Sonntag, 18. Oktober 2015

Aufarbeitung der letzten Trainingsmonate, Teil 2 - der Münster Marathon ...

Nach Teil 1 mit Prambachkirchen Mitte Juli befinden wir uns nun schon im ersten September-Wochenende, an dem am 6.9. der Münster-Marathon stattfand.

Nachdem Carola schon länger in Österreich als Botschafterin des Münster-Marathons ("MüMa") wirkt und immer wieder die Werbetrommel für eine zahlreiche Teilnahme von "Ösis" in Münster rührt, wollten wir uns heuer den Marathon auch richtig vor Ort ansehen. Aufgrund der Funktion von Carola als Botschafterin des MüMa sowie starke österreichische Marathon-Läuferin entfielen für mich die Hotelkosten.

Und eine Veranstaltung, die unter dem Motto "Wir leben laufen" stattfindet, klingt schon sehr sehr vielversprechend und für mich gut geeignet, den ersten langen Lauf mit Endbeschleunigung des Greif-Countdowns zu absolvieren.

Da es leider keine Direktverbindungen (und auch keine sinnvollen Anschlussflüge) mehr zum Flughafen Münster/Osnabrück gibt, reisten wir freitags über den Flughafen Düsseldorf an und dann per Taxi weiter nach Münster. Die Anreise war ziemlich zäh, da ab Freitag mittag die ganze Region um Düsseldorf und Dortmund (Münster liegt etwas nördlich von Dortmund) im Stau steht. Aber irgendwann kamen wir dann doch im Hotel H4 in Münster an.
Münster selbst ist eine nette, überschaubare Stadt, das Hotel liegt direkt im Altstadtzentrum und in einer Fußgeherzone. Also alle Sehenswürdigkeiten in Gehreichweite und auch zum Start des Marathons am Sonntag nur ca. 1km, vom Ziel dann überhaupt nur wenige hundert Meter zurück ins Hotel. Das Hotel selbst auch sehr angenehm mit großzügigen Zimmern.

Am Samstag machten wir Tourismusprogramm und klapperten die Sehenswürdigkeiten von Münster ab. Dabei stießen wir auch immer wieder auf die "blaue Linie", die die Streckenführung des morgigen Marathons markierte. Dabei fragte ich mich, wie sich in der Altstadt wohl das Läuferfeld verteilen würde, da die Straßen doch recht schmal sind und auch nicht überall Halteverbote für Fahrzeuge aufgestellt waren. Teilweise umkurvte die "blaue Linie" auch parkende Fahrzeuge :-). Erschwerend erschien mir auch noch der Kopfsteinpflasterbelag. Aber nicht zu viel Nachdenken, das wird schon alles klappen - ich verlasse mich auf die deutsche Gründlichkeit.

Sonntag früh zeitig um 6h30 früh aufstehen, um genügend Zeit fürs Frühstück und Munterwerden bis zum Start um 9h zu haben. Danach rüberlaufen vom Hotel zum Start - wie gesagt, gerade ein Kilometer, und am Weg dorthin Wetter und Temperatur testen und beim Start die Lage checken. Alles sehr überschaubar und gut organisiert, die Zugänge zu den Startblöcken deutlich sichtbar. Temperaturmäßig war's gefühlt ziemlich frisch (vor allem nach der sommerlichen Hitze der letzten Wochen) und es wehte ein etwas kühler Wind. Die Wolkendecke war auch nicht leicht zu deuten. Würde es aufreißen, sonnig und wärmer werden oder käme doch Regen während des Marathons? Hm, schwierig, schwierig die Kleidungswahl. Aber gerade in so einem Fall ist die Logistik mit einem Hotel einen Kilometer vom Start entfernt wirklich perfekt! Daher kann ich aber auch nichts über die Kleiderabgabe berichten, denn die benötigte ich nicht.

Schließlich entschied ich mich für kurze Hose, kurzärmliges Shirt (aber nicht das dünnst mögliche), Kappe (gegen Regen oder Sonneneinstrahlung), Sonnenbrille (hilft auch gegen den Wind) und dünne Handschuhe (halten warm, aber stören nicht, wenn's etwas wärmer wird). Sicherheitshalber auch noch ein Gel eingesteckt, falls mir die Verpflegung an der Strecke nicht zusagen würde und so ging es dann wieder entspannt laufend vom Hotel zum Start. Dort noch ein paar Steigerer um die Beine munter zu machen - wobei: soll doch nur ein Trainingslauf werden mit 36km in ca. 5:00min/km und dann die letzten 6,2km im Ende Oktober angestrebten Marathontempo. Eine Trainingseinheit, die mir in der Vergangenheit nie leicht gefallen ist. Aber mit Startnummer geht's sicherlich besser.

Jedenfalls, ab nun mit mir in den Startblock, wo übrigens auch kontrolliert wird, ob man sich richtig gemäß der Startnummer einordnet. Alles sehr angenehm, kein Gedränge und aus den Gesprächen bekomme ich auch mit, dass die Leute tatsächlich alle im richtigen Bereich stehen (also nicht 4-Stundenläufer umbedingt in der ersten Reihe stehen wie bei manch anderer Veranstaltung). Hilfreich dabei auch die offiziellen Pacer ("deutschdeutsch" so schön als Zug- bzw. Bremsläufer bezeichnet) mit ihren Luftballons, die das Feld auch gut sortierten. Besonderheit in Münster übrigens: es gibt nicht nur Pacer für 3:00, 3:15, 3:30, usw. sondern auch einen Pacer für 2:30!

Vor Start noch ein paar Ansprachen und vor allem motivierende Songs zum Start um 9h hin. Auch meine Beine beginnen jetzt doch das Marathon-Kribbeln zu spüren. Liegt auch an den vielen erwartungsvollen Marathonis um mich herum für die das heute ihr Laufhighlight des Jahres wird. Nun wird es kurz ruhiger, der Countdown der letzten Sekunden beginnt und auf geht die Reise durch und um Münster herum.

Der Start auch ganz ruhig, kein Slalomlaufen, das Feld bewegt sich gleichmäßig los. Ja, das hat schon was, wenn jeder in seinem richtigen Tempobereich steht. Nach dem Start geht's noch dazu auch gleich eine mehrspurige, sehr breite Straße entlang, wo das Feld auch gut Gelegenheit hat sich aufzufächern. Weiters stören keine Staffelläufer, da diese erst 15 Minuten später losstarten werden.

Neben mir unterhält sich ein Laufpäarchen wobei sie meint: "ganz schön frisch heute". Ich kann es mir nicht verkneifen und rufe rüber, "wird uns schon noch warm werden heute!". Ja, das halten sie auch für wahrscheinlich.

Der erste Kilometer führt zunächst leicht bergab ans Ufer des Aasee, einem künstlichen Gewässer mit Flaniermeile drumherum, aber immerhin so groß, dass auch mehrere Segelboote locker nebeneinander Platz haben und somit auch fleißig gesegelt wird. Beim heutigen Wind sind's dafür auch optimale Verhältnisse. Naja, für uns Läufer könnte das noch hart werden.

Vorm Aasee biegen wir aber wieder nach links ab Richtung Innenstadt und dann recht verwinkelt durch die Innenstadt, wo wir nun auf die gestern schon gesehenen Pflastersteinpassagen treffen. Mittlerweile ist das Feld aber schon langgezogen genug, sodass man gut am Randstein laufen kann, der deutlich ebener ist als die Fahrbahnmitte.

Plötzlich taucht auch Carola, die weiter vorne gestartet war, vor mir auf. Es scheint heute gar nicht ihr Tag zu sein, eine Verletzung ist wieder akut geworden. Kurze Unterhaltung, sie wird wohl beim Hotel, das knapp nach km9 direkt an der Strecke liegt, aufhören und möchte noch von mir wissen, wann ich denn etwa im Ziel sein werde. Hm, gute Frage nach nicht einmal drei Kilometern. Naja, ich schätze mal 3h20 bis 3h25, sicherlich unter 3h30, allerdings bin ich in der Euphorie der ersten Kilometer derzeit eher Richtung 3h10 unterwegs. Aber gut, da kommen ja noch ein paar Höhenmeter und ich sollte eh schauen langsamer zu werden. Genau das gleiche hinsichtlich der 3h10 denkt sich ein Mitläufer und ruft mir zu: "na, für nur 3h20 bist aber ziemlich flott unterwegs". Jo, eh, die blöde zusätzliche Motivation der Startnummer selbst beim Trainingslauf. Kann er verstehen und findet es unfair, dass er sich so anstrengt und andere nur einen Trainingslauf in dem Tempo machen.

So gelangen wir dann auch schon bei der Promenade an, einem Fuß- und Radweg rund um die Münsteraner Altstadt. Mehr übrigens ein Radweg, denn Münster ist die Hauptstadt der Radfahrer. Die meisten legen ihre Wege wirklich nur per Rad zurück, wobei man außerhalb des Marathons aber etwas aufpassen muss, denn Radfahrer haben hier prinzipiell gegenüber alles und jedem Vorrang :-). Nachdem aber auch die Radbeherrschung passt, gibt's keine kniffligen Situationen. Nördlich der Altstadt geht's im Wesentlichen in einem großen Rechtsbogen rum bis man wieder bei der Promenade ankommt und nach 6,5km nun das hintere Läuferfeld sowie die Staffeln beobachten kann.

Nun erkunden wir einen weiteren Teil der Promenade, gespickt mit einer kleinen Unterführung, wo von der Brücke darüber schon mächtig Stimmung gemacht wird. Apropos Stimmung: bis jetzt gab's keine 200 Meter, wo nicht vom Straßenrand aus das Läuferfeld angefeuert worden wäre. Also von wegen kühle Norddeutsche. Das ist hier heute ein Volksfest. Nach der anfänglichen Übermotivation bin ich mittlerweile etwas vom Gas gegangen, sodass mich das Läuferpäarchen vom Start - übrigens unaufhörlich plaudernd - einholt, mich erkennt und mir mitteilt, dass "ihr" nun warm ist. So locker wie die beiden drauf sind, denke ich, dass das für sie auch nur ein Vorbereitungslauf für etwas Längeres ist - die beiden schauen auch irgendwie Marke Ultraläufer aus ;-). Aber nein, sie nehmen den Marathon schon ernst und hinten raus wird es sicherlich hart werden, 3h30 ist ihr Ziel. aber so lange es gut läuft, machen sie halt. Bis km15 hat das gute Gefühl angehalten und sie waren knapp hinter mir, dann dürfte es zäh geworden sein und ich habe sie leider im weiteren Verlauf nicht mehr gesehen. Aber noch sind wir nicht so weit.

Nun geht's nämlich nochmals rein in die Altstadt, durch die Fußgängerzone und am Hotel vorbei in Richtung Ziel, bis zu dem es aber noch etwas dauert, nämlich 32 Kilometer. Von dort auf schon bekanntem Weg, aber nun in die andere Richtung wieder zum Ufer des Aasees. Die Strecke dreht sich also ganz schön und gibt dem Orientierungssinn ein paar Aufgaben mit auf den Weg. Aber zeittechnisch alles perfekt gelöst, niemand läuft uns entgegen und die Organisation ist so sicherlich auch leichter, da nur einige zentrale Straßen gesperrt werden müssen.

Die Umrundungg des halben Aasees steht nun am Programm und wenn man einen See in der Mitte queren muss, dann ... ja, dann muss man über eine Brücke! Schöner Blick auf die in ziemlicher Schräglage gegen den Wind aufkreuzenden Segelboote, weniger schön, dass auch wir Läufer uns gegen den Wind stemmen mussten. Das kann ja weiter draußen, wo es laut Streckenplan durch eher ländliche Gebiete zu gehen scheint, noch heiter werden.

Aber die Brücke war bald überwunden und wir wieder im windgeschützten Stadtbereich, wo es nun immer leicht ansteigend Richtung Gievenbeck und Nienberge ging. Falls doch jemand diese Orte nicht kennen sollte: also es ging einfach Richtung Nordwesten :-) durch kleine Vororte von Münster. Hier zog dann auch plötzlich ein Nieselschauer durch - gut, dass ich meine Kappe hatte. Für die Sonne hätte ich sie nämlich im Hotel lassen können. Nun wurde es wirklich sehr rasch ländlich mit Feldern links und rechts der Strecke. Und auch entsprechend windig. Einige Läufer bekamen nun so ihre Probleme und ich versuchte, ihnen so gut als möglich beim Vorbeilaufen Windschatten zu bieten. Bei einem 2-Meter-Mann war ich da aber wenig erfolgreich, lustig war das Bild aber alle Mal.

Bei km20 wartete eine Autobahnüberquerung mit einem ziemlichen Anstieg auf uns, aber dann war auch schon der Halbmarathon geschafft. Das war insofern nett, als wir jetzt Nienberge erreicht hatten und damit durch Siedlungsgebiet liefen. Die letzten zwei Kilometer mit links und rechts nur Felder war mäßig spannend und hierher hatten sich ausnahmsweise wirklich kaum Zuschauer verirrt. Aber in Nienberge war wieder ordentlich was los, denn die Einfamilienhäuser hatten alle Garageneinfahrten oder kleine Vorgärten und da war Marathongucken und -anfeuern angesagt. Kinder an der Strecke wollten abklatschen - da bin ich normalerweise ja sehr vorsichtig, weil manches Mal abklatschen mit "dagegen schlagen" verwechselt wird. Aber die Kinder hier waren Vollprofis: rücksichtsvolles Abklatschen war angesagt. Na, da mache ich gerne mit. An einigen Stellen waren auch private Labestationen eingerichtet. Nienberge lebte heute Marathonlaufen!

Aber irgendwie musste man nun von Nienberge südwärts nach Roxel, einem östlichen Vorort von Münster, und da hatte die Raumplanung wieder viele, viele Felder vorgesehen. Der Wind hatte auch nicht nachgelassen, aber wenigstens waren die übermannshohen Maisfelder noch nicht abgeerntet, das bot doch einigermaßen Schutz vor dem Wind. Die Einwohner von Nienberge und Roxel schienen auch zu wissen, dass hier von km24 bis km30 ein kritischer Streckenteil für die Läufer sein könnte und so haben sich viele in die Pampa aufgemacht und während es immer wieder links und rechts ging, tauchten plötzlich unvermutet Stimmungspunkte auf, wo getrommelt, gesungen oder "einfach nur" angefeuert wurde.

In einem Gegenwindstück lief ich auch auf einen nur minimal langsameren Läufer auf und bot an, dass wir uns doch auf dem nächsten Stück abwechselnd Windschatten bieten könnten. Ja, können wir gerne versuchen, allerdings ist er gerade ein bisschen platt und versucht sich zu erholen. Na, komm, das machen wir schon. So kamen wir auch ein wenig ins Plaudern (ich freute mich über die Abwechslung, schließlich tickten bei mir im Kopf auch langsam die Kilometer runter bis km36, wo die harte Endbeschleunigung beginnen würde, und mal an was anderes denken als die Furcht davor tat gut). Er hatte heuer im Frühjahr seinen ersten Ultra gefinished - also eigentlich Ultratrail, denn es handelte sich um die Harzquerung über 51km mit 1200Hm. Natürlich - wie er mir berichtete - ein ganz anderes Laufen als das heute hier auf der Straße. Eigentlich hatte er dann noch einen zweiten Ultra heuer am Plan, kam aber nicht so recht zum Trainieren, wollte aber doch noch etwas laufen und da er in Münster studiert hatte, ja, warum nicht mal den Münster-Marathon laufen. Unter 3h15 wäre sein Optimalziel gewesen, aber über 3h20 freut er sich auch und unter 3h30 müsste auf jeden Fall gehen. Also so wie wir beide jetzt gerade gemeinsam unterwegs sind, können sich die 3h15 noch ausgehen, die 3h20 ziemlich sicher.

Etwas später ließ er leider abreißen um sein Tempo zu laufen. So war dann bald Roxel erreicht und auch hier wieder das gleiche Bild wie in Nienberge - Roxel war Marathon! Allerdings verbrachten wir nur zwei Kilometer in Roxel, dann ging es wieder raus über eine Autobahnbrücke. Vom Brückenscheitel aus konnte ich nun etwa geschätzte 200m vor mir die Pacer-Gruppe für 3h15 erkennen. Hm, würde ich die heute noch einholen? Wir werden sehen.

Jetzt hatten wir jedenfalls wieder Gievenbeck erreicht wo es von Piraten verteilt an einer Labestation das "beste Wasser der Welt" gab. Achja, die Stimmung an der Strecke ist übrigens auch deshalb so gut, weil es unter den Fangruppen einen Wettbewerb gibt, wer den besten Stimmungspunkt an der Strecke hat. Daher werden alle Talente aufgeboten, wie Verkleidungen, Musikgruppen, artistische Künste (Stelzengehen), etc. Eine tolle Abwechslung für uns Läufer.

Auch in Gievenbeck wieder viele Häuser mit feiernden und anfeuernden Zuschauern. Und auch wieder ein Stimmungspunkt, wo einem Engel Flügel verliehen ... und zwar nicht nur symbolisch, sondern tatsächlich hatte die Gruppe kleine, ca. 5-10cm große, selbsthaftende Flügel gebastelt, die nun den Vorbeilaufenden auf den Rücken geklebt wurden. Eine nette Idee und nachdem wir mittlerweile bei km34,5 waren, konnte ich das gut brauchen. Nur mehr 1,5km bis zum Beginn der gefürchteten Endbeschleunigung. Die Engel haben dann übrigens auch die Fanwertung gewonnen!

Laut Streckenprofil hatte ich im Kopf, dass es ab km36 nur mehr leicht bergab ins Ziel ginge. Nun ja, da war die Streckenprofilgrafik doch etwas geglättet. In Summe ging es schon bergab, aber dazwischen immer wieder auch leicht wellig hoch. Also nicht nur zum Rollen, sondern auch zum Kämpfen. Aber egal, Trainingsplan nun durchziehen und so schnell laufen wie möglich. Kurz nach Beginn der Endbeschleunigung hatte ich die Gruppe um den 3:15-Pacer nun erreicht und auch sogleich hinter mir gelassen. Hm, das wird dann heute ja sogar eine ganz nette Zeit. Dazu kam noch die Euphorie, trotz 36 Kilometern, die mit 4:37min/km deutlich unter meiner Vorgabe von 5:00min/km lagen, dennoch das erhoffte Endbeschleunigungstempo zu schaffen. Das viele Grundlagentraining für die Ultraläufe dürfte doch auch für den Marathon etwas bringen. So spulte ich die nächsten Kilometer ab. Das Spalier der Zuschauer wurde nun dichter und entsprechend lauter wurde es auch. Man konnte das Ziel schon förmlich riechen.

Bei km41, wieder am Ufer des Aasees, wo man nun zum dritten Mal am heutigen Tage vorbei kam, nochmals ein riesiger Stimmungspunkt mit Bühne und mittlerweile mächtig viel Publikum. Rein in die Aegidistraße, die abgesperrt war wie die letzten Kilometer einer Radetappe. Entlang frenetisches Publikum. Ich rief einem Mitläufer, der sichtlich kämpfte, zu, "komm', nur mehr 800m, nicht einmal mehr vier Minuten, beiß' durch", was er auch tat. Kurz später war ich etwas verwirrt, denn wir liefen ja nun die gleiche Straße wie knapp nach dem Start, wo wir dann nach links abgebogen waren. Und mit den vielen Kreiseln hatte ich nun auch ein wenig die Orientierung verloren. Vorne am Ende der Straße wieder nach links oder nach rechts? Vor mir kein Läufer, daher sah ich auch niemanden nach links oder rechts verschwinden. Auch die Streckenpostin, die ich vorne bei der Kreuzung erspähte, ließ mich im Dunkeln. Gefühlsmäßig hätte ich ja gesagt nach rechts, aber die blaue Linie tendierte nach links. Also hielt ich mich mal in der Mitte der Straße, da kann nix schief gehen. Nun ja, bei der Kreuzung war's dann klar - nach links kann ich schon laufen, aber da würde mich das Spalier der Zuschauer aufhalten, nach rechts ist der korrekte Weg. Und die blaue Linie? Die ist vom Beginn des Marathons, nach rechts geht's nun nämlich auf das Kopfsteinpflaster hin zum Prinzipalmarkt. Und da scheint man - ich vermute wegen der Reinigung - keine blaue Linie auftragen zu dürfen. Ein paar Meter verschenkte ich, aber eh wurscht. Das Kopfsteinpflaster war jetzt allerdings unangenehm, da es sich nicht um großflächiges Pflaster, sondern um so 10x10-15x15cm-Pflaster handelte. Auch durchs Verwittern leicht abgerundet. Man musste seine Schritte also genau setzen und die Fußmuskulatur bekam nochmals einiges zu arbeiten. Das mochte meine Fußmuskulatur so gar nicht und wehrte sich links mit leichten Anzeichen eines Fußsohlenkrampfes. Glücklicherweise wurde das Pflaster dann bald wieder etwas kleinformatiger, wodurch man den Fuß wieder besser aufsetzen konnte. Bei km42 nochmals an einer Bühne vorbei, wo ich dann auch persönlich mit Namen anmoderiert wurde - sehr nette Sache. Nun noch die letzten 200 Meter die Stimmung genießen und dann war ich auch schon nach 3:12:08 im Ziel.

So wie der ganze Lauf perfekt organisiert war - mein eingestecktes Gel blieb in der Tasche, da Bananen und Iso an den Laben mehr als ausreichend waren - so war auch das Zielgelände toll. Mehr als genug Platz, Bänke zum Hinsetzen, und Köstlichkeiten von Regenerationsmüsli über Obst hin zu alkoholfreiem Bier. Auch eine Wärmefolie gab's.

Die Temperaturen waren aber doch noch immer nicht sonderlich hoch - das kam dann erst im Laufe des Nachmittags -, sodass ich mich dann bald auf ins Hotel machte, das wie schon erwähnt auch ganz nah beim Ziel war.

Fazit: mit meinem Trainingslauf bin ich sehr zufrieden, Endbeschleunigung erfolgreich umgesetzt und den Münster-Marathon kann ich nur empfehlen. Streckenmäßig ist es sicherlich nicht die schnellste Strecke der Welt - dafür sind es zuviele Höhenmeter (laut meiner Messung 142). Auch das Pflaster teilweise in der Stadt ist anstrengend und verhindert zum Schluss einen lockeren Endspurt - und auch die Dichte im Feld mit nur 74 LäuferInnen unter 3 Stunden und 138 unter 3h12 (ich war #139 :-) ) ist eher gering. ABER ... dafür wird es dann um die 3h30 deutlich dichter. Von der Organisation und Stimmung her ist alles perfekt und auch das Flair von Münster hat einiges zu bieten. Es war jedenfalls ein tolles Erlebnis und dem Motto "Wir leben laufen" ist das Team um den MüMa mehr als gerecht geworden!

Und nachdem (bewegte) Bilder mehr sagen, als meine mehr als 3.000 Wörter in diesem Bericht ...

Offizielles Video vom 14. Münster Marathon
und
aus Läufersicht von Daniel Pugge (nicht von der Tonspur am Anfang abhalten lassen, das Video ist dann wirklich gut).

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