber weiterhin am Ergometer statt. Am 8.4. stand dann mit einem 30km-Lauf erstmals wieder ein langer Lauf am Programm, der gleichzeitig auch Test war, ob ein Finishen des Vienna City Marathon (VCM) eine Woche später realistisch und vernünftig ist. Der Test war erfolgreich und so stand ich am 15.4. am Start des VCM. Vorgabe war ein gemütlicher langer Lauf ohne an die Reserven zu gehen. Denn der VCM war wiederum nur der Test, welches Tempo beim 100km-Lauf in Seregno am 22.4. möglich wäre. So war der VCM dann ein wirklicher Genusslauf, immer dosiert im Tempo und darauf achtend, ob sich irgendwelche Anzeichen der Achillessehnenprobleme zeigen würden. Aber nichts. Der Körper spielte mit und bei Kilometer 40 waren immer noch deutliche Reserven da. Ich war überglücklich, so locker so weit gekommen zu sein und konnte die restlichen zwei Kilometer den Ring entlang dann wirklich nochmals genießen, das Publikum anfeuern und noch ein paar Läufer überholen. Nach 3:32:54 beendete ich somit den Test für Seregno erfolgreich.

Am Freitag, 20.4., ging es dann früh ab nach Seregno zum 100km-Lauf, welcher sich durch die Nominierung von Carola für das Weltmeisterschaftsdamenteam ergeben hatte. Aufgrund einer im Vorfeld erfolgten Absage im Masters-Team (Starter ab dem Alter von 35) hatte ich dann sogar die Ehre, Teil des österreichischen Masters-Teams zu sein. Somit doppelt schade, dass die Vorbereitung die letzten Wochen nicht nach Wunsch verlief. Aber die beiden "langen" Läufe zeigten, dass zumindest die Ausdauerfähigkeit einigermaßen vorhanden sein sollte und damit eine Chance auf Finishen bestand. Ob allerdings die Beine wirklich über die volle Distanz mitspielen würden war die große Unbekannte.

Nach langer Fahrt kamen wir am späten Nachmittag in Ballabio in unserer Unterkunft an. Jetzt mal kurz was Geographisches - wo spielt die Handlung eigentlich? Also: Seregno liegt ca. 35km nördlich von Mailand, Ballabio wiederum ca. 40km nördlich von Seregno, in den Bergen oberhalb des Lago di Como. Dank der tollen Improvisationskünste unserer Teamorganisatoren musste das österreichische Team nicht wie ursprünglich vorgesehen in Massenquartieren auf 1200m Höhe nächtigen, sondern war am Fuße des Valsassina deutlich weiter unten in zwei kurzfristig selbst organisierten sehr netten Hotels untergebracht. Passend zur Ultradistanz von 100km war es somit auch eine Veranstaltung der (v.a. für unsere Teamorganisatoren) weiten Wege.

Am Samstag fand in Seregno am Nachmittag die Flaggenparade statt. Umrahmt von jeweils einer Blasmusikkapelle vorne und hinten zogen die Athletenabordnungen der 36 teilnehmenden Nationen durch die Altstadt von Seregno, um auch nochmals auf das große Event am Sonntag aufmerksam zu machen. Dies war wirklich sehr nett - die Veranstalter hatten offenbar ihre ganze Zeit, Energie und Kreativität in die Flaggenparade gesteckt. Hier ein Video:


Sonntags um 4h30 war dann Tagwache, da der Shuttlebus von Ballabio zum Start nach Seregno um 5h30 losfuhr. Allerdings nur ca. einen Kilometer, dann trafen wir auf drei weitere Busse ... und warteten, dass sich diese füllten, was knapp nach 6h15 auch tatsächlich der Fall war. Und dann ging es die restlichen 39 Kilometer zum Start, welcher um 8h erfolgen sollte. Was allerdings nicht der Fall war, da es zu weiteren Verzögerungen kam. Letztlich fiel der Startschuss um 8h30 und es ging auf die 100km-Reise, welche sich auf fünf gleichen Runden zu je 20 Kilometer abspielte.

Die Strecke selbst sah auf der Videovorschau mal nicht so spannend aus, allerdings sollte dies hoffentlich am Renntag mit dem begeisterten italienischen Publikum doch anders sein. Soweit die Hoffnung. Leider standen an der Strecke nicht wirklich viele Zuseher. Diese feuerten zwar fleißig an, so richtig Stimmung kam aber für mein Empfinden nicht auf. Nur bei Start & Ziel war etwas mehr los. Ansonsten ging es teils sehr einsam an der Autobahn entlang oder durch unbevölkerte Parkanlagen. Andererseits war dies auch ganz gut, um innere Ruhe und seinen Rhythmus zu finden. So spulte ich in 3:30:48 locker die ersten beiden Runden und somit 40km ab, alle 5 Kilometer optimal versorgt an den österreichischen Betreuerständen. Ich lag gut auf meinem Zielkurs von 9 Stunden. Das Wetter war auch genau nach meinem Geschmack. Angenehm kühl und wolkenverhangen. Doch nach und nach zeigte sich leider auch die Sonne. Und nach 55 Kilometern (4:54:10) fühlten sich auch die Beine nicht mehr so locker an, wie sie das eigentlich zu dieser Zeit noch tun sollten. Der Rest ist schnell erzählt, auch wenn es ziemlich lange dauerte. Nach 66 Kilometer (6:16:12) war der Ofen aus, die Oberschenkel fühlten sich an wie Beton und leider meldete sich auch die Achillessehne wieder ein wenig. Letzteres war dann das endgültige Signal, das Laufen für heute sein zu lassen, um keine neuerlich langwierige Verletzung zu riskieren. So wanderte ich dann noch die restlichen 14 Kilometer ins Ziel, bedankte mich bei den tollen österreichischen Betreuern, feuerte noch die mich überrundenden hervorragenden österreichischen WM-Starter (und auch jene der anderen Nationen) an und trudelte nach 8:46:39 und zurückgelegten 80km im "Ziel" ein und gab auf.

Die Enttäuschung war natürlich groß als einer von wenigen Österreichern nicht gefinished zu haben. Andererseits habe ich innerhalb von zwei Wochen meine Maximallänge an Läufen von 30km auf 66km immerhin mehr als verdoppelt, bin also hoffentlich auf einem guten Weg, in Irdning viele Kilometer für den guten Zweck sammeln zu können - an alle Spendenwilligen: erhöht bitte Euren Betrag pro Kilometer schon ein wenig, um meine nicht ganz optimale Vorbereitung zu kompensieren :D. Gemeinsam schaffen wir das dann schon!

Allerdings habe ich in Seregno trotzdem wieder viel gelernt. Einerseits viele liebe Ultralauflaufkollegen endlich mal persönlich kennengelernt und nicht nur von Ergebnislisten. Dann das Flair einer Weltmeisterschaft und letztlich konnte ich auch die Verpflegung mit Ultrasports Buffer und Ultrasports Gels ausgiebig testen und das hat wirklich hervorragend geklappt. Damit sollte hoffentlich das Ernährungsproblem, welches mich ja letztes Jahr in Irdning viele Kilometer gekostet hat, gelöst sein.

Der nächste Ernährungs- und Distanztest findet dann hoffentlich im Rahmen des 12-Stundenlaufs in Vogau statt, wo der Körper wieder einen Schritt weiter sein sollte. Ich bin gespannt, was ich dann von dieser Veranstaltung berichten und mitnehmen kann.

Und abschließend noch ein paar Impressionen aus Seregno ...

Flaggenparade - leider ist hier die Blasmusik nicht zu hören

Zusammenfassung vom Veranstalter?

Privatvideo von "Paolo" - zwischen den Fotos gibt's auch immer wieder Video

Highlight-Video auf der Veranstaltungs-Homepage

Martzilla läuft auch durchs Bild ... wer findet ihn?

Samstag, 10. März 2012

Standortbestimmung in Lassee

Heute war es soweit, der 6-Stundenlauf in Lassee stand am Programm und sollte einer Standortbestimmung der derzeitigen Leistungsfähigkeit dienen. Nun ja, den einzigen Standort, den ich bestimmt habe, war wo Lassee denn eigentlich liegt ;). Denn eine Achillessehnenentzündung hat leider einen Start sinnlos und unmöglich gemacht. Aber eine Alternativausdauereinheit mit Lassee eingebaut ist ja auch was Nettes.

Also um 7h20 mit dem Mountainbike bei 0°C aufgebrochen. Nicht gerade die Temperaturen bei denen ich mich normalerweise aufs Rad schwinge. Entsprechend fehlt's auch an der Ausrüstung. Wenigstens lange warme Radhose und Überschuhe hab ich, oben allerdings war Erfindergeist angesagt. Geworden ist's dann: Radunterleiberl, langärmliges Laufshirt mit Stehkragen (vom Bologna-Halbmarathon September 2008 - damals hab ich mich gefragt, wie man in Italien im September so ein warmes Shirt verteilen kann. Naja, im Winter hat's schon was ;), dann noch ein langärmliges Laufshirt, darüber ein kurzärmliges Radtrikot, einen ärmellosen Fleeceeinsatz und als Abschluss eine Laufjacke. Und natürlich eine Haube. In Summe eine wahre Win-Win-Kleidung. Einerseits sieht man das Wamperl nicht (bzw. kann sich drauf ausreden, dass es das "Gewand" ist :), andererseits hält's auch bei 0°C wirklich schön warm.

So ausgerüstet ging es dann mal einige Kilometer in Wien herum (Donaukanal, Donauinsel) und dann über Schwechat und Laxenburg Richtung Süden. Ein Abstecher ins Burgenland und entlang des Leithagebirges Richtung Hainburg, über die Donau und schon war ich nach 138km in Lassee pünktlich zum Mittagessen gelandet. So hab ich auch was von der Stimmung des Laufs mitbekommen. Ja, das hätte mir schon gefallen. Ich hoffe, den Lauf gibt's nächstes Jahr wieder, dann bin ich sicherlich fix dabei (wenn der Körper mitspielt und nicht wieder streikt).

Nachdem ich auch gehend eine Runde gedreht, noch ein bißchen da und dort getratscht hatte, war es auch wieder Zeit nach Wien zurückzufahren. Eh nur mehr lockere knapp 40km standen an. Leider mit Gegenwind, aber nach den Radeinheiten auf Fuerte Ventura war das ja nur ein leises Lüftchen. Außerdem auch nochmal ein guter Trainingspartner.

In Summe dann heute 178km. Ich glaube, dass kann ich als 6-Stundenlauf-Ersatz schon gelten lassen. Gefühl war jedenfalls gut, die Ausdauer sollte also schon halbwegs passen. Jetzt nur noch die Achillessehne wieder in den Griff bekommen, dann steht dem weiteren Training sowie dem nächsten Stop am Weg zum 24-Stundenlauf in Irdning nichts im Weg. Nächster Halt ist übrigens beim 100km-Lauf Ende April in Seregno.

Der Sieger im heutigen 6-Stundenlauf lief übrigens unglaubliche 89.4 Kilometer, was einem Schnitt von 4:01 min/km entspricht! Wahnsinn!

Die Veranstaltung selbst war was ich so mitbekommen habe hervorragend. Die Organisatoren haben die Erwartungen voll erfüllt. Allerorts fröhliche Gesichter - naja, bis auf ein paar Läufer die dann schon ein wenig mit der Dauer des Bewerbs gekämpft haben. Allerdings passend dazu ein Spruch an der Strecke...

Samstag, 25. Februar 2012

Irdning 2011 - Top in der Sponsorenwertung!

Nachdem ich gemeinsam mit meinen Unterstützern bereits 2010 den zweiten Platz in der Sponsorenwertung erreichen konnte, wurde diese Leistung 2011 nochmals getoppt und wir konnten gemeinsam mit eindrucksvollem Abstand die Sponsorwertung der Einzelläufer für uns entscheiden. Das Ergebnis: http://www.24stundenlauf.at/uploads/media/Sponsoren-Ranking_2011.pdf

PLATZ 1 - DANKE AN MEINE UNTERSTÜTZER, IHR SEID EINFACH SUPER! HERZLICHE GRATULATION und nochmals vielen Dank für Euer tolles Engagement!

Nun heißt es natürlich, heuer den Titel zu verteidigen. Dafür werde ich wieder versuchen, möglichst viele Kilometer zu sammeln und hoffe - trotz schwieriger Zeiten und Sparpaketen -, dass es Euch wieder möglich sein wird, meine Laufkilometer in Bares für den guten Zweck zu verwandeln.

Im Vergleich zum Vorjahr steige ich erst jetzt ins 24-Stundentraining ein, dafür gibt's aber auch keine Unterbrechungen durch "Sprint"-Distanzen (wie z.B. einen schnellen Marathon), sondern der Formaufbau geht klar in Richtung Topform am 7.7.2012, wenn um 14h wieder der Startschuss in Irdning erfolgen wird.

Eine erste Bestandsaufnahme, was mein Körper derzeit schon kann, gibt's in zwei Wochen beim 6-Stunden Benefizlauf in Lassee (http://www.6h-lassee.com) zugunsten des Kinderhospiz Sterntalerhof. Ich würde mich freuen, wenn ihr vorbeischauen würdet. Der Veranstalter (ein begnadeter Ultraläufer) stellt einiges auf die Beine - unter anderem zwei Live-Bands entlang der 1.9 Kilometer-Runde. Und wer selber mitlaufen möchte, kann dies entweder beim Volkslauf über 5.7km machen oder eventuell findet sich über die Staffelbörse (http://www.6h-lassee.com/staffelbörse) ja noch ein Platz.

Und es wär noch wegen des Promifaktors ;) - auch die Mitglieder des Ultralauf Nationalteams AUSTRIA werden in Lassee zu bewundern sein und einige in Lassee als Vorbereitung auf die 100km WM Ende April in Seregno mitlaufen.

Wie schon letztes Jahr werde ich in den nächsten Monaten laufend hier berichten, wie es mir in der Vorbereitung ergeht. Wer übrigens schon jetzt seine Spendenzusage für Irdning 2012 abgeben möchte: Spenden werden auf http://martin24h.awardspace.biz bereits gerne entgegen genommen!

Dienstag, 19. Juli 2011

… whatever you do, keep moving …

Nach meiner doch einigermaßen schlecht vorbereiteten 24-Stundenlauf-Premiere 2010, dem entsprechenden Resultat mit „nur“ 127,91655km und dennoch ziemlicher Nachwehen infolge einer Beinhautreizung standen für 2011 einige Dinge bereits seit Juli 2010 fest, denn mich hatte das 24-Stundenlauf-Fieber erwischt, das aber nicht schädlich ist (denke ich zumindestens ;)):
• ich mache 2011 wieder den 24-Stundenlauf in Irdning (Fieberwahn)
• ich werde besser vorbereitet sein und praktisch die ganze Frühjahrssaison 2011 darauf ausrichten (die hellen Momente)
• ich werde erst aufgeben, wenn ich mich nicht mehr bewegen kann (hier möge jeder selbst urteilen)
Mit diesen Vorsätzen brachte ich noch die Herbstsaison 2010 hinter mich mit einem – trotz kaum erfolgtem Training erfreulichen Ausklang beim Frankfurt Marathon Ende Oktober. Knapp zwei Wochen danach ging es am 13.11.2010 mit der Vorbereitung für Irdning 2011 los. Wer nichts über meine Trainingsvorbereitungen erfahren möchte, sondern gleich direkt zum Bericht des 24-Stundenlaufs 2011 möchte, der überspringe bitte den nächsten Block.

--- Das Training ---

Nachdem es in diesem Bereich des Ultralaufs keine gesicherten trainingswissenschaftlichen Erkenntnisse gibt, ist persönliches Probieren angesagt. Immerhin scheinen sich zwei Trainingsphilosophien etabliert zu haben. Die einen schwören auf langsame, lange (und lang heißt wirklich lang mit 60-80km aufwärts) Läufe, andere auf „Doppeldecker“ („back-to-back“)-Einheiten, d.h. zwei längere Einheiten an zwei aufeinander folgenden Tagen. Ich beschloss, für mich die „Doppeldecker“-Variante auszuprobieren, da mir diese vom Zeitbudget, logistisch (Wasserversorgung im Winter!) und auch von der körperlichen Belastung (Stützapparat, Sehnen) her leichter umsetzbar erschien. Als Periodisierung wählte ich klassisch je drei Belastungswochen gefolgt von einer Regenerationswoche. Der Wochenkilometerumfang sollte dabei kontinuierlich von 110 bis 130km im ersten Block auf 140 bis 170km gesteigert werden, wobei der Urlaub (hm, naja, ich nenne es so ;)) auf Fuerte Ventura anfang Februar Spitzenbelastungen von 170 bis 190 Wochenkilometer bringen sollte. Die „Doppeldecker“-Einheiten begannen mit 30/25km und wurden dann über 35/25, 40/30, usw. bis auf 55/45km ausgebaut. Um ein wenig Abwechslung zu erhalten, versuchte ich auch, je einen Tempolauf und eine Intervalleinheit pro Woche ins Training einzubauen. Bei schlechtem Körpergefühl oder Müdigkeit hatte jedoch die Erfüllung des Kilometerumfangs für mich stets Vorrang vor der Tempovorgabe. Diese Planung funktionierte natürlich nur dank des Verständnisses der besten Ehefrau von Welt, welche akzeptierte, dass das gemeinsame „Mittag“-Essen an den Wochenenden bereits Wochen im voraus geplant erst um 14h oder 15h stattfinden würde, weil der Ehemann solange mit seinen langen Läufen durch die verschneite Landschaft hirschen würde.
Leider war dieser Winter auch in Wien doch ziemlich schneereich und kalt, sodass Schnee und Eis meine ständigen Begleiter waren. Wie schon im Blog berichtet machte ich dabei einige interessante Erfahrungen, möchte aber ein paar Highlights auch hier im Bericht nochmals erwähnen:
• bei -8°C friert der Trinkrucksack ein, was auf einer langen Runde dann ohne Wasser gar nicht so lustig ist
• ebenso friert das Flüssiggel ein und man schießt sich beim Versuch, dennoch an die Flüssigkeit im Packerl zu kommen mit dem gefrorenen Propfen des Schraubverschlusses k.o. – wird allerdings durch die nachfolgende Dusche mit „warmer“ Flüssigkeit wiederbelebt. Dabei werden übrigens die Handschuhe nass, welche in weiterer Folge ebenfalls einfrieren, sodass man zu einer sehr unnatürlichen Handhaltung gezwungen wird, da die Fingerteile des Handschuhs nicht mehr beweglich sind
• Eis auf Holzbrettern ist gar nicht gut, dies kann zum Verlust des Gleichgewichts und entsprechend unsanftem Kontakt von Kopf und eben diesen Holzbrettern führen. Für Nachahmungstäter: der Holzsteg bei der alten Donau unter der Wagramer Straße ist ein ideales Trainingsgelände.
Im Wesentlichen konnte ich aber trotz dieser Rahmenbedingungen meine geplanten Trainingskilometer erfüllen, auch wenn sich hin und wieder die Sinnfrage stellte, warum ich denn dies alles auf mich nehme, die Wochenenden zum Großteil mit Training verbringe und unter der Woche abends die Prater Hauptallee unsicher mache. Aber dann war da immer der Gedanke: 127,91km können nicht alles gewesen sein, mehr Spaß macht ein 24-Stundenlauf gut vorbereitet und letztlich wird damit auch für den eigentlichen Sinn des 24-Stundenlaufs – dem Spendensammeln für den guten Zweck – mehr Geld zusammen kommen. Und so schnürte ich fast täglich meine Laufschuhe und die Tage und Wochen vergingen.
Mitte April dann ein herber Rückschlag. Der Linzmarathon, in welchem ich eine gute Zeit „im Vorbeigehen“ mitnehmen wollte, kam und enttäuschte mich ziemlich. Nur sieben Marathontrainingswochen mit höherem Tempo waren zu wenig, um eine wirklich gute Zeit zu erreichen. Wie schon berichtet zog ich mir dabei leider auch eine Überlastung der linken Schienbein- und Wadenmuskulatur zu und damit war an Lauftraining für einige Wochen mal nicht zu denken. Sehr ärgerlich, denn eigentlich sollte in diesen Wochen nochmals massiv an der Form für Irdning gefeilt werden. Aber bloß keine Panik aufkommen lassen, das Wichtigste war, die Schmerzen wieder wegzubekommen, weil ich wollte ja fit am 9.7. am Start stehen. Rein kilometermäßig hatte ich ohnehin soviel trainiert wie noch nie, die paar Wochen sollten also auch kompensierbar sein. Außerdem war Alternativtraining auf Rad und Ergometer möglich, der Körper konnte also in Bewegung gehalten werden. Mitte Mai konnte ich das Lauftraining dann wieder aufnehmen, allerdings stets mit einem wachsamen Auge auf den Körper und in dieser Phase ließ ich dann auch mal die eine oder andere Trainingseinheit aus oder verkürzte sie, um den Körper nur ja nicht zu überfordern, denn: „if you undertrain you might not finish, if you overtrain you might not start!“
Neben dem Training startete ich Anfang Juni auch wieder meinen Spendenaufruf, damit meine Laufkilometer während der 24 Stunden anschließend in Bares für den guten Zweck umgewandelt werden würden. Und nicht nur meine Kilometerleistung im Vorfeld des 24-Stundenlaufs war deutlich höher als letztes Jahr, auch die Anzahl der Spender erhöhte sich von 23 im Jahr 2010 auf 32 im Jahr 2011 – vielen Dank schon an dieser Stelle für die tolle Unterstützung, Motivation und Spendenbereitschaft!

--- Die letzten Tage ---

Der 9.7. rückte unaufhaltsam näher und die letzten Vorbereitungen standen am Programm. Eine genaue Marschtabelle wurde festgelegt, damit ich keinesfalls zu schnell starte. Zusatznahrung wurde bestellt (siehe http://martin24h.blogspot.com/2011/07/kulinarrisches.html) und die letzten Trainingsläufe im Rahmen von Wettkämpfen (6h-Lauf Grieskirchen, Ötscher Mountain-Marathon, Veitsch Grenzstaffellauf) bestritten.
Neben einer guten Vorbereitung ist während des 24-Stundenlaufs auch die Betreuung ganz entscheidend für Erfolg oder Misserfolg. Wie schon im letztjährigen Bericht erwähnt, schätze ich den Einfluss der Betreuung auf zumindest 50%. Für meine Psyche enorm beruhigend war, dass ich heuer in Irdning über gleich zwei Betreuer mit Ultralauferfahrung verfügen würde, denn neben Carola startete auch Wi(e)nfried in der Megastaffel des LC Erdpress – das erfolgreiche Gespann vom Rennsteiglauf (Winfried begleitete Carola zu ihrem Einzelsieg über die 72,7km und steht selbst im Nationalkader für die 100km-WM in Winschoten im September) steht voll hinter mir, da kann ja nix mehr schief gehen. Im Gegensatz zu Carolas vorjähriger Damenmegastaffel mit nur 14 Teilnehmerinnen konnte der LC Erdpress mit 23 LäuferInnen fast das Maximalkontingent von 24 Staffelmitgliedern an den Start bringen – es sollte also für Carola und Winfried nicht zu stressig werden, mich neben ihrem Staffeleinsatz auch noch zu betreuen.
Den gesamten Donnerstagnachmittag verbrachte ich mit sortieren, auswählen, wieder verwerfen meiner Laufsachen, die ich nach Irdning mitnehmen würde. Der Freitagvormittag stand dann im Zeichen, all die vorbereiteten Sachen in unser Wohnmobil einzuladen – für unsere sechsmonatige Wohnmobilreise hatte ich, glaube ich, nicht wesentlich mehr mit als für den 24-Stundenlauf in Irdning ;). Aber irgendwann war dann doch das Wohnmobil voll und die Wohnung leer und es ging auf nach Irdning.

--- In Irdning ---

In Irdning war dann leider mal nichts so, wie es sein sollte. Unmittelbar nach unserer Ankunft ging ein herrliches Gewitter mit starkem Regen nieder, gleichzeitig kühlte es auch empfindlich ab und wir wurden ordentlich nass. Entgegen dem offiziellen Streckenplan war die Strecke nun doch nicht 2.245 Meter lang sondern „nur“ 2.236 – klingt nach wenig Abweichung, macht aber bei 90 Runden doch immerhin 810 Meter aus. Und alle vorbereiteten ausgedruckten Marschtabellen waren somit falsch. Allerdings ist die Auswirkung in Zeit ausgedrückt über 24 Stunden gerade mal 5 Minuten, also eigentlich nicht so schlimm. Aber das soll mal jemand einem hochnervösen, durchnässten und etwas frierenden 24-Stunden-Starter klar machen. Ich war also leicht von der Rolle und sehr glücklich, schon hier eine Betreuerin mitzuhaben, welche für mich die wichtigsten Dinge checkte – Startnummer, Pasta-Party-Gutschein, Erinnerungs-T-Shirt, VIP-Karte. Ja, die VIP-Karte: von dieser würde ich selbst nichts haben, denn die war für die Ehrung jener Läufer, welche 2010 die meisten Sponsorgelder auftreiben konnten. In dieser Kategorie wurde ich dank der zahlreichen Unterstützer (http://martin24h.blogspot.com/2011/04/groartiger-erfolg-meiner-sponsoren.html) zweiter bei den Einzelläufern. Bei der Ehrung selbst würde mich allerdings Carola vertreten, da ich ja hoffentlich um 20h30 noch fleißig meine Runden drehen würde.
So ging es dann – (hatte ich schon erwähnt?) durchnässt zur Pastaparty: diese fand heuer in einem kleineren Zelt als letztes Jahr statt, dadurch entstand auch ein etwas eingeengtes Gefühl und auch aufgrund des schlechten Wetters war allgemein die Stimmung eher gedämpft.
Während die Nudeln am Teller weniger wurden, hörte auch der Regen langsam auf und es wurde wieder etwas freundlicher und wärmer, was meiner Stimmung gut tat. Daher schauten wir nach der Pastaparty zu unserem Basislager bzw. dem Lagerplatz des LC Erdpress, welcher mir großzügigerweise auch Einzelläuferasyl gewähren würde. Aus Erdpress war schon eine kleine Abordnung angereist, die bereits das Zelt sowie noch viel wichtiger für die Motivation der Staffel – den Kühlschrank mit Fleisch, Wurst, Käse und Bier aufgestellt hatte. Carola und ich halfen noch beim Ausladen und Aufstellen des restlichen Materials mit. Der Lagerplatz selbst war derselbe, welchen Carolas Damenstaffel letztes Jahr hatte, und damit ideal für mich, um mir meinen Rundenrhythmus (Laufen, Gehpausen an welchen Stellen der Strecke) überlegen zu können.
Aufgrund der schlechten Erfahrung letztes Jahr mit der Partylautstärke auf der Showbühne übernachteten wir heuer nicht am großen Parkplatz in der Nähe des Festgeländes, sondern ziemlich am anderen Ende der Strecke und damit in weitest möglicher Entfernung zum Partyvolk. Und hier war es wirklich deutlich ruhiger, auch wenn die Party aufgrund des Wetters heuer ohnehin weniger ausgelassen war als letztes Jahr. Die letzte Nacht verlief daher ohne besondere Vorkommnisse sehr entspannt.

--- Die letzten Stunden ---

Um 8 Uhr war Tagwache, länger hätte es ein gewisser nervöser Einzelläufer ohnehin nicht mehr im Bett ausgehalten, denn es musste ja noch die Infrastruktur (Gewand, Campingliegen, Computer, Musik – naja, bei letzterer konnten sich meine 5W-Boxen nicht ganz gegen die Umgebungslautstärke durchsetzen, aber sie haben so wie ich brav gekämpft ;)) aufgebaut werden. Von unserem Parkplatz zum Basislager war es Luftlinie ungefähr 1 Kilometer und auf den Straßen nicht wesentlich mehr. Leider kamen wir aber etwa 5 Minuten zu spät zum Checkpoint der Streckenabsperrung und wurden vom gerade eintreffenden Streckenposten daran gehindert, auf dem kürzestmöglichen Weg zu unserem Stellplatz zu fahren, sondern durften eine schöne Landschaftsrunde rund um das Gemeindegebiet von Irdning drehen. Nach 20 (anstelle von 3) Minuten trafen wir dann aber doch beim LC Erdpress ein und schlugen unser Lager auf.
Mittlerweile strahlte bereits die Sonne vom Himmel und sorgte für schon nicht mehr so angenehme Temperaturen. Aber wie sagte ich oft im Vorfeld: lieber heiß und sonnig, als kalt und Regen. Also jetzt nicht beschweren ;). So verbrachte ich meine Zeit, meine Gewandkisten (3 an der Zahl ;)) ebenso zu positionieren wie einen Kübel mit Schwämmen und Geschirrtüchern zur Kühlung und eine zum Verpflegungstisch umfunktionierte Plastiktonne. Danach stand der – ebenso wie im Vorjahr und daher durchaus bereits als traditionell zu bezeichnende – Weg zum Spar an, um mein zweites Frühstück/Mittagessen zu holen. Winfried war ebenfalls gerade eingetroffen und so machten wir uns beide auf zum Einkaufen. In meiner Nervosität und leichten Fahrigkeit nahm ich dabei intensiv Kontakt mit einem eisenharten Läuferstandbild auf. Der blaue Fleck eine Woche später lässt mich diese Erfahrung immer noch nicht vergessen ;) … Na bravo, da mache ich bzw. Gerald (bester Masseur von Welt) die letzten Wochen alles, um fit nach Irdning zu kommen und dann dieser (Rück-)Schlag drei Stunden vorm Start. Naja, so schlimm war es auch nicht, es würde mich schon nicht beeinträchtigen. Der nächste Tiefschlag folgte allerdings beim Erreichen des Spars – den Spar gab es nicht mehr. Kein Logo war zu sehen, die Türen waren geschlossen und hinter den Glasfenstern klebten Zettel mit „DANKE“ drauf. Hm, nun gut, so mussten wir ein Stück weiter zum Billa. Wenigstens der war da, hatte offen und ich bekam auch mein erprobtes Prä-Wettkampfessen – Topfenkornweckerl mit Traungold und Gurkerl. Gestärkt kehrte ich mit Winfried zum Basislager zurück, diesmal über einen anderen Weg möglichst weit vom eisenharten Läufer entfernt, man ist ja lernfähig :D. Es war mittlerweile richtig heiß und ich war richtig durstig, also ordentlich Wasser trinken. Beim Einklappen des Küchentischs im Wohnmobil das nächste Hoppala – ein Finger verharrte an einer Stelle, wo er besser nicht verharren sollte und AUUUUUUU, Finger eingezwickt. Na toll, wenn das so weiter geht, wird das wirklich nix mit einem Start. Aber gut, Finger ist nicht so schlimm, ich zum Laufen brauche ich ja vor allem meine Füße und die hatten noch nix abbekommen. Aber es wurde wirklich Zeit, dass es losgeht, weil auf der Strecke würden keine hinterhältigen Hindernisse stehen, da fühlte ich mich sicherer ;).
Nach der Läuferbesprechnung ohne wesentliche Neuigkeiten, zog ich mich langsam um, legte mich noch für 5 Minuten hin. Wie mir auffiel seit 10 Uhr das erste Mal, dass ich nicht auf den Beinen war, aber irgendwie hatte mir die letzten Stunden die Ruhe gefehlt, mich hinzusetzen. Und dann ging es auch schon auf zum Start. Kurz beim Rundenzähler vorstellen, dann wieder in einem Zelt in Startnähe im Schatten Schutz gesucht, denn ich würde noch genug Zeit am Nachmittag in der Sonne verbringen. Pünktlich um 14h ging es dann endlich los, nach 238 Trainingstagen und 3.516,5 Trainingskilometern endlich die 24 Stunden der Wahrheit, was die Vorbereitung gebracht hatte.

--- Der Lauf ---

Ich reihte mich ziemlich weit hinten ein um ja nicht durch die Tempobolzerei der Megastaffeln, Viererstaffeln oder übermotivierten Einzelläufer mitgerissen zu werden – denn ich musste so rasch als möglich meinen langsamen Rhythmus finden und vor allem nicht zuviel Kraft am Anfang vergeuden. Denn die 24-Stundensieger werden in der Nacht gemacht, sagt man. Die schwächeren 24-Stundenresultate allerdings auch, wie man noch sehen wird.
Nun ist es auch Zeit, meine Ziele offen zu legen. Ich hatte mir für 2011 drei Ziele vorgenommen. Mindestziel 150km, Optimalziel 180km, Traumziel 200km. Nachdem man seine Träume leben soll, war die Marschtabelle auf 200km ausgelegt. 100km sollten nach 12 Stunden erreicht sein, mit dem Hintergedanken, dass bei einer schwächeren zweiten Hälfte immer noch 170 bis 180km resultieren könnten. Um die Muskulatur und Sehnen zeitweise zu entlasten und auch der Eintönigkeit des immer gleichen Rhythmus entgegen zu wirken, hatte ich mir einen Plan von 5 Runden mehrheitlich Laufen (mit ein wenig Gehpause) gefolgt von einer kompletten Gehrunde zurechtgelegt. In diesen Plan fand ich – wenn auch immer noch ein wenig zu schnell – recht rasch hinein und so verflogen die ersten Stunden. Nach zwei Runden waren auch die Selbstzweifel („wird das heuer etwas“, „warum?“) weg, ich war in meinem Element, es machte einfach riesig Spaß an den begeisterten Läufercamps vorbeizuziehen, ständig angefeuert zu werden und Runde für Runde abzuspulen. Ja, genau dafür hatte ich trainiert, dafür die vielen Kilometer im Schnee auf mich genommen. Ich entdeckte viele Bekannte vom letzten Jahr – „Fit in Leo“ war wieder dabei, heuer mit einer Infrastruktur, die dem offiziellen Showtruck mehr als Konkurrenz machte: Musik, Lichtorgel, Moderation, alles mit dabei und dazu mit Helge und Thomas zwei Freunde, die mich Runde für Runde anfeuerten, mich offenbar auch den anderen „Fit in Leos“ vorstellten und damit war auch in den Schlafpausen von Tom und Helge für Stimmung gesorgt, wenn ich bei „Fit in Leo“ vorbeikam. Auf der Hauptstraße saßen auf ca. halber Höhe der Gerade auch wieder die konditionsstarken „grauen Panther“, die mich von 14h bis tief in die Nacht und ab Sonntag frühmorgens Runde für Runde beklatschten. Unglaublich diese Begeisterung! Ich bin immer noch tief beeindruckt, wie man sich für „wildfremde“ Menschen so ins Zeug legen kann, weil probiert mal stundenlang anzufeuern und zu klatschen – das geht echt rein, die Hände tun weh, die Stimme wird rauh, und diese Gruppe hielt durch ohne Verschleißerscheinungen – RESPEKT!
Weiter die Strecke entlang kam das Lager von der dertriathlon.com sowie Fürstenfeld – auch hier 24 Stunden lang Musik vom Feinsten, tanzende Groupies (ebenfalls nahezu 24 Stunden lang), Stimmung pur! Hinten auf der Gegengerade war’s heuer etwas ruhiger, aber vis-a-vis der Kläranlage hatte Familie Nickel ihr Basislager – mit ebenfalls Weltmusik 24-Stunden durch und jedes Mal einer Anfeuerung, wenn ich vorbei kam. Dann kurz wieder ein bisschen ein ruhigerer Streckenabschnitt und dann ging’s auch schon zum schönen neuen Kreisverkehr und am Rundenzähler-Container vorbei. Letzterer zwar mit häufig wechselnder Besetzung, aber dafür umso lauterer Stimmung. Am Radweg dann bei Start- und Ziel vorbei und zur Labestation. Hier war dann immer eine Gehpause angesagt um – solange es ging, aber dazu später mehr – in Ruhe zu essen. Dann wieder zurück bei den Läuferlagern Laufschritt aufnehmen (man(n) will ja sportlich wirken) und vorbei am Lager der „Freunde des Laufsports“ (Uschi: vielen Dank für Deine Begleitung auf den letzten Runden und der ganzen Truppe fürs ebenfalls unermüdliche Anfeuern Runde für Runde), vorbei beim Lager von Helmut, der leider aufgrund eines Sonnenstichs sein Einzelabenteuer frühzeitig beenden musste und dann zum Basislager der Orange Power vom LC Erdpress, wo Trommel, Tuba, Trompete und vieles mehr für Stimmung sorgte und ich frenetisch angefeuert wurde. Und wo meine Rundenzeiten am Computer protokolliert wurden – ein harter Job, welcher stundenlang von Birgit für sowohl mich als auch die Megastaffel gemacht wurde – vielen Dank! Unglaublich auch diese Leistung fast über die gesamten 24 Stunden die Zeitnehmung zu machen. Ich muss ja sagen, ich war von der Anfeuerung teilweise überfordert, weil überall orange links, rechts, vorne, hinten, wo man hinsah, nur orange und alle schrien, klatschten, prosteten mir zu, waren einfach nur begeistert, da konnte man gar nicht stehen bleiben, sondern musste einfach nur weiter, weiter, weiter, nächste Runde einsammeln. Und natürlich standen hier auch Carola und Winfried, fragten mich, ob ich etwas bräuchte, sorgten für Nachschub bei den Powerbarriegeln und Energy Gels, holten Nudeln und Suppe für mich, hielten mein Kühlwasser im Kübel immer frisch, versorgten mich mit frischem Gewand und – aber auch dazu später mehr – mit aktuellen Renninformationen. Ich hatte also alles, was ich brauchte, musste nur noch laufen.
So vergingen die ersten Stunden, nach 5h35 hatte ich die ersten 50 Kilometer abgespult, lag also 25 Minuten vor meiner Marschtabelle, aber es fühlte sich gut an, und vieles vom Vorsprung auf den Plan kam aus den Gehrunden, die ich um 2 bis 4 Minuten schneller absolvierte als geplant. Die Laufrunden waren annähernd im geplanten Tempo. Dieses Tempo hielt ich weiter bis 75 Kilometer oder knapp 9 Stunden. Es war jetzt bereits 23 Uhr und die Nacht brach an, es wurde kühler, wenn auch nicht wirklich kühl, dafür hatte die intensive Sonneneinstrahlung tagsüber gesorgt, alles war aufgeheizt. Eigentlich sollte jetzt meine Zeit kommen, denn laufen im Dunkeln mag ich, kühlere Temperaturen ebenso. Und schließlich hatte ich diesen Nachtlauf ja auch im Urlaub von 2 Uhr morgens bis zum Frühstück in der Hotelanlage geübt, denn die Sieger eines 24-Stundenlaufs werden in der Nacht gemacht – naja, dann werde ich wohl kein Sieger sein, denn es kündigte sich leider auch ein erstes Schwächegefühl in Form von deutlich spürbarem Hunger an. Die Versorgung mit meiner Lieblingsmahlzeit vom letzten Jahr – in Suppe eingelegte Salzkartoffel – klappte heuer nämlich gar nicht nach Wunsch. Die Kartoffeln waren leider, wie auch viele Mitläufer bestätigten, von selten grauslicher Qualität, schmeckten wie Gummi und zogen sich wie Käsebällchen. Daher konnte ich nur sehr wenige dieser Delikatessen zu mir nehmen. Es blieben mir Banane, Müsliriegel (die „normalen“ von Kornland), Isodrinks von Peeroton und meine Eigenverpflegung mit Powerbarriegeln, Energy Gels und Isostar. Alles ganz gut, aber leider alles auch sehr süß. Und nach vielen Stunden Genuss spielte leider weder mein Appetit noch mein Magen mehr mit bei der Nahrungsaufnahme – es ekelte mir mittlerweile vor allem, was nur irgendwie nach süß schmeckte. So konnte ich nach knapp 11 Stunden die rettende Gehrunde in Runde 42 kaum mehr erwarten und freute mich auf ein bisschen Erholung. Die Laufrunden 43 und 44 waren dann schon eine Qual, weil der Körper sich nur mehr leer und energielos anfühlte, und nachdem ich ohnehin einen Vorsprung auf meine Marschtabelle hatte, beschloss ich, Runde 45 und damit die 100 Kilometer gehend zu feiern, in der Hoffnung, dass es danach wieder laufen würde. In den nachfolgenden Gehrunden versuchte ich doch wieder, Essbares zu mir zu nehmen um den nun deutlich vorhandenen Hungerast zu bekämpfen. Einziges Resultat war jedoch, dass der Magen kaum etwas bei sich behalten wollte und die Erfahrung, dass ein Besuch in einer unbeleuchteten Mobiltoilette zur Herausforderung wird, wenn man doch schon etwas angeschlagen ist. Somit beschloss ich, die Nahrungs- und auch Getränkeaufnahme (denn auch die resultierte in den eben erwähnten Problemen) weitgehend einzustellen und mal eine Nachtwanderung einzulegen. Aufgrund des schwachen Zustands war auch an Laufen leider nicht mehr zu denken, denn der Laufschritt war so unrund, dass ich infolge der Fehlbelastungen um meine Sehnen fürchtete. Und wenn ich mit den Sehnen Probleme bekommen sollte, dann wäre dies mehr oder weniger das Ende des „Laufs“ so wie im Vorjahr.
So schossen mir die Gedanken ans Vorjahr durch den Kopf – „Nein, nicht schon wieder nach 100 Kilometer eingehen“. Aber wenigstens hatte ich heuer einen großen Vorteil gegenüber 2010. Ich hatte die 100 Kilometer absolviert und ich hatte noch keine wirklichen Schmerzen, das heißt ich konnte immer noch flott um die Strecke herum wandern. Und wie hatte ich mir schon voriges Jahr ausgerechnet, wenn man 24 Stunden in einem Tempo von 10 Minuten pro Kilometer geht, so kommt man auch auf 144 Kilometer. Wenn ich daher bis zum Ende wandernd durchhalten würde, sind jedenfalls die 150 Kilometer Mindestziel drinnen und damit schon eine schöne Verbesserung meiner Vorjahresleistung.
So wanderte ich durchs mittlerweile doch etwas stillere Irdning. Die meisten Staffelläufer legten jetzt zwischen 2h und 5h nachts ihre Schlafpausen ein, entsprechend leiser wurden auch die Musikanlagen gedreht um diesen Läufern doch etwas Schlaf zu ermöglichen. Ich zog also meine Kreise, beobachtete, wie ich nach und nach vom nach 12 Stunden erkämpften 6. Gesamtrang bei den Männern nach hinten zurückfiel (schlussendlich wurde es der 10. Männergesamtrang), kämpfte gegen die Müdigkeit und den Wunsch, einfach nur ins Bett im Wohnmobil zu klettern und mich auszuschlafen. Aber nach jeder Runde dachte ich mir, jawohl, wieder eine Runde geschafft und es geht ja, aufgegeben wird erst, wenn ich mich nicht mehr rühren kann, und Schmerzen hatte ich nach wie vor nicht wirklich – zumindest keine, die eine Aufgabe rechtfertigen würden.
Langsam verging die Zeit. Eine interessante Erfahrung: die Zeit vergeht beim Gehen viel langsamer, als wenn man dazwischen laufen kann ;). Aber irgendwann war es dann doch 5 Uhr morgens und es begann zu dämmern. Irdning erwachte langsam wieder, die Anfeuerungsstationen wurden besetzt, es kam Stimmung auf. Und ich hoffte, dass das Sonnenlicht die Müdigkeit und den Schlafenswunsch vertreiben würde. Dies passierte leider nicht, einziger Effekt des Sonnenlichts war, dass es wieder kräftig warm wurde. Gar nicht gut für meinen Kreislauf, da meine Flüssigkeitszufuhr nach wie vor nur auf sehr niedrigem Niveau erfolgte. Der Wunsch, mich hinzulegen wurde auch immer größer und größer. Aber einfach so hinlegen, das geht ja gar nicht. Wenn schon, dann wenigstens mit Nebeneffekt. Also beschloss ich gegen 8h45 dem Rat von Carola zu folgen und mich kurz massieren zu lassen. Ich hatte Glück, es war gerade wenig los und so wurde ich gleich von zwei Masseuren parallel versorgt und meine Beinmuskulatur mal ordentlich durchgewalkt. Ahhhhhh, das tat gut. Einerseits die Auflockerung der Muskulatur, andererseits auch das Liegen und die Erholung für den Kreislauf. Herrlich!!!!! Nach 20 Minuten war ich wieder fit und – naja, einigermaßen – munter und es ging zurück auf die Strecke. Mittlerweile erfuhr ich von Carola und Winfried, dass ich die Führung in meiner Altersklasse innehatte. Das motivierte natürlich neben der lockeren Muskulatur enorm und so legte ich gleich mal meine zweit- und drittschnellste Gehrunde in diesen 24 Stunden hin. Keine gute Idee, denn so wirklich frisch war ich doch nicht mehr und die Strafe folgte auf den Fuß, nach zwei Runden war der Erholungseffekt der Massage wieder weg und ich wieder ziemlich erledigt. Die Hitze setzte mir zu, ich wollte wieder nicht mehr wirklich weiter. So gab ich Carola und Winfried ein Rechenrätsel auf: wie lange muss ich noch gehen, damit mich der zweite in der Altersklasse nicht mehr einholen kann. Eine verwegene Rechnung 5 (sic!) Stunden vor Rennende. Entsprechend ernüchternd auch die Antwort meiner Betreuer: bis um 12h solltest du schon durchhalten und den Vorsprung halten, dann sollte es sich ausgehen. Na toll, d.h. noch drei Stunden im Kreis gehen, ich kann doch nicht mehr, ich will nicht mehr, aber Schmerzen sind noch keine da, also nach wie vor kein wirklicher Grund zum Aufgeben. Also nächste Runde in Angriff nehmen. So ging das dahin, mein Vorsprung blieb konstant, auch die hinter mir Platzierten konnten wohl mehrheitlich nur mehr gehen. Um 12 Uhr wurde mir die Hitze wieder zu viel und ich beschloss, noch einmal bei der Massage einzukehren, um meine Muskulatur lockern zu lassen und damit hoffentlich auch die Regeneration – schließlich war’s ja nach der Massage in 1,5 Stunden schon vorbei mit dem Lauf – zu verkürzen. Gedacht, getan und nach der Massage wieder raus auf die Strecke. Erleichtert wurde die Entscheidung zur Massage natürlich auch dadurch, dass ich knapp vor 12h meine 150 Kilometer feiern durfte, ich hatte also trotz aller Schwierigkeiten zumindest mein Mindestziel erreicht bzw. dieses klug gewählt :D!
Nach der Massage drehte ich meine letzten drei Runden, nun abwechselnd in Begleitung von Carola und Uschi, ausgesprochen angenehm diese Abwechslung und die Rundenzeiten wurden gleich wieder flotter.
Leider hatte ich jetzt etwas den Überblick verloren, wie viele Kilometer ich denn nun schon genau hatte, jedenfalls über 150, aber ob 156 oder 158 oder 159 wusste ich nicht. Nachdem es im letzten Jahr beim Restmetervermessen eher lange gedauert hatte, ich nicht im äußersten Eck der Strecke und damit am weitesten vom Basislager entfernt den Lauf beenden wollte, beschloss ich, mein 24-Stundenabenteuer beim Lager von „Fit in Leo“ zu beenden. So suchte ich mir 5 Minuten vor Ablauf der Zeit ein nettes Plätzchen, schaute noch den vorbeiziehenden Megastaffeln zu und wartete auf die Sirene, die das Ende des Laufs verkünden würde.
Tja, eine in der Endabrechnung ärgerliche Entscheidung, denn ich erreichte 159,36124 Kilometer – und diese 700 fehlenden Meter auf die symbolischen 160 Kilometer hätte ich in den 5 Minuten auch noch zusammengebracht.
Wie auch immer, der Lauf war nun vorbei und ich konnte mich endlich hinlegen, worauf ich mich ja schon stundenlang gefreut hatte – aber was war das? Hinlegen, Müdigkeit, nein, jetzt, wo’s vorbei war drehte der Körper wieder auf und wollte alles nur nicht hinlegen. Na gut, dann fange ich halt an, die Wartezeit auf die Altersklassensiegerehrung mit Abbauarbeiten und Einsammeln meiner Infrastruktur zu verbringen. Eh gar nicht so leicht, weil etwas desorientiert war ich aufgrund des Schlafentzugs ja schon, aber schön langsam ging es ja. Einige Konzentrationsschwächen (Was wollte ich jetzt gerade mit dem Ding in meiner Hand machen? Was mache ich jetzt als nächstes?) förderten die aktive Erholung in Form einiger unnütz zurückgelegter Meter beim Basislager. Und so verging die Zeit bis zur Altersklassensiegerehrung im Fluge und ich kam beinahe zu spät. Zumindest hörte ich aus dem Zelt schon, wie die ersten Platzierten aufgerufen wurden und legte so eine Art Laufschritt ein, um ja nicht zu spät zu kommen. Weil so wie ich letztes Jahr gar nicht aufs Altersklassen-Stockerl wollte, weil ich mit meiner Leistung unzufrieden war, so sehr wollte ich heuer schon zur Ehrung, weil ich zwar immer noch nicht so viele Kilometer gemacht hatte, wie wohl angesichts meines Trainings drinnen sein hätten sollen, aber dennoch nie aufgegeben hatte und damit schon einen gewissen Stolz für die 159,36124 Kilometer empfinde. Aber alles kein Problem, ich kam ohnehin rechtzeitig zur Siegerehrung und konnte meine Trophäe in Empfang nehmen.

--- Epilog ---

Und hatte ich noch während des Laufs und der Siegerehrung angekündigt, dass ich nächstes Jahr sicherlich nur an aber nicht auf der Strecke in Irdning dabei sein würde, so begannen die ersten Überlegungen zu Verbesserungsmaßnahmen für 2012 schon während der Heimfahrt und Montag früh war die Entscheidung getroffen, auch 2012 sicherlich wieder am Start der 24-Stunden zu stehen.
In den folgenden Tagen wurde diese Entscheidung noch durch die Rückmeldung vieler meiner Sponsoren, die meine Kilometer übrigens in einen ganz tollen Spendenbetrag von über EUR 3.100,- verwandelt haben – VIELEN DANK! , bekräftigt, welche sich auch schon nach der Spendenaktion 2012 erkundigt haben.
Erleichtert wird mir diese Entscheidung weiters durch meinen Körper, der abgesehen von leichten Muskelverspannungen keine Anzeichen nachhaltiger Probleme wie Beinhaut- oder Sehnenentzündung zeigt. Nach ein bisschen Regeneration sollte ich also bald wieder ins Training für die Herbstsaison einsteigen können, wo dann hoffentlich ein schneller Marathon am Programm steht – allerdings leider sicherlich nicht mit der tollen und familiären Atmosphäre des 24-Stundenlaufs, wo ein kleiner Haufen Verrückter ganz super zusammenhält und sich gegenseitig zu Bestleistungen treibt.
In diesem Sinne: es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut! Wir sehen uns in Irdning 2012!

--- Ende und Anfang für 2012 ---

Sonntag, 10. Juli 2011

Es ist vollbracht!

Während des Laufs hat das Bloggen leider nicht so wirklich funktioniert, daher jetzt gleich das Endresultat: ich drehte 71 Runden am Irdninger Rundkurs und legte dabei 159,36124 Kilometer zurück, wurde 12. im Gesamtklassement sowie Alterklassensieger. Ein ausführlicher Bericht folgt, allerdings erst, wenn ich wieder ausgeschlafen und bei Sinnen bin.

Samstag, 9. Juli 2011

Fit am Start?

Naja, nur wenn es halbwegs bald los geht. Die Nervosität ist entsprechend hoch, ich laufe in Streckenbegrenzungen, zwicke mir den Finger ein. Lasst mich endlich auf die Laufstrecke, dort fühle ich mich sicherer. Aber in 1h50 geht's eh endlich los - und heiß wird es auch schon. Wunderbar sonnig, schwül, es ist BADEWETTER!

Freitag, 8. Juli 2011

Weiter im Text

Bloggen per eMail ist gar nicht so einfach ;-) ... Daher nach p ohne Inhalt wieder was sinnvolles. Beurteilt werden muss ja auch noch die Pasta: die war wieder gut wobei die rote Sauce (Neapolitana) besser geschmeckt hat als die weiße (Carbonara). Danach noch kurz beim Zelt von Carolas Megastaffel (heuer ist sie Gaststar beim LC Erdpress) vorbeigeschaut. Wir stehen wieder am gleichen Platz wie letztes Jahr, da muss ich mich also in meinem Rundenrhythmus nicht umstellen. Ansonsten hat sich die Strecke leicht geändert, da Irdning eine (neue?) Straße sowie einen Kreisverkehr bekommen hat. Letzterer wurde gleich in die Strecke integriert. Mal schauen, wie sich das dann im Lauftempo anfühlt - ich bin gespannt. Ansonsten heißt es jetzt bald schlafen gehen, weil allzu viel Schlaf wird es dann die nächsten 1,5 Tage ja nicht geben. In diesem Sinne gute Nacht und bis morgen!

Erste Eindrücke ...

Spät aber doch eine erste Meldung direkt aus Irdning. Leider hat heute alles etwas länger gedauert als geplant, Stau aus Wien raus, zeitweise starker Regen auf der Fahrt, aber letztlich sind wir doch in Irdning angekommen Und wurden am Weg zur Startnummernabholung gleich mal von einem Gewitter (und natürlich Regen) begrüßt. Aufgrund des Wetters ist die Stimmung derzeit eher verhalten, aber das wird hoffentlich noch.