Montag, 8. Juli 2019

Kurzbericht vom Kurzurlaub in Bad Blumau

Nachdem der 24-Stundenlauf in Irdning nicht mehr veranstaltet wird, hat sich heuer erstmals der MSC Rogner Bad Blumau den "Traditionstermin" am ersten Juli-Wochenende (6./7.7.) geschnappt. Praktischerweise ist der 24-Stundenlauf dann gleich in eine Reihe von Ultra-Veranstaltungen in Bad Blumau eingebunden. Bereits am 5.7. um 8h startete der erste Marathon von "10 Marathons in 10 Tagen". Das wiederholt sich dann täglich bis 14.7. Und wer gerne schwimmt, radfährt und läuft, kann sich heuer von 10.7.-18.7. an einem Doppel-, Dreifach- oder einem Fünffach-Triathlon versuchen.

Das Team vom MSC Rogner Bad Blumau hat also bereits Erfahrung mit Ultrabewerben, dennoch schrieb mir Rennleiter Daniel Strobl im Rahmen einer extrem raschen Anfragebeantwortung, er hoffe sehr, dass sie die 24-Stunden-Veranstaltung gut hinbekommen. Daniel, ja, das habt ihr! Das Team und Du habt den Lauf aus meiner Sicht perfekt organisiert und es gibt damit einen echt tollen 24-Stundenlauf in Österreich. Aus meiner Sicht gehört ihr zur Ultra-Créme de la Créme in Österreich und wer sich beim 100km-Lauf von Angelika & Klemens in Wien oder dem 48h-Lauf in Gols wohl fühlt, sollte jedenfalls nächstes Jahr nach Bad Blumau kommen.

Die Strecke selbst hat Start/Ziel zwischen Tennis- und Sportplatz. Während die "10 Marathons in 10 Tagen"-Läufer danach links auf eine 5km-Runde Richtung Therme abbiegen, ging es für uns 24-Stundenläufer rechts herum zunächst auf Asphalt durch den Ortskern von Bad Blumau. Auch optisch sehr hübsch zum Durchlaufen mit Blumenschmuck links und rechts, einer komplett gesperrten Straße, somit mehr als genug Platz für uns Läufer. Nach ca. 800m der insgesamt 1.181m langen Runde (AIMS vermessen!) ging es dann rechts kurz durch eine Wiese mit Trampelpfad, über eine Holzbrücke drüber und wieder rechts die Einmündung auf einen gut zu laufenden Schotterspazierweg entlang der Safen zurück zu Start/Ziel. Diese knapp 400m waren auch streckentechnisch ident mit der "10 in 10"-Strecke, somit traf man vormittags immer auch die "10 in 10"-Läufer. Die Strecke hat minimale Höhenmeter, aber nie den Laufrhythmus störend - also weder arg steil noch arg abfallend.

Sowohl der Untergrundwechsel als auch der Wechsel von Ort zu Parklandschaft machen die Runde abwechslungsreich und auch für etwas Schatten ist dabei gesorgt, hat aber leider bei dem Wetter auch nicht viel geholfen. So war es bereits beim Start am Samstag, 6.7., um 10h knusprig warm und die Temperaturen stiegen recht bald auf über 30°C. Aber so schnell konnte man gar nicht schauen, hatten die Veranstalter sowohl bei Start/Ziel als auch auf halber Strecke Gartenduschen improvisiert. Eine willkommene Kühlmöglichkeit für viele Läufer. Überhaupt wurde extrem viel Wert auf die Unterstützung der Läufer bei der sportlichen Leistung gelegt. Eine entstandene kleine Stufe vor der erwähnten Holzbrücke wurde binnen weniger Minuten mit Sand und Schotter aufgefüllt und auch ein auftauchendes Loch in der Wiese wurde zunächst mit Hütchen "gesichert", damit sich niemand verstolpert, und war eine Runde später bereits wieder verfüllt. Nicht nur daran hat man gesehen, dass das Team und der ganze Ort wirklich mit Herzblut bei diesen Ultra-Veranstaltungen dabei sind!

Wie es atmosphärisch zu einem 24-Stundenlauf dazugehört, wird natürlich entlang des Schotterwegs und beim Sportplatz von Einzelläufern sowie Staffeln (4er-Team bis Mega (=5-12 Personen)-Staffel) gezeltet, campiert und für gute Stimmung gesorgt. Strom- und Wasserversorgung war ebenfalls vorhanden. Und damit es im Ort nicht zu ruhig wird, gab's auf halber Strecke auch Musikbeschallung - abends von einer Live-Band, ansonsten vom "Band" (ha, wer von euch Lesern kennt noch Tonbänder?).

Da einerseits die Strecke breit genug ist, andererseits auch von den Veranstaltern bei der durchgehenden (sic! 24 Stunden lang! Danke auch da für euren tollen Zuspruch und die Motivation!) Moderation immer wieder das "miteinander" eingestreut wurde, habe ich nie brenzlige Situationen zwischen Einzel- und Staffelläufern, wie man sie von anderen Veranstaltungen her kannte, erlebt. Da sieht man, was mit Respekt und gegenseitiger Wertschätzung alles sehr einfach möglich ist. Sehr nette und effektive Idee übrigens: jeder Teilnehmer konnte einen Steckbrief mit seinen bisherigen Erlebnissen, Zielen und Motto ausfüllen. Das wurde von der Moderation dann mit dem aktuellen Zustand verknüpft und richtete so manchen wieder auf, wenn er an seine Ziele und sein Motto erinnert wurde. Oder verstärkte einfach gute Phasen. Kleiner Aufwand, große Wirkung!

Auch die Labe bot alles, was der Ultraläufermagen gerne hat: Iso, Wasser, Cola, alkoholfreies Bier, Bananen, Wassermelone, Apfel, Schnitten, Kuchen, Suppe, Nudeln, Kartoffeln, Gels, ... Die Suppe übrigens auch perfekt temperiert - etwas was ich ganz besonders schätze, wenn man sich nicht gleich die Lippen verbrennt oder mal 5 Minuten mit der Suppe in der Hand marschiert bis sie genussfähig ist. Da merkt man halt auch, dass der Veranstalter aus der Sicht der Läufer denkt und handelt. 

(c) Wolfgang
Gollowitsch,
Gigasport
Fürstenfeld
Running Team
Und wie war der Lauf selbst jetzt für mich? Nur vier Wochen nach meinem 48-Stunden-Benefizlauf (Bericht in Arbeit) und eine Woche vor der 100km-Meisterschaft in Prambachkirchen waren meine Ziele, die Veranstaltung kennen zu lernen, Spaß beim gemeinsamen Laufen mit Freunden zu haben und das Wochenende als Kurzurlaub zu genießen. Wenn dann viele Kilometer resultieren, fein, wenn nicht, auch egal. Einfach ohne Druck dahinwackeln. Wie gesagt war's schon beim Start - für mich - viel zu warm. Also ganz konservativ und seeeehr langsam anfangen. Retrospektiv war es wohl für meinen momentanen körperlichen Zustand und die noch nicht vollständige Erholung vom 48er, dennoch zu schnell. In der Hitze von über 30°C waren nach 6 Stunden gerade mal 51 und ein bisschen was Kilometer erreicht, aber dafür gab's viele nette und wertvolle Unterhaltungen mit den Mitläufern. Auch ein paar Anregungen für andere Laufabenteuer waren dabei ;-) So ging es gemütlich dahin und nach 12 Stunden waren 96 Kilometer erreicht - puh, das könnte in Prambachkirchen knapp werden mit dem Zeitlimit von 12 Stunden für die 100 Kilometer. Allerdings machte die Hitze allen zu schaffen und ich rückte langsam im Feld nach vorne und fand mich nun gemeinsam mit Mario laufend auf Platz 3 vor. Jede Runde machten wir uns den Spaß, dass bei Start/Ziel der andere von uns knapp vorne ist, damit auch die Moderation ein bisschen Spannung hat, wer denn gerade auf Platz 3 ist ;-). So ging's durch die heiße Nacht. Ein leichter Regen sorgte leider auch nicht für Abkühlung, weil die Tropfen sofort am Boden verdampften und für noch mehr Schwüle sorgten. Nach 12,5 Stunden schlug das Wetter dann aber binnen dreier Minuten komplett um und mit einem starken Gewitter fegten heftige Orkanböen über die Laufstrecke - viele Zelte der Läufer hielten dem Wind leider nicht stand und auch im Ort ging der aufgeblasene Werbebogen zu Boden. Nur wenige Unentwegte blieben auf der Strecke - ich gehörte nicht dazu, sondern verzog mich ins Wohnmobil um das Unwetter abzuwarten. Das war dann nach einer Stunde in etwa vorbei, also ging's wieder zurück auf die Strecke. Offenbar hatte ich aber doch etwas zu viel Sonne abbekommen, denn erstmals drehte es mir bei einem Lauf den Magen um und ich entledigte mich - gefühlt - der in den letzten drei Stunden zugeführten Nahrung. Das war jetzt etwas vom Ziel "Spaß haben" entfernt, also gab ich dem Körper - auch in Hinblick auf Prambachkirchen - nach, ging um 1 Uhr mal Duschen und dann ins Bett. Schlafen konnte ich nicht wirklich, aber dösen war jedenfalls irgendwie einladender als der gestellte Wecker um 4 Uhr und 5 Uhr, aber um 6 Uhr kletterte ich dann doch wieder raus und stapfte die Strecke entlang. Der Magen gab Ruhe und genoss das Frühstück: Suppe mit Salzkartoffeln - herrlich! So ging's mal laufend mal gehend in Richtung Finale um 10 Uhr. Eine Stunde vor Schluss setzte ich mir dann doch ein Kilometerziel von 130, also begann das Rechnen, wie ich denn die Zeit nun bestmöglich nutze, um a) die 130km zu schaffen, b) nicht allzuweit vom Wohnmobil bei Start/Ziel zu enden und c) vielleicht auch gleich Sitzgelegenheit und Essen zu haben. Die Lösung: Ende bei der Labestation! Und so war es dann auch: nach 111 Runden - :-D fällt mir jetzt gerade erst auf - und 131,1km ging es auf Platz 7 liegend um 9h58 das letzte Mal über die Zeitmessmatte und dann ganz gemütlich noch die restlichen 120 Meter bis zur Labe. Mit Bier und Salzkartoffeln wartete ich zufrieden auf die Restmetervermessung.

Mit 131,22km eine meiner geringsten Kilometerleistungen bei einem 24-Stundenlauf, aber dafür einer der schönsten und für den Kopf erholsamsten Läufe. So muss Ultralaufen und eine Ultralaufveranstaltung sein!


Anmerkung der Redaktion: der Autor hat sich das Nenngeld selbst gezahlt, keine persönliche Verbindung zum Veranstalter und erhält auch keine Gegenleistung für diesen Bericht - er ist einfach nur sehr begeistert von dieser Veranstaltung!